Platzhalter für Profilbild

Nilchen

Lesejury Star
offline

Nilchen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nilchen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.01.2024

Komplex bis kompliziert – den Toten eine Stimme geben

Die sieben Monde des Maali Almeida
0

Sri Lanka. Bisher waren meine Assoziationen dazu eher wenige. Daher habe ich mich sehr auf die Lektüre des Booker Prize Winners 2022 Shehan Karunatilaka gefreut mit dem kolossalen Werk ‚Die sieben Monde ...

Sri Lanka. Bisher waren meine Assoziationen dazu eher wenige. Daher habe ich mich sehr auf die Lektüre des Booker Prize Winners 2022 Shehan Karunatilaka gefreut mit dem kolossalen Werk ‚Die sieben Monde des Maali Almeida‘. Kolossal, weil das gute Stück mehr als 500 Seiten hat und für mich war es nicht immer einfach der Geschichte zu folgen. Dramaturgisch eine Herausforderung. Sicherlich lag es auch daran, dass ich mir viel vom Buch erhofft habe. Mich hat die Geschichte eingenommen, aber die Erzählform etwas aus der Bahn geworfen. Denn es geht um das Ende der 80er Jahre in Sri Lanka, eine Zeit des Bürgerkrieges und der Unruhen. Hier bin ich geschichtlich nicht sattelfest und die sich bekriegenden Seiten – zum einen die tamilische Minderheit und zum anderen die singalesische Mehrheit – sind so manches Mal für mich nicht zu identifizieren.
Maali Ameida ist tot und findet sich in der Wartehalle des Totenreichs wieder. Mit vielen anderen, auch sie alle tot. Allen ist etwas gemein, sie können noch nicht loslassen und haben 7 Tage Zeit. Danach verschwinden ihre Seelen. In all dem Chaos versucht nun der ermordete Maali Almeida herauszubekommen warum er sterben musste. Als Geist versteht sich. Er war ein schwuler Kriegsfotograf, spielsüchtig und oft zwischen den Fronten zu Hause.
Dieser Roman ist anstrengend zu lesen, kann abschrecken wegen der Schilderungen der Toten. Und doch ist es stimmig.Der Autor vermittelt genau das: Leben ist Chaos, weder stringent noch immer völlig logisch durchdrungen. Das Leben pulsiert und so tut es auch dieser Roman.
Fazit: Hier gibt es nur zwei Optionen: entweder der Text wird gehasst oder er saugt einen ein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.03.2023

Zeitgeistroman?

Zwischen Welten
0

Es hieß ein „moderner Briefroman“, sprich ein Buch voller Emails und Textnachrichten, die sich die beiden Protagonisten hin und her schreiben. Oder sollte ich eher schreiben „durch den Äther an den Kopf ...

Es hieß ein „moderner Briefroman“, sprich ein Buch voller Emails und Textnachrichten, die sich die beiden Protagonisten hin und her schreiben. Oder sollte ich eher schreiben „durch den Äther an den Kopf werfen“? Das sind Stefan und Theresa, einst kennen und schätzen gelernt haben die beiden sich in ihrem Germanistikstudium. Nun mit Anfang 40 nehmen sie ihren Diskutierfaden wieder auf, aber Theresa ist mittlerweile Michbäuerin auf dem Brandenburger Land und Stefan leitet das Kulturresort einer Hamburger Zeitung. Gegensätzlicher könnten die Alltage nicht aussehen. Stefan in der städtischen elitären Blase und Theresa zum Teil in Existenznot auf dem Land.
Dieses Buch hat mich einiges an Kraft gekostet und hat mich persönlich leider weniger begeistert als ich erhofft habe. Ich bin ein großer Fan von Juli Zeh, war es immer und bleibe es auch, aber diese Streitschrift war nicht das, was ich mir erhofft hatte von einer fiktionalen Auseinandersetzung zur aktuellen Unkultur des Debattierens.
Es hat mich regelrecht angestrengt, die vielen Diskurse nochmals zu Durchleben, die wir ohnehin schon auf unsägliche Art im Alltag der letzten 2 Jahre durchmachten. Klar alles wichtig, aber sehr repetitiv, dass nun noch mal in teils sehr unschönen Mails/Testnachrichten herumgeschleudert zu lesen. Alle gesellschaftlichen Themen sind drin, ein Zeitgeist vorhanden, aber kein Mehrwert aus meiner Sicht, wenn Klimapolitik Rassismus, der Ukrainekrieg und alle anderen beherrschenden Themen wiedergekäut werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.11.2022

Was bedeutet wohnen eigentlich?

Das Zuhause
0

Der italienische Philosoph Emanuele Coccia der an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris unterrichtet hat sich der Frage angenommen: Was ist ein Zuhause?
Sehr berechtigt nach solch einer ...

Der italienische Philosoph Emanuele Coccia der an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris unterrichtet hat sich der Frage angenommen: Was ist ein Zuhause?
Sehr berechtigt nach solch einer langen Zeit in der wir alle sehr viel mehr Zeit in unseren vier Wänden verbracht haben. Da wurde ich neugierig was Emanuele Coccia dazu philosophiert.
Auf etwas mehr als 150 dicht bedruckte Seiten werden hier einige Theorie postuliert, anekdotenhaft über das Leben und Wohnen gesponnen. Es wird ein Blick in die Vergangenheit geworfen und was das Zuhause mit Land und Versorgung ausmachte um dann den Vergleich zur Gegenwart zu ziehen wo das Zuhause ein Rückzugsort von der Welt bedeutet wo es heimelig und stylisch sein sollte. Irgendwie nett zu lesen, aber zugleich auch nichtssagend. Ich hatte nach der Lektüre keinen großen Erkenntnisgewinne und fand es streckenweise auch anstrengend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.10.2022

Ein Blick in die Zukunft im Jahr 2064!

Freiheitsgeld
1

Es ist das Jahr 2064. Wir befinden uns in einer neuen Lebenswirklichkeit, denn es gibt mittlerweile das unabdingbare Grundeinkommen, das sogenannte Freiheitgeld. Den Klimawandel konnte man durch ökologische ...

Es ist das Jahr 2064. Wir befinden uns in einer neuen Lebenswirklichkeit, denn es gibt mittlerweile das unabdingbare Grundeinkommen, das sogenannte Freiheitgeld. Den Klimawandel konnte man durch ökologische Maßnahmen in den Griff bekommen. Es gibt neben dem Grundeinkommen, aber auch noch Menschen die freiwillig arbeiten, weil sie nach Anerkennung streben oder ein gewisses Verantwortungsgefühl haben. Die Krankenschwestern, es gibt nun auch Krankenbrüder – übrigens eines der Dinge die sprachlich nicht sonderlich elegant gelöst sind, denn es gibt den Beruf Krakenpfleger:in bereits heute… - sind nun die bestbezahltesten Kräfte. Es gibt natürlich eine Gemeinde für Besserverdienende: die Oase. Hier lebte auch der Begründer des Freiheitsgeldes Robert Havelock bis er tot aufgefunden wird und dies ist auch der rote Faden des Romans.
Dieser dystopische Roman von Andreas Eschbach ist aus meiner Sicht nicht sonderlich innovativ was seinen Blick in die Zukunft betrifft. Vor allem, wenn man im vergangenen Jahr den Roman ‚Every‘ von Dave Eggers gelesen hat, dann kommt einem einige Stellen bekannt vor und es bleibt die Innovation aus. Sprich das Zukunftszenario haut mich nicht vom Hocker. Sprachlich ist es solide und kann gut weggeschmöckert werden, aber kommt nicht an Eggers heran. Was mich milder gestimmt hat, sind die quasi-Rückblicke der Menschen auf die aktuelle Zeit, wenn Kindern erklärt wird, dass man damals Kühe gegessen hat und sie es kaum glauben können. Das war ein versöhnlicher Teil des Romans.
Übrigens wird auch deutlich, dass der Autor nichts vom bedingungslosen Grundeinkommen hält, was hier sehr roman-untypisch in epischer Breite erörtert wird. Empfand ich etwas unpassend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.03.2022

Hat leider nicht überzeugt.

Lange Krallen
0

Leonie, 12 Jahre, hat einen Kater Bobby. Dieser Kater ist wie ein Hund und hört super. Dann bekommt Leonie neue Nachbarn, die einen Sohn haben, Oskar. Leonie merkt, dass irgendwas komisch ist an der Vorzeigefamilie ...

Leonie, 12 Jahre, hat einen Kater Bobby. Dieser Kater ist wie ein Hund und hört super. Dann bekommt Leonie neue Nachbarn, die einen Sohn haben, Oskar. Leonie merkt, dass irgendwas komisch ist an der Vorzeigefamilie und zugleich passieren auf einmal viele Einbrüche im Ort. Und wenn ich hier weitererzählen würde, wäre der Inhalt komplett gespoilert.
Mich hat dieses Buch in der Tat ratlos zurückgelassen, denn ich fragte mich wer die Zielgruppe sein soll. Zum einen ist es ein sehr dünner Band (115 Seiten) mit wenig Text pro Seite (die Seitenränder sind MEGA groß) und großer Schrift. Der Inhalt richtet sich aber aus meiner Sicht eher an 10+ Jahre und andererseits ist die Geschichte simple. Auch der Sprachgebrauch und der doch etwas schroffe Umgang war eher 10+ als drunter.
Daher kann ich diesem Buch leider nicht sonderlich viel abgewinnen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere