Über weite Strecken fesselnd aber mit Schwächen in der Auflösung – gute 3 Sterne
AquilaMeine Meinung:
„AQUILA“ ist der neuste Jugend-Thriller der österreichischen Bestsellerautorin Ursula Poznanski. Die Grundidee an sich ist einfach, aber fesselnd zugleich. Die deutsche Austauschstudentin ...
Meine Meinung:
„AQUILA“ ist der neuste Jugend-Thriller der österreichischen Bestsellerautorin Ursula Poznanski. Die Grundidee an sich ist einfach, aber fesselnd zugleich. Die deutsche Austauschstudentin Nika Ruland, 19, erwacht in ihrem Zimmer der 2er-WG im italienischen Siena – ohne jegliche Erinnerung an die vergangenen zwei Tage. Sie ist eingeschlossen, ihr Handy und ihr Ausweis sind verschwunden. Auch von ihrer Mitbewohnerin Jenny fehlt jede Spur. Dazu kommt noch eine furchteinflößende Warnung auf dem Badezimmerspiegel, ein zerrissenes und blutbeflecktes Männer-T-Shirt im Bad und ein Zettel, auf dem in Nikas Handschrift mehrere kryptische Notizen gekritzelt wurden, die anscheinend keinerlei Sinn ergeben.
Von hier aus entspinnt sich eine Story, die den Leser zusammen mit der Protagonistin Nika auf eine Spurensuche durch die historische Altstadt Sienas führt, immer im Bemühen herauszufinden, was in den vergangenen zwei Tagen passiert ist – und was Nikas Mitbewohnerin Jenny passiert ist. Dabei füllt sich das große, schwarze Loch Nikas Erinnerungen nur sehr, sehr langsam und absolut Bruchstückhaft. Die ersten kleinen Puzzlestückchen, die Nika mühsam ermittelt, scheinen die Hintergründe des Ganzen eher noch mehr zu verschleiern und weitere Fragen aufzuwerfen, als zur Klärung beizutragen. Parallel hierzu nimmt die Story eine immer stärker werdende, paranoide und latent bedrohliche Grundstimmung an, die mich während des Lesens dazu veranlasst hat, an (nahezu) jedem Charakter und deren Motivationen und Absichten zu zweifeln. Diese Stimmung hat mir extrem gut gefallen und passt perfekt zu einem Thriller. Die „italienische Siena-Atmosphäre“ ist dafür über weite Strecken eher im Hintergrund geblieben (obgleich ich selbst schon mal dort war). Ich kann gar nicht genau sagen, woran das gelegen hat, denn die Autorin führt Nika durchaus an einige mehr und auch weniger bekannte Orte in Siena, wie etwa die Piazza del Campo. Vielleicht liegt es daran, dass man bei den meisten dieser Plätze aufgrund der oft schnellen Handlung eher „durchhetzt“ als verweilt. Lediglich die Szenen in der unterirdischen Kanalanlage „Bottini“ habe ich als extrem atmosphärisch und sehr gelungen empfunden. Dennoch könnte dieser Thriller auch in vielen anderen Städten spielen.
Aber das eher geringe Siena-Feeling ist nicht die Hauptschwäche dieses Thrillers. Am meisten gestört haben mich die Vorhersehbarkeit einiger wesentlichen Charaktere (hier hätte ich die ein oder andere überraschende Wendung erwartet) und am Ende auch die Auflösung der Story. Rückwirkend betrachtet erscheint mir die Auflösung viel zu konstruiert und in Teilen auch zu wenig nachvollziehbar, was die Handlungsweisen wesentlicher Figuren betrifft. Während des Lesens hat mir das Rätselraten um die kryptischen Hinweise auf Nikas Zettel sehr gut gefallen – im Nachhinein musste ich aber feststellen, dass man als Leser so gut wie keine Chance hat, selbst stichhaltige Ideen zu entwickeln, was mit den Hinweisen gemeint sein könnte. Das hat mich schon enttäuscht.
Letztendlich vergebe ich gute drei Sterne, da mich dieses Buch allen Schwächen zum Trotz über weite Strecken sehr gefesselt und spannend unterhalten hat. Bis zur Auflösung des Plots hätte ich 4-5 Sterne vergeben.
FAZIT:
Eine interessante Grundidee sowie eine fesselnde Spurensuche mit zunehmend paranoider Grundstimmung – bei leider enttäuschender Auflösung.