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Veröffentlicht am 12.09.2022

Zwischen Utopie und Dystopie

Auf See
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Die Welt, in der die 17-jährige Yada lebt, ist im Untergang begriffen. Seit zehn Jahren lebt sie in der von ihrem Vater und einigen anderen gegründeten Seestadt, einer schwimmenden Stadt irgendwo in der ...

Die Welt, in der die 17-jährige Yada lebt, ist im Untergang begriffen. Seit zehn Jahren lebt sie in der von ihrem Vater und einigen anderen gegründeten Seestadt, einer schwimmenden Stadt irgendwo in der Ostsee. Das Festland nahezu unbewohnbar und ohnehin in unerreichbarer Ferne, folgt Yada einem festen Tagesplan mit eigens auf sie zugeschnittenen Ernährungs-, Fitness- und Unterrichtsplänen. Doch nach und nach beginnt die Realität in Yadas kleine Welt hineinzusickern und lässt sie die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge, Utopie und Dystopie hinterfragen.
Auf der anderen Seite haben wir Helena, die in Berlin als Orakel und Künstlerin gefeiert wird. Dank der sozialen Medien bekommt sie viel mehr Aufmerksamkeit als ihr lieb ist, und so flüchtet sie sich in Anonymität und die Arbeit an ihrem Archiv, einer Sammlung an wenig bekannten Texten über mehr oder weniger erfolgreiche Versuche, eine eignene Nation zu gründen.

Gekonnt schreibt Theresia Enzensberger von Vertrauen und Zweifel, vom Erwachsenwerden in der Isolation und dem Hinterfragen vermeintlicher Wahrheiten. Ihr Roman wirft einen Blick tief hinein in die immer weiter aufreißende Kluft zwischen fortschreitender Entwicklung, Technologie & Co einerseits und dem Leben in größter Armut andererseits. "Auf See" skizziert eine Welt gefangen irgendwo zwischen Ideologie und Idealismus, Fanatismus und Neoliberalismus, die unserer Welt gar nicht mal so fern ist. Der Roman überzeugt vo allem durch die klugen Einwürfe und den Einblick in Helenas Archiv. Die Figuren selbst bleiben dabei ein wenig auf der Strecke und die Handlung durchläuft zwar einige Wendungen, lässt sich im Wesentlichen aber in wenigen Sätzen zusammenfassen; der Spannung und Tiefe tut das zwar kaum einen Abbruch, eine etwas stärkere Fokussierung auf Protagonistinnen und Storyline - besonders zum Ende des Buches hin - hätte dem Roman dennoch nicht geschadet.

Alles in allem ein solider, kluger Roman, der sich gut lesen lässt, letztendlich aber nicht vollkommen überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 14.10.2020

Bittersüße...

Bittersüße
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Als die Floristin Annika vollkommen unerwartet von ihrem Freund Ben verlassen wird, ist klar: Sie muss ihn zurückgewinnen! Nach 5 Jahren harmonischer Beziehung hat sich Annika eigentlich Hoffnungen auf ...

Als die Floristin Annika vollkommen unerwartet von ihrem Freund Ben verlassen wird, ist klar: Sie muss ihn zurückgewinnen! Nach 5 Jahren harmonischer Beziehung hat sich Annika eigentlich Hoffnungen auf eine baldige Verlobung und Hochzeit gemacht, da kann das doch noch nicht nicht das Ende sein! Es muss ein Plan her, um Ben eifersüchtig zu machen - und was wäre dazu besser geeignet als ein neuer Freund? Sie installiert also eine Dating-App und lernt dort Patrick kennen, der auch von Anfang an von Annika in ihren Plan eingeweiht wird. Die beiden verstehen sich auf Anhieb, obwohl Patrick so komplett anders ist als Ben. Doch kann die Taktik wirklich aufgehen? Kann Annika Ben zurückgewinnen, und - ist das wirklich die beste Lösung?

Die Geschichte an sich hat mir wirklich gut gefallen. Dank des angenehmen Schreibstils findet man gut in die Geschichte hinein und fühlt sich auch direkt, als sei man wirklich in Köln, da gelegentlich auch etwas Kölner Dialekt miteingebaut wird. Patrick und Annikas Oma waren mir beide auf Anhieb sympathisch. Mit Annika selbst bin ich jedoch leider überhaupt nicht warmgeworden, sie war mir schlichtweg zu naiv und unentschlossen. Statt das Offensichtliche einzusehen, nämlich, dass Ben ihr weder guttut noch zu ihr passt, läuft sie ihm immer weiter hinterher und ignoriert dabei ihre wahren Gefühle viel zu lang. Das hat mir trotz einer eigentlich ja guten Geschichte das Lesen leider etwas erschwert.

Insgesamt hat mir das Buch trotzdem gut gefallen und ich hatte eine sehr angenehme Lesezeit! Für 4 Sterne hat es mir leider nicht ganz gereicht, daher vergebe ich 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.09.2020

Eine Geschichte über Liebe, die auch den Tod überdauert

Morgen kommt ein neuer Himmel
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"Ich bin der Meinung, dass so eine Leidenschaft - selbst, wenn sie aus Angst und Unsicherheit entsteht - viel besser ist als ein Leben voller Banalitäten."

Als Elizabeth stirbt, geht für ihre Tochter ...

"Ich bin der Meinung, dass so eine Leidenschaft - selbst, wenn sie aus Angst und Unsicherheit entsteht - viel besser ist als ein Leben voller Banalitäten."

Als Elizabeth stirbt, geht für ihre Tochter Brett die Welt unter. Ihr Leben lang war ihr die Mutter die engste Vertraute, hatten die beiden doch eine sehr innige Beziehung zueinander. Umso weniger kann Brett verstehen, weshalb ihre Mutter sie in ihrem Testament kaum bedacht zu haben scheint - während beide Brüder ein großes Vermögen erben und ihre Schwägerin sogar die Firma, die eigentlich Brett hätte übernehmen wollen, erhält Brett ersteinmal - Nichts. Nun ja, nicht ganz "Nichts": Sie bekommt eine Liste mit Lebenszielen, die sie selbst als 14-jähriges Mädchen verfasst und später weggeworfen hat, denn für ihre geliebte Tochter hat sich Elizabeth etwas ganz Besonderes ausgedacht: Sie möchte ihrer Tochter ein neues, ein glücklicheres Leben schenken.

Im Verlauf des Romas lernt Brett, über ihren eigenen Schatten zu springen und die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu erkennen sowie dafür zu kämpfen - sie setzt sich für andere ein, hört auf ihre innere Stimme und unterdrückt nicht mehr das, was sie eigentlich will, nur, weil sie die Ewartungen anderer erfüllen möchte. Sie lernt, dass es nicht darauf ankommt, wer das meiste Geld hat und im schönsten Haus wohnt, sondern auf Freundschaft und darauf, wer man tief in seinem Herzen ist und dass man für andere Menschen da ist, wenn sie einen brauchen. Dabei verlässt sie mehr als einmal ihre Komfortzone und gewinnt eine ganz neue Sicht auf das Leben, die ihr eine riesige charakterliche Entwicklung ermöglicht und - denn was wäre ein Liebesroman ohne Happy End - zum Schluss auch den Weg zu ihrer ganz großen Liebe und dem Leben weist, dass sie sich tief in sich drin immer gewünscht hat.


Ganz zu Beginn habe ich mich mit der Protagonistin etwas schwergetan und sie war mir, offengestanden, nicht gerade sympathisch. Aber das war wohl auch die Absicht der Autorin, denn nur so wird die Wandlung, die Brett durchläuft (und somit letztlich auch die Botschaft des Romans) wirklich klar. Die Idee mit der Liste hat mir sehr gut gefallen und ich wollte unbedingt erfahren, ob es der Protagonistin gelingt, alle Ziele umzusetzen, zumal sie zunächst nicht sehr angetan von dieser Idee ist. Doch was mit einem bloßen Abarbeiten von Punkten auf einer Liste beginnt, um endlich das ersehnte Erbe zu erhalten, wird schnell zu einem Herzensprojekt und endet in genau dem, was sich ihre Mutter Elizabeth erhofft hatte. Denn das, diese grenzenlose Liebe einer Mutter zu ihrer Tochter, ist für mich die eigentliche Liebesgeschichte dieses Romans!

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, das Ende vielleicht ein kleines bisschen zu klischeehaft - aber bei einem richtigen Liebesroman darf das ja auch mal sein!

Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen und daher gibt es von mir 3,5 Sterne!

Veröffentlicht am 27.09.2020

Schöner historisch angehauchter Liebesroman

Der Himmel über Havanna
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"Als sie ihn betrachtete, fuhr ein Schmerz durch ihre Brust. Sie war so kurz davor, sich in ihn zu verlieben. Aber das durfte sie nicht."

Eigentlich will Lisandra sich gar nicht in Andy verlieben, immerhin ...

"Als sie ihn betrachtete, fuhr ein Schmerz durch ihre Brust. Sie war so kurz davor, sich in ihn zu verlieben. Aber das durfte sie nicht."

Eigentlich will Lisandra sich gar nicht in Andy verlieben, immerhin macht dieser nur Urlaub in Havanna und muss in absehbarer Zeit zurück nach Deutschland reisen... Doch dann verstirbt Lisandras Großmutter und führt ihre Enkelin mit ihren letzten Worten auf die Spuren eines alten Geheimnisses. Ab diesem Moment nimmt alles seinen Lauf, denn weder Lisandra noch ihrerzeit ihre Großmutter Madelin können sich der Macht der Liebe entziehen.

Die Geschichte beschreibt das Schicksal zweier junger Frauen und spielt in zwei sich abwechselnden Zeitebenen, beide Male mit schön gezeichneten Protagonisten und glaubwürdig und bewegend dargestellt. Der Leser kann sich gut in die Charaktere hineinversetzen und auch die Umgebung wird authentisch beschrieben. Da möchte man doch gleich im nächsten Urlaub mal nach Kuba reisen :)

Veröffentlicht am 27.09.2020

Adel verpflichtet... Oder doch nicht?

Everdeen River
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"Am Ende ist alles entweder ein Geschenk oder eine Lektion. Willst du das Geschenk, wähle das Glück. Willst du die Lektion, wähle die Pflicht."

Samira, Tochter eines Duke, kann mit dem braven, konservativen ...

"Am Ende ist alles entweder ein Geschenk oder eine Lektion. Willst du das Geschenk, wähle das Glück. Willst du die Lektion, wähle die Pflicht."

Samira, Tochter eines Duke, kann mit dem braven, konservativen Mädchen, als das ihr Vater sie gerne hätte, nicht viel anfangen. Und so begehrt sie auf, immer und immer wieder wird sie in einen Skandal nach dem nächsten verwickelt und macht ihren Bodyguards das Leben schwer. Als dann Jackson auftaucht, scheint er zunächst nur einer von vielen auf der endlos langen Liste derer zu sein, die es nicht sehr lange mit ihr aushalten.
Kurz darauf beschließt der Duke, Sam bis zu ihrem 21. Geburtstag für 7 Monate auf eine Farm im kleinen Örtchen Everdeen River irgendwo im Nirgendwo zu schicken, worüber Sam alles andere als glücklich ist. Und dann soll auch noch ausgerechnet Jackson sie begleiten! Dabei ist der ebenfalls nicht gerade begeistert, ist ebenjener Ort doch sein Heimatdorf, in das er so schnell eigentlich nicht mehr zurückkehren wollte...
Doch es kommt ganz anders als gedacht: Die beiden werden überschwänglich von den Dorfbewohnern begrüßt und schon bald entpuppt sich Sam als fröhliche, einfühlsame junge Frau, womit sie Jackson ins Dilemma bringt: Die leise aufkeimenden Gefühle für Sam lassen sich nicht mit seiner Anstellung als ihr Bodyguard vereinbaren, und dann ist da ja auch noch dieser düstere Plan, in den er verwickelt ist und von dem niemand etwas weiß...

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir dank des lockeren, angenehmen Schreibstils leicht, obwohl mir die Protagonisten zu Beginn nicht unbedingt sympathisch waren. Das änderte sich nach der Ankunft in Everdeen River aber schnell, da sowohl Samira als auch Jackson hier einiges an Entwicklung durchmachen. Das Örtchen selbst hat mir sofort gefallen, die Menschen dort sind sehr aufgeschlossen und bestechen durch ihre Herzenswärme und Lebensfreude. Da wäre ich an Samiras Stelle gerne gelandet!

Laura Misellie gelingt es, die Geschichte einer wunderbaren Liebe zu erzählen, welche immer wieder auf die Probe gestellt wird, und dabei die Spannung bis zum Schluss aufrechtzuerhalten.