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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.06.2022

Ausgezeichnetes Aufklärungswerk

Queergestreift
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Mit "Queergestreift" haben Kathrin Köller und Irmela Schautz ein ganz tolles Buch geschrieben, das über das vielfältige Spektrum von LGBTIQA+ (sowie einige weitere Bezeichnungen) aufklärt. Sie widmen jedem ...

Mit "Queergestreift" haben Kathrin Köller und Irmela Schautz ein ganz tolles Buch geschrieben, das über das vielfältige Spektrum von LGBTIQA+ (sowie einige weitere Bezeichnungen) aufklärt. Sie widmen jedem Buchstaben ein Kapitel, wobei sie nicht nur über dessen Bedeutungsrahmen, sondern auch über Fremd- und Selbstzuschreibungen aufklären und insgesamt das breite Bedeutungsspektrum und die vielfältigen Ebenen von Identität und Sexualität abbilden. Durch Interviews zu jedem aufgegriffenen Oberthema werden die theoretischen Ausführungen untermauert. In den sehr persönlichen und offenen Worten finden sich wahrscheinlich sehr viele Leser*innen wieder, die Ähnliches erlebt haben oder ähnliche Schwierigkeiten haben.
Neben den wunderschönen Illustrationen beinhalten die Seiten am Rand Begriffsdefinitionen, die im Kontext von LGBTIQA+ und für einen sensibilisierten Umgang und empathische Begegnungen absolut hilfreich sind. Viele davon kannte ich schon, andere waren mir neu, obwohl ich deren Bedeutung bzw. um deren Wichtigkeit bereits wusste.
Gefallen haben mir außerdem die Tipps für Allys am Ende eines jeden Kapitels. Verbunden mit den vorgestellten Anlaufstellen, Homepages den ermutigenden und vor allem nicht belehrenden sondern aufklärerischen Worten ist das Buch nicht nur für die queere Community, sondern auch und vor allem für diejenigen Menschen geeignet, die sich über LGBTIQA+ informieren und sensibiliisert werden möchte.
Dabei ist der Schreibstil so nahbar, jugendlich-frisch, zeitgemäß und insgesamt einfach sehr angenehm zu lesen.

Eine absolute Empfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.06.2022

Liest sich in einem Rutsch

Flug 416
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Kapitän Bill Hoffman startet gerade in Los Angeles im Cockpit des Coastal Airways Flug 416, als er einen alles verändernden Anruf erhält: Ein Mann hat Bills Ehefrau und seinen Sohn in der Gewalt ...

Kapitän Bill Hoffman startet gerade in Los Angeles im Cockpit des Coastal Airways Flug 416, als er einen alles verändernden Anruf erhält: Ein Mann hat Bills Ehefrau und seinen Sohn in der Gewalt und droht damit, sie in die Luft zu sprengen, wenn Bill nicht das Flugzeug abstürzen lässt. Er steht nun vor der Wahl: Rettet er das Flugzeug inklusive der 149 Passagiere an Bord oder seine Familie?

T. J. Newman beginnt direkt mit einem spannenden Einstieg und hält den Spannungsbogen konstant straff gespannt. Recht schnell erfahren wir von dem Geiselnehmer, dass es an Bord noch einen Komplizen gibt. Um wen es sich dabei handelt, bleibt jedoch recht lange offen. Obwohl die Crew über die Situation Bescheid weiß, eskaliert die Situation sowohl an Bord als auch bei Hoffmans Familie immer stärker und die Leserinnen können minütlich mitfiebern und der finalen Entscheidung bzw. auf die Rettung sowohl der Passagiere als auch Bills Familie hoffen.
Mir haben sowohl der Plot als auch die Umsetzung und der Aufbau von "Flug 416" sehr gut gefallen.
Ein spannendes Buch, das sich in einem Rutsch lesen und Leser
innen ordentlich mitfiebern lässt.

Veröffentlicht am 07.06.2022

Haarscharfe Beobachtungen in Sarkasmus umgesetzt

New York und der Rest der Welt
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Fran Lebowitz war mir bis zu "New York und der Rest der Welt" noch gar kein Begriff, was ich definitiv ändern muss. Sie hat mich durch ihre Ausführungen, ihre Beobachtungen und clever gelegten Pointen ...

Fran Lebowitz war mir bis zu "New York und der Rest der Welt" noch gar kein Begriff, was ich definitiv ändern muss. Sie hat mich durch ihre Ausführungen, ihre Beobachtungen und clever gelegten Pointen mehrmals zum Lachen gebracht. Bisher habe ich noch bei niemanden gelesen, Sarkasmus so galant, fast schon nebensächlich und dennoch mit voller Kraft und bedeutsamer Botschaft zu formulieren - und das trägt sich sogar durch die Übersetzung ins Deutsche.
Ob es um Kindererziehung, Karriere, Beziehungen, Ernährung oder das alltägliche Leben in der Stadt oder auf dem Land geht, Fran Lebowitz hat offenbar zu allem etwas zu sagen und schafft es, durch interessante Perspektiven, Überspitzungen und Rollenumkehr den Finger kritisch in gesellschaftliche Wunden zu legen.
Eine absolute Empfehlung für alle, die cleveren, sarkastischen Humor mögen und bereit für (Selbst)Kritik sind!

Veröffentlicht am 24.05.2022

Sehr gelungener Abschluss

Violas Versteck (Tom-Babylon-Serie 4)
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Tom Babylon sucht mittlerweile seit mehr als 20 Jahren nach seiner verschwundenen Schwester, die alle anderen als tot glauben. Er jedoch ist davon überzeugt, dass sie noch lebt, irgendwo steckt und von ...

Tom Babylon sucht mittlerweile seit mehr als 20 Jahren nach seiner verschwundenen Schwester, die alle anderen als tot glauben. Er jedoch ist davon überzeugt, dass sie noch lebt, irgendwo steckt und von ihm gefunden werden muss. Als er im Keller seines Elternhauses ein Foto der erwachsenen Viola findet, verhärtet sich sein Verdacht. Kurz darauf kommt sein Vater bei einem mysteriösen U-Bahn-Unglück ums Leben und Tom wacht mit einer Amnesie in einem Londoner Krankenhaus auf.

Marc Raabe hat auch im Finale seiner Tom Babylon-Reihe wieder mal bewiesen, dass er Spannung beherrscht und diese kontinuierlich aufzubauen weiß. Es ist absolut zu empfehlen, die Vorgängerbände gelesen zu haben, um die anderen Figuren - vor allem Sita Johanns und Dr. Walter Bruckmann - einzuschätzen. Außerdem wurden seit Beginn der Reihe immer wieder Hinweise auf Viola und die gemeinsame Vergangenheit gestreut, die Toms tiefes Bedürfnis, sie zu finden, verdeutlichen.
Raabe erzählt aus wechselnden Perspektiven, die Kapitel sind kurz und enden nicht selten mit einem Cliffhanger, was den Lesefluss beschleunigt und den Thriller im Nu durchlesen lässt.
Ein absolutes Muss für alle Tom Babylon-Fans, die wissen möchten, wie alles zusammenhängt.

Veröffentlicht am 15.05.2022

Seit der Geburt auf der Flucht

Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten
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Elyas Jamalzadeh ist seit seiner Geburt auf der Flucht und hat sich nie wirklich sicher oder in der Heimat gefühlt. Wegen der Taliban mussten seine Eltern früh aus Afghanistan fliegen und brachten Elyas ...

Elyas Jamalzadeh ist seit seiner Geburt auf der Flucht und hat sich nie wirklich sicher oder in der Heimat gefühlt. Wegen der Taliban mussten seine Eltern früh aus Afghanistan fliegen und brachten Elyas in Iran auf die Welt, wo er ohne Papiere nur in bestimmten Gegenden, lange Zeit ohne Schulzugang bzw. nur illegalen Schulzugagn aufwuchs und oftmals mit betrügerischem Handel ein bisschen Geld für die Familie verdiente. Im Jahr 2014 macht er sich gemeinsam mit seinen Eltern auf die lebensgefährliche Fluchtroute über das Mittelmeer nach Europa: zunächst nach Griechenland und dann über Land weiter bis nach Österreich.

Geprägt durch einen sarkastischen und schwarzhumorigen Stil schildert Elyas seine Lebensgeschichte. Er erzählt von den verschiedenen Schritten der Flucht, von Ängsten, Krankheit und Hoffnung. Er erzählt von dem Gefühl, nicht willkommen zu sein, jeden Tag kämpfen zu müssen und sich durch das Deutschlernen eine Chance auf einen Ausbildungsplatz und ein sicheres Leben in Österreich zu sichern. Er erzählt von der Liebe, von Träumen und Wünschen für die Zukunft. Dabei sind seine Schilderungen unmittelbar, nahbar und beängstigend realistisch. Er beleuchtet blinde Flecken, die die meisten von uns vermutlich in Bezug auf Geflüchtete haben.

Ein unfassbar erschreckendes, tragisches und doch auch komisches Buch, das absolut zu empfehlen ist!