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Veröffentlicht am 12.09.2022

Prinzessinnen haben es auch nicht leicht

Tokyo ever after – Prinzessin auf Probe
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"Plötzlich Prinzessin" nur auf Japanisch, genau das ist "Tokyo ever after". Ein spritzig geschriebenes Wohlfühlbuch, das besonders durch seine sympathische Protagonistin Izumi und die tollen Beschreibungen ...

"Plötzlich Prinzessin" nur auf Japanisch, genau das ist "Tokyo ever after". Ein spritzig geschriebenes Wohlfühlbuch, das besonders durch seine sympathische Protagonistin Izumi und die tollen Beschreibungen von der japanischen Kultur und Japan als Land an sich besticht.

Izumi (Izzy), ein japanisch-amerikanisches Mädchen im Teenageralter, findet heraus, dass ihr Vater, den sie nie kennengelernt hat, aus der japanischen kaiserlichen Familie stammt, und er ist niemand geringeres als der Kronprinz von Japan höchstpersönlich. Ehe sie sich versieht, ist sie auf dem Weg nach Japan, um dort ihren Vater kennenzulernen und als Kronprinzessin dem japanischen Volk vorgestellt zu werden. Dort angekommen prallen für Izumi zwei verschiedenen Welten aufeinander. Wären die Intrigen am kaiserlichen Hof und ihre Schwierigkeiten ihrer neuen Rolle als Kronprinzessin gerecht zu werden, nicht genug für Izumi, ist da noch Akio, ihr Bodyguard, der ihr Herz schneller schlagen lässt...

Neben dem locker leichten Schreibstil und der tollen Charakterzeichnung von Izumi als zwar manchmal etwas naive, aber insgesamt sehr liebenswerte jungen Frau, Tochter, Freundin und Kronprinzessin gefiel mir auch, wie das Thema Familie behandelt wurde. Ich mochte Izumis feministische Mutter und ihren schüchternen und zögerlichen Vater, der wirklich versucht, sein Bestes zu geben. Ebenso schafft es die Autorin gut, Izumis Gefühle zu beschreiben, wenn sie sich nicht genug amerikanisch in ihrer Heimatstadt in den USA und nicht japanisch genug in Japan fühlt. Der Roman ist also nicht nur reine Unterhaltung, sondern hat auch Tiefe.

Auch wenn es teilweise Handlungslöcher gibt, nicht alle Charaktere vollständig ausgebildet sind und die Liebesbeziehung sich zwischen Izumi und ihrem Bodyguard ziemlich schnell entwickelt, ist "Tokyo ever after" ein unterhaltsames, kurzweiliges und berührendes YA-Buch über erste Liebe, Japan, Erwachsen werden und zu sich selbst finden, das Jung und Alt begeistern kann.
Nicht nur Fans von "Plötzlich Prinzessin" werden Gefallen am Buch finden.

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Spannender und blutiger Thriller, bei dem die Angst über die Seiten hinweg spürbar ist

Blutige Stufen (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 12)
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Als eine junge Frau brutal ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden wird, werden Detective Robert Hunter sein Partner Detective Carlos Garcia von der LAPD Ultra Violent Crimes Unit mit dem Fall betraut. Der ...

Als eine junge Frau brutal ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden wird, werden Detective Robert Hunter sein Partner Detective Carlos Garcia von der LAPD Ultra Violent Crimes Unit mit dem Fall betraut. Der Mörder, der sich selbst der Mentor nennt, hinterlässt außer einem Gedicht keine weiteren Beweise am Tatort, und bald wird ein weiteres Opfer gefunden. Der Mord ist genauso brutal und blutig, und als Hunter ein weiteres Gedicht findet, werden seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Dies ist das Werk eines Serienmörders, der von der Angst seiner Opfer und dem Schmerz der Hinterbliebenen. Ohne eine Spur und in dem Wissen, dass das Gedicht noch nicht vollständig ist, läuft die Zeit gegen Hunter und Garcia. Können sie den Mörder fangen, bevor er wieder zuschlägt?

Der Mörder, der sich selbst der Mentor nennt, bringt seinen Opfern Angst bei, und diese Angst ist über die Seiten hinweg zu spüren. "Blutige Stufen" von Chris Carter ist ein zutiefst düsterer und blutiger Thriller, definitiv nichts für Zartbesaitete, der einen spannenden Blick in die Abgründe der menschlichen Seele liefert.
Wie nicht anders von Carter gewohnt, ist die Handlung fesselnd von Anfang bis Ende und lässt einen beim Lesen keine Zeit zum Durchatmen. Die Spannung wird konstant hochgehalten durch neue grausame Morde und zahlreiche Wendungen sowie durch den flüssigen und atmosphärischen Schreibstil. Die Charaktere, Haupt- wie Nebencharaktere sind alle gut und realistisch dargestellt.
Besonders erwähnenswert ist auch das, das Thema Suizid sensibel und respektvoll behandelt wird.
Einzig das Ende war mir zu actionfilmmäßig à la Hollywood und passte nicht ganz zum Rest der Handlung.

Aber insgesamt Carter as his best, Spannung und blutiger Thrill pur.

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Veröffentlicht am 05.09.2022

Feinfühliges Zeit- und Brüderporträt

Zwischen Brüdern
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„Brüder funktionieren manchmal so – sie helfen einander, sie machen sich Sorgen, ohne aber darüber zu reden.“ (S. 169)

„Zwischen Brüdern“ von Wolfgang Böhm ist ein zeitgeschichtlicher fiktiver Roman über ...

„Brüder funktionieren manchmal so – sie helfen einander, sie machen sich Sorgen, ohne aber darüber zu reden.“ (S. 169)

„Zwischen Brüdern“ von Wolfgang Böhm ist ein zeitgeschichtlicher fiktiver Roman über zwei Brüder, Viktor und Hans, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber auch wenn es ab und an zu Verstimmungen zwischen den Brüdern kommt und sich Hans länger mal nicht blicken lässt, sind sie füreinander dar.
Zu Anfang des Buches kommt Viktor aus dem 1. Weltkrieg nach Wien zurück, der deutliche Spuren bei ihm hinterlassen hat. In Wien trifft er auf seinen Bruder Hans, der eine große Leidenschaft für Kunst und Design hat und vom neuen und modernen Kunst- und Designverständnis von Josef Hoffmann und dem Bauhaus schwärmt. Jedoch ist er auch den schönen Dingen des Lebens wie auch den Frauen nicht abgeneigt und findet sich oft in finanzieller Notlage wieder, aus der ihm das eine oder andere Mal sein Bruder helfen muss. Dagegen ist Viktor sparsam und bodenständig. Er arbeitet als Lehrer, verliebt sich in Irmgard und gründet mit ihr eine Familie.

Aus der Ich-Perspektive von Viktor feinfühlig geschrieben, folgt man als Leser*in gebannt auf knapp über 260 Seiten, ihm und seinen Bruder durch Wien und Umgebung in den 20er- und 30er-Jahren. Man wird Zeuge der Aufbruchstimmung nach dem Ersten Weltkrieg und der darauffolgenden Ernüchterung zu Ende der 20er-Jahre sowie der sich verschlechterten politischen Lage und dem Aufstieg Hitlers und Nazideutschlands. Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Situation kommt jedoch auch das Familiäre und Brüderliche nicht zu kurz. Anfangs scheint Hans nach seinen zur Ruhe gekommen zu sein, doch mit der Zeit wird deutlich, dass es Hans nicht gut geht, bis die Verstimmungen und Konflikte zwischen ihm, seiner Familie und auch seinen Bruder immer größer werden, bis es zur Katastrophe kommt.

„Zwischen Brüdern“ ist ein Großstadtroman, dessen Stärker in seiner Ruhe und seiner feinen Beobachtung und Charakterbeschreibung liegt. Unaufgeregt wird ein einfühlsames Bild der zwei Brüder gezeichnet sowie ein authentisches Bild der 20er- und 30er-Jahre und der jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Lage. Ein Buch, das ohne großartige Spannungsmomente auskommt und durch seine leisen Töne überzeugen kann.

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Veröffentlicht am 15.08.2022

Eine Kreuzfahrt voller Geheimnisse

Die Passage nach Maskat
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„Die Passage nach Maskat“ von Cay Rademacher ist ein spannender, kurzweiliger historischer Kriminalroman, der in den 1920er-Jahren größtenteils auf dem Luxusliner Champollion spielt und gut den Zeitgeist ...

„Die Passage nach Maskat“ von Cay Rademacher ist ein spannender, kurzweiliger historischer Kriminalroman, der in den 1920er-Jahren größtenteils auf dem Luxusliner Champollion spielt und gut den Zeitgeist zwischen Ende des 1. Weltkriegs und der Weltwirtschaftskrise 1929 einfängt. Der Autor beschreibt hierbei sehr bildlich und detailgetreu die Kreuzfahrtreise von Theodor Jung, seiner Frau Dora und seiner Schwiegerfamilie Rosterg nach Maskat, sodass man beim Lesen das Gefühl bekommt, man wäre selbst dabei.

Theodor Jung ist Fotograf und die Seereise von Marseille nach Maskat sollte neben Fotos für seinen Arbeitgeber, eine bekannte Berliner Zeitschrift, auch dazu dienen, seine kriselnde Ehe mit Dora zu retten. Doch dann verschwindet nicht lange nach Reisebeginn plötzlich Dora. Als Theodor nachfragt, ob jemand seine Frau gesehen hätte, will sie keiner der Gäste überhaupt auf dem Schiff gesehen haben und seine Schwiegereltern behaupten außerdem, Dora sei noch in Berlin. Zunächst lässt sich überhaupt keine Spur von Dora auf dem Schiff finden und Jung fragt sich, ob er nicht langsam wahnsinnig wird, obwohl er sich sicher ist, dass Dora auf dem Schiff war. Er begibt sich auf die Suche nach ihr, dabei erhält er Unterstützung von der Fanny, einer Stewardess auf dem Schiff. Im Verlauf ihrer Suche werden immer mehr Geheimnisse um Dora, deren Familie und deren Gewürzhandelsgeschäft aufgedeckt. Doch nicht nur sie haben etwas zu verbergen, so tummeln sich auch noch weitere zwielichtige Gestalten auf der Champollion und tragen zu dem Mysterium um Doras Verschwinden bei.

Steht am Anfang noch die Beschreibung der illustren Gäste und der allgemeinen Stimmung an Bord im Vordergrund, so nimmt der Kriminalroman ab dem Verschwinden von Dora merklich an Fahrt und Spannung auf, die bis zum Ende dann hochgehalten wird. Insgesamt handelt es sich bei „Der Passage nach Maskat“ um einen fesselnd geschriebenen historischen Kriminalroman, der durch seine authentischen Orts- und Charakterbeschreibungen sowie seiner gut konstruierten und teils überraschenden Handlung zu überzeugen weiß.

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Veröffentlicht am 12.08.2022

Ein Satz, der alles verändert

Sanfte Einführung ins Chaos
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Dani und Marta sind seit relativ kurzer Zeit ein Liebespaar und leben zusammen in Barcelona. Er ist Drehbuchautor und sie Fotografin und leben ein normales Leben ohne große Zukunftspläne, bis Marta erfährt, ...

Dani und Marta sind seit relativ kurzer Zeit ein Liebespaar und leben zusammen in Barcelona. Er ist Drehbuchautor und sie Fotografin und leben ein normales Leben ohne große Zukunftspläne, bis Marta erfährt, dass sie schwanger. Sie will das Kind nicht behalten und abtreiben, was bei Dani und Marta zunächst unterschiedliche Gefühle hervorruft. Die Nachricht stürzt sie in einen Schwebezustand von Zweifeln, der sie zum Nachdenken darüber bringt, was sie als Paar und als Einzelperson wirklich wollen.
Dani, der früh seinen Vater verloren hat und somit vaterlos aufgewachsen ist, muss sich aufgrund der Entscheidung von Marta seinem Versprechen stellen, sein Kind niemals im Stich zu lassen. Er würde lieber wollen, dass Marta das Kind behält und sieht sich schon als Vater. Marta hingegen möchte nicht Mutter werden und will nach Berlin ziehen, um dort sich ihren beruflichen Traum zu erfüllen.

Mit einer natürlichen Sprache wird zugleich feinfühlig und ausdrucksstark die schwierige Entscheidungsfindung von Dani und Marta beschrieben. Sie müssen eine Entscheidung treffen, die ihr Leben verändern wird und sich fragen, was sie von ihrer (gemeinsamen) Zukunft wollen und was wichtiger ist, Karriere oder Familie. Das Gedanken- und Gefühlschaos wird aus Sicht von Dani und Marta offen, authentisch und brutal ehrlich erzählt. Es wird beiden schnell klar, dass die Dinge nicht schwarz und weiß sind, dass es Nuancen gibt und das beide Seiten berücksichtigt und geschätzt werden müssen.

Ich bin gerne Dani und Marta über die sechs Tage hinweg ihren Gedanken und Gefühlen gefolgt, die die Nachricht von Martas Schwangerschaft in ihnen ausgelöst hat. Ein Buch, das noch nach Beenden des Lesens nachwirkt und das insbesondere wenn man sich im gleichen Alter wie die Hauptpersonen befindet, einen zum Nachdenken anregt, darüber was man selber vom Leben will.

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