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Veröffentlicht am 31.03.2022

Eines dieser Bücher, das man in seinem Leben (möglichst rechtzeitig) gelesen haben sollte...

Roxy
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Inhalt:
Es geht um Isaac, der sich den Knöchel verletzt und plötzlich auf ein Schmerzmittel angewiesen ist. Und es geht um Ivy, die wegen ihrer Konzentrationsschwäche auf ein Aufputschmedikament angewiesen ...

Inhalt:
Es geht um Isaac, der sich den Knöchel verletzt und plötzlich auf ein Schmerzmittel angewiesen ist. Und es geht um Ivy, die wegen ihrer Konzentrationsschwäche auf ein Aufputschmedikament angewiesen ist. Doch beide Medikamente – Roxy und Addison – wollen nichts anderes, als die beiden von sich abhängig zu machen und mit ihnen auf der Party zu tanzen. Damit begeben sich die Geschwister unabhängig voneinander in eine tödliche Gefahr.

Meinung:
Das Buch habe ich mit nach Hause genommen, weil mich der Klappentext fasziniert hat: ein Mensch und eine Droge in Menschengestalt verlieben sich. Tatsächlich war der Klappentext jedoch ziemlich irreführend, der eine Liebesgeschichte zwischen Roxy und Isaac angekündigt hat, sodass ich davon ausgegangen bin, dass ich irgendeine sinnesprengende Science-Fiction-Geschichte lesen würde. Die Liebesgeschichte zwischen Mensch und Droge findet jedoch nur im übertragenden Sinne statt, als Beschreibung der Abhängigkeit, was wunderbar umgesetzt ist, aber doch auf dem Klappentext anders hätte kommuniziert werden können.

Dann hatte ich tatsächlich schon nach den ersten Seiten keine Lust mehr zum Weiterlesen, als klar war, dass eines der beiden Geschwister am Ende stirbt. Denn bereits im ersten Kapitel weiß man, dass eine Ramey, I. vom Rettungsdienst nicht rechtzeitig erreicht wird. Die Frage ist nur: Trifft es Ivy oder Isaac? Diese Gewissheit hat es für mich unheimlich erschwert, mich richtig auf die beiden Protagonistinnen einzulassen, ich wollte sie nicht zu nah an mich heranlassen, weil ich wusste, dass es am Ende des Buches nur wehtun würde. Und da bis zum Ende offen ist, wer überlebt und wer seiner Sucht erliegt, bleibt es bis zur letzten Seite absolut mitreißend und spannend. Und da mir am Ende beide Geschwister ans Herz gewachsen sind, ich um beide Geschwister gebangt habe, hat es mich natürlich erschüttert, erschüttert, erschüttert.

Faszinierend und absolut einzigartig fand ich die Umsetzung der Geschichte. Es wird mit Roxy, Addison und so vielen anderen – teilweise in sog. »Intermezzos« - aus der Sicht der Drogen erzählt. Sie werden einerseits menschlich und handeln menschlich, andererseits wird klar und deutlich, dass sie keine Menschen, sondern etwas Monströses und kaum zu Fassendes sind. Diese Personifizierung der Drogen ist wirklich kreativ umgesetzt und ich war die ganze Zeit damit beschäftigt, ihr Handeln auf der Bildebene in die Sachebene zu interpretieren, was mir leider teilweise nicht gelungen ist, da mir vermutlich grundlegendes Wissen zu dem Thema einfach fehlt.

Insgesamt regt das Buch ungemein zum Nachdenken an. Es ist tiefgründig und – so zumindest mein Empfinden, da ich mich, wie gesagt, in diesem Themenbereich absolut nicht auskenne – schmerzhaft realitätsnah. Ich glaube, »Roxy« ist eines dieser Bücher, das man im Leben auf jeden Fall gelesen haben sollte, wegen seines wichtigen Themas, wie schnell und schleichend man in eine Abhängigkeit geraten kann, aber auch wegen seiner kunstvollen Gestaltung. Und es ist vermutlich super als Suchtprävention geeignet – ich zumindest für meinen Teil bin heilfroh, dass ich in meinem Leben bislang nur drei Aspirin-Tabletten schlucken musste, und werde wohl auch in Zukunft nur im äußersten Notfall nach einem Schmerzmittel greifen. Dafür hat dieses düstere, beklemmende Buch einfach einen zu lauten Nachhall in mir.

Fazit:
Es ist schwierig, das Buch zu bewerten. Denn es ist wichtig. Aber als ich mich auf diese Geschichte eingelassen habe, habe ich das nicht erwartet. Ich war nur auf ein Abenteuer ohne nachwirkenden Tiefgang vorbereitet, weshalb es mich irgendwie umgehauen hat. Aber es gibt vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 28.03.2022

Super Wohlfühlbuch mit Spannung und Suppe

Die sechs Kraniche (Die sechs Kraniche 1)
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»Sei das Licht, das die Laterne eines anderen Menschen leuchten lässt.« (S. 464)

Inhalt:
Shiori ist die rebellische Tochter und das jüngste Kind des Kaisers von Kiata – noch dazu verfügt sie über verbotene ...

»Sei das Licht, das die Laterne eines anderen Menschen leuchten lässt.« (S. 464)

Inhalt:
Shiori ist die rebellische Tochter und das jüngste Kind des Kaisers von Kiata – noch dazu verfügt sie über verbotene Magie. Am Tag der Verlobungsfeier ihrer arrangierten Hochzeit, für die sie sich einfach nicht bereit fühlt, verliert sie jedoch die Kontrolle über ihre Magie. Sie begegnet dem Drachen Seryu, der sie lehrt, ihre Macht zu kontrollieren. Doch als sie ihre Stiefmutter Raikama, die Namenlose Königin, beim Zaubern erwischt, verwandelt diese ihre sechs Brüder in Kraniche und belegt auch Shiori mit einem Fluch: Unter einer Holzzschale ist sie nicht mehr zu erkennen und bei jedem Wort, das über ihre Lippen kommt, stirbt einer ihrer Brüder. Auf der Suche nach einer Lösung, den Fluch zu brechen, kommt Shiori einer Verschwörung gegen den Kaiser auf die Spur und findet in ihrem Verlobten Takkan ausgerechnet unerwartete Hilfe…

Meinung:
Nachdem mich »Bestickt mit den Tränen des Mondes« ein paar Bücher zuvor nur so dreiundsiebzigprozentig überzeugen konnte, war ich gegenüber »Die sechs Kraniche« als erstes ein bisschen skeptisch. Aber dann hat mir die Leseprobe doch gefallen und ich entschied mich für das Buch. Doch direkt nach der Leseprobe hatte ich anfangs dann doch noch ein paar Probleme, in die Geschichte zu finden. So ist das Buch sehr schön geschrieben, jedoch ist die Geschichte vor allem am Anfang (und zum Ende hin wieder) für meinen Geschmack ein bisschen zu holterdiepolter – alles passiert so schnell hintereinander, ohne dass sich die Zeit genommen wird, die ein oder andere gute Szene in Ruhe zu erzählen. Sobald Shiori jedoch in Schloss Bushian eintrifft, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, hier entwickelt sich die Geschichte irgendwie natürlicher und einzelne Episoden und Szenen werden nicht so schnell abgehakt.

Die Protagonistin Shiori mochte ich ab der ersten Seite, genauso ihren lebendigen Papiervogel Kiki – ein Sidekick wie aus dem Disney-Einmaleins, keck und niedlich. Shiori ist eine starke Persönlichkeit, die nicht auf den Mund gefallen ist, viel Unsinn im Kopf hat, sich aber als echte Kämpferin entpuppt.

Aber auch den Drachen Seryu habe ich sofort liebgewonnen. Einerseits ist er als Drache unglaublich mächtig, andererseits handelt er teilweise wie ein normaler Junge, der sich für Süßigkeiten begeistern kann und unter seinen grünen Haaren niedlich errötet.

Dann betritt neben Seryu plötzlich Shioris Verlobter Takkan die Buchbühne, den man aus Shioris Berichten und Vorstellungen eigentlich nicht mochte. Und voilà: Er ist einfach perfekt. Eine Zeit lang konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich zum Team Seryu oder Team Takkan gehöre. Letztlich hat meinen inneren Kampf jedoch Takkan gewonnen. Seine schüchterne Art und seine Geschichten haben ihn einfach so sympathisch und liebenswert gemacht. Außerdem finde ich seine und Shioris unschuldige, zuckersüße Liebesgeschichte einfach richtig schön und authentisch. Man kauft ihnen die Gefühle ab, die sie langsam füreinander entwickeln, kostet es aus, sich langsam mit ihnen zu verlieben.

Ganz besonders faszinierend fand ich auch die Verflechtungen mit Elizabeth Lims Vorgängerdilogie »Ein Kleid aus « und »Bestickt mit den Tränen des Mondes«. Im zweiten Band wird häufiger eine Legende um Shiori und ihre Brüder angesprochen, ohne dass jemand wirklich zu wissen scheint, was tatsächlich passiert ist – so wird man nicht gespoilert, was in »Die sechs Kraniche« passiert. Außerdem tauchen auch ein paar Figuren aus der Dilogie in dieser Geschichte auf, die zunächst nicht namentlich erwähnt werden, deren Identität man sich aber enträtseln kann. Trotzdem kann man »Die sechs Kraniche« verstehen, ohne die anderen Bücher gelesen zu haben.

Befremdlich fand ich die Vorstellung, dass Shiori aufgrund des Fluchs eine Holzschale auf dem Kopf trägt, die bis über ihre Augen reicht, durch die sie dennoch gucken konnte. Trotzdem hatte ich es für eine originelle Idee gehalten, allerdings stammt dieses sehr märchenhafte Element (was ich dank der Leserunde in der Lesejury herausgefunden habe) aus einem Märchen des asiatischen Raums. Generell ist aufgefallen, dass die Geschichte in Teilen auch ein Retelling des Märchens »Die sechs Schwäne« von den Gebrüder Grimm zu sein scheint, nur dass hier die sechs Brüder in Kraniche verwandelt werden und statt Hemden aus Sternblumen ein Netz aus Sternenkraut geknüpft werden muss. Und auch hier erhält Shiori Hilfe von einem Na-ja-zumindest-fast-König.

Zum Ende hin kommt es noch zu ein paar spannenden und unerwarteten Wendungen, sodass die Geschichte einfach nicht langweilig wird. Wobei der ein oder andere Twist durchaus vorhersehbar ist, wenn man aufmerksam und einem leichten, offenen Sherlock-Holmes-Blick liest.

Ich bin nun sehr auf die Fortsetzung gespannt: auf das Reich der Drachen und Shioris und Takkans weiterer Liebesgeschichte…

Fazit:
Trotz Startschwierigkeiten habe ich das Buch irgendwann einfach nur noch genossen und mit seinen liebenswürdigen Charakteren einfach gemocht. Deshalb vergebe ich vier von fünf Sternen. Und wenn das Shiori nicht genügt, kann sie aus dem Sternenkraut ja neben dem Netz noch einen weiteren Stern knüpfen…

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Zeitreise mit einer großzügigen Prise Humor

#London Whisper – Als Zofe ist man selten online
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Inhalt:
Als Zoe, eine deutsche Austauschschülerin in einem Londoner Internat, auf einer verbotenen Mitternachtsparty in einen magischen Spiegel schaut, erwacht sie als Zofe Traudelwald im Jahre 1816. ...

Inhalt:
Als Zoe, eine deutsche Austauschschülerin in einem Londoner Internat, auf einer verbotenen Mitternachtsparty in einen magischen Spiegel schaut, erwacht sie als Zofe Traudelwald im Jahre 1816. Dort wird sie als Zofe der schüchternen Miss Lucie angestellt, um diese auf die bevorstehende Ballsaison vorzubereiten. Doch Zoe kämpft nicht nur mit Miss Lucies wankendem Selbstvertrauen, sondern muss sich auch arroganten sprechenden Hunden, dem eingeschränkten Radius von Mädchen und Frauen im 19. Jahrhundert und einer Geheimgesellschaft stellen. Und dem jungen Lord Hayden Falcon-Smith, einem weiteren Zeitreisenden, mit dem sie gezwungenermaßen zusammenarbeiten muss. Denn je länger sie in der Vergangenheit weilen, desto höher wird die Gefahr, mit der Zeit einfach zu verblassen…

Meinung:
Das Buch war in der Retrospektive auf jeden Fall ein Lesevergnügen, obwohl ich anfangs ein paar Schwierigkeiten mit dem Schreibstil hatte. Zwar wird versucht, mit der Sprache das Alter und die Heimatzeit der Protagonistin widerzuspiegeln, was im Großen und Ganzen – vor allem im Kontrast zu hochgestochenen Ausdrucksweise des Regency-Adels – auch gelingt, jedoch war es besonders zu Beginn (ob ich mich an den Schreibstil gewöhnt habe oder er sich im Laufe der Geschichte gemäßigt hat, kann ich nicht sagen…) immer ein Quäntchen zu viel wie beispielweise ein übertrieben hoher Gebrauch von Anglizismen.

Die Figuren in der Geschichte haben mir dagegen sofort gut gefallen (außer Prickelton, Lucies sprechender, den-geduldfaden-gefährlich-in-die-länge-ziehenden Hund), allen voran natürlich Zoe. Sie ist super sympathisch und erzählt einfach mit einer herrlichen Prise Humor:

»Mit viel Geschnaufe und unterdrücktem Ächzen sowie einer wackeligen Performance, über die ich mich hier aus Pietätsgründen ausschweige, bückte sich Arthur und hob die Büste auf.« (S. 96)

Mir gefällt auch Zoes Idee sehr gut, ihren Influencer-Content aus der Instagram-Zukunft auch zweihundert Jahre in der Vergangenheit unter ihre Follower zu bringen: mithilfe von ihren WhisperWhisper-Briefen, die den adligen Mädchen eine einfühlsame Freundin mit Tipps, Tricks und Gedankeninputs zur Seiten stellen. Ein wenig seltsam war es vielleicht, dass sie ihre Zeitreise so gut meistert, dass sie es innerhalb von eineinhalb Wochen in einer fremden Zeit schafft, ein 1816er Geschäft souverän zu schmeißen. Außerdem scheint sie sie sich kaum darüber zu wundern oder den Kopf darüber zu zerbrechen, warum um Himmels Willen sie durch die Zeit gereist ist, alles einfach so hinnimmt und sich mit allem problemlos arrangiert. Es fehlen so ein paar WTF-Momente, die ihren Charakter noch authentischer gemacht hätten.

Auch Hayden mochte ich gern, der als potentielle Love Interest (für meinen Geschmack) erst recht spät eingeführt wird. Doch an ihren Zusammentreffen passt einfach alles: von Dialoggefechten, über gemeinsame Verstecke bis zu gemeinsamen Fluchten… Einziges Manko hier ist, dass der Altersunterschied der beiden: Sie ist fünfzehn, er ein neunzehnjähriger Student. Fünf Jahre Altersunterschied mögen später ein okayer Altersunterschied sein, aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die beiden kommen aus vollkommen unterschiedlichen Lebenssituationen, was Zoe gelegentlich sogar auffällt.

Ansonsten gefällt mir auch die Figur der Marquise de Minuit richtig gut, einer weiteren Zeitreisenden und Geheimagentin im Dienste der Krone. Sie erinnert mich damit irgendwie an Milady de Winter aus »Die drei Musketiere«.

Eine Frage, die bisher – vielleicht wird sie ja in der Fortsetzung geklärt – offen bleibt ist, wieso es überhaupt eine 1816er Version der Zeitreisenden Zoe und Hayden gibt bzw. was mit den wahren historischen Personen passiert ist, deren Plätze sie eingenommen haben…

Letztlich endet die Geschichte tatsächlich ziemlich abrupt (wobei Prolog und Ende einen wunderbaren Rahmen bilden) – und stachelt damit ordentlich die Neugier auf die Fortsetzung an…

Fazit:
Für jüngere Leserinnen oder ältere Leserinnen mit Lust auf eine entspannte und leichte Zeitreisegeschichte ist das Buch auf jeden Fall ein Lesevergnügen. Zwar gab es schon ein paar Ecken und Kanten, aber das Gesamtwerk war aus meiner Sicht dann doch eine runde Sache, sodass es für vier von fünf Sternen reicht. Und wer weiß, vielleicht sind die Sterne ja auch mit Mondscheinmagie aufgeladen…

Postskriptum:
Ich griff nach einem bauschigen Nachthemd mit gerafften Ärmeln. »Ich könnte mir die Augen dunkel schminken und eine Lady spielen, die sich vor Liebeskummer das Leben genommen hat und nun durch die Gemäuer spukt, erfüllt von unerwiderter Leidenschaft.« (S. 247) – Anne Shirley, bist du das in Zoes Körper?

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Veröffentlicht am 17.02.2022

Nervenkitzel? Eher Nervenschleudertrauma!

Verity
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Inhalt:
Das Leben von Lowen Ashleigh könnte wirklich besser sein: Ihre verstorbene Mutter hat ihr einen Haufen Schulden hinterlassen und nun soll sie auch noch aus ihrer Wohnung geräumt werden. Doch dann ...

Inhalt:
Das Leben von Lowen Ashleigh könnte wirklich besser sein: Ihre verstorbene Mutter hat ihr einen Haufen Schulden hinterlassen und nun soll sie auch noch aus ihrer Wohnung geräumt werden. Doch dann erhält sie ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann: Sie soll die Psychothrillerreihe der Bestsellerautorin Verity Crawford zu Ende schreiben, da diese nach einem Autounfall und dem Tod ihrer beiden Töchter, nicht mehr ansprechbar und als Pflegefall ans Bett gefesselt ist. Natürlich akzeptiert Lowen – nicht zuletzt, weil sie sich in Jeremy, Veritys Ehemann, verliebt hat. Doch als sie im Haus der Crawfords Veritys Aufzeichnungen durchgeht, entdeckt sie zufällig ihre Autobiographie, die Entsetzliches offenbart. Und auch in dem großen Haus scheint es nicht mit rechten Dingen zuzugehen…

Meinung:

»Erst höre ich das Geräusch seines berstenden Schädels, dann spritzt mir sein Blut entgegen.«

Als ich diesen ersten Satz gelesen habe, habe ich noch schaudernd die Nase gerümpft. Als ich die letzte Zeile gelesen und das Buch in Zeitlupengeschwindigkeit zugeklappt habe, hatte ich eine Gänsehaut. Ich fühlte mich betäubt, leer und so das-kann-doch-nicht-wahr-sein.

»Verity« ist mein erstes Buch von Colleen Hoover. Eigentlich hatte ich immer mitbekommen, dass sie Liebesromane schreibt, die aber nie wirklich mein Interesse wecken konnten. Dann habe ich allerdings auf Tiktok ein Video mit den Aesthetics zu dem Buch gesehen – idyllisches Haus am See, Rollstuhl, Schreibmaschine, viel Licht, ein Steg, sich umarmende Menschen – und mich sofort angesprochen gefühlt. Jedoch habe die Genrebeschreibung irgendwie nicht ernst genommen, sondern mich auf ein Emotionales-Chaos-wie-bei-Nicholas-Sparks-und-ab-und-zu-passiert-was-Seltsames-aber-an-sich-ist-es-romantisch-Buch eingestellt, zumindest hätte auch das Cover dazu gepasst. Tja, meine Erwartungen wurden nicht gerade getroffen…

Wie soll ich das Buch beschreiben? Es war nervenaufreibend, schockierend, erschreckend, erschütternd und verstörend, verstörend, verstörend.

Obwohl mir eigentlich keine der Figuren wirklich richtig sympathisch war, haben der Schreibstil und der Spannungsbogen, der im ersten Kapitel langsam gezogen und über das ganze Buch hinweg immer weiter gespannt wird, sodass die Hand an der Bogensehne vor Anstrengung eigentlich schon zittern muss, dafür gesorgt, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte. Es war absolut mitreißend und fesselnd. Die Beschreibung der Szenen war so gut, dass ich in einem lebhaften Kopfkino saß. Dabei passt Colleen Hoover ihren Schreibstil ihren Protagonistinnen Lowen und Verity so an, dass man wirklich überzeugt davon ist, dass es unterschiedliche Personen sind, die die Geschichte erzählen. Dabei habe ich habe ich mich in Lowens Parts vor allem gegruselt, während mich Veritys Autobiographie schlichtweg schockiert hat.

Das Buch ist meines Erachtens ein Psychothriller, der seinen Namen wirklich verdient hat, gesalzen – zumindest für mein Empfinden – mit Horrorelementen.

Und damit kann ich gar nicht umgehen. Monster und Blut, der Suriel, Schlachten und aufplatzende Schädel – damit kann ich umgehen, aber nicht mit dem Schrecken, der sich langsam anschleicht, die meiste Zeit unsichtbar bleibt und sich erst ganz zum Schluss langsam umdreht.

Ich wollte »Verity« abends noch gemütlich vor dem Einschlafen lesen und habe dann festgestellt, dass ich das allein und im Halbdunkel nicht ertragen konnte, sondern nur bei Tageslicht mit Sweet-Chili-Knuspererbsen oder in der Bahn mit einem Haufen Menschen um mich herum, die mich in der Realität verankern, wenn die Geschichte plötzlich wieder zu viel wurde. Denn ich musste regelmäßig die Augen heben und aus dem Fenster zu gucken, musste durchatmen…

Und am Ende saß ich da mit einem unheimlichen Plottwist und fragte mich: Was war wahr? Und egal, wie die Wahrheit aussah, sie war grausam und leichenblass.

»Die Frage, die bleibt, ist nur: Welche Wahrheit ist die, die [Spoiler] verdreht hat?«

Fazit:
Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, wie ich das Buch bewerten soll. Einerseits habe ich es innerhalb von zwei Tagen verschlungen, andererseits war ich mehrfach an den Punkt, an dem ich dachte, ich müsste es abbrechen. An sich hat es alle fünf Sterne verdient, doch wegen meines angekratzten persönlichen Wohlbefindens muss es leider Abzug geben…

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Ein Buch mit sehr viel Potential, das leider nicht vollends abgerufen wird...

Scholomance – Tödliche Lektion
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Inhalt: 
Die sechzehnjährige El, eigentlich Galadriel, ist eine Schülerin in der Scholomance, einer Magierschule ohne Lehrer und ohne Ferien. Der einzige Weg hinaus führt über die Abschlussprüfung oder ...

Inhalt: 
Die sechzehnjährige El, eigentlich Galadriel, ist eine Schülerin in der Scholomance, einer Magierschule ohne Lehrer und ohne Ferien. Der einzige Weg hinaus führt über die Abschlussprüfung oder über den Tod, der in dieser Schule hinter jeder Ecke lauert. Freundschaften existieren hier nur, um die eigenen Überlebenschancen zu vergrößern. Pech für El, dass sie von allen Schüler:innen gemieden wird – mit Ausnahme von Orion, dem Schulstar, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, andere vor den hungrigen und mörderischen Monstern der Schule zu retten – und den El absolut nicht ausstehen kann. Zu allem Überfluss rettet er auch noch ihr Leben, dabei trägt sie selbst eine starke dunkle Gabe in sich, mit der sie problemlos ihr Überleben sichern könnte. Aber würde sie diese Gabe einsetzen, die für sie und ihre Mitschüler:innen verheerende Folgen hätte?

Meinung: 
First things first: »Scholomance« war ein 98%iger Coverkauf. Denn das Cover ist schlichtweg ein Meisterwerk.

Und dann muss ich auch direkt ein zweites Geständnis machen: Zwar betone ich immer, dass ich fast nie ein Buch abbreche, aber das einziges Naomi-Novik-Buch, das ich vor »Scholomance« in Händen gehalten habe, habe ich (vor bestimmt zehn Jahren) bereits nach wenigen Seiten abgebrochen, da ich es anstrengend fand und mich überhaupt nicht fesseln konnte (das Buch war der erste Band der »Feuerreiter Seiner Majestät«). Nun gut, »Scholomance« habe ich nicht abgebrochen, auch wenn ich es phasenweise ebenfalls (leider) weniger fesselnd und gelegentlich anstrengend fand…

Doch zunächst zum großen Pluspunkt der Geschichte: das Worldbuilding. Die Scholomance ist ein düsterer wie faszinierender Ort, den man sich Dank der wunderschönen Illustrationen und der grandiosen Beschreibungen der Autorin bildlich vorstellen kann. Hier leben die magisch begabten Schüler:innen aus aller Welt ohne Tageslicht und immer unter der Gefahr, von Maleficaria, kurz Mals, den originellen und schrecklichen Monstern der Schule, gefressen zu werden, weshalb auch das Frühstück oder eine Dusche tödlich enden kann. Auch das magische System mit der guten Magie (Mana, das beispielsweise durch Liegestütze erzeugt werden kann) und der dunklen Magie (Malia, das lebenden Personen entzogen wird) ist ausgeklügelt und voller Ideen.

Gleichzeitig ist das Worldbuilding auch mein großer Kritikpunkt an der Geschichte, denn insgesamt hatte ich häufig den Eindruck, eine fast fünfhundertseitige Anleitung für die Scholomance und die magische Welt zu lesen, interessant geschrieben und voller Anekdoten, aber die den Plot und die Interaktion zwischen den Figuren irgendwie unterdrückt hat.

Es gibt weitreichende Monologe aus Els Perspektive, sodass man sie gut kennenlernen kann. Sie ist eine super interessante Persönlichkeit, eine Anti-Heldin mit Hang zu Sarkasmus, allerdings fehlten mir persönlich ein paar mehr Dialoge und Handlungsstränge, die ihren Charakter offenbaren, als dass El seitenweise über sich und die Schule und die magische Welt berichtet. Auch hätte ich mir mehr Farbe für die anderen Figuren (allen voran Orion) gewünscht, der auch am Ende des ersten Bandes noch recht blass wirkt.

Ich hoffe, die beiden Fortsetzungen nutzen das grandiose Worldbuilding des ersten Bandes, sodass hier die Storyline an Fahrt aufnehmen kann…

Fazit: 
Das faszinierende Setting und die interessante Protagonistin bieten einen Ozean voll Potential, doch leider wird letztlich nur ein Teich davon ausgeschöpft. Ich gebe der Geschichte dreieinhalb von fünf Sternen und hoffe, dass die Folgebände die Luft nach oben ausfüllen…

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