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Veröffentlicht am 12.03.2023

Griechische Mythologie anders erzählt

STONE BLIND – Der Blick der Medusa
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Du denkst, du kennst Medusa? Die rachsüchtige Frau mit den Schlangenhaaren und dem Blick, der alles Lebendige zu Stein erstarren lässt? Was wäre, wenn ich dir sage, dass Medusa ein Opfer ist? Eine wahre ...

Du denkst, du kennst Medusa? Die rachsüchtige Frau mit den Schlangenhaaren und dem Blick, der alles Lebendige zu Stein erstarren lässt? Was wäre, wenn ich dir sage, dass Medusa ein Opfer ist? Eine wahre Pech-Gorgone, auf die es Götter und Helden abgesehen haben, ohne, dass sie sich jemals etwas zu Schulden hat kommen lassen. Und würdest du mir glauben, wenn ich dir erzähle, dass die eigentlich rachsüchtigen Geschöpfe der griechischen Geschichte Götter wie Athene und Poseidon, und sogar die Halbgötter-Helden wie Perseus sind? Nein? Dann solltest du dieses Buch lesen, vielleicht ändert sich deine Meinung dann…
Eins vorweg: Wie die Inhaltsangabe schon andeutet, sollte vor dem Lesen dieser Geschichte am besten ein kleines Grundwissen über die griechische Mythologie vorhanden sein. Andernfalls könnte ein falsches Bild entstehen und der Grundgedanke hinter dieser Erzählung nicht verstanden werden.
Natalie Haynes ist es gelungen, mich mit ihrem Erzählstil hier vollumfänglich in ihre Geschichte zu bannen! Als großer Fan der griechischen Mythologie war ich gespannt darauf, was die Autorin wohl aus der Geschichte über Medusa Neues herausholen würde. Durch die Ankündigung im Klappentext („Und sie werden ein Monster aus dir machen.“) brach sich eine Vorahnung in mir Bahn, die sich letztendlich auch bestätigt hat. Haynes ist nämlich eine Umkehr der Erzähltradition gelungen, wie ich sie seit Christa Wolffs „Medea“ nicht mehr gelesen hatte: Wird ein vermeintliches Monster sympathischer, wenn man seine Geschichte aus seiner eigenen Perspektive erzählt? Die Antwort hier lautet ganz eindeutig: Ja! Die Autorin spielt mit szenischem Erzählen, mit Perspektivwechseln zwischen Monstern, Göttern, Prinzessin und Held, sie lenkt die Sympathie des Lesers in offensichtlicher Weise und stellt die alles entscheidenden Fragen dieser Geschichte ganz offen: „‘Wer bist du, dass du entscheiden kannst, wer der Liebe würdig ist?‘ […] ‚Und wer bist du, zu entscheiden, wer ein Monster ist?‘“ (S. 256f.) Unser Verständnis von Gut und Böse wird hier auf eine Art und Weise hinterfragt, die wieder einmal zeigt: Alles ist eine Frage der Perspektive. Monster, Gottheit, Held – wer legt eigentlich fest, wer was ist bzw. sein wird? Haynes Geschichte zeigt missgünstige Götter, ängstliche Helden, feministische Prinzessinnen und warmherzige, unschuldige Monster. Am Ende ist jedoch klar: Die griechische Mythologie ist durchdrungen von Gewalt, Rache, Intrigen, Kollateralschäden, Familienfehden und Habgier. Wer sich also auch von diesen Darstellungen nicht abschrecken lässt, ist in dieser Geschichte gut aufgehoben. So erging es jedenfalls mir.
Einen Stern Abzug gibt es dann leider schon, weil mich das Ende doch mit zu vielen losen Fäden zurückgelassen hat. Es blieben im Nachgang einfach zu viele Fragen offen. Außerdem störten mich die Kapitel aus der Perspektive der Krähe Koronis und des Olivenhains Elaia, denn sie brachten mich aus dem Lesefluss und erscheinen mir auch abschließend überflüssig und produzierten unnötige Längen.
Wer offen für eine Neuinterpretation mit Perspektivwechsel beim Erzählen ist, dem sei dieses Buch angeraten. Ich bin gespannt auf Natalie Haynes Reise zu den trojanischen Frauen im nächsten Band!

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Veröffentlicht am 26.02.2023

Ein interessanter, neuer Fantasy-Reihenauftakt

Die Chroniken von Lunis – Wächterin des Lichts (Die Chroniken von Lunis 1)
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In Mias Stadt Nubis herrscht seit des Angriffs durch den König der Dunkelheit ewige Nacht. Doch mit der Finsternis kamen auch die Umbra, Wesen der Geisterebene, die eine Verbindung mit den Menschen eingehen ...

In Mias Stadt Nubis herrscht seit des Angriffs durch den König der Dunkelheit ewige Nacht. Doch mit der Finsternis kamen auch die Umbra, Wesen der Geisterebene, die eine Verbindung mit den Menschen eingehen können. Mias Eltern waren die ersten sogenannten Zähmer, die sich mit einem Umbra verbanden. Und nun soll auch Mia das Training beginnen. Doch seit ihrer Begegnung mit einem ungewöhnlich aggressiven Umbra fürchtet sie sich vor ihnen. Und noch während ihrer ersten Trainingseinheit passiert das Unfassbare: Ihre Stadt wird von Anhängern des Königs der Finsternis angegriffen, Mias Eltern geraten in Gefangenschaft und sie selbst muss mit ihrem kleinen Bruder fliehen. Denn gesucht werden gerade diese beiden Geschwister, in denen mehr Kräfte verborgen liegen, als sie ahnen…
Wie schon mit der Keeper of the Lost Cities Reihe hat auch hier der Verlag Ars Edition wieder einmal sein hervorragendes Händchen für Fantasy-Geschichten bewiesen. „Die Chroniken von Lunis“ ist spannend und sehr innovativ, auch wenn es mich am Rande an die „His Dark Materials“-Reihe von Philipp Pullman erinnert (Umbra/Dämon). Das Worldbuilding gefiel mir sehr gut, ich konnte mir dank der sehr ausführlichen Beschreibungen die Umgebungen gut vorstellen. Der Einstieg in den Leseprozess fiel daher leicht und ging schnell vonstatten, was mich sehr gefreut hat. Auch im Verlauf blieb es stets spannend, es kamen keine Längen auf und der Umfang mit knappen 300 Seiten war auch angemessen.
Die Idee mit den Umbra empfand ich als kreativ und neu in seiner Umsetzung. In diese Thematik wird sicher in den Folgebänden noch intensiver eingegangen, der Rezipient scheint mit der Protagonistin zu lernen. Woran es mir allerdings etwas mangelte, waren Informationen zum König der Finsternis. Wo kommt er her? Wie konnte er verbannt werden? Warum lehnte er sich auf? Woher stammen seine Kräfte? Steht er in irgendeiner Weise in einer Beziehung zu den Umbra? Das blieben am Ende der Lektüre offene Fragen für mich. Ich hoffe allerdings auf Aufklärung im weiteren Verlauf der Geschichte.
Mia als Protagonistin gefiel mir gut. Zunächst von Zweifeln und Ängsten geplagt gelingt es ihr, ihre eigenen Stärken auszumachen, sie einzusetzen und dabei über sich hinaus zu wachsen. Dabei erscheint sie durchgängig als authentisch, niemals wehleidig oder anstrengend. Solche Protagonist*innen mag ich!
Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit Mia, Lux und Nox und bin gespannt, was der König der Finsternis mit unserer Wächterin des Lichts noch alles vorhat.

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Veröffentlicht am 19.11.2022

Die frechste Zofe Londons mischt wieder die Upper Class auf!

#London Whisper – Teil 2: Als Zofe tanzt man selten (aus der Reihe)
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Zoe und Hayden, ungewollte Zeitreisende aus dem 21. Jahrhundert, jagen im London der Regency Zeit Dieben nach, die aus dem Haus der Arlingtons einen Spiegel mit einem Mondscheinsplitter entwendet haben ...

Zoe und Hayden, ungewollte Zeitreisende aus dem 21. Jahrhundert, jagen im London der Regency Zeit Dieben nach, die aus dem Haus der Arlingtons einen Spiegel mit einem Mondscheinsplitter entwendet haben – denn dieser ist ihre einzige Möglichkeit, das Rätsel um ihre Zeitreise zu lösen. Die Diebe führen sie ins Geheimversteck der Verborgenen Gesellschaft und dort enthüllt sich das Motiv dieser Gruppe: Sie wollen die Vergangenheit zu ihren Gunsten verändern. Zoe und Hayden müssen handeln! Denn plötzlich taucht eine weitere Partei im Kampf um den Mondscheinspiegel auf: Eine ägyptische Hohepriesterin will für ihren Herren alle Splitter aus der Zukunft zurück ins Alte Ägypten bringen, und so die Taten ihres Herrschers verbergen. Den beiden gelingt es, den Splitter an sich zu nehmen, als etwas passiert, mit dem niemand gerechnet hat: Die Scherbe reagiert auf Zoes Berührung und schickt sie und Hayden wenige Stunden zurück in die Vergangenheit, sodass sie den Raub des Spiegels bei den Arlingtons verhindern können. Ist Zoe also doch nicht nur zufällig in diese Geschichte geraten, weil sie ein Faible für die Mode der Regency Zeit hat? Denn das kann sie nun voll und ganz ausleben, da der berühmtberüchtigte Winterball ansteht und die Upper Class Londons und damit Zoes Freundinnen ganz schön in Aufruhr versetzt…

Der zweite Band schließt nahtlos an das Ende des ersten Bandes an und der Einstieg war daher leicht. Es wird sich nicht lang mit Erklärungen zum vorherigen Geschehen aufgehalten, sondern wir sitzen direkt mit Hayden und Zoe auf dem Hengst der Falcon-Smiths und jagen den Einbrechern nach.

Band 1 konnte mich nicht so ganz überzeugen und ich war mir nicht sicher, ob ich die Reihe weiter verfolgen soll. Es war mir ein wenig zu viel Teenie-Gehabe und so richtig warm konnte ich mit Zoe bis dato auch nicht werden. Da mich die „Lia Sturmgold“ Reihe von Aniela Ley so begeistert hat, war ich hier vielleicht etwas zu übereilt mit meinen Erwartungen. Doch nach Beendigung des Hörbuchs zum zweiten Band weiß ich, was mir gefehlt hat: Dagmar Bittners Interpretation von Hayden und Prickelton! Ich habe so herzhaft gelacht bei diesem Hörbuch, wenn Prickelton Zoe wieder einmal Unverschämtheiten vorgeworfen hat, oder als Hayden mit seinem schönsten gesäuselten französischen Akzent Zoes Knie zum Zittern brachte! Schade, dass ich nicht schon den ersten Band als Hörbuch konsumiert habe… Aber auch im Gesamten gefiel mit Teil 2 besser, denn er war spannender, der Schlagabtausch zwischen Hayden und Zoe hat an Intensität zugenommen und war witziger. Band 3 darf mir auf jeden Fall Dagmar Bittner auch vorlesen, daran führt nun kein Weg mehr vorbei.

Einen Stern muss ich am Ende dann aber doch abziehen, denn die eigentliche Storyline zum Versuch der Rückkehr Haydens und Zoes in ihre Zeitlinie gerät hier sehr ins Stocken. Im Vordergrund stehen die gesellschaftlichen Events der Regency Zeit, auf die Zoe als echtes Fangirl natürlich sehr hinfiebert. Die Auflösung der Fragen rund um ihre ungewollte Zeitreise nimmt dabei einen sehr geringen Anteil ein. Mich können Geschichten à la Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ eigentlich so gar nicht begeistern. Der Ton ist mir zu gestelzt, das Drama zu dramatisch… (Vielleicht bin ich da zu emanzipiert.) Aber hier konnten mich Zoes Versuche, die Londoner Upper Class mit ihrem Gegenwarts-Slang etwas aufzumischen, schon erheitern und bisweilen konnte mich auch ihre Schwärmerei für diese Zeit für sich einnehmen.

Die Cover der Reihe sind schlicht und doch so passend. Ich mag den zweifarbigen Stil mit den Silhouetten sehr. Ein schöner, bunter Blickfang im Regal!

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Veröffentlicht am 15.10.2022

Es ist nicht immer alles Gold, was glänzt…

The School for Good and Evil, Band 1: Es kann nur eine geben. Filmausgabe zur Netflix-Verfilmung
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Alle vier Jahre holt „der Schulmeister“ nachts zwei Kinder aus dem Dorf. Wohin sie verschwinden, ist nur Spekulation. Fest steht: Nach jeder Entführung bekommt der Buchhändler ein neues Märchenbuch geliefert, ...

Alle vier Jahre holt „der Schulmeister“ nachts zwei Kinder aus dem Dorf. Wohin sie verschwinden, ist nur Spekulation. Fest steht: Nach jeder Entführung bekommt der Buchhändler ein neues Märchenbuch geliefert, in dem einige der Kinder wiederzuerkennen sind. Es geht das Gerücht um, dass der Schulmeister der Leiter der Schule für Gut und Böse ist und dass die Kinder dort trainiert werden, fiese Bösewichte oder schillernde Helden zu werden… So glaubt auch Sophie von sich, auf jeden Fall eine Prinzessin werden zu können. Immerhin hat sie das bezaubernde Aussehen, das dazu nötig ist. Und sie freundet sich dafür sogar extra mit dem unbeliebtesten Mädchen des Dorfes an. Agatha ist die Tochter einer Hexe und lebt auf dem Friedhof ein recht ruhiges und unaufgeregtes Leben. Als Sophie jedoch tatsächlich vom Schulmeister geholt wird, will sie ihre Freundin nicht kampflos hergeben und lässt sich gemeinsam mit ihr verschleppen. Allerdings kommt nichts so, wie Sophie es geplant hat und die Freundschaft der beiden wird auf eine sehr harte Probe gestellt…
Die Bücher liegen schon länger auf meinem SuB, nun habe ich die anstehende Veröffentlichung der Netflix-Verfilmung als Anreiz genutzt, mit Band 1 zu beginnen. Ich war mir nicht ganz sicher, was mich erwarten wird. Ein Märchenremake in Zeiten der Popkultur? Der altbekannte Kampf zwischen Gut und Böse? Fiese Feen und helfende Heinzelmännchen? Disneykitsch aus allen Poren? Tja, was soll ich sagen: Von allem ist etwas dabei. Gut & Böse, schwarz & blond, Prinzessin & Hexe, Held & Bösewicht, Intrige & Selbstlosigkeit, Hass & Freundschaft – Dichotomien, so weit die Seiten reichen. Allerdings wird hier mit ihnen gespielt. Dies wiederum erzeugt ein Spannungsverhältnis, das die Protagonistinnen in die Verzweiflung treibt. Denn in der Schule für Gut und Böse ist kaum etwas, wie es zu sein scheint. Der konstante Kampf, der hier ausgetragen wird, und die Verzweiflung, die ebenjener hervorruft, wird sehr deutlich durch den häufigen und teilweise sogar abschnittsweisen Wechsel der Erzählperspektive noch zusätzlich verstärkt. Als Leser muss man wirklich aufmerksam bleiben beim Lesen, um weiterhin nachzuvollziehen, ob gerade Sophie oder Agatha im Fokus steht. Zu Beginn empfand ich diesen Wechsel als recht anstrengend, doch schon bald wurde mir klar, dass dies ein entscheidender Part im Erzählstil des Autors ist. Denn klar ist: Das Hauptmotiv dieser Geschichte ist das Thema Persönlichkeitsentwicklung, gefolgt von Freundschaft, Glaube, Hoffnung und Treue. Und natürlich bedient sich der Autor hierbei an den Klischees und Stereotypen der Gattung Märchen. Feminismus ist hier fremd, ebenso wie ein Matriarchat. Hier wird die düstere Stimmung der (Grimmschen) Märchen wiedergegeben, die Erzählatmosphäre ist durchgehend düster und auch vor Grausamkeit wird nicht Halt gemacht. Die „wahre Liebe“ entspringt eher einer Tradition und einem Zwang, nicht der freien Entscheidung. Wer die Erzählung unter dem Aspekt liest, dass hier zwei starke(feministische) Protagonistinnen um ihr Happy End kämpfen, der wird enttäuscht werden. Denn Sophie und Agatha kämpfen um ihre Persönlichkeitsentwicklung und ihre Freundschaft – wenn auch über viele Umwege und mit zahlreichen Hindernissen.
Die weiteren Bände liegen bereit, ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht. Ob ich mir jedoch den Film ansehen werde, muss ich noch entscheiden. Meistens enttäuschen mich Verfilmungen…

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Veröffentlicht am 02.10.2022

Ein böser Zauberer bedroht die Anderswelt

Brombeerfuchs – Der Zauber von Sturmauge
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Kurz bevor Portia in die Ferien zu ihren Tanten nach Wales aufbrechen will, steht ihr Freund Ben vor der Tür. Klatschnass, ohne Erinnerung und mit einem verschmierten Zettel in der Hand. Wie er von Wales ...

Kurz bevor Portia in die Ferien zu ihren Tanten nach Wales aufbrechen will, steht ihr Freund Ben vor der Tür. Klatschnass, ohne Erinnerung und mit einem verschmierten Zettel in der Hand. Wie er von Wales nach London gekommen ist, weiß er nicht mehr. Und auch nicht, wieso er einen Weltenschlüssel mit sich trägt, und warum er immer wieder kleinere Aussetzer hat und zu einer Salzsäule erstarrt. Da können nur Bramble und Rose helfen! Gemeinsam mit ihnen machen sich Portia und Ben erneut auf in die Anderswelt, doch schon kurz nach ihrer Ankunft werden sie bezichtigt, Chaosmagie zu verbreiten. Denn in Weltende ist nichts mehr, wie es einmal war. Doch Schuld sind nicht die vier Freunde, sondern der böse Zauberer von Sturmauge, der Robin Goodfellow und die Anleitung zur Herstellung eines Weltenschlüssels entführt hat…
Zugegeben: Ich hatte ein ganz kleines bisschen gehofft, dass Band 2 endlich meine Fragen zum Ende von Band 1 beantworten würde. In Bezug auf das Rätsel der Runenmagie hat sich Klarheit ergeben, aber der Graue König, der mich so fasziniert hatte, tauchte leider nicht noch einmal auf.
„Der Zauber von Sturmauge“ ist ein ganz neues Abenteuer in der Anderswelt, das meiner Meinung nach aber nicht losgelöst vom Vorgängerband gelesen werden kann. Die Kenntnis des Figurenensembles wird vorausgesetzt und es wird nicht weiter erklärt, woher Bramble und Rose ihre Fertigkeiten und das Wissen um die Anderswelt haben. Die Lektüre von „Das Geheimnis von Weltende“ ist also Voraussetzung.
Diese Erzählung ist eine nette, schnell lesbare Geschichte für Zwischendurch, die mir gute Lesestunden bereitet, mich aber nicht sonderlich vom Hocker gehauen hat. Die Spannung und das Magische der Anderswelt aus dem ersten Band fehlten mir hier. Der Fokus in diesem Band liegt ganz eindeutig auf der Charakterentwicklung von Portia und Ben – und vielleicht auch auf der des Gestaltwandlers Robin Goodfellow. Im Vorgängerband konnte ich kaum Zugang zu Portia finden, sie blieb mir streckenweise zu emotionslos. Hier jedoch konnte ich endlich tiefer in ihre Figur und in ihre Innenwelt, ihre Sorgen und Ängste und besonders auch Sehnsüchte hineinblicken. Das hat sie mir hier um einiges sympathischer gemacht! Und auch Ben hat sich entwickelt, seine Ängste überwunden und wächst im Kampf um Sturmauge über sich hinaus. Dies wird auch deutlich, wenn man einen Blick auf die Themen dieser Geschichte wirft: Freundschaft, Mut, Entwicklung, Selbstvertrauen und Persönlichkeitsentfaltung stechen hier ganz deutlich hervor. Es ist also weniger eine Abenteuergeschichte und mehr ein Freundschaftsroman.
Ich bin gern zurück in die Anderswelt gereist, gebe aber noch immer nicht die Hoffnung auf, dass Kathrin Tordasi mir irgendwann mehr über den Grauen König und seine Geschichte erzählt… ;)

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