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Bianste

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2017

Schlafmangel?

Pech für den Puppenspieler
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Ed arbeitet nachts lange in einer Kneipe hinter der Bar. Deshalb möchte er eigentlich ausschlafen, doch daraus wird nichts. Ein Nachbar baut und dann taucht Tom auf und bringt ihm geliehenes Geld zurück.
Wenige ...

Ed arbeitet nachts lange in einer Kneipe hinter der Bar. Deshalb möchte er eigentlich ausschlafen, doch daraus wird nichts. Ein Nachbar baut und dann taucht Tom auf und bringt ihm geliehenes Geld zurück.
Wenige Tage später erfährt Ed, der Ich-Erzähler, dass Tom nachts nackt überfahren wurde. Er hinterlässt eine Frau und ein Kind.
Ed sucht sie auf, will helfen, ist aber irgendwie hilflos. Doch ihn lässt die Frage nicht los, wieso Tom dort und in diesem Zustand überfahren wurde. Er beginnt zu ermitteln.
Dabei erfahren die Leser Vieles über das Leben in Schönberg.
Tom hat Schaufensterpuppen aufgekauft und zu Skulpturen verarbeitet. Sie sehen toll aus, verkauften sich aber nicht so gut. Woher stammte also das Geld, das Tom nicht nur Ed, sondern auch anderen Freunden zurückgegeben hat?
Ed hat seine ganz eigene Perspektive auf die Welt, und die teilt er freigebig mit den Lesern. Sein Ton passt zur Geschichte und zum Thema des Krimis. Er liest sich angenehm, nicht überzogen, belehrend oder anbiedernd. Je weiter die Geschichte fortschreitet, umso spannender wird die Handlung. Ed gerät in Gefahr, wurschtelt sich aber (beinahe) rechtzeitig aus der Gefahrenzone.
Was der Krimi auch vermittelt, ist ein Gefühl, das zurückbleibt, nachdem der Fall abgelesen ist. Beim nächsten Besuch in einer Berliner Kneipe fragt man sich vermutlich. „Ist das da vielleicht Ed?“ Er ist mir ans Herz gewachsen.

Veröffentlicht am 08.08.2017

Niedlich

Die Hobis auf der Jagd nach dem Regenbogenblatt
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Noki, Rina und Bimpf sind Hobis. Hobis haben die große Aufgabe, im Herbst alle Blätter in den schönen Herbstfarben anzumalen. Doch Noki ist traurig, weil immer weniger Menschen in den Wald kommen.

Deshalb ...

Noki, Rina und Bimpf sind Hobis. Hobis haben die große Aufgabe, im Herbst alle Blätter in den schönen Herbstfarben anzumalen. Doch Noki ist traurig, weil immer weniger Menschen in den Wald kommen.

Deshalb kommt er auf die grandiose (?) Idee, einige Blätter so ungewöhnlich einzufärben, dass die Menschen nur noch staunen können und dann in Scharen in den Wald kommen. Rina und Bimpf sind dagegen, sie befürchten, dass die Menschen dann hinter das Geheimnis der Hobis kommen könnten. Doch Noki lässt sich nicht davon abbringen.
Dann findet das Mädchen Lena das „Regenbogenblatt“, das Noki in vier ungewöhnlichen Farben eingefärbt hat. Plötzlich wird ihm klar, dass das ein Fehler war. Gemeinsam mit Rina und Bimpf, der sehr gerne nascht, macht er sich auf, das Blatt zurückzuholen. Dabei bekommen sie Unterstützung, geraten aber auch in Gefahr.
Hobis sind eichenhörnchenartig, wie man auf den liebevollen Illustrationen von Martina Mair erkennen kann. Das Buch ist an vielen Stellen farbig illustriert. Als Schrift hat der Autor (das Buch ist im Selbstverlag erschienen) Comic Sans gewählt, eine breit laufende Schrift, die trotz fehlender Serifen leicht zu lesen ist. So wirken die Seiten luftig und schrecken auch Leseanfänger nicht ab.
Die Geschichte, die mit liebevollen Details und skurrilen Gestalten gespickt ist, ist spannend, aber nicht so, dass sie sich nicht als Vorlesegeschichte für den Abend eignen würde. Fantasievoll spinnt der Autor sein Abenteuer um die spannende Grundidee, die sicherlich zu zahlreichen Gesprächen Anlass geben kann.
Thematisch geht es um Freundschaft, ums Zusammenhalten, auch um übermütige Abenteuer, ums sich Ausprobieren, aber auch darum, Fehler einzugestehen und wieder gut zu machen.
Gleichzeitig macht das Buch Lust darauf, wieder einmal in den Wald zu gehen – vielleicht auch, um einen Hobi zu entdecken?

Veröffentlicht am 08.08.2017

Tiefschürfend

In tiefen Schluchten
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Anne Chaplet hat hier eine andere Art Krimi geschrieben. Im Vordergrund steht nicht unbedingt die Ermittlung eines oder mehrerer Täter, sondern die Begleitumstände, die historischen Hintergründe, die lokalen ...

Anne Chaplet hat hier eine andere Art Krimi geschrieben. Im Vordergrund steht nicht unbedingt die Ermittlung eines oder mehrerer Täter, sondern die Begleitumstände, die historischen Hintergründe, die lokalen Besonderheiten. Verknüpft wird dies alles durch Tori Godon, eine deutsche Anwältin, frisch verwitwet, die sich in ihre französische Lebensumwelt einfinden will und muss. Sie hat mit ihrem (verstorbenen) Mann, Carl, ein sehr altes Haus gekauft, das Geschichte aus jeder Mauerfuge atmet und so einige Besonderheiten und Geheimnisse birgt.
Ausgelöst wird der aktuelle Fall durch das Verschwinden eines Holländers, der sich mit einem alten Franzosen unterhalten hat. Dieser Franzose, Didier Thibon, stirbt bald darauf unter ungeklärten Umständen. Weitere ominöse Todesfälle folgen.
Schließlich macht Tori sich auf, den Holländer zu suchen, da sich sonst niemand für sein Verschwinden zu interessieren scheint.
Ein Kampfhund spielt ebenso eine wichtige Rolle, genau wie ein Restaurateur, undurchsichtige Nachbarn und ein Polizist. Also, eigentlich ist alles da für einen Krimi. Doch Chaplet entwickelt die Geschichte betont beschaulich. Der Ort Belleville ist frei erfunden, doch das Vivarais an den Cevennen mit seiner hugenottischen Vergangenheit gibt es wirklich. Daraus webt die Autorin einen Fall aus Schuld, Verrat und Sühne, der sich spannend liest. Da die Ich-Erzählerin Tori genauso viel zu entdecken hat wie die Leser, ist man nah dran und gern bereit, Tori auf ihrem Weg zu folgen.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Mutiger Junge

Die Träne des Einhorns
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In diesem fantasievollen Bilderbuch der Autorin Bettina Göschl wird von einem Einhorn erzählt, dass in einem Land lebt, in dem alle Einwohner glücklich sind. Doch eines Tages wird das Einhorn von einem ...

In diesem fantasievollen Bilderbuch der Autorin Bettina Göschl wird von einem Einhorn erzählt, dass in einem Land lebt, in dem alle Einwohner glücklich sind. Doch eines Tages wird das Einhorn von einem Ungeheuer entführt und in einen Turm gesperrt. Weil es so traurig ist, beginnt es zu weinen. Langsam aber sicher füllt sich das Tal mit den Tränen und die Einwohner werden immer unglücklicher.
Schließlich wird es dem kleinen Jungen Felix unerträglich und er beschließt, dass endlich etwas dagegen unternommen werden muss. Viele sind bereits gescheitert. Deshalb spricht Felix zuerst mit einer weisen Frau, bevor er sich mit seiner Uniform aus Papier auf den Weg macht, das Einhorn zu befreien.
Ich werde jetzt nicht beschreiben, ob und wie es ihm gelingt.
Die Geschichte ist jedoch sehr fantasievoll. Das Monster ist ein wenig gruselig, aber auch knuffig. Das Einhorn ist nicht süßlich weichgespült, sondern ein ernst zu nehmendes mythologisches Tier, wodurch eine Geschichte entsteht, die sich sowohl für Jungs als auch für Mädchen eignet. Sie ist spannend, aber nicht so aufregend, dass sie sich nicht als Vorlesegeschichte zum Einschlafen eignen würde.
Die Illustrationen sind einfach strukturiert, farbenfroh und erzeugen Freude beim Betrachten. Das Buch ist verspielt und rückt das in den Mittelpunkt, was allen Kindern großen Spaß macht: spielen, träumen, etwas bewegen, Neues ausprobieren, wachsen …
Felix ist kein Draufgänger, er ist mutig, er ist aber auch umsichtig, informiert sich vorher, bevor er in das Abenteuer aufbricht. Mut, Glück und Zufriedenheit stehen im Mittelpunkt, werden als erstrebenswerte Ziele dargestellt.
Das große Format (A4) bietet viel Raum zum Entdecken.


Veröffentlicht am 30.07.2017

Liebevoll

Bea macht blau
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Bea ist mit Leib und Seele Mutter – jedenfalls denkt sie das. Doch dann zieht ihre Tochter nach dem Abitur mit einem jungen Mann in einer anderen Stadt als geplant zusammen, wird schwanger und will nicht ...

Bea ist mit Leib und Seele Mutter – jedenfalls denkt sie das. Doch dann zieht ihre Tochter nach dem Abitur mit einem jungen Mann in einer anderen Stadt als geplant zusammen, wird schwanger und will nicht mehr studieren. Zudem erfährt sie, dass ihr Mann sie betrügt und erkennt, dass ihre Ehe schon lange nicht mehr richtig funktioniert hat, eher eine Zweckgemeinschaft war.
Kurzentschlossen fährt sie ins Baskenland, in eine kleine Pension, in der sie schon als Kind ihre Ferien verbracht hat. Ihre Schwester wohnt auch irgendwo da in der Nähe. Der Kontakt ist allerdings schon länger abgebrochen.
Als Bea dort ankommt, ist nichts so wie erwartet.
Doch Bea will das nicht hinnehmen, sie beschließt, spontan darauf zu reagieren und endlich ihre eigenen Wünsche nach vorne zu stellen.
Das ist schwieriger als gedacht, denn erstens kann sie nicht so ganz aus ihrer Haut und zum anderen jagt ein Problem das nächste.
Trotzdem (oder gerade deswegen ?) ist dies ein rasanter Roman mit liebenswerten Figuren, die einem beim Lesen schnell ans Herz wachsen. Man gönnt Bea den Erfolg und hadert mit ihr, wenn etwas schiefgeht. Durch all die Probleme wird die Geschichte jedoch weder schwerfällig noch traurig, sondern eher spannend und überraschend, auch wenn Vieles vorhersehbar ist, alles dennoch nicht.
Es gelingt der Autorin, einen mitreißenden Frauen (?) – Roman zu schreiben, der eine Geschichte erzählt, die Mut macht, eigene Wege zu gehen – und zu erkennen.