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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.08.2017

eher eine sanfte Brise

Wind aus West mit starken Böen
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Katharina hat ein ruhiges Leben: Sie und ihr Freund Jens haben jeder seine eigene Wohnung, damit man auch mal seine Ruhe haben kann, sie hat einen guten Job bei einer Rechercheagentur... alles ganz im ...

Katharina hat ein ruhiges Leben: Sie und ihr Freund Jens haben jeder seine eigene Wohnung, damit man auch mal seine Ruhe haben kann, sie hat einen guten Job bei einer Rechercheagentur... alles ganz im Gegensatz zu dem, wie sie in ihrer Kindheit und Jugend gelebt hat, wo sie unter dem bunten Hippie-Leben ihrer Eltern sehr gelitten hat. Ihre Schwester Inken hingegen kam damit gut klar und ist auch auf ihrer Heimatinsel Sylt geblieben, während Katharina der Insel schnell den Rücken gekehrt hat. Nun muss sie für einen Rechercheauftrag für einen berühmten Autor wieder dorthin und das auch noch für mehrere Wochen. Dass sie sich dort mit ihrer Schwester trifft, ist klar, aber dass ihr ihre erste große Liebe über den Weg läuft, hätte sie gerne vermieden...

Die Bücher von Dora Heldt sind meist locker-leicht, lesen sich sehr zügig weg und verbreiten Urlaubsflair. Hier war das leider nicht ganz so der Fall, irgendwie kam mir das Buch oft ein bisschen zäh vor, fast so angestrengt perfektionistisch, wie Katharina es lange ist. Vielleicht ist das Absicht und die Hauptfigur sollte den Stil des Buches prägen, aber ich hätte mir gewünscht, dass es mehr von der Leichtigkeit versprüht, die Dora Heldts Bücher sonst haben.

Die Charaktere sind alle erst mal sympathisch, allerdings ging mir Katharinas überhebliche Art irgendwann ziemlich auf die Nerven. Ihr fehlt lange Zeit die Empathie, dass es noch etwas anderes als Perfektion geben kann - oder, an ihrer Kleidung festgemacht, etwas anderes als braun-weiß-beige. Dagegen ist ihre Schwester Inken schön entspannt, wirkt manchmal vielleicht ein bisschen verplant, aber ist dabei einfach sympathisch. Wäre sie nicht ins Spiel gekommen, hätte ich das Buch vielleicht abgebrochen, weil mir Katharina zu anstrengend war. Zumal Katharina ja keine "richtigen" Probleme hat, sie plänkelt halt so vor sich hin und findet alles schlimm, was nicht ihren Vorstellungen entspricht. Dafür ist Inkens Seite umso sympathischer, die Figuren kann man sich richtig gut vorstellen. Die Darstellungsweise wird zwar beabsichtigt sein, für mich war es aber zuviel des Guten. Zumal auch von der Handlung her gefühlt nicht viel passiert, es gibt keinen richtigen Höhepunkt, stattdessen zwei kleine. Das Buch ist in drei Teile unterteilt, aber warum das so ist, hat sich mir nicht wirklich erschlossen.

Fazit: Bisher das für mich schwächste Buch von Dora Heldt. Nett für zwischendurch, aber leider nicht mehr.

Veröffentlicht am 01.08.2017

Omas und Elsas Märchenwelt

Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid
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Elsa (fast 8) und ihre Oma haben eine ganz besondere Beziehung zueinander: Beide reisen, so oft es geht, ins Land fast-noch-wach und erleben dort die spannendsten Abenteuer, entdecken die fantastischsten ...

Elsa (fast 8) und ihre Oma haben eine ganz besondere Beziehung zueinander: Beide reisen, so oft es geht, ins Land fast-noch-wach und erleben dort die spannendsten Abenteuer, entdecken die fantastischsten Wesen,... Doch dann erfährt Elsa durch Zufall, dass ihre Oma schwer krank ist und kurz darauf ist sie tot. Für Elsa bricht eine Welt zusammen, weil ihre Oma ihr einziger Freund war. Doch Oma hat ihr einen Brief hinterlassen, der ihr schreibt, dass ihr als jetzt einzigem Ritter die Aufgabe obliegt, in diesem Land dafür zu sorgen, dass es allen gut geht. Dazu gehört auch, in Omas Auftrag Briefe an die Nachbarn zu verteilen, die Elsa zugespielt werden. In diesen Briefen lässt Oma noch einmal grüßen und entschuldigt sich bei jedem für Dinge, die schief gelaufen sind - denn Oma hatte zu allen Nachbarn ihre je eigene Beziehung.

Dieses war mein erstes Buch von Fredrik Backman und würde "Ein Mann namens Ove" nicht schon auf meinem SuB liegen, weiß ich nicht, ob ich es noch lesen wollen würde. Die Idee zu "Oma lässt grüßen..." fand ich gut, es ist von der Handlung eine Idee, die ich so noch nicht gelesen habe. Die Umsetzung ist allerdings nicht so wirklich meins gewesen: In die Geschichte werden die Märchen, die Oma Elsa erzählt hat, eingeflochten. An sich ist das nicht schlecht, aber Oma hat eine komplette Welt aufgebaut, in der die Märchen spielen, die dann sehr ausführlich und lebendig beschrieben wird. Prinzipiell ist diese Idee nicht schlecht, aber Fantasy ist einfach nicht mein Genre und so habe ich mich mit diesen Passagen sehr schwer getan. Leider wurde diese Welt auch in die Realität hinübergezogen, so dass es für mich zum Teil schwer war, alles zu überschauen. Vieles wurde durchaus aufgelöst, aber bei manchen Wesen z.B. fehlt mir bis jetzt die Phantasie, so dass mein Kopfkino oft eher schleppend lief oder mit weißen Flecken. Das finde ich sehr schade, weil es mir den Zugang zu dem Buch und zu Elsa und Oma durchaus verbaut hat. Dazu kommt, dass die Protagonisten alle sehr eigen sind, weil sie alle ihre eigenen Päckchen mit sich herumtragen. Das hat das Buch spannend gemacht, aber gleichzeitig waren einige davon - angefangen bei Elsa - mitunter so anstrengend, dass auch hier das Lesevergnügen zeitweise gelitten hat.

Dabei ließ sich das Buch vom Stil her ziemlich flüssig lesen. Es war oft so, dass die Seiten so dahinflogen, ich aber nach einem Kapitel kaum noch sagen konnte, was passiert war, weil nicht wirklich viel hängen geblieben war. Zum Teil, weil die Handlung zwischen der Märchenwelt und der Realität sprang, zum Teil aber auch, weil sich mir die Wesen und ihre Fähigkeiten nicht immer so ganz erschlossen haben. So kam es auch, dass bei mir bis zum Schluss leider elementare Fragen offen geblieben sind - und das, nachdem ich so einige Abschnitte auch doppelt gelesen habe. Leider hinterlässt das einen schalen Nachgeschmack, wenn ich jetzt an das Buch denke.

Fazit: Leider fehlte mir an manchen Stellen der Zugang zum Buch, vielleicht war es auch das falsche Buch zur falschen Zeit... Die Idee ist gut, aber die Umsetzung war leider nicht meins.

Veröffentlicht am 01.08.2017

Der Auftragskiller

Blood on Snow. Der Auftrag
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Olav ist Auftragskiller. Er ist gut in seinem Job und so bekommt er auch von seinem Chef einen Auftrag, den dieser nicht vielen zutraut: Olav soll Corina, die Frau seines Chefs ermorden. Doch was macht ...

Olav ist Auftragskiller. Er ist gut in seinem Job und so bekommt er auch von seinem Chef einen Auftrag, den dieser nicht vielen zutraut: Olav soll Corina, die Frau seines Chefs ermorden. Doch was macht ein Auftragskiller, dem Gefühle dazwischenkommen?

Da das Buch mit 187 Seiten ziemlich kurz ist, ist es schwer, nicht zuviel zu verraten. Durch den Hype, der in den sozialen Medien um dieses Buch aufgebaut wurde, habe ich damit gerechnet, dass das Buch mich nicht schlafen lassen würde - doch das war kein Problem. Das Buch baut zwar Spannung auf und nimmt einen mit, aber eher als neutralen Beobachter. Olav erzählt aus der Ich-Perspektive, so dass man das Gefühl hat, man steht neben ihm, ist vielleicht ein guter Freund (was Auftragskiller üblicherweise nicht haben) oder eine Art Therapeut, dem Olav alles erzählt. Das beginnt schon damit, das Olav zu Beginn erklärt, warum er nicht z.B. Zuhälter geworden ist, sondern Auftragskiller.

Der Titel ist durchaus wörtlich zu nehmen: Wir befinden uns im Dezember 1977, kurz vor Weihnachten und in Oslo werden gerade die Kälterekorde geknackt, was mit viel Schnee einhergeht. Nebenbei werden auch einige Tropfen Blut auf Schnee vergossen. Anders als bei anderen Büchern, die in den 60ern/70ern spielen hatte dieses Mal allerdings nicht das "Zeitreise-Feeling", bei dem man sich wundert, warum nicht einfach jemand ein Handy zückt. Woran genau das lag, kann ich nicht sagen, vielleicht ist das auch der Kürze des Buches geschuldet - oder der Tatsache, dass es eben oft darum geht, dass keiner rechtzeitig zum Telefon kommt bzw. die Telefone nicht abgehört werden dürfen.

Das Buch liest sich sehr flüssig, ab der Hälfte wollte ich es wirklich nicht mehr weglegen. Es baut eine Grundspannung auf, die gut ist, mir aber auch nicht das Blut in den Adern gefrieren ließ. Dafür war ich zu sehr in meiner Beobachterrolle und wollte wissen, ob meine Vermutungen und Befürchtungen sich bewahrheiten.

Den Preis von 12,99 € finde ich für ein so kurzes Buch recht hoch. Hätte ich das Buch nicht gewonnen, hätte ich wohl darauf gewartet, dass es in der Onleihe verfügbar ist. Das Cover und der schwarze Schnitt sorgen dafür, dass das Buch sofort auffällt.

Die Fortsetzung, die im Februar 2016 kommen soll, knüpft zwar an eine Figur aus diesem Thriller an, soll aber wohl auch eigenständig zu lesen sein.

Fazit: Ein interessanter Thriller, aus dem man aber auch mehr hätte machen können.

Reihenfolge:
1. Blood on snow. Der Auftrag
2. Blood on snow. Das Versteck

Veröffentlicht am 01.08.2017

hätte man mehr draus machen können

Wir fangen gerade erst an
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Märtha, Snille, Kratze, Stina und Anna-Greta sind schon seit vielen Jahren befreundet und leben nun gemeinsam im Altersheim "Diamant". Seit vielen Jahren singen sie gemeinsam im Chor, doch irgendwas hat ...

Märtha, Snille, Kratze, Stina und Anna-Greta sind schon seit vielen Jahren befreundet und leben nun gemeinsam im Altersheim "Diamant". Seit vielen Jahren singen sie gemeinsam im Chor, doch irgendwas hat sich inzwischen verändert. An sich singen sie immer noch gerne, aber seit einiger Zeit sind sie immer so antriebslos und müde, dass sie selbst dazu keine Lust mehr haben. Im Altersheim ist es einfach langweilig für sie, dabei wollen sie noch etwas erleben und sich eine schöne Zeit machen, solange sie es noch können. In ihnen wächst die Überzeugung, dass es so ziemlich überall besser ist als im Altersheim - und als sie dann zufällig einen Bericht über schwedische Gefängnisse in die Finger kriegen, steht ihr Entschluss fest: Sie werden ein Verbrechen begehen, um auch ins Gefängnis zu kommen. Doch eine kriminelle Laufbahn ist schwieriger, als die Fünf vermutet hätten...

Da die Handlung süß-witzig-interessant klang, habe ich mir das Hörbuch mit ins Auto genommen und mich auf ein paar lustig-spannende Stunden mit einer Prise Sozialkritik gefreut. Allerdings wurde meine Erwartung nicht so ganz erfüllt. Das HB ist zwar durchaus amüsant und die Handlung passiert auch so, wie sie beschrieben wird, aber sie ist leider nicht so wirklich spritzig, sondern oft auch ein bisschen zäh und langatmig.

Dabei sind die Protagonisten zwar alt, aber noch rüstig und motiviert und vor allem noch wirklich fit im Kopf - ich fand ihre Kreativität, welches Verbrechen sie wohl ins Gefängnis bringen würde, einfach klasse! Und an was sie alles denken bzw. was ihnen so in Richtung Plan B alles einfällt, einfach grandios! Da ist es schon schade, dass so manches drumherum einfach zuviel ist oder zu ausführlich beschrieben wird. Glücklicherweise retten die alten Leutchen die Stimmung immer wieder, sie sind einfach cool und goldig gleichzeitig =)

Fazit: Leider hatte das Hörbuch ziemliche Längen, so dass ich mir den zweiten Band nicht anhören werde.

Reihenfolge:

1. Wir fangen gerade erst an

2. Jetzt kriegt jeder was ab

Veröffentlicht am 08.07.2017

nicht wirklich ein Thriller

DEMUT
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Harry Svensson hat lange genug als Reporter für eine Stockholmer Zeitung gearbeitet, um die verschiedenen schwedischen Promis zu kennen. Eines Tages findet er in einem Hotel in Malmö zufällig den Blues-Sänger ...

Harry Svensson hat lange genug als Reporter für eine Stockholmer Zeitung gearbeitet, um die verschiedenen schwedischen Promis zu kennen. Eines Tages findet er in einem Hotel in Malmö zufällig den Blues-Sänger Tommy Sandell tief schlafend neben einer toten Frau. Er findet das zwar eigenartig, aber wirklich auffällig kommt es ihm erst vor, als er kurz darauf in Göteborg über einen äußerst ähnlichen Fall stolpert. Sollte hier ein Serienmörder sein Unwesen treiben?

Das Buch liest sich sehr flüssig. Es erzählt die Geschehnisse aus der Sicht von Harry Svensson, was dazu führt, dass man ihn als Leser manchmal schütteln möchte, wenn er Alleingänge unternimmt. Nur ab und zu kommt ein Kapitel aus der Sicht des Mörders, über den man so mit der Zeit zwar einiges erfährt, von dem mir aber lange nicht klar war, wer er ist.

Harry Svensson ist als Person wie auch als Ermittler ein sehr angenehmer Zeitgenosse: Entspannt unterwegs arbeitet er dann, wenn ihm ein Thema auffällt, über das er schreiben möchte und hat so die Zeit, sich den Recherchen in diesem Fall zu kümmern. Beeindruckend fand ich, wie viel er dafür durch Schweden und bis nach Dänemark gefahren ist - wobei ich manchmal nicht sicher war, ob die Fahrzeiten so hinkommen können. Aber davon hängt bei dem Fall nichts ab, im Gegenteil: Das Buch spielt über einen längeren Zeitraum (mehrere Monate, fast ein Jahr).

Diese lange Zeitspanne führt meiner Meinung nach auch dazu, dass lange nicht wirklich Spannung aufkommt. Vom Stil her ist es fesselnd, es ist interessant, wie sich alles anlässt, aber wirklich Spannung aufgebaut hat sich erst in den letzten ca. 100-150 Seiten. Gerade, wo dieser Thriller 732 Seiten umfasst, ist das schon wenig. Durch die Kombination aus interessantem Thema und sympathischem, cleverem Ermittler hat mich das nicht ganz so sehr gestört, aber wenn man sich auf einen mitreißenden, packenden Thriller freut, kann "Demut" vermutlich auch eine Enttäuschung darstellen.

Vom Stil her würde ich Mats Olsson z.B. mit Håkan Nesser in eine Reihe stellen, dessen Bücher oft als "Roman" gekennzeichnet sind, was ihnen deutlich eher gerecht wird. Wesentlich dürfte hierzu beitragen, dass Olsson alle Figuren (ob Hauptcharaktere oder Nebenfiguren) und Schauplätze recht detailliert beschreibt. So kann man als Leser im Kopf wunderbar mitreisen - während der eigentliche Fall kaum ein Stück voran kommt. Wer Schweden und Dänemark mag, bekommt hier eine kleine Reise geboten - wobei ich auch da vermute, dass es Leser gibt, denen die Beschreibungen zu ausführlich sind.

Nichtsdestotrotz werde ich die Reihe weiter verfolgen (wobei ich aktuell noch keine Informationen zu einem zweiten Band finden konnte).

Fazit: Auch wenn "Demut" sich eher als Roman entpuppt hat, finde ich es gut und für Fans von Håkan Nesser u.ä. empfehlenswert. Allerdings sollte man sich nicht von dem Begriff "Thriller" leiten lassen.

---- Start einer Reihe -------