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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2023

Intensive, schwierige Lektüre

Morgen und für immer
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„Morgen und für immer“ erzählt eine berührende Geschichte über Liebe, Verrat und Familie. Im Mittelpunkt der Handlung stehen Kajan und Elizabeta, die sich innereinander verlieben und deren Liebe durch ...

„Morgen und für immer“ erzählt eine berührende Geschichte über Liebe, Verrat und Familie. Im Mittelpunkt der Handlung stehen Kajan und Elizabeta, die sich innereinander verlieben und deren Liebe durch die Zeiten des Krieges und Totalitarismus geprägt wird. Das Buch beginnt in Albanien im Jahre 1943 wo Kajan in einem kleinen Bergdorf lebt und vom Krieg nur wenig mitbekommt. Vom dem deutschen Desertuer Cornelius erlernt er das Klavier spielen und ihm gelingt der Aufstieg vom Bauernjunge zum berühmten Pianisten. Er verliebt sich in Elizabeta, die Tochter eines Regimekritikers. Doch Kajans Mutter, eine strenge Kommunistin bringt die beiden auseinander. Kajans Reise führt in über Albanien in die DDR, nach Westberlin und schließlich bis in die USA.

Das Buch vereint viele verschiedenen Themen, zum einen geht es natürlich um die Liebe, aber gleichzeitig werden viele andere ernstere Dinge besprochen. Es geht um die Familie und Verrat, der in diesem Fall besonders hart ausfällt weil er von Kajans Mutter kommt. So eisern folgt sie den Vorgaben des Kommunismus, dass sie bereit ist ihren eigenen Sohn dafür zu verraten. Die politische Lage in dieser Zeit wird sehr ausführlich behandelt und es ist spannend in das DDR und Westberlin dieser Zeit einzutauchen. Besonders interessant fand ich aber auch Albanien zu erkundigen, ein Land welches man vielleicht nicht unbedingt so gut kennt und welches bis heute unter seiner Regierung leidet. Der Autor schreckt dabei nicht zurück grausame Dinge zu beschreiben und zu erläutern. An der Stelle eine Warnung, dass in dem Buch ausführliche Folterszenen beschrieben werden, die einige Leser vielleicht nicht lesen wollen. In dem Fall das Buch bitte gar nicht erst in die Hand nehmen!

Die Charaktere fand ich überraschend nichtssagend und ich hatte die ganze Zeit über das Gefühl als wären sie nicht wirklich greifbar. Besonders Kajan ist mir fremd geblieben und mir hat einfach das gewisse Etwas gefehlt. Und ich muss auch zugeben, dass ich nach dem Klappentext doch irgendwie was anderes erwartet habe, als ich letztendlich bekommen habe. Das mag vielleicht meine Schuld sein oder einfach schlechtes Marketing. Darüber kann man wohl streiten. Fest steht, dass das Buch zwar sehr schön geschrieben ist, aber es wird bestimmt nicht jeden Geschmack treffen. Es war interessant zu lesen und ich bereue es auch nicht unbedingt es gelesen zu haben, aber es ist definitiv kein Buch das ich ein zweites Mal in die Hand nehmen würde.

Triggerwarnung: Folter

Veröffentlicht am 17.04.2023

Ein Junge, ein Elefant, eine lebenslange Freundschaft

Dalee
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Der junge Bellini sticht mit seiner Familie von Kalkutta in See. Das Ziel: die Andamaneninseln. Und mit an Bord der Schiffes ist Dalee, der Arbeitselefant der Familie. Denn Bellini soll das altehrwürdige ...

Der junge Bellini sticht mit seiner Familie von Kalkutta in See. Das Ziel: die Andamaneninseln. Und mit an Bord der Schiffes ist Dalee, der Arbeitselefant der Familie. Denn Bellini soll das altehrwürdige Handwerk des Mahuts, des Elefantenführers, erlernen. Doch das neue Leben der Familie wird durch zahlreiche Schwierigkeiten erschwert: der undurchdringliche Dschungel, die ehemaligen Häftlinge eines Kolonialgefängnisses und ein reicher Unternehmen machen der Familie das Leben schwer. Doch trotz allem entwickeln Bellini und Dalee eine lebenslange Freundschaft, die das Herz des Leser im Sturm erobern wird. Dennis Gastmann erzählt ein außergewöhnliches Abenteuer, das von einer wahren Geschichte inspiriert ist und hat mich an vielen Stellen überraschen können.

Der Autor hat als Auslandsreporter einige Erfahrungen wenn es um exotische und ferne Länder geht und das merkt man dem Roman auch an. Immer wieder erhält der Leser Einblicke in ein Leben, das uns vollkommen fremd ist. Allerdings hatte ich das Gefühl als würde sich der Autor oftmals zurückhalten und ich hätte gerne noch mehr über die Geschichte des Landes erfahren. Aber ich kann verstehen, dass es für andere Leser vielleicht eher abschreckend gewirkt hätte. Doch auch über Land und Leute gab es für meinen Geschmack nicht immer genug Einblicke und vieles wurde nur oberflächlich behandelt. Aber wie schon zuvor gesagt ist das wohl in erster Linie eine Sache des eigenen Geschmacks.

Die Geschichte selbst ist sehr gefühlvoll erzählt und ich musste wieder einmal feststellen was für faszinierende Geschöpfe Elefanten doch sind. Das Thema alleine hat dazu geführt, dass ich das Buch lesen wollte und ich bereue meine Entscheidung nicht. Trotzdem muss ich eingestehen, dass das Buch definitiv einige Schwachstellen hat. Zum einen ist das Erzähltempo nicht unbedingt immer passend und über viele viele Seiten zieht sich die Geschichte scheinbar endlos in die Länge. Da hätte man definitiv einiges noch dran machen können und obwohl ich lange Bücher immer lieber mag, hätten dieser Geschichte hundert Seiten weniger vielleicht ganz gut getan!

Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet und besonders Dalee ist mir sehr ans Herz gewachsen. Die Freundschaft zwischen Mensch und Tier steht im Mittelpunkt der Handlung und für einige Leser könnte „Dalee“ vielleicht etwas zu langweilig sein. Selbst ich musste mich einige Male doch zwingen am Ball zu bleiben und das Buch nicht aus der Hand zu legen. Letztendlich liebe ich es aber einfach fremde Länder zu bereisen, sei es nun im wahren Leben oder auf den Seiten eines Buches, weshalb mir „Dalee“ definitiv viel Freude bereitet hat.

Veröffentlicht am 19.02.2023

Coming-of-Age in München

Roxy
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Das Debüt von Johann von Bülow erzählt von Marc und Roy. Die zwei Freunde wachsen in München der Achtzigerjahre auf und könnten kaum unterschiedlicher sein. Marc wächst in einer Doppelhaussiedlung auf ...

Das Debüt von Johann von Bülow erzählt von Marc und Roy. Die zwei Freunde wachsen in München der Achtzigerjahre auf und könnten kaum unterschiedlicher sein. Marc wächst in einer Doppelhaussiedlung auf und will ausbrechen und die Welt erobern. dem Industriellensohn Roy – eigentlich Robert – liegt die Welt hingegen schon zu Füßen. Als die bildschöne Carolin in ihr Leben tritt, verändert sich jedoch alles. Viele Jahre später haben sich die beiden Freunde auseinander gelebt. Wie es so oft passiert wenn Jugendfreunde erwachsen werden und ihr eigenes Leben leben. Als sich Marc zurück nach München auf macht, zur Beerdigung von Roy, erinnert er sich an die alten Zeiten und die Momente im „Roxy“.

Das Buch gliedert sich in 5 Teile und begleitet Marc und Roy durch die 80er Jahre in München. Der Autor hat ein klassisches Coming-of-Age Buch geschrieben mit allen wichtigen Themen die dazu gehören. Ein besonders wichtiges Thema ist dabei die Freundschaft zwischen den beiden jungen Männern. Und damit verbunden auch die Unterschiede zwischen Marc und Roy, die in ganz anderen Umständen aufgewachsen sind. Die Handlung beginnt von der Kindheit und zieht sich durch die Jugend der Protagonisten und eine besonders wichtige Rolle nimmt dabei Carolin ein, die die Dynamik der Freunde verändert. Marc sieht erstmals Wesenszüge von Roy, die er vorher nicht gesehen hat – oder nicht sehen wollte. Der Autor beschreibt die Charaktere dabei sehr gefühlvoll und erschafft eine authentische Geschichte. Carolin bleibt allerdings im Vergleich zu Marc und Roy eher außen vor und es fällt schwer sie wirklich zu verstehen. Ihre Darstellung bleibt oberflächlich und ich hätte es interessant gefunden mehr über sie zu erfahren. Vielleicht wäre es sogar eine gute Idee gewesen Carolin und Roy zur Sprache kommen zu lassen, um die Handlung noch besser verstehen zu können.

Der Schreibstil ist für ein Debüt Roman bereits sehr gut gelungen und es fällt leicht in die Geschichte abzutauchen. Müsste ich etwas kritisieren wäre es wohl, dass mir das gewisse Etwas fehlt was ein Buch zu etwas Besonderem macht.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Polarisierendes Thema

Sanfte Einführung ins Chaos
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„Sanfte Einführung ins Chaos“ folgt Marta und Daniel, die sich mit der Frage auseinandersetzen müssen wie sie mit einer ungewollten Schwangerschaft umgehen wollen. Während Daniel das Kind bekommen möchte, ...

„Sanfte Einführung ins Chaos“ folgt Marta und Daniel, die sich mit der Frage auseinandersetzen müssen wie sie mit einer ungewollten Schwangerschaft umgehen wollen. Während Daniel das Kind bekommen möchte, ist Marta fest entschlossen in sechs Tagen einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen. Der Leser begleitet das junge Paar über diese sechs Tage und lernt dabei auch einiges über sich selbst. Denn letztendlich polarisiert das Buch natürlich auch und fordert den Leser aktiv dazu auf sich selber mit dem Thema Abtreibung zu beschäftigen. Ein Thema das aktuell besonders durch die schockierenden Ereignisse in den USA aktueller den je ist. Abtreibungen sind noch immer ein Tabu Thema und ich finde es großartig, dass sich Marta Orriols dafür einsetzt dies zu ändern.

Die Handlung konzentriert sich auf Marta und Dani und beleuchtet deren Leben und auch deren Wünsche und Ziele im Leben. Marta ist Fotografin und möchte unbedingt nach Berlin. Dani ist Drehbuchautor und glücklich mit seinem Leben und mit Marta. Doch schnell wird deutlich wie unterschiedlich die beiden ihre Beziehung betrachten, denn Marta ist sich gar nicht so sicher, ob sie wirklich für immer mit Dani zusammen sein möchte. Die Interaktionen zwischen den beiden sind spannend geschildert und Orriols widmet sich dem Thema sehr gefühlvoll. Es geht nicht nur um die Problematik der ungewollten Schwangerschaft, sondern vielmehr um eine Frage die wohl alle Leser kennen: Was möchte ich mit meinem Leben anfangen? Wo sehe ich mich in der Zukunft?

Die Autorin hat einen nüchternen und ausdrucksvollen Schreibstil, der es dem Leser ermöglicht vollkommen in der Geschichte abzutauchen. Man kann sich gut in die Charaktere hineinversetzen und bekommt einen Eindruck von deren Gefühlen und Gedanken, wodurch sich die Handlung sehr gut lesen lässt und es nicht langweilig wird. Auch das Cover passt hervorragend zu der Handlung und ist ansprechend gestaltet. Der Titel ist ebenfalls voller Bedacht gewählt.

Von mir bekommt „Sanfte Einführung ins Chaos“ eine volle Leseempfehlung, denn das Buch behandelt eine unglaublich wichtige Thematik mit der sich jeder auseinander setzen sollte.

Veröffentlicht am 17.07.2022

Melancholische Sommerlektüre

Ein unendlich kurzer Sommer
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„Ein unendlich kurzer Sommer“ lockt mit dem Versprechen einer perfekten Sommerlektüre. Bereits das Cover vermittelt Sommer gefühlte und man bekommt einen ersten Eindruck für die melancholische Stimmung ...

„Ein unendlich kurzer Sommer“ lockt mit dem Versprechen einer perfekten Sommerlektüre. Bereits das Cover vermittelt Sommer gefühlte und man bekommt einen ersten Eindruck für die melancholische Stimmung der Geschichte. Diese Art Romane sind etwas außerhalb meiner comfort zone und daher war ich unglaublich gespannt darauf in die Handlung abzutauchen. Das Buch dreht sich um Lale, die aus ihrem alten Leben flüchtet und einfach nur noch weg will. Ihr Weg führt sich zu einem Campingplatz mitten im Nirgendwo.

Wie bereits angedeutet ist die Geschichte wesentlich melancholischer und trauriger, als der Klappentext einen zunächst vermuten lässt. Die seichte Sommergeschichte, die ich erwartet hatte, nahm daher eine Wandlung in eine ganz andere Richtung. Trotzdem gibt einem die Geschichte durch das Setting und die Atmosphäre richtige Sommerfeelings und es ist eine gute Lektüre für einen lauen Sommerabend.

Die Geschichte folgt Lale, doch es gibt noch weitere wichtige Charaktere. Wir lernen den mürrischen Campingbesitzer Gustav kennen, seinen besten Freund James, den wundervollen Flo und natürlich Christophe, der auf der Suche nach seinem biologischen Vater ist. Alle Charaktere haben ihr eigenes Päckchen mit sich herumzutragen und es ist sehr spannend die einzelnen Personen besser kennenzulernen und herauszufinden was sie antreibt. Besonders Flo ist mir sehr ans Herz gewachsen und auch Hippie James sorgt für einige tolle Momente.

Die Charaktere machen auch den Charme der Geschichte aus und es wundervoll zu sehen wie sie zueinander finden und sich unterstützen und helfen. Mit Lale und Christophe kommt auch eine leichte Romanze in die Geschichte, die aber gelungen eingebaut wird. In Lale konnte ich mich allerdings nur schlecht hineinversetzen und ihr Verhalten fand ich oft viel zu egoistisch, als das ich sie wirklich ins Herz schließen konnte.

Der Schreibstil war mir leider zu nichtssagend und hat mich oftmals etwas aus dem Konzept gebracht. Die Autorin neigt zu kurzen Sätzen, die sich stark aneinander reihen. Und obwohl die Story im Gesamten keine neuen, bahnbrechenden Ideen liefert, ist es eine schöne Lektüre, die ich besonders für den Sommer gut empfehlen kann.

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