Platzhalter für Profilbild

lamen

Lesejury Profi
offline

lamen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lamen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.11.2022

Ein Buch, das man nicht bereut zu lesen

Die Kraft der Reue
0

Wie der Titel des leicht verständlichen und anschaulich geschriebenen Sachbuchs "Die Kraft der Reue" von Daniel H. Pink andeutet, kann das oft als negativ betrachtete Gefühl des Bereuens für positive und ...

Wie der Titel des leicht verständlichen und anschaulich geschriebenen Sachbuchs "Die Kraft der Reue" von Daniel H. Pink andeutet, kann das oft als negativ betrachtete Gefühl des Bereuens für positive und erfüllende Ergebnisse im Leben genutzt werden, sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Bereich.
Der Autor untersucht tiefgehend eines der meist missverstandenen Gefühle, das Gefühl der Reue auf wissenschaftliche und systematische Art und Weise und gibt den Leser*innen Tipps an die Hand im Umgang mit Reue. Bevor er sein Buch abschließt, gibt Pink noch einige praktische Tipps, um die Last der Reue zu überwinden.

Auf 288 Seiten erklärt Pink, warum Reue oft missverstanden wird, wie man sie zu seinem Vorteil nutzen kann, in welche vier Kategorien Reue unterteilt werden kann und wie man mit dem Gefühl des Bedauerns produktiv umgehen kann. Denn auch wenn viele gerne behaupten, sie bereuen nichts, ist das nicht wirklich wahr. Des Weiteren geht er auf die Gefahr ein, wenn das Bereuen vorwegnimmt, so denken z. B. viele Menschen, dass sie es bereuen werden, wenn sie ihre erste Antwort in einem Test ändern, aber Untersuchungen zeigen, dass die meisten Änderungen von der falschen zur richtigen Antwort erfolgen. Insgesamt ist Pink der Meinung, dass Reue eine produktive Emotion ist und zu Veränderungen im Leben führen kann, die sich positiv auswirken.

Man merkt dem Buch an, dass der Autor aus Amerika kommt, so werden Beispiele genannt mit Bezug auf Amerika, die sich nicht eins zu eins auf Deutschland übertragen lassen. Die Allgemeingültigkeit seiner Aussagen leidet darunter jedoch nicht.
Untermalt wird das wissenschaftliche Konzept durch viele Beispiele davon, was viele verschiedene Menschen in ihren Leben bereut haben. Pink konnte hierbei auf einen Fundus von mehr als 20.000 Erfahrungen zurückgreifen, die er und andere Wissenschaftler im Rahmen einer Studie zum Thema Reue gesammelt haben. Die vielen Beispiele lockern das Buch auf und man fühlte sich nicht so alleine, wenn man sieht, dass es viele Menschen gibt, die das gleiche in ihrem Leben bereuen wie man selbst.

Alles in allem ist "Die Kraft der Reue" ein aufschlussreiches und hilfreiches Buch über das Gefühl der Reue und wie man am besten damit umgeht, um es positiv für einen selber zu nutzen, denn wie man auf Reue reagiert, ist der Schlüssel zum eigenen Wohlbefinden. Ignorieren ist gleichbedeutend mit Täuschung und die Fixierung auf das Gefühl des Bedauerns führt zu Verzweiflung. Hingegen das Nachdenken darüber führt zu umsetzbaren Maßnahmen, die künftige Entscheidungen verbessern oder eine Lösung für abgeschlossene Ereignisse bieten können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.10.2022

Kurzweiliger Roman voller Herz und Humor

Vilma zählt die Liebe rückwärts
0

In "Vilma zählt die Liebe rückwärts" von Gudrun Skretting begegnet man der 35-jährigen unnahbaren und auf den ersten Blick etwas seltsam wirkenden Vilma, einer Musiklehrerin. Vilma, die Angst vor radioaktiven ...

In "Vilma zählt die Liebe rückwärts" von Gudrun Skretting begegnet man der 35-jährigen unnahbaren und auf den ersten Blick etwas seltsam wirkenden Vilma, einer Musiklehrerin. Vilma, die Angst vor radioaktiven Bananen hat, wird plötzlich mit drei Männern in ihrem Leben konfrontiert:
-Ihr unbekannter und toter Vater hat ihr Briefe hinterlassen, in denen er ihr von seinem Leben und wie er Vilmas Mutter kennengelernt hat, erzählt.
-Ein Sektionsassistent namens Robert mit Tourettesyndrom sowie
-ein Pfarrer mit warmen Händen.

Klingt abgedreht? Ein bisschen ist die Geschichte es auch, aber auf eine liebenswürdige Art und Weise und besonders wenn man die Wahrheit über Vilmas Vater, ihrer Mutter und ihrer Geburt aus den Briefen des Vaters erfährt sowie über die kleine Vilma, der die Liebe fehlte, zeigt der Roman auch eine Tiefe, die man so aufgrund des Humors so vielleicht anfangs nicht erwartet hätte. Im Verlauf der Handlung lernt Vilma folglich die Wahrheit über sich selbst und sich so zu akzeptieren, wie sie ist und man als Leser*in folgt ihr gerne dabei und schließt Vilma so immer mehr ins Herz.
Flüssig und angenehm geschrieben liest der Roman sich leicht und lässt auch ein paar schwächere kleinere Abschnitte vergessen machen. Es ist kein Buch, das das Rad in Bezug auf die Veränderung bzw. die Selbstfindung der Protagonistin durch ein unerwartet eintretendes Lebensereignis sich ändert, neu erfindet, aber eines, wenn man sich darauf einlässt, durchaus positiv überraschen kann.

Insgesamt ist "Vilma zählt die Liebe rückwärts" ein humorvoller Roman, der trotz des heiteren Grundtons auch ernste Momente aufweist sowie mit liebenswerten und originellen Charakteren aufwartet. Locker und eingängig geschrieben sorgt die Geschichte rund um die Protagonistin Vilma für heitere und kurzweilige Lesestunden und eignet sich somit perfekt für die gute Unterhaltung für zwischendurch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.10.2022

Spannende Mordermittlungen im hohen Norden Schwedens

Kalt und still
0

"Kalt und still" von Viveca Sten ist ein spannender und atmosphärischer Krimi aus dem hohen Norden und der Auftakt einer neuen Krimireihe um die Ermittlerin Hanna, der Lust auf die Folgebände macht.

Die ...

"Kalt und still" von Viveca Sten ist ein spannender und atmosphärischer Krimi aus dem hohen Norden und der Auftakt einer neuen Krimireihe um die Ermittlerin Hanna, der Lust auf die Folgebände macht.

Die 34-jährige Hanna Ahlander ist an einem persönlichen und beruflichen Tiefpunkt angelangt, als sie nach Are in das Ferienhaus ihrer Schwester flieht. Verlassen und betrogen von ihrem Freund und dazu gedrängt, den Dienst bei der Stockholmer Polizei zu quittieren, braucht sie Zeit für sich. Doch dann wird sie auf eine Vermisstenmeldung einer Jugendlichen aus der Gegend aufmerksam. Sie beginnt sich bei der Suche um die verschwundene Amanda bei Minus 20 Grad zu beteiligen und später als eine Leiche auftaucht auch bei den Mordermittlungen und die bringen so einiges Dunkles an Licht...

Gleich von Beginn an schafft es die Autorin mit ihrem bildhaften und flüssig zu lesenden Schreibstil in den Bann zu ziehen. Hinzu kommt das tolle Setting. Handlungsort ist nicht wie so oft, Stockholm, sondern der Ort Are in der Provinz Jämtland im hohen und kalten Norden Schwedens. Dementsprechend atmosphärisch wird alles beschrieben, sodass man förmlich die Kälte spürt.
Doch nicht nur das Drumherum, auch die Charaktere können überzeugen. Durch wechselnde Perspektiven bekommt man einen guten Eindruck und Einblick in die Gedanken und Gefühle einiger wichtiger handelnder Personen, darunter vor allem Hanna und Daniel und man kommt ihnen so näher.
Ebenso kann die Krimihandlung an sich überzeugen, von Anfang an wird Spannung aufgebaut und die Auflösung des Falls folgt einen logischen und glaubwürdigen Verlauf.

Alles in allem ist "Kalt und still" von Viveca Sten ein solider Krimi mit einer neuen, selbstbewussten und sympathischen Ermittlerin und einen Fall, der es in sich hat. Authentisch und glaubwürdig gezeichnete Charakter runden diesen spannend geschriebenen und gut durchdachten Krimi ab. Kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen für ein fesselndes Krimierlebnis, das sich perfekt für die kalten Tage eignet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.10.2022

Zeit neu gedacht

Alle_Zeit
0

"Alle_Zeit" von Teresa Bücker ist ein Sachbuch, bei dem es sich lohnt, sich Zeit für das Lesen zu nehmen.
Wie der Titel schon andeutet, geht es in dem erhellenden Buch über Zeit bzw. über das Fehlen von ...

"Alle_Zeit" von Teresa Bücker ist ein Sachbuch, bei dem es sich lohnt, sich Zeit für das Lesen zu nehmen.
Wie der Titel schon andeutet, geht es in dem erhellenden Buch über Zeit bzw. über das Fehlen von Zeit und die Folgen der Zeitarmut für den Einzelnen und die Gesellschaft im Ganzen.

Das Gefühl von Zeitdruck ist den meisten sehr vertraut, wer hat denn schon Zeit, über die man selbstbestimmt verfügen kann und die nicht auf irgendeine Art und Weise fremdbestimmt wird. So ist auch die Zeit, die allgemein als Freizeit angesehen wird, zwar frei von Erwerbsarbeit, aber nicht immer frei von Pflichten und wird nicht selten so organisiert wie die Zeit, die man zum Arbeiten verbringt. Spontan sein oder wirklich das tun, was man machen will, frei von irgendwelchen Zwängen ist selten.
Deswegen fordert die Journalistin Teresa Bücker nichts anderes als eine komplett neue Zeitkultur, um so Geschlechter- und Generationengerechtigkeit für ein besseres Leben für alle zu erreichen. Nämlich auch die Möglichkeit, die jeder Einzelne hat, auf Zeit zuzugreifen, ist auch eine Machtfrage. Zeit und Zeit für sich zu haben, sollte jedoch kein Privileg von einig wenigen sein, sondern allen zustehen.

Auf über 300 Seiten schafft es die Autorin den Leserinnen ihre Vorstellung einer neuen Zeitkultur auf leicht verständliche und kurzweilige Art näher zubringen. Unterteilt in 6 Kapitel mit mehreren Unterkapiteln, gibt sie einen fundierten und gut strukturierten Überblick über den Begriff Zeit und bringt die Leserinnen zum Nachdenken. Auch wenn manches den ein oder anderen schon vertraut vorkommt, kann die Lektüre mit einigen neuen Ideen aufwarten.

Ein toller Überblick über verschiedene Facetten von Zeit und was sich in unseren heutigen Gesellschaft in Bezug auf das Verständnis von Zeit ändern muss. Klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.09.2022

Rasanter und schonungslos ehrlicher Ritt durch Max Strohes Jugend- und Lehrjahre

Kochen am offenen Herzen
0

So außergewöhnlich das Buchcover von "Kochen am offen Herzen" mit einem Kochmütze tragenden Pinguin ist, so außergewöhnlich ist auch der autobiografische Roman mit fiktiven Elementen von Max Strohe selbst.
Max ...

So außergewöhnlich das Buchcover von "Kochen am offen Herzen" mit einem Kochmütze tragenden Pinguin ist, so außergewöhnlich ist auch der autobiografische Roman mit fiktiven Elementen von Max Strohe selbst.
Max Strohe, der den meisten eher als erfolgreicher Fernsehkoch bekannt sein dürfte, zeigt hier, das er nicht nur was vom Kochen versteht, sondern auch, dass er das Zeug zum Schriftsteller hat.

Offen und schonungslos ehrlich gibt Strohe mit leicht ironischer und teils derber Sprache Einblick in sein jugendliches Leben, seine Ausbildung zum Koch und auch seinem Verhältnis zu seinem Vater, einem Genussmensch und Liebhaber von Antiquitäten, mit dem ihm der großen Unterschiede die Liebe für die schönen Dinge des Lebens eint.
Während man über seine Jugend- und Lehrjahre liest, hat man eher das Gefühl, man würde über einen Rockmusiker lesen, lassen sich doch dieser Abschnitt seines Lebens gut mit Sex, Drugs & Rock 'n' Roll zusammenfassen.
Strohe bricht mit 15 Jahren die Schule ab und verbringt seine Zeit mit Drogen und Frauen. Eine Lehre zum Koch bricht er ab und lernt Armut, Obdachlosigkeit und Existenzängste kennen und schafft es dann noch wie der "Tellerwäscher zum Millionär" etwas aus seinem Leben zu machen, auch weil er die richtigen Leute trifft.

Auch wenn man interessante Einblicke in die Ausbildung zum Koch und dabei auch in unterschiedliche Küchen bekommt, steht das Kochen an sich nicht wirklich im Vordergrund. Der Fokus liegt auf Max Strohe und sein außergewöhnliches Leben junges Leben, was man sich bewusst sein sollte, wenn zu dem überraschend gut geschriebenen und lesenswerten autobiografischen Roman "Kochen am offenen Herzen" von Max Strohe greift.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere