Äppelwoi und Amateurdetektive
Ausgeplappert
Ausgeplappert
snowbell
snowbell vor 12 Tagen
"Ausgeplappert" ist das Debüt von Katrin Schön. Der erste Krimi führt mitten in eine hessische Idylle - die größte Klatschbase des Städtchens ist ermordet ...
Ausgeplappert
snowbell
snowbell vor 12 Tagen
"Ausgeplappert" ist das Debüt von Katrin Schön. Der erste Krimi führt mitten in eine hessische Idylle - die größte Klatschbase des Städtchens ist ermordet worden. Mitten drin bei den Ermittlungen: Lissie Sommer, Mitte dreißig, Reisefachfrau und zum Kummer ihrer Mutter immer noch ungebunden. Lissie hat die Tote zuletzt gesehen und weiß, dass ein komischer Hercule-Poirot-Verschnitt gerade die Gegend unsicher macht. Leider glauben ihr weder Lissies beste Freundin Doris noch der ermittelnde Kommissar Loch - eigentlich ein Mann zum Träumen, auch wenn eine Sommer ein kleines Problemchen mit diesem Loch hat. Lissie will daher selbst rausfinden, was eigentlich passiert ist. Erste Anlaufstelle ist "Das grüne Kränzchen", das örtliche Gasthaus. Da ahnt Lissie noch nicht, wie so ein bisschen Kneipenklatsch und Tratsch ein Leben für immer verändern kann.
Das Cover ist sehr einfach gehalten und spiegelt eine ländliche Idylle. Eine bunt gescheckte Kuh grast auf einer Wiese unter einem dichten Laubbaum. Die Farben sind sehr dunkel; für meinen Geschmack hätte man den Bezug zum Inhalt mehr herausarbeiten können.
Dahingegen ist der Titel ist kurz, knackig und gut gewählt. Allerdings weckt er in mir starke Assoziationen an die berühmten Krimis von Edda Minck, einer sehr bekannten Autorin aus dem Ruhrgebiet, in deren Mittelpunkt eine sehr extravagante Hobby-Schnüfflerin steht.
Das Geschehen wird aus der Perspektive von Lissie Sommer geschildert, die sich während eines Urlaubs als Miss Marple in einem Dorf in Hessen betätigt. Allerdings ist sie viel Jünger, berufstätig, Mitte 30 und - zum Leidwesen ihrer Mutter - noch unverheiratet. Lissie Sommer ist eine sympathische Protagonistin, die sich durch einen trockenen Humor auszeichnet. Auch ihre Eltern und die Dorfbewohner sind sehr ausführlich beschrieben worden und spiegeln typische Eigenschaften, wie sie in einer Kleinstadt häufig anzutreffen sind.
Dagegen sind manche Figuren wie der auffällig-unauffällige Detektiv Georg Schneider, die in Amerika lebende Schwester des Mordopfers oder der alternativ-esoterische Therapie-Coach gnadenlos überzeichnet worden.
Katrin Schön schreibt in einem lockeren Stil, und der Krimi lässt sich gut lesen. Der Plot ist überzeugend, und das Setting gut gewählt. Die hessische Kleinstadt wird in ihrem Roman lebendig, zumal sie ihren Protagonisten manchmal erlaubt, in hessischer Mundarbeit zu sprechen.
Leider weist ihr literarisches Debüt einige kleine logische Schwächen auf, was die Handlung des Krimis angeht. Es ist nicht nachzuvollziehen, dass ihre Protagonistin Lissie Sommer relativ emotionslos auf die Entführung ihrer besten Freundin reagiert, sich mit gelegentlichen Anrufen bei der Polizei begnügt und ansonsten lieber in Frankfurt shoppen geht. Katrin Schön legt einige falsche Spuren, allerdings ist die Lösung des Falles relativ leicht zu fassen. In diesem Punkt ist in der Dramaturgie noch etwas Luft nach oben.
Aus diesem Grunde kann ich nur 3,5 Sterne für einen amüsanten, mäßig spannenden Krimi vergeben, der sich gut in das literarische Genre des "cosy crime" einfügt.