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Veröffentlicht am 15.10.2022

Der Kranich fliegt wieder

Die Stewardessen. Eine neue Freiheit
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Zwar sind 1954 in Hamburg noch die Auswirkungen des 2. Weltkrieges zu spüren, aber es herrscht auch allgemeine Aufbruchstimmung. So soll der Lufthansa neues Leben eingehaucht und zu diesem Zweck Stewardessen ...

Zwar sind 1954 in Hamburg noch die Auswirkungen des 2. Weltkrieges zu spüren, aber es herrscht auch allgemeine Aufbruchstimmung. So soll der Lufthansa neues Leben eingehaucht und zu diesem Zweck Stewardessen ausgebildet werden.

Das ist die Chance für die abenteuerlustige Margot, die sie sich nicht nehmen lässt. Sie durchläuft das Auswahlverfahren , die anspruchsvolle Ausbildung und erfüllt sich ihren Traum vom Fliegen.

Das Buch hat mich von der ersten Seite an begeistert. Das fing bereits mit den Kapitelüberschriften an, die bekannte Schlagertitel sind.

Margot hat mich mit ihrer optimistischen und starken Persönlichkeit überzeugt, obwohl ihr Leben in einer Barackensiedlung nicht die besten Startbedingungen bietet. Umso größer die Freude, als sie das Auswahlverfahren übersteht. Ich wusste nicht, welch hohe Anforderungen an die Bewerberinnen gestellt wurden - angefangen von Allgemeinwissen über Sprachkenntnisse bis hin zu Körpergröße und Gewicht. Auch die Ausbildung selbst war fordernd und in unseren heutigen Augen in einigen Bereichen eher sexistisch.

Mit Margot erlebe ich die Faszination des Fliegens und begleite sogar Adenauer auf seinem legendären Flug nach Moskau, um die Kriegsgefangenen heim zu holen.

Margot zur Seite stellt die Autorin zwei weitere liebenswerte junge Frauen - die taffe Thea und die eher schüchterne Almuth.

Für mich ein zusätzlicher Mehrwert zur fesselnden Geschichte waren die interessanten geschichtlichen Einsprengsel. Da gab es Angaben zu Preisen einiger Lebensmittel oder die Erwähnung besonderer Ereignisse sowie von Zeitschriften, Büchern und Filmstars, die damals in Mode waren. Das weckt die eine oder andere Erinnerung und gibt zudem Bezugspunkte zu Margots Erlebnissen die die Erzählung lebendig machen.

Mir hat das Lesen des Buches großen Spaß gemacht,. Es ist für mich die gelungene Mischung aus unterhaltsamer Geschichte, interessanten Fakten und viel Zeitkolorit.

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Veröffentlicht am 09.10.2022

Spannende und unterhaltsame Tätersuche

List und Lüge
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Die Autorin nimmt mich mit auf Mördersuche im beschaulichen Flensburg .

Tom Jakobs, arbeitslos und dem weiblichen Geschlecht nicht abgeneigt, wird tot auf der A7 aufgefunden. Nachdem ein Suizid ausgeschlossen ...

Die Autorin nimmt mich mit auf Mördersuche im beschaulichen Flensburg .

Tom Jakobs, arbeitslos und dem weiblichen Geschlecht nicht abgeneigt, wird tot auf der A7 aufgefunden. Nachdem ein Suizid ausgeschlossen wird, machen sich Kommissar Andresen und sein Team auf die Suche nach dem Täter. Viele Verdächtige und Motive sind denkbar und nicht jeder der Beteiligten spielt mit offenen Karten. Durch akribische Polizeiarbeit gilt es den wahren Schuldigen zu finden.

Der Krimi ist von der ersten Seite an sehr unterhaltsam. Zwei Dinge sind mir gleich zu Beginn angenehm aufgefallen. Die Ermittler sind Menschen wie du und ich mit alltäglichen Sorgen und Macken. Und die Handlung erzeugt ohne blutige Details oder übertriebener Theatralik eine hohe Spannung.

Die Autorin schickt die Beamten angesichts angesagter Serien wie CSI auf fast schon altmodisch anmutende Ermittlungstour. Andresen und seine Kollegen befragen Verdächtige und überprüfen Alibis. Mir hat das sehr gut gefallen, weil ich dabei wunderbar mit raten und eigene Überlegungen zu den Verdächtigen anstellen konnte. Zudem nutzt die Autorin die Gelegenheit , um ganz nebenbei einige aktuelle oder soziale Themen aufzugreifen, ohne von der eigentlichen Mördersuche abzulenken. Für mich erhielt die Handlung dadurch einen zusätzlichen Reiz.

Die Figuren waren in meinen Augen realistisch dargestellt. Wie bei einem Puzzle wurden immer mehr Details aus deren Leben bekannt und ergaben nach und nach eine klare Vorstellung von ihrer Persönlichkeit.

Obwohl ich eine Vermutung hinsichtlich des Täters hatte, war ich dann doch über den wahren Hergang überrascht.

Das Ende lässt keine wichtigen Fragen offen und hat mir sehr gut gefallen.

Wer eher klassische Krimis liebt, die durch eine fesselnde Handlung und Personen mit Substanz überzeugen und nicht durch billige Effekthascherei, macht mit diesem Buch nichts falsch.

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Träume, Hoffnungen, Enttäuschungen

Das Haus der Hebammen - Susannes Sehnsucht
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Die Hebammen Susanne, Carola und Ella sind genervt von ihrem Arbeitsalltag im Krankenhaus , der ihrer Ansicht nach den werdenden Müttern nicht gerecht wird. Da ist es ein Wink des Schicksals, als Susanne ...

Die Hebammen Susanne, Carola und Ella sind genervt von ihrem Arbeitsalltag im Krankenhaus , der ihrer Ansicht nach den werdenden Müttern nicht gerecht wird. Da ist es ein Wink des Schicksals, als Susanne ein leerstehendes Haus entdeckt, in das sie sich sofort verliebt.

Die drei Frauen stürzen sich in das Abenteuer Selbstständigkeit und gründen das erste Geburtshaus Kölns - gegen den Widerstand einiger Ärzte und mit der Begeisterung der schwangeren Frauen. Nicht nur der Alltag im Beruf ist turbulent, auch im Privatleben ist immer was los.

Ich habe das Buch mit Begeisterung gelesen und konnte dabei meinen Alltag vergessen.

Jede der drei Hebammen hat eine eigene Persönlichkeit und ihre ganz eigene Geschichte. Zusammen sind sie ein wunderbares Team.

Carola war mir die liebste. Vermutlich weil sie in einer ähnlichen Lebenssituation ist wie ich. Beruf und Familienalltag wollen bewältigt und unter einen Hut gebracht werden. Ich konnte Carolas Gefühle, nie den Anforderungen gerecht zu werden, gut nachempfinden.

Ella ist die jüngste und ihr stehen noch alle Wege offen. Beruf oder Ehefrau und Mutter.

Die Geschichte fokussiert sich in diesem Band auf Susanne. Ich fand es bewundernswert, wie sie die Selbstständigkeit mutig angeht. Nach einer fast schon traumatischen Erfahrung findet sie auch die Liebe und lässt sich nach anfänglichen Zögern darauf ein. Was mich aber zunehmend gestört hat, war ihr Hadern mit der Vergangenheit. Ich konnte manches nachvollziehen und sie hatte auch mein Mitgefühl, aber sie war geradezu besessen davon.

Aufgelockert wird der Roman mit den Geschehnissen im Geburtshaus, wo manchmal große Trauer, aber überwiegend große Freude zuhause sind.

Für mich war die Geschichte rundum gelungen, weil ich mich gut in die Situation der Hebammen und auch der werdenden Mütter einfühlen konnte. Und es war spannend, die drei Frauen ein Stück auf ihrem Lebensweg zu begleiten.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Ein Leben für die Gorillas, aber ein Leben ohne Liebe

Dian Fossey - Die Forscherin
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Hört man die Worte Gorilla und Ruanda , fällt vielen von uns sofort die Tierforscherin Dian Fossey und der Film "Gorillas im Nebel" ein. Die Erforschung und der Schutz der Gorillas waren sicher Fosseys ...

Hört man die Worte Gorilla und Ruanda , fällt vielen von uns sofort die Tierforscherin Dian Fossey und der Film "Gorillas im Nebel" ein. Die Erforschung und der Schutz der Gorillas waren sicher Fosseys Lebenswerk . Aber was für ein Mensch steckt dahinter ? Das vorliegende Buch versucht einige Antworten darauf zu geben.

Fossey wird 1936 geboren. Der Vater war Alkoholiker. Es kommt zur Scheidung, als Dian 4 Jahre alt ist. Den Stiefvater, der ein strenges, liebloses Regiment führt, verabscheut sie von Herzen. Glücklich ist sie bereits als Kind, wenn sie Tiere um sich hat. Ihr großer Traum ist eine Reise nach Afrika, die sie endlich 1963 verwirklichen kann. Hier sieht sie zum ersten Mal Gorillas in ihrer natürlichen Umgebung und verliebt sich sofort in sie. Wieder zuhause saugt sie alle verfügbaren Informationen über Afrika und die Gorillas wie eine Besessene in sich auf. Und ihre Ausdauer wird belohnt. 1967 ist sie die Leiterin der Forschungsstation im Kongo. Hier ist sie glücklich und findet einen ganz besonderen Bezug zu den Tieren. Nichts, was das Leben der Gorillas bedroht, lässt sie gelten und schafft sich dadurch viele Feinde. Was in späteren Jahren dazu führt, dass sie die Forschungsstation - mittlerweile in Ruanda - gegen ihren Willen verlassen muss. Doch sie kehrt zurück, ist wieder an ihrem Sehnsuchtsort, kann sich wieder um ihre geliebten Gorillas kümmern.

1985 wird sie ermordet.

Es gab auch Männer in ihrem Leben, aber wer hätte gegen ihre wahre Liebe, die Gorillas bestehen können ? Im Naturfotografen Bob Campbell glaubt sie endlich ihren Seelenverwandten gefunden zu haben. Drei glückliche Jahre verbringen die beiden auf der Forschungsstation und Dian glaubt, es ist für immer. Aber genauso wie ihr Vater verlässt er sie und stürzt sie in eine tiefe Depression. Zu viel Alkohol, zu viele Zigaretten und weitere gesundheitliche Probleme machen aus Fossey ein körperliches Wrack.

Nach der Lektüre des Buches kann ich sagen, ich mag Dian Fossey nicht. Ihr Leben ist von klein auf geprägt von Verlusten und Kränkungen. das hat mich durchaus berührt. Ich habe auch verstanden, dass sie deshalb von diesen sanften Riesen geradezu besessen ist, da die Gorillas sie nie enttäuscht haben. Aber ich empfinde sie als wenig empathisch gegenüber Menschen. Sie bemüht sich nicht, die Situation und Gefühle anderer zu verstehen. Man achtet sie. Man fürchtet sie, aber man liebt sie nicht. Für mich hat sie dadurch ihre Einsamkeit - und einsam war sie - zu großen Teilen selbst verschuldet.

Was ich auf jeden Fall empfinde , ist Achtung und Bewunderung für ihre Liebe und aufopferungsvolle Hingabe zu den Gorillas. Ohne sie wären diese vermutlich bereits ausgestorben .

Der Roman ist auf jeden Fall lesenswert. Ich finde es wichtig, eine Frau, die meine Hochachtung für ihr Lebenswerk verdient, nicht romantisch zu verklären, sondern sie auch mit ihren Schwächen zu zeigen. Das schmälert nicht ihre Verdienste

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Veröffentlicht am 17.09.2022

Raffiniert komponierter Krimi

Das neunte Gemälde
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Der Autor erzählt eine vielschichtige Geschichte rund um ein Gemälde, das möglicherweise von Picasso 1914 gemalt wurde.

Die Handlung beginnt mit einem Anruf beim Kunstexperten Lomberg. Der Anrufer ist ...

Der Autor erzählt eine vielschichtige Geschichte rund um ein Gemälde, das möglicherweise von Picasso 1914 gemalt wurde.

Die Handlung beginnt mit einem Anruf beim Kunstexperten Lomberg. Der Anrufer ist kurz darauf tot und Lomberg gerät unter Verdacht. Aufgrund der bruchstückhaften Informationen vermutet Lomberg einen Zusammenhang mit nationalsozialistischer Beutekunst und seinem verstorbenen Vater.

Von da an nimmt mich der Autor mit auf eine fesselnde und mit Überraschungen versehene Zeitreise, die der Spur des Gemäldes folgt.

1943 planen die Nazis in Paris die Verbrennung von entarteter Kunst. In diesem Zusammenhang soll das fragliche Bild verschwunden sein und bildet nun den Ausgangspunkt für eine Geschichte von Verrat, Gier, Rache und Mord. Hauptakteure sind darin Lombergs Vater, ein hoher SS-Offizier und die Familie eines der damaligen Wachsoldaten.

1966 kommt es erneut zu einem eher zufälligen Zusammentreffen der Beteiligten, das tödlich endet. Das Verbrecher von damals scheint eine gerechte Sühne zu erfahren und alles ist gut.

Bis zu dem Anruf bei Lomberg- denn noch sind nicht alle Schulden beglichen.

Ich bin von dem Krimi absolut begeistert, obwohl ich mich mit den ersten Kapiteln etwas schwer getan habe. Es waren sehr viele Informationen und Namen und ich konnte den roten Faden noch nicht fassen. Das ändert sich rasch, als der Autor die Geschehnisse von 1943 aufgreift. Trotz vieler Orts- und Zeitwechsel habe ich nie die Orientierung verloren, da die Kapitelüberschriften klar darlegen, wo und wann man sich befindet. Dennoch sollte man sich für den Krimi Zeit nehmen. Die Handlung ist komplex und durch die Anzahl der Beteiligten verliert man sonst den Überblick. Am Ende werden für mich alle Fragen zufriedenstellend beantwortet und der Autor schließt die Geschichte mit einem Augenzwinkern.

Weiterhin konnte mich der Autor mit dem eleganten Sprachstil und gelegentlicher Ironie überzeugen. Die Handlung bietet neben einem packenden Krimi auch Einblicke in den internationalen Kunstbetrieb und eine Reise durch die neuere Geschichte der Bundesrepublik.

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