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Veröffentlicht am 31.07.2022

Hervorragende Erläuterung eines der schlimmsten Anschläge in der deutschen Sortgeschichte

Anschlag auf Olympia
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In "Anschlag auf Olympia" rekonstruiert Sven Felix Kellerhoff noch einmal den interessierten Leser/innen die zermürbenden Tage der Geiselnahme von israelischen Sportlern durch palästinensischen Attentätern ...

In "Anschlag auf Olympia" rekonstruiert Sven Felix Kellerhoff noch einmal den interessierten Leser/innen die zermürbenden Tage der Geiselnahme von israelischen Sportlern durch palästinensischen Attentätern im olympischen Dorf. Er schildert hier, wie einfach die Terroristen ins Dorf eindringen und die Israelis gefangen nehmen konnten. Die Leser/innen werden dann über die hilflosen Verhandlungen und Befreiungsversuche informiert bis die Geiselnahme letztendlich eskaliert und das sportliche Geschehen der Olympiade in den fernen Hintergrund rückt.

Hervorzuheben sei vorab die ausgezeichnete Recherche, die der Autor zu erledigen hatte, bevor er überhaupt die ersten Zeilen niederschreiben konnte. Bei den zahlreichen Quellen, die auch noch auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden mussten, mit Sicherheit keine leichte Aufgabe.

Der Schreibstil ist, obgleich der selbstverständlich unumgänglichen dokumentarischen Form, sehr anschaulich und fließend, da die Leser/innen von Beginn an das Gefühl haben, 1972 in München selber vor Ort zu sein. Um so dramatischer wird der Hergang der Entführung natürlich beim Lesen empfunden. Und obwohl den meisten Leser/innen das Ende der Geschichte bekannt sein wird, fiebert man doch von Seite zu Seite mit den Gefangenen mit und nimmt teil an ihrem grausamen Schicksal.

"Anschlag auf Olympia" ist für mich den jungen Lesern, die sich genau wie ich an 1972 nicht mehr erinnern können, allein aufgrund der aktuellen Situation in der Ukraine und dem nie enden wollenden Konflikt zwischen Israel und Palästina sehr ans Herz zu legen und der Generation, die die Fernsehbilder vom Anschlag bis heute nicht aus dem Kopf bekommen haben, zum besseren Verständnis ein absolutes Muß!

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Veröffentlicht am 14.07.2022

Sensibles Thema, liebevoll und einfühlsam für Kinder durch Wort und Bild dargestellt.

Oma zieht in den Himmel
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"Oma zieht in den Himmel" von Brigitte G. Evans macht direkt durch den Titel deutlich, um welch schwieriges Thema es in dieser Geschichte geht.

Paul liebt seine Oma über alles und muss nun miterleben, ...

"Oma zieht in den Himmel" von Brigitte G. Evans macht direkt durch den Titel deutlich, um welch schwieriges Thema es in dieser Geschichte geht.

Paul liebt seine Oma über alles und muss nun miterleben, wie sie, die einst um die ganze Welt gereist ist, immer schwächer wird und letztendlich stirbt. Wie erlebt Paul diese letzten Tage? Wie geht er mit dem Verlust seiner Oma um? Wie verarbeitet er seine Trauer?

Selten habe ich eine Geschichte für Kinder gelesen, die dieses wahrlich für Kinder wie auch für Erwachsene schwierige und emotionale Thema so liebevoll, humorvoll, bildhaft und absolut kindgerecht den Leser/innen verarbeitet. Dazu steuern auch die herrlichen Illustrationen und die von Kinderhand gezeichneten Bilder ihren nicht unerheblichen Teil bei.

Die jungen Leser/innen werden durch diese Geschichte das Thema Tod besser verstehen lernen und den Erwachsenen ist die Lektüre eine gute Hilfe, ihren Kindern den Verlust des geliebten Menschen beizubringen und gemeinsam zu trauern.

Fazit: Eine wunderbare Geschichte, die obgleich des sehr traurigen Themas seine Leser/innen mit einer guten Portion Hoffnung zurück läßt.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Die Dämonen sind näher als wir denken uns es uns wünschen

Es frisst!
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Nicole Siemers 288 Seiten starker Psycho-Horror-Roman erzählt die Geschichte einer kleinen dreiköpfigen Familie, die von einem Moment auf den anderen durch den Fenstersturz des Ehemannes auseinandergerissen ...

Nicole Siemers 288 Seiten starker Psycho-Horror-Roman erzählt die Geschichte einer kleinen dreiköpfigen Familie, die von einem Moment auf den anderen durch den Fenstersturz des Ehemannes auseinandergerissen wird. Auf der eigenmächtigen Suche der Ehefrau, Inka, nach dem Grund für diesen Tod des Mannes, Peter, erfahren die Leser/innen viele Geheimnisse und bereits erfolgte Schicksalsschläge rund um Inka, Peter und ihren Sohn Elian. Dabei stößt Inka auf immer mehr unerklärliche Todesfälle, die bis heute ungelöst und rätselhaft erscheinen. Wird Inka für den Tod ihres Mannes am Ende eine Erklärung erhalten?

Der Schreibstil von Nicole Siemer ist herrlich fliessend, an den entsprechenden Stellen sehr detailiert und wunderbar bildgewaltig. Die einzelnen, für den "Feierabend"-Leser, überschaubaren Charaktere sind sehr gefühlsbetont und nachvollziehbar menschlich beschrieben. Die Leser/innen erleben Trauer, Wut, Entschlossenheit und seelischen Überlebenskampf hautnah mit.

Das Cover, auf dem auf einem grau-schwarzen Hintergrund eine dieser lästigen mit grünlichem leuchtenden Laib abgebildet ist, erzeugt sofort die entsprechende Neugier gepaart mit einem gewissen Ekel.

Mein Fazit:

"Es frisst" ist ein Fest für das gruselgeneigte Kopfkino ohne auf grosse Blutlachen oder Kampfszenen zurückgreifen zu müssen und regt dadurch gekonnt die eigene Phantasie an und dass sogar beinahe unterschwellig. Ein Psycho-Horror, den ich allen Grusel und Horror liebenden Leser/innen, die es lieben, tief in die menschlichen Seelen und Abgründe vorzustossen nur wärmstens empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 16.06.2022

Abenteuerliche Reise eines Jungen nach seinen Wurzeln

Ein Bruder für Luca
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Tom J. Schreiber hat mit "Ein Bruder für Luca" eine sehr spannende und aufregende Suche seines Protagonisten Jean (in Wirklichkeit Alex) nach seinem leiblichen Vater geschrieben, in der viele interessante ...

Tom J. Schreiber hat mit "Ein Bruder für Luca" eine sehr spannende und aufregende Suche seines Protagonisten Jean (in Wirklichkeit Alex) nach seinem leiblichen Vater geschrieben, in der viele interessante packende jugendliche Themen eingebaut werden, die dem Leser/ der Leserin eine interessante Story liefern.

Jean (Alex) lernt plötzlich einen Mann kennen, der eine Verbindung zu ihm zu haben scheint. Mit seinem besten Freund Marcel macht er sich still und heimlich auf den Weg nach München, um seinen leiblichen Vater kennenzulernen. Auf dieser Suche lernt er interessante Menschen und eine überraschende und verwirrende Gabe kennen, die ihn reifen und erfahrener werden lassen. Trotz vieler Steine, die sich ihm in den Weg stellen, geht er Dank Marcels Hilfe und aufopfernder Hilfe seinen Weg, um Liebe und Geborgenheit zu finden.

Von Anfang an sind die jungen als auch erwachsenen Leser/innen gefesselt von Jeans (Alex') unwirderstehlichem Eifer und Willen, ein endgültiges und geborgenes Zuhause für sich zu finden. Tom J. Schreiber verarbeitet dabei in seinem Jugendroman viele interessante Themen wie Freundschaft, jugendliche Konflikte, Pubertät, erste Liebe, jugendliche Orientierung, Verlust eines geliebten Menschen und Familie. Diese Themenvielfalt wird so interessant und spannend in eine aufwühlende Geschichte eingepackt, dass man/sie das Gefühl hat, immer wenn eine Lösung eines themas in greifbarer Nähe scheint, ein neues Problem, ein neuer Spannungsmoment auf Alex zusteuert. Die Protagonisten sind so überzeugend und authentisch gezeichnet, dass die Leser/innen schnell den Eindruck gewinnen, dass sie Alex permanent begleiten und auf seiner Reise zur Seite stehen.

Mein Fazit:

Ein 362 Seiten starker Jugendroman, der nie an Spannungskraft verliert und Themen verarbeitet, die jugendliche Leser/innen interessiert. Absolut lesenswert - auch für Erwachsene!

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Horrorroman gespickt mit Schockelementen und wunderbarem Humor

Leichdorf
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Wolfgang Rauchs 452 Seiten starker Roman "Leichdorf" bleibt nach der Lektüre garantiert im Kopf für eine längere Zeit haften.

Bereits das skurril gestaltete Cover, welches einen Gesichtsausschnitt aus ...

Wolfgang Rauchs 452 Seiten starker Roman "Leichdorf" bleibt nach der Lektüre garantiert im Kopf für eine längere Zeit haften.

Bereits das skurril gestaltete Cover, welches einen Gesichtsausschnitt aus Jute mit seltsam starren Augen zeigt, erzeugt sofort eine erste Gänsehaut und erhöht die Erwartung auf eine gruselige Geschichte, der die Story dann in jedem Fall auch gerecht wird.

In einem kleinen Dorf, wo im Grunde jeder jeden kennt, treibt ein Serienmörder sein Unwesen, indem er seine Opfer nicht nur tötet, sondern auch noch häutet. Als er nach einem Autounfall die Frau seines Opfers gefangen nimmt und auch erste Bewohner der überschaubaren Gemeinde betroffen sind, eskaliert die Situation.

Nachdem uns der Autor zunächst über die ersten Seiten des Romans das Dorf, dessen Geschichte und die wichtigsten Bewohner vorstellt, gelingt es ihm sogleich einen ,im wahrsten Sinne des Wortes, irren Spannungsbogen aufzubauen, der uns bis zum Ende des Buches begleiten und nicht loslassen wird. Durch einige beinahe romantisch wirkende Phasen, in denen die zwischenmenschlichen Aspekte der Protagonisten, zum Tragen kommen und mit wunderbaren humorigen Passagen, hat der/ die Leser/in zwischenzeitlich immer mal wieder eine Auszeit, um sich von dem Horror und den Wahnvorstellungen zu erholen. Da diese jedoch erfreulicherweise in passender Kürze auftreten, tragen sie sogar zur erhöhten Spannung bei.

Mein Fazit: "Leichdorf" ist ein Ort, den die Liebhaber/innen von Romanen mit Horrorfaktor, Charakterstudien und einer herrlichen und willkommenen Prise Humor, unbedingt in Form einer Lektüre besuchen müssen, ansonsten besser in jedem Fall in Persona meiden sollten.

Unbedingt lesen!

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