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Veröffentlicht am 04.06.2019

Keine Wohlfühllektüre – dafür schwere Themen in rauer, schottischer Naturschönheit

Hochzeit in der kleinen Sommerküche am Meer
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„Auf Mure wurde viel geredet, das konnte man nicht anders sagen. Klatsch und Tratsch waren eines der zentralen Elemente dieser Gemeinschaft, und jeder kannte jeden.“ (ebook, S. 31)

Meine Meinung:
Von ...

„Auf Mure wurde viel geredet, das konnte man nicht anders sagen. Klatsch und Tratsch waren eines der zentralen Elemente dieser Gemeinschaft, und jeder kannte jeden.“ (ebook, S. 31)

Meine Meinung:
Von der Kurzbeschreibung her – und auch von der Anmutung des Covers – hatte ich eine „Wohlfühllektüre“ mit ein bisschen Liebelei und Herzschmerz in wildromantischer Naturkulisse erwartet. Doch die Geschichte, in die ich keine Schwierigkeiten hatte einzutauchen, hat eine ganz andere Entwicklung genommen. Statt Wohlfühlatmosphäre zu kreieren, nimmt Jenny Colgan einige schwere Themen auf und serviert ihren Lesern immer wieder dramatische Wendungen. Hierbei droht die „Haupt-Storyline“, die noch zarte, aber schon jetzt mit deutlichen Schwierigkeiten belastete Beziehung zwischen Flora MacKenzie und ihrem Chef Joel, immer wieder in den Hintergrund zu geraten. Emotional nimmt die Geschichte um den geflüchteten syrischen Arzt Dr. Saif Hassan viel breiteren Raum ein. Dies ist ein passender Spiegel der Zeit, macht zugleich nachdenklich und ist stellenweise echt bewegend, insbesondere die Wiedervereinigung mit seinen Söhnen Ibrahim und Ashat („Mama ist weg. Alle sind weg. Alles ist weg.“ - ebook S. 172). Das fand ich von der Autorin durchaus gelungen portraitiert, aber ich hatte halt eine ganz andere Art von Geschichte erwartet. Hinzu kommen noch Themen wie Pflegekinder und Waisenhäuser und weitere dramatische Geheimnisse, die ich hier noch nicht verraten möchte. Letztendlich ist es eine Geschichte, die ich schlecht einordnen kann. Cover und Beschreibung passen für mich überhaupt nicht zum Inhalt, und ich hatte das Gefühl, dass die Autorin selbst nicht so ganz wusste, was für eine Art von Geschichte sie nun schreiben wollte.

Sehr gut gefallen hat mir hingegen der locker-leichte Schreibstil der Autorin und die Beschreibung der schroff-schönen Natur der schottischen Insel („Es war ein böiger Morgen, von der See her wehte ein frischer Wind übers Land, und die Wellen klatschten mit weißen Schaumkronen an den Strand.“ – ebook S. 27). Auch die im Anhang zu findenden fünf original schottischen Rezepte (darunter natürlich auch eines für das klassische Shortbread) fand ich eine sehr schöne Idee.

FAZIT:
Keine schlechte Geschichte, aber überhaupt nicht das, was ich erwartet hatte.

Veröffentlicht am 10.05.2019

Ein extrem fesselnder, vielschichtiger Thriller – mit (für mich) enttäuschendem Ende

10 Stunden tot
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Meine Meinung:
„10 Stunden tot“ (der Titel hat wenig bis gar nichts mit dem Inhalt zu tun) ist der Nachfolgeband zu „Minus 18 Grad“ und knüpft recht nahtlos an die Ereignisse des Vorgängers an. Da dieser ...

Meine Meinung:
„10 Stunden tot“ (der Titel hat wenig bis gar nichts mit dem Inhalt zu tun) ist der Nachfolgeband zu „Minus 18 Grad“ und knüpft recht nahtlos an die Ereignisse des Vorgängers an. Da dieser allerdings schon vor rund 2,5 Jahren veröffentlicht wurde, hatte ich anfangs ein paar Probleme, wieder in die Geschichte um den schwedischen Ermittler Fabian Risk hineinzufinden. Meines Erachtens sollte man „Minus 18 Grad“ zuvor gelesen haben, da es wirklich sehr viel Anknüpfungspunkte gibt.

Als ich erstmal in die Geschichte hineingefunden hatte, hat dieser Thriller einen wahnsinnig starken Sog entwickelt, denn an Spannung ist er für meinen Geschmack kaum noch zu überbieten. Allein schon der Prolog bescherte mir als Leser ein abgrundtiefes Gänsehautfeeling (hierfür muss man aber den Vorgängerband kennen!). Durch verschiedene Handlungsstränge, unvorhergesehene Wendungen und gleich mehrere Kriminalfälle, bei denen – nicht nur für die Ermittler – lange Zeit nicht klar ist, welche Zusammenhänge hier bestehen, bleiben Spannung, Tempo und Abwechslung das ganze Buch hinweg über auf sehr hohem Niveau. Hier geht es um Serienkiller, Rechtspopulismus und -radikalismus und auch um Pädophilie. Stellenweise ist dies ein wirklich harter Thriller mit „schwerverdaulicher Kost“ – und nichts für schwache Nerven! Hinzu kommen schon altbekannte Fälle, beispielsweise um das überraschende Ableben des ehemaligen Kollegen Hugo Elvin, oder (am Rande) um die brutalen Morde, die sich im letzten Band in Dänemark ereignet haben und überraschender Weise auf tragische Art bis in das Privatleben von Fabian Risk abstahlen.

Bis kurz vor dem Ende hätte ich dieses Buch als Thriller „par excellence“ bezeichnet, den ich regelrecht verschlungen habe. Doch dann kam das – für mich leider enttäuschende – Ende. Denn zwei Fälle, darunter der „Hauptfall“, finden in diesem Buch keine Auflösung! Hier scheint sich der Autor noch sehr viel für den nächsten Band aufgehoben zu haben. Wenn ich darauf wieder 2,5 Jahre warten soll – na danke!

Also meine Empfehlung für alle Thriller-Fans: UNBEDINGT lesen, aber erst, wenn auch der nächste Band veröffentlich worden ist!

FAZIT:
Ein Top-Thriller, den man m.M. nach aber erst lesen sollte, wenn auch der nächste Band veröffentlicht wurde.

Veröffentlicht am 11.04.2019

Fabelhafte Zeichnungen und eine faszinierende Grundidee – aber die Story konnte mich nicht überzeugen

Quin Zaza - Die letzten Drachenfänger 1
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„So ein Drache ist ein fliegender Schatz“ (S. 73)

Meine Meinung:
Als Manga-Neuling musste ich mich erst mal an den Aufbau gewöhnen. Zwar wusste ich, dass man die Mangas "hinten" anfängt zu lesen, aber ...

„So ein Drache ist ein fliegender Schatz“ (S. 73)

Meine Meinung:
Als Manga-Neuling musste ich mich erst mal an den Aufbau gewöhnen. Zwar wusste ich, dass man die Mangas "hinten" anfängt zu lesen, aber mit der Reihenfolge der Bildfelder hatte ich zuerst so meine Probleme. Bis ich dann die Erklärung hinten (also im "Deutschen" vorne!) gefunden habe. Dann ging es leichter.

Zuerst möchte ich gerne etwas zu den Zeichnungen sagen – von denen war ich von Anfang an und bis zum Schluss absolut begeistert! Teilweise sind das schon kleine Kunstwerke und die Atmosphäre, die diese Schwarz-Weiß-Bilder schaffen, ist wirklich beeindruckend. Durch schnelle Abfolgen und die unterschiedlichsten Perspektiven ergeben sich im Verlauf der Geschichte immer wieder sehr spannende und actionreiche Sequenzen. Auch die Darstellung der Drachen hier, die vom Aussehen alle sehr individuell sind und teilweise wenig von der klassischen „Drachen-Vorstellung“ haben, fand ich sehr überzeugend und innovativ. Das hat mir wirklich richtig, richtig gut gefallen!

Was mich leider nicht überzeugen konnte, war die Story an sich. „Ein halbes Jahrzehnt nachdem die Suche nach den begehrten Drachen begann, ist die Quin Zaza eines der letzten aktiven Fangschiffe. Ihre Besatzung verkauf Fleisch, Öl und Innereien, streicht Belohnungen ein und lässt sich von allerlei Umständen in alle Himmelsrichtungen treiben, stets auf der Suche nach Drachen im Wolkenmeer.“ (S. 62/63). Diese Grundidee fand ich wahnsinnig faszinierend und meines Erachtens hat die Idee auch eine ganze Menge Potenzial. Doch für meinen Geschmack hat sich über den gesamten Verlauf des Buches keine durchgehende Story ergeben. Vielmehr sind es fünf kleine Episoden, die eher locker zusammenhängen. Immer wieder gibt es zwischendurch interessante Ansätze (wie z.B. das Töten eines extrem wertvollen Drachen oder auch der sagenumwobene Lichtdrache), die dann im Weiteren Verlauf aber nicht weiter aufgegriffen werden. Dafür hatte ich an vielen Stellen das Gefühl, dass die Geschichte „springt“ und zwischendurch ein paar Bilder und Erklärungen fehlen. Darüber hinaus hat mich das ständige Essen und „Gekoche“ dann irgendwann einfach nur noch genervt.

Auch die Charakterdarstellung und -entwicklung konnte mich leider nicht überzeugen. Ähnlich wie bei der Story haben einige Charaktere Potenzial für „mehr“, wie etwa die latent geheimnisvolle Vannabell oder auch der etwas großkotzig und auf mich manchmal ein bisschen phlegmatisch wirkende Mika. Ich hätte mir hier ein bisschen mehr „drum herum“ gewünscht – über die Charaktere und auch die Welt im Ganzen. Hier wird immer nur ein bisschen angedeutet und der Leser neugierig gemacht – und das war es dann aber auch schon. Schade!

FAZIT:
Wahnsinnig tolle Zeichnungen mit einer leider extrem schwachen Story – hier wurde viel Potenzial verschenkt.

Veröffentlicht am 05.12.2018

Ein Medizin-Thriller mit spannender Grundidee, aber leider auch einigen Längen

Unter dem Messer
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„Es war, als wäre sein Gram eine dichte, giftige Flüssigkeit, in der er zu ertrinken drohte und in der er hilflos und krank herumgewirbelt wurde.“ (S. 13)

Meine Meinung
Der US-Amerikaner Kelly Parsons ...

„Es war, als wäre sein Gram eine dichte, giftige Flüssigkeit, in der er zu ertrinken drohte und in der er hilflos und krank herumgewirbelt wurde.“ (S. 13)

Meine Meinung
Der US-Amerikaner Kelly Parsons ist Urologe mit Abschlüssen an der Stanford University, der University of Pennsylvania und der Johns Hopkins University of Baltimore. Wenn er also über Medizinisches schreibt, weiß er ganz genau, worüber er da schreibt. Nach seinem Debut „Auf ewig Dein“ legt er mit „Unter dem Messer“ nun seinen zweiten Medizin-Thriller vor.

Die Grundidee seiner Story ist ebenso faszinierend wie zugleich verstörend. Die Kurzbeschreibung verrät ja schon, um was für eine folgenschwere technologische Neuerung es hier geht. Nach einem sehr spannenden und zunächst auch rätselhaften Start, der mich leicht in die Geschichte hat hineinfinden lassen, flacht der Spannungsbogen allerdings gleich sehr schnell wieder ab. Parsons nutzt den Mittelteil seines Buches eher zur Charakterentwicklung und Beschreibung von allerlei medizinischen Themen. Hier hätte es mehr Story-Entwicklung sein dürfen. Es ist zwar alles durchaus interessant zu lesen und man merkt schnell, dass der Autor über profunde medizinische Fachkenntnisse verfügt, aber insgesamt fehlt es diesem Thriller über weite Strecken an Tempo und einem intakten Spannungsbogen. Selbst nach einem kleinen Spannungs-Intermezzo im Rahmen einer OP reißt der Thriller-Faden erstmal wieder ab und Parsons beschäftigt sich wieder mit seinen Charakteren und deren Zusammenspiel. Eine gekonnte und tiefgründige Charakterentwicklung ist an sich zwar etwas Anspruchsvolles und kann ein Buch ungemein bereichern, aber nicht in einem Thriller, wenn es zu Lasten von Spannung und Tempo geht – so wie hier. Erschwerend kommt noch hinzu, dass ich im Verlauf des ganzen Buches mit keinem einzigen Charakter so richtig warm geworden bin.

Zum Ende hin, auf den ca. letzten 70 Seiten, reißt Parsons dann auf einmal das Steuer komplett herum – und es wird nochmal so richtig spannend. Hierbei überschlagen sich die Ereignisse regelrecht! Im Gegensatz zu den ersten 400 Seiten sind die die Kapitel zuletzt nur noch so dahingeflogen und ich mochte gar nicht mehr aufhören mit dem Lesen. Das Ende ist dann – nunja, sagen wir mal „sehr amerikanisch“. Aber es wurden alle offenen Fragen geklärt und ich konnte das Buch mit einem zufriedenen Gefühl beenden.

Alles in allem ist das ein Buch, das mich nicht ganz überzeugen konnte. Für meinen persönlichen Geschmack hätte es gut 100-150 Seiten weniger haben dürfen, da mir die medizinischen Ausführungen und insbesondere auch die Beschäftigung mit den einzelnen Charakteren zu breiten Raum für einen Thriller eingenommen haben.

FAZIT:
Ein Buch mit starker Grundidee, einem fesselnden Beginn und einem extrem spannenden und temporeichen Finale. Dazwischen leider aber auch mit vielen Längen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Figuren
Veröffentlicht am 18.09.2018

Ein absolut schräger, außergewöhnlicher und durchaus gewöhnungsbedürftiger Roman

Der lächelnde Gott
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Meine Meinung:
Stellen Sie sich eine Stadt vor, in der alles anders ist. Und wenn ich „alles“ sage, meine ich wirklich ALLES. Nun stellen Sie sich vor, dass die Einwohner dieser Stadt allesamt total schräg, ...

Meine Meinung:
Stellen Sie sich eine Stadt vor, in der alles anders ist. Und wenn ich „alles“ sage, meine ich wirklich ALLES. Nun stellen Sie sich vor, dass die Einwohner dieser Stadt allesamt total schräg, verquer und auf verschrobene Weise einzigartig sind. Stellen Sie sich weiterhin vor, dass die uns bekannten Naturgesetzte dort z.T. außer Kraft sind, zugunsten von neuen Naturgesetzten, die uns noch total unbekannt sind. Wenn Sie sich das alles vorgestellt haben, haben sie schon eine ganz gute erste Idee davon, wie es in Night Vale ist. In Wahrheit ist es aber noch ganz anders…

Klingt verquer? Ist es auch - Welcome to Night Vale! („Hier gab es keine natürliche Ordnung der Dinge, nur die unberechenbaren Launen konkurrierender Weltverschwörungen.“ - S. 44). Sie treffen hier u.a. auf renitente Bakterien und enttäuschende Kartoffeln, gewalttätige Fehden zwischen Ornithologen und Astronomen, Häuser die nicht existieren, eine kindliche Stadtbotin mit leeren Augen, andersweltliche Invasoren, einen sich ständig verändernden Zeitfluss, sprechende Hunde und last but not least eine Glühwolke, die sich als Vorsitzende des Schulausschusses engagiert und die es tote Tiere regnen lassen kann… echt schräg, genau!

Sich in diese Geschichte überhaupt erstmal hineinzufinden, ist mir anfangs entsprechend nicht leicht gefallen, denn zunächst wusste ich gar nicht, in welche Handlungs-Richtung die beiden Autoren hier überhaupt marschieren wollten. Als ich den roten Faden für mich entdeckt hatte, wurde es dann aber einfacher, der Geschichte zu folgen. Aber eigentlich hatte ich beim Lesen stets den Eindruck, dass die Geschichte in diesem Buch überhaupt gar nicht im Vordergrund steht. Vielmehr scheint es darum zu gehen, ein Portrait dieser zutiefst anomalen Stadt und seiner teils kruden, teils verschroben-liebenswürdigen Einwohner zu zeichnen. So kommt es auch schon mal vor, dass die Autoren von ihrer Storyline abschweifen und sich ein paar Einwohnern Night Vales widmen, die für die Handlung überhaupt gar keine Bedeutung haben.

Dennoch hatte ich das Gefühl, dass die Autoren durchaus immer mal wieder Gesellschaftskritik anklingen lassen („Das blieb den Großkonzernen überlassen, die den Zugang zu Informationen fürsorglich kontrollierten und durch heimliche Preisabsprachen dafür sorgten, dass Informationen nur für diejenigen frei verfügbar waren, die sie sich leisten konnten.“ – S. 44), wobei das alles überlagernde Motiv der Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion ist. Aber ich möchte da jetzt auch nicht Gefahr laufen, zu viel in dieses Buch hineinzuinterpretieren…

Am Ende muss ich sagen, dass dieses Buch so außergewöhnlich ist, dass ich mir noch nicht mal 100%ig sicher bin, ob es mir nun wirklich gefallen hat oder nicht. Von daher vergebe ich gut gemeinte 3 Sterne.

FAZIT:
Schräg, schräger, Night Vale - ein Buch über die wohl ungewöhnlichste Stadt, sicherlich nicht jedermanns Geschmack…