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Venatrix

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Veröffentlicht am 26.05.2022

Von der Kunst, Gärten zu gestalten

Gartenkünstlerinnen
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Mit diesem nur 144 Seiten dünnen Buch setzt Autorin Editha Weber drei außergewöhnlichen Frauen ein Denkmal. Allen dreien ist gemeinsam, dass sie mutig und unkonventionell, botanisch versiert und künstlerisch ...

Mit diesem nur 144 Seiten dünnen Buch setzt Autorin Editha Weber drei außergewöhnlichen Frauen ein Denkmal. Allen dreien ist gemeinsam, dass sie mutig und unkonventionell, botanisch versiert und künstlerisch begabt sind. Doch das würde wenig nützen, wenn sie nicht zusätzlich bestens gesellschaftlich vernetzt gewesen wären. Wer also sind diese drei geheimnisvollen Frauen? Und was war ihr Verdienst?

Es handelt sich um Gertrude Jekyll, Vita Sackville-West und Constance Spry, drei Frauen, die maßgeblich an der Gestaltung von (Landschafts)gärten in England, Anteil hatten.

Mit den Augen einer Malerin: Gertrude Jekyll (1843 –1932)
Im Garten leben: Vita Sackville-West (1892–1962)
Schönheit für jeden: Constance Spry (1886 –1960)

Jede der Frauen hat ihren eigenen Zugang zur Gartengestaltung. Allerdings sind sie alle aus gutem Haus und vermögend. So muss man auch das folgende Zitat von Vita Sackville-West sehen.

»Erfolgreiches Gärtnern ist nicht notwendig eine Frage von Wohlstand, vielmehr eine von Liebe, Geschmack und Wissen.«

Eine mehrköpfige Familie, die sich nur mit Heimarbeit mehr schlecht als recht über Wasser halten kann und mehrmals von Delogierung bedroht ist, wird über diesen Satz nicht einmal milde lächeln können. Für solche Familien waren auch kleinste Gärten als Anbaufläche für Gemüse lebensnotwendig.

»Öffnen Sie Ihren Geist für jede Form von Schönheit.« Constance Spry

»Die Erde zu bepflanzen bedeutet, eine Landschaft mit lebenden Dingen zu malen.« Gertrude Jekyll

Meine Meinung:

Ich gebe ja zu, von keiner der drei Damen jemals gehört zu haben, doch die Opulenz der englischen Gärten, die ich manchmal im Fernsehen oder in Bildbänden bewundern darf, hat mich zu diesem schmalen Büchlein greifen lassen.

Die Autorin selbst folgt dem Ausspruch von Constance Spry »Tu was Dir gefällt, folge Deinem Stern … Sei offen für jede Art von Schönheit.« Und beschenkt sich selbst und ihre Leser mit diesem Buch. Editha Weber lebt ihre Leidenschaft für prachtvolle Gärten aus und folgt den drei Gartenkünstlerinnen, deren Werke noch heute Beachtung finden. Der heutigen Gartenkultur und Floristik liegen die bahnbrechende Gestaltungsfreude der drei Gartenkünstlerinnen zugrunde.

Einige Fotos von Gärten, die die drei gestaltet haben, finden sich im Buch. Leider sind es nur schwarz-weiß-Fotos, so dass sich die opulente Blütenpracht nur erahnen lässt.

Fazit:

Das gebundene Buch ist ein ansprechendes Mitbringsel für Freunde von englischen Gärten. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 22.05.2022

Eine gelungene Fortsetzung

Elsässer Machenschaften
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Major Jules Gabin und seine Freundin, die Untersuchungsrichterin Joanna Laffarge, werden Zeugen eines tödlichen Autounfalls. Der Tote ist der stadtbekannte Klatschreporter Yves Morel. Recht schnell stellt ...

Major Jules Gabin und seine Freundin, die Untersuchungsrichterin Joanna Laffarge, werden Zeugen eines tödlichen Autounfalls. Der Tote ist der stadtbekannte Klatschreporter Yves Morel. Recht schnell stellt sich heraus, dass Morels Bremsleitungen manipuliert worden sind - also Mord. Wem ist Morel mit seinen unangenehmen Aufdeckergeschichten auf die Zehen getreten? Vielleicht Chloé, der bekannten Youtuberin, die sich auf dem Gelände der Storchenfarm mit ihrem Schickimicki-Wohnmobil breitgemacht hat?

Da die Mordkommission in Colmar personell unterbesetzt ist, wird Sandrine Ungerer aus dem Dezernat für Suchtgifte kurzfristig ins Team geholt. Sie ist, wie sich bald herausstellt eine Bereicherung.

Während Jules und Sandrine die Ermittlungen aufnehmen, macht sich Lino, ein pensionierte Gendarm, so seine eigenen Gedanken und beginnt seinerseits mit Undercoverrecherchen.

Doch Yves Morel wird nicht der einzige Tote bleiben.

Wird es den beiden Teams, dem offiziellen und dem inoffiziellen gelingen, die Hintergründe der Morde aufzudecken?

Meine Meinung:

Ich kenne jetzt noch nicht alle Vorgänger und weiß daher noch nicht, warum Jules Gabin von Rebenheim, wo vier andere Fälle spielen, nach Colmar gezogen ist. Doch die Verbindungen nach Rebenheim sind ja nicht abgerissen, wie die Einmischung von Lino zeigen.

Dem Autor ist es gut gelungen, einen spannenden, verzwickten Krimi zu schreiben, bei dem es zahlreiche Verdächtige gibt. Der Tote war eben kein besonders liebenswürdiger Zeitgenosse. Doch gibt das Einem das Recht, ihn zu töten?

Es gibt zahlreiche Spuren, die anfangs Erfolg versprechend, letztendlich im Sand verlaufen. Erst recht spät fällt der sprichwörtliche Groschen und Jules Gabin muss zu einer List greifen, um den Täter zu entlarven.

Neben den bereits bekannten und den neu hinzugekommenen Personen, spielen die Stadt Colmar und ihre Umgebung sowie der Storchenpark eine Rolle. Und ja, die Störche sorgen zum Abschluss noch für eine Überraschung.

Fazit:

Eine lesenswerte Fortsetzung der Reihe rund um den sympathischen Commissaire Major Jules Gabin. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 20.05.2022

Fakt oder Fake?

Fast ein Idyll
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Susanne Falk erzählt in 30 Kurzgeschichten Anekdoten, die so oder so ähnlich vielleicht stattgefunden haben könnten.

Den Reigen eröffnet Kaiser Franz Joseph, der auf einer seinen zahlreichen Jagden möglicherweise ...

Susanne Falk erzählt in 30 Kurzgeschichten Anekdoten, die so oder so ähnlich vielleicht stattgefunden haben könnten.

Den Reigen eröffnet Kaiser Franz Joseph, der auf einer seinen zahlreichen Jagden möglicherweise einen Flügeladjudanten erschossen haben könnte, was natürlich vertuscht worden ist. Dann dürfen wir über andere Prominente wie Thomas Mann oder Max Schmeling lesen. Manchmal, wie bei Erwin Schrödinger entpuppt sich der Name erst auf den letzten Zeilen, weil es sich die Geschichte aus der Jugend handelt.

Wer schon eine Biografie über Josephine Baker gelesen hat, wird wissen, dass sie eine Vorliebe für exotische Tiere hatte. Einem davon begegnen wir auch hier.

Natürlich darf auch das charismatischste Liebespaar der Welt, MM und JFK nicht fehlen.

Der Kreis der Promis schließ sich wieder, wenn wir Kaiser Franz Joseph und Katharina Schratt beim Verspeisen eines Gugelhupfs zusehen.

Meine Meinung:

Der Autorin gelingt es, mit Halb- oder Viertelwahrheiten ihren Lesern ein Schmunzeln ins Gesicht zu zaubern, angesichts der aktuellen Weltlage eine gar nicht so einfache Sache.

Es bleibt viel Raum, um darüber zu spekulieren, was nun Fakt oder doch nur Fake ist.

Mir hat diese Idee sehr gut gefallen. Bei manchen G’schichteln habe ich allerdings den Eindruck, sie schon irgendwo gelesen/gehört zu haben. Also doch echt?

Das Buch eignet sich ob seiner gediegenen Ausstattung (Hardcover plus Lesebändchen) als perfektes Mitbringsel.

Fazit:

Gerne gebe ich diesen mit viel Charme und Witz erzählten Kurzgeschichten 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.05.2022

Liebesverwirrungen à la Shakespeare

Die Ladys von Somerset – Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich
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Schauplatz dieses Romans ist England. Man schreibt das Jahr 1807. Durch Napoleons Kontinentalsperre haben einige Wirtschaftstreibende ihr Vermögen verloren. So auch Emmas Vormund. Er landet im Gefängnis ...

Schauplatz dieses Romans ist England. Man schreibt das Jahr 1807. Durch Napoleons Kontinentalsperre haben einige Wirtschaftstreibende ihr Vermögen verloren. So auch Emmas Vormund. Er landet im Gefängnis und die theaterbegeisterte junge Frau auf der Straße. Kurz entschlossen nimmt sie eine Stelle als Gesellschafterin bei der verwitweten Lady Darlington an. Die Witwe beauftragt Emma ihre ältere Tochter Anthea mit dem reichen Gutsbesitzer Mr. Livingston zu verkuppeln. Allerdings begegnen sich die beiden mit gegenseitigem Desinteresse.

Weil Emma davon träumt, als Theaterdichterin Karriere zu machen, lässt sie Anthea und Mr. Livingston in ihrem selbst geschriebenen Theaterstück auftreten. Auch Antheas Schwester Frances und der zu Besuch weilende Frauenheld Ambrose Beauchamp erhalten ihre Rollen.

Doch die Proben entwickeln ein Eigenleben und so verliert Emma den Überblick, wessen Gefühle nun echt oder nur gespielt sind. Auch ihr eigenes Gefühlsleben gerät in Aufruhr.

Meine Meinung:

Üblicherweise lese ich Romane, die eine Ähnlichkeit mit jenen von Jane Austen haben sollen, nicht. Doch hier hat mich die Leseprobe ein wenig an Shakespeares „Sommernachtstraum“ erinnert - sowohl sprachlich als auch vom Inhalt her.

Ich habe es nicht bereut, denn ich habe ein Sittenbild der damaligen Zeit bekommen, das mir sowohl Amüsement als auch Kopfschütteln beschert hat. Amüsiert habe ich mich über die Irrungen und Verwirrungen der Protagonisten. Kopfschütteln musste ich über die Naivität der jungen Darlington-Sisters. Anthea macht im Laufe des Romans die größte Entwicklung durch, die man ihr anfangs so gar nicht zutraut.

Das Gehabe von Lady Darlington rund um ihren Mops Muzzle ist mir gehörig auf die Nerven gefallen, ist aber wahrscheinlich authentisch. Überhaupt ist Lady Darlington eine ziemlich überhebliche Person. Sie kann sich gut vorstellen, als Bäuerin über die Felder zu wandeln - allein dieser Satz zeigt, dass sie keine Ahnung vom richtigen Leben und da vor allem vom beschwerlichen Dasein der Bauern, die ja meistens Leibeigene oder Pächter sind, hat. Kleine Schafe mit einer blauen Schleife sind niedlich, große stinken. Nun ja, damit ist sie in guter Gesellschaft, hat sich ja auch Frankreichs Königin Marie Antoinette auch einen Bauernhof nachbauen lassen. Wohin das geführt hat, ist allseits bekannt.

Die einzelnen Charaktere sind die Summe ihrer Erfahrungen und leben in ihrer eigenen kleinen Welt. Was nicht sein darf, existiert einfach nicht.

Mir hat dieser Ausflug ins 19. Jahrhundert recht gut gefallen, was vor allem an der schönen Sprache liegt.

Fazit:

Ein Ausflug in das England des 19. Jahrhunderts in bester Tradition von William Shakespeare Komödien. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.05.2022

Fesselnde Einblicke

Die Macht der Geheimbünde
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Geheimbünde üben seit je her eine gewaltige Faszination auf jene Menschen aus, die kein Mitglied dieser Klubs sind. Je weniger Informationen über geheime Rituale oder die Mitglieder bekannt sind, desto ...

Geheimbünde üben seit je her eine gewaltige Faszination auf jene Menschen aus, die kein Mitglied dieser Klubs sind. Je weniger Informationen über geheime Rituale oder die Mitglieder bekannt sind, desto häufiger sprießen allerlei Verschwörungstheorien aus dem Boden.

Dem Autor und Journalisten Hannes Kohlmaier ist es gelungen, exklusiven Zutritt zu den Räumen diverser Geheimbünde zu erhalten. Er durfte auch an der einen oder anderen Zeremonie teilnehmen.

Welchen Geheimbünden war er nun auf der Spur? Und was ist die Quintessenz aus seiner Recherche?

In vier großen Kapiteln lässt er uns an seinem Insiderbericht teilhaben, wenn er über bekannte und weniger bekannte Geheimgesellschaften schreibt. Der wohl bekannteste Geheimbund sind wohl die Freimaurer sowie die Rosenkreuzer. Der Bund der Kabbala ist hauptsächlich durch das rote Bändchen, das Show-Größen wie Madonna an ihrem Handgelenk tragen, bekannt geworden. Im vierten Kapitel stellt Hannes Kohlmaier einige ziemlich unbekannte Gruppierungen vor. Oder hat irgendwer schon von den „Guglmännern“ gehört? Oder von den „Schlaraffen“? Manche dieser Geheimgesellschaften haben gerade einmal ein paar Dutzend Mitglieder. Damit kann kaum ein politischer Umsturz bewerkstelligt werden.

Meine Meinung:

Wer hier sensationslüstern Neues über die geheimen Rituale der Freimaurer oder Rosenkreuzer erwartet, wird ein wenig enttäuscht werden. Würden die Organisationen alle ihre Geheimnisse oder ihre Mitgliederlisten offenlegen, ginge der Nimbus des Geheimnisvollen verloren, der Teil des Mysteriums „Geheimbünde“ ist.

Apropos Mitgliederlisten: natürlich werden nur jene Namen genannt, die ohnehin bekannt sind wie Mozart oder Angelo Soliman.

Die viel zitierte Weltverschwörung der Freimaurer kann auch hier nicht nachvollzogen werden. Der Vorwurf, dass man einem Bruder hilft, der in Not geraten ist? Klaro, soll auch bei Freunden oder in anderen Kreisen wie z.B. Bei der Feuerwehr üblich sein. Wenn ich einen guten Handwerker brauche, frage ich auch Bekannte oder Freunde, ob sie wen kennen, der ordentliche Arbeit leistet, bevor ich das Telefonbuch oder Internet zurate ziehe. Das Verraten von Insiderwissen, das zu mehr Wohlstand führt? Solche Tipps orte ich eher im parteipolitischen Klüngel, als bei den Freimaurern. Postenschacher - hat wenig mit Geheimbünden als mit Seilschaften anderer Art zu tun.

Für Leser, die sich noch nicht mit den Freimaurern oder ähnlichen Klubs beschäftigt haben, ist dieses Buch ein gelungenes Einsteigerwerk. Für mich hat sich bis auf die „Schlaraffen“ wenig Neues eröffnet.

Die Fotos in der Mitte des Buchs geben einen Einblick in die eine oder andere Versammlungsstätte.

Fazit:

Für Einsteiger in die Materie ein gelungenes Buch, für jene, die sich schon länger mit dem Thema beschäftigen, ist die Öffnung dem Journalisten gegenüber vielleicht ein Novum. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.