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Veröffentlicht am 30.05.2018

Wunderschöne Sprache!

Häuser aus Sand
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Häuser aus Sand ist die Geschichte einer Familie, erzählt über 50 Jahre, beginnend 1963 in Nablus. Der Fokus der Geschichte liegt auf den Frauen der Familie, es beginnt mit Salma, am Vorabend der Hochzeit ...

Häuser aus Sand ist die Geschichte einer Familie, erzählt über 50 Jahre, beginnend 1963 in Nablus. Der Fokus der Geschichte liegt auf den Frauen der Familie, es beginnt mit Salma, am Vorabend der Hochzeit ihrer Tochter Alia und endet mit Alia, als alte Frau und Großmutter von vier Enkeln.

Der Inhalt ist schwierig zu beschreiben, da mit jedem neuen Kapitel die Hauptfigur wechselt und die Leserin jedes Mal einer anderen Figur über die Schulter schaut. Der Wechsel erfolgt meistens unvermittelt, manche Dinge werden nur angedeutet und erst viele Kapitel später wieder aufgegriffen und zu Ende geführt. Trotzdem hat man als Leserin das Gefühl eine abgeschlossene Episode zu lesen.

Erzählt wird die Zerrissenheit der Familie, die Handlung wechselt immer wieder den Ort und die Zeit, es ist eine Flucht vor den Unruhen des Nahen Ostens, die mal näher, mal ferner erscheinen. Den Krieg nimmt der Leser vor allem aus dem Fernseher oder durch Erzählungen einzelner Figuren wahr, erst am Ende spürt man die direkten Auswirkungen, erzählt durch die Augen zweier Kinder. Vor allem die jüngere Generation weiß nicht mehr, was ihre Heimat ist: wo sie aufgewachsen sind oder wo ihre Eltern/Großeltern aufgewachsen sind.

Das Buch ist durchweg fesselnd geschrieben, die Figuren lassen einen nicht mehr los und auch wenn es kein Buch ist, das man am Stück verschlingt, ist es definitiv spannend und lesenswert. Die Sprache der Autorin ist klar, poetisch und wunderschön. Man liest mit allen Sinnen, kann die Hitze spüren, die Farben sehen, die Früchte schmecken, die Düfte riechen. Das Buch ist im Präsens geschrieben, aber mit vielen Rückblicken und Zeitsprüngen von bis zu zehn Jahren ausgestattet, die die Sprache abwechslungsreich machen. Es ist kein Buch zum Abschalten sondern eines zum Kennenlernen einer anderen Welt, eines das erinnert anstatt zu vergessen, ein Buch das bewusst macht.

Veröffentlicht am 12.03.2024

So viel Potenzial!

Leute von früher
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Marlene arbeitet den Sommer über auf einer kleinen Insel in der Nordsee, auf der die Zeit scheinbar stehen geblieben ist.
Dort verliebt sie sich in Janne, die schon auf der Insel wohnt seit sie klein ist.

Zu ...

Marlene arbeitet den Sommer über auf einer kleinen Insel in der Nordsee, auf der die Zeit scheinbar stehen geblieben ist.
Dort verliebt sie sich in Janne, die schon auf der Insel wohnt seit sie klein ist.

Zu Beginn ist der Schreibstil erstmal gewöhnungsbedürftig. Ich fand die Idee toll und die ganze Atmosphäre, eine lesbische Liebesgeschichte auf einer Nordseeinsel hat so ziemlich alles, was man von einem guten Roman erwarten darf. Doch leider hätte der Roman ein bisschen mehr Lektorat dringend nötig gehabt. Manche Sätze waren einfach nur cringe zu lesen und hätten echt nicht sein müssen. Das fand ich extrem schade, weil die Idee wirklich toll war und dann machen so ein paar extra formulierte Sätze das Leseerlebnis einfach nicht so toll wie es hätte sein können.
Die Stärke des Buchs ist definitiv die Idee, die Figuren und auch die Atmosphäre wird wirklich gut dargestellt, aber die Liebesgeschichte zwischen Janne und Marlene baut sich nicht so wirklich auf. Sie liest sich irgendwie unbeholfen und ich konnte nicht so die Spannung zwischen den beiden spüren, stattdessen wurde nur in einzelnen Sätzen quasi künstlich Spannung aufgebaut. Was wirklich sehr schade war, weil es sonst einfach so viel Potenzial hatte.
Nach den ersten paar Seiten kam ich besser in die Geschichte, ich hatte das Gefühl der Schreibstil wurde flüssiger und runder. Dann als Janne und Marlene endlich irgendwie zueinander finden, was auch wirklich hätte schneller gehen können, weil es gab einfach kein wirkliches Hindernis oder zumindest keines was für die Lesenden nachvollziehbar erzählt wurde, wurde der Schreibstil wieder so unbeholfen und sperrig.
Es hätte einfach so eine schöne Liebesgeschichte werden können, und ich war die ganze Zeit aber irgendwie außen vor, also die Figuren waren ziemlich weit weg und auch miteinander so wenig greifbar.
Das Ende fand ich eigentlich gelungen, also es war schon spannend. Ich fand auch diesen mystischen Teil ganz gut eingebaut, es hatte nur nicht wirklich Relevanz jetzt für den Plot, also auch das war bisschen künstlich eingebaut.

Also insgesamt war das eine wirklich schöne Geschichte die einfach noch mehr Lektorat und bisschen Arbeit gebraucht hätte. Ich hoffe das nächste Buch von Kristin Höller wird technisch bisschen besser, weil das Potenzial für was tolles ist da!

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Bedrückend

Macht
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Heidi Furres Roman begleitet eine Frau, die ihr Leben nach einer Vergewaltigung bewältigt und zeigt auf, dass ihre traumatische Erfahrung in allen Bereichen ihres Lebens Auswirkungen hat.

Wir folgen Liv, ...

Heidi Furres Roman begleitet eine Frau, die ihr Leben nach einer Vergewaltigung bewältigt und zeigt auf, dass ihre traumatische Erfahrung in allen Bereichen ihres Lebens Auswirkungen hat.

Wir folgen Liv, die als Pflegekraft arbeitet in ihrem Alltag. Immer wieder wird in einer bedrückenden Atmosphäre die Auswirkung der Vergewaltigung deutlich. In jedem Bereich ihres Lebens, auf der Arbeit, mit den eigenen Kindern und in ihrer Freizeit, in ihrer Art die Straße entlang zu gehen ist sie konfrontiert mit den Folgen des Übergriffs, den sie zu ihrer Studienzeit erlebt hat.
Die Geschichte zu lesen lässt auch Lesende bedrückt zurück und zeigt das Ausmaß das eine solche Erfahrung hinterlässt.

Das Buch war schwer zu lesen, weil immer wieder die Gedanken der Hauptfigur um die Vergewaltigung geschweift sind. Und die Nachdrücklichkeit mit der die Autorin das alles beschrieben hat (ohne die Tat selbst zu beschreiben) mich betroffen gemacht hat. Ein Buch über das ich noch lange nachgedacht habe.

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Veröffentlicht am 30.12.2022

Informativ

Klimafreundlich essen mit der CO2-Challenge
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Wenn man auf der Suche nach möglichst vielen Informationen rund ums Thema Lebensmittel und CO2-Abdruck ist, dann wird man hier in diesem Buch auf jeden Fall fündig. Es bietet eine sehr große Übersicht ...

Wenn man auf der Suche nach möglichst vielen Informationen rund ums Thema Lebensmittel und CO2-Abdruck ist, dann wird man hier in diesem Buch auf jeden Fall fündig. Es bietet eine sehr große Übersicht über verschiedene Lebensmittel und deren Auswirkungen aufs Klima. Außerdem zeigt es Rezepte, mit denen man sich möglichst klimafreundlich ernähren kann.

So fällt es leichter sich in den verwirrenden Informationen zum Thema klimabewusste Ernährung zurechtzufinden. Das Buch bietet hier einen Leitfaden zur Orientierung und die Möglichkeit sich mit dem Thema überhaupt auseinanderzusetzen.

Die Gestaltung ist dabei eher sachlich und zweckorientiert. Die Informationen teilweise unübersichtlich und einfach sehr sehr viel auf kleinem Raum, bunte Kästen geben dabei Struktur und die Rezepte bieten Abwechslung. Alles in allem ist designtechnisch noch Luft nach oben, aber, um einen ersten Einblick in klimabewusste Ernährung zu bekommen, ist dieses Buch sehr gut geeignet.

Veröffentlicht am 26.11.2022

Süß aber zieht sich

Für euch
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Iris Sayram schreibt hier über die Beziehung zu ihrer Mutter und darüber wie sie ihre Kindheit erlebt hat.

Mir hat das Buch anfangs sehr gut gefallen, es ist in einem sehr nachvollziehbaren und liebenswertem ...

Iris Sayram schreibt hier über die Beziehung zu ihrer Mutter und darüber wie sie ihre Kindheit erlebt hat.

Mir hat das Buch anfangs sehr gut gefallen, es ist in einem sehr nachvollziehbaren und liebenswertem Tonfall geschrieben. Ich mag die Erzählstimme sehr und die Beschreibungen der Kindheit oder auch der jetzigen Situation mit ihrer Mutter. Sie schreibt warmherzig und sympathisch, versucht nicht so sehr zu beschönigen, sondern stellt ihre Geschichte einfach so dar, ohne zu werten oder zu entschuldigen. Ich mochte diese Art zu erzählen, ich mag die Akzeptanz daran und den Stolz, der es so einfach macht ihre Geschichte zu lesen.

Mit der Zeit nahm das Erzähltempo leider ab und die Geschichte verlor ein bisschen an Spannung. Gefühlt wurden Umgebung und Umfeld wiederholt erzählt und es wurde dann ein bisschen zäh beim Lesen.

Trotzdem ist hier ein sehr interessantes und wegen der Erzählstimme auch sehr sympathisches Buch gelungen!