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Veröffentlicht am 26.11.2023

»Was ich sage, muss geschehen!«

SCHWEIG!
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Judith Merchant ist eine ausgezeichnete Erzählerin, die großen Wert auf einen psychologischen Tiefgang legt.

Der Inhalt des Buches würde eine hervorragende Grundlage für ein Kammerspiel geben. Wenige ...

Judith Merchant ist eine ausgezeichnete Erzählerin, die großen Wert auf einen psychologischen Tiefgang legt.

Der Inhalt des Buches würde eine hervorragende Grundlage für ein Kammerspiel geben. Wenige Figuren machen den Inhalt überschaubar. Der Schwerpunkt liegt auf den psychologisch ausgerichteten Gesprächen zwischen den Figuren.

Esther und deren jüngere Schwester Sue könnten nicht unterschiedlicher sein und haben sich schon als Kinder nicht gut verstanden. In Rückblenden gewährt die Autorin Einblicke in die Kindheit der beiden Schwestern.

Aus Esthers Sicht hat sich eine gewisse Hassliebe gegenüber ihrer Schwester entwickelt. Sue möchte einfach von ihrer Schwester in Ruhe gelassen werden und am besten nichts von ihr hören und sehen.

Esther ist verheiratet und hat sowohl einen Sohn als auch eine Tochter. Sie lebt mit ihrer Familie in der Stadt. Sue hat sich von ihrem Mann Robert getrennt, ist kinderlos und lebt einsam im Wald in einem viel zu großen Haus. Von Robert wird man im weiteren Verlauf nichts mehr lesen, geschweige denn hören. Er ist nicht Gegenstand der Handlung.

Esther und Sue erzählen in der Ich-Form, später im Buch wird auch Esthers Mann Martin die Geschehnisse aus seiner Sicht erzählen. Ein sehr interessanter Schreibaspekt und was mir besonders gut gefallen hat: Die Autorin schreibt einzelne Begebenheiten und Handlungen jeweils aus der Sicht der beiden Schwestern – die Schilderungen laufen dabei völlig auseinander.

Esther ist sehr dominant, selbstsüchtig und hat narzisstische Züge. Sie will ihre jüngere Schwester Sue beherrschen, weil sie denkt, dass Sue sonst untergehen wird. Später wird man erfahren, dass Esther ihren Mann Martin demütigt und auch oft drangsaliert (Bsp.: weil Martin nachts schnarcht, näht sie ihm Tennisbälle in das Rückenteil des Schlafanzuges, damit er im Bett nicht mehr auf dem Rücken liegen kann – und den Schlafanzug darf er auch nicht wechseln). Keiner beherrscht diese Klaviatur besser als Esther. Martin wehrt sich nicht dagegen und ertränkt seinen Kummer lieber im Alkohol.

Einen Tag vor Heiligabend macht Esther sich auf den Weg zu Ihrer Schwester. Sie möchte ihr wie jedes Jahr ein Weihnachtsgeschenk und eine Flasche Wein bringen. Aber sie möchte ihre Schwester auch überreden, mitzukommen in die Stadt in ihre Wohnung, um gemeinsam Weihnachten zu feiern.

Und dies, obwohl die drei an das vergangene Weihnachtsfest keine guten Erinnerungen haben. Martin ist von der Idee nicht angetan und auch Sue möchte partout verhindern, gemeinsam mit Esthers Familie Weihnachten zu feiern. Eigentlich müsste auch Esther schlechte Erinnerungen an das gemeinsame Weihnachtsfest im vergangenen Jahr haben, an dem Sue psychisch so instabil war, dass man sogar einen Notarzt rufen musste. Aus den ganzen Schilderungen heraus wird man den Verdacht nicht los, dass da noch etwas anderes war.

Das nahende Ende des Buches ist hervorragend konstruiert. Wieder wird alles nach dem Willen von Esther ablaufen und ein Ereignis sorgt dafür, dass Sue auf das Wohlwollen ihrer Schwester angewiesen sein wird.

Fazit:

Das Buch ist übersichtlich in nicht zu lange Kapitel aufgeteilt. Die Kapitelüberschriften nehmen Bezug auf die jeweils betreffende Person. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen.
Da sich das Setting auf lediglich drei Personen bezieht (Esther, Sue und Martin) und sich die Handlung entweder zuhause bei Esther und deren Familie oder im Haus von Sue abspielt, ist das Buch sehr übersichtlich. Man könnte es ohne weiteres in einem durchlesen. Ich habe mich jedenfalls gut unterhalten gefühlt und gebe fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 18.10.2023

Von psychischen und Persönlichkeitsstörungen

ANGST
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Ivar Leon Menger kannte ich bisher nicht. »Angst« ist erst sein zweites Buch und ich habe es von einem Bekannten zur Ausleihe bekommen. Mit seiner Empfehlung lag er genau richtig und hat meinen Geschmack ...

Ivar Leon Menger kannte ich bisher nicht. »Angst« ist erst sein zweites Buch und ich habe es von einem Bekannten zur Ausleihe bekommen. Mit seiner Empfehlung lag er genau richtig und hat meinen Geschmack voll getroffen.

In diesem Psychothriller geht es um Stalking, aber es ist auch von Psychopathie und Ansätzen von Paranoia die Rede. Dies alles hat der Autor m.E. gut in die Handlung eingebunden.

In dem Buch ist von einer 3er-WG in Berlin die Rede. Hier lebt die junge Schauspielerin Mia, die von einer großen Filmkarriere träumt. Eine Mitbewohnerin ist die ebenfalls junge Yvonne, die sich überwiegend online betätigt, ständig Schulden hat und ihren Mietanteil nicht zahlen kann. Komplettiert wird das Trio von Philipp, einem Assistenzarzt an der Berliner Charité. Erzählt wird überwiegend in der Ich-Form von Mia.

Yvonne verhält sich meistens muffelig und ist mit ihrem Leben offensichtlich nicht ganz zufrieden. Philipp ist ständig darum bemüht, dass es Mia gut geht – was steckt dahinter? Zu diesem Zeitpunkt gibt es so gut wie keine Spannungen zwischen den Dreien.

Das ändert sich ab dem Zeitpunkt, wo Mia eher zufällig bei einem Museumsbesuch Viktor Engel kennenlernt, einen gut situierten Geschäftsmann. Gleich am ersten Abend lädt er sie in ein Edelrestaurant zum Essen ein. Aber Mia hat kein Interesse an ihm und das will Viktor nicht akzeptieren.

Die Ereignisse überschlagen sich fast. Mia wird zum Casting für die Hauptrolle in einem Film eingeladen. Dort lernt sie Alice kennen und freundet sich mit ihr an. Abends treffen sie sich in einem verruchten Etablissement namens »Tür Dreizehn«. Alice bringt David mit, an dem Mia Gefallen findet. Sie will ihn wiedersehen, aber er meldet sich nicht. Ihr Rennrad, mit dem sie zum Treffen gefahren ist, hat einen plattgestochenen Reifen und einen Tag später ist es verschwunden. Viktor ist in der Wohnung der WG bei Yvonne im Zimmer und schenkt ihr eine Menge Geld, angeblich damit sie ihre Schulden begleichen kann. Dies ist nur ein Auszug von Ereignissen, den man noch erweitern könnte. Aber ich möchte nichts verraten.

Immer wieder taucht Viktor im Leben von Mia auf, dem sie nicht traut und den sie auch nicht mehr sehen will. Philipp beruhigt sie immer wieder, denn langsam kommt sie sich paranoid vor.

Das Buch beschreibt nicht nur Stalking in all seinen Facetten. Es geht auch um einen Menschen mit psychopathischen Zügen. Was hat es z.B. mit dem Kapitel 9 »Vor dreizehn Jahren« auf sich, wo sich jemand an dem Töten von Tieren ergötzt. Worauf will der Autor hinaus, was will er uns damit sagen?

Die Lage spitzt sich für Mia immer mehr zu, aber auch Yvonne erleidet Schlimmes. Und Philipp kommt nach seinen Nachtschichten immer in OP-Kleidung nach Hause. Die zieht man doch normalerweise aus, bevor man das Krankenhaus verlässt. Das kommt mir merkwürdig vor.

Fazit:

Das Setting hat mich überzeugt. Gezielt gesetzte Twists hauptsächlich in der Endphase, wo es um die Aufklärung der Ereignisse geht, haben den Spannungsbogen noch einmal eine Stufe nach oben gesetzt.
Menger bedient sich einer detaillierten Schreibweise, ohne dass es langweilig oder überzogen wirkt. Die einzelnen Figuren sind gut charakterisiert.
Die Kapitel sind nicht überlang, was dem Lesefluss zugutekommt. Immer mal wieder werden kurze Abschnitte aus der Vergangenheit eingeblendet. Einem rundum gelungenen Psychothriller gebe ich somit fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Ein fast perfektes Verbrechen

Mit kalter Präzision
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True Crime und knallharter Thrill. Das sind die Zutaten, die die Thriller von Prof. Dr. Michael Tsokos ausmachen. Authentische Rechtsmedizin, dass ist dem Autor wichtig. So auch in dem ersten Fall von ...

True Crime und knallharter Thrill. Das sind die Zutaten, die die Thriller von Prof. Dr. Michael Tsokos ausmachen. Authentische Rechtsmedizin, dass ist dem Autor wichtig. So auch in dem ersten Fall von Dr. Sabine Yao, der zierlichen Deutschchinesin, die man bereits aus der Fred-Abel-Reihe kennt.

Mittlerweile ist sie zur stellvertretenden Leiterin der Rechtsmedizin des BKA Berlin von ihrem Vorgesetzten Prof. Paul Herzfeld ernannt worden. Die Sondereinheit »Extremdelikte« versucht einen äußerst mysteriösen Fall mit Todesfolge aufzuklären.

Marion Kracht, die Frau des Schönheitschirurgen Prof. Dr. Roderich Kracht, wird tot im Schlafzimmer ihres Hauses in einer noblen Berliner Villengegend aufgefunden. Auf den ersten Blick sieht es wie Selbstmord aus. Durch die Lage des Opfers und die äußeren Umstände treten bei den Rechtsmedizinern allerdings schnell Zweifel an dem Suizid der Frau auf.

Prof. Kracht ist ärztlicher Leiter einer renommierten Berliner Schönheitsklinik namens Corpore Sano (Name fiktiv). Viele Frauen, deren Männer gehobene Positionen in Politik, Wirtschaft und Justiz innehaben, haben sich bereits in dieser Klinik behandeln lassen. Dadurch zieht der Fall schnell Kreise in der Öffentlichkeit. Kracht hat sich dadurch fast unangreifbar gemacht und kann zudem auf ein wasserdichtes Alibi verweisen.

Da die Ermittler und die Rechtsmedizin keine verwertbaren Beweise finden, recherchiert man nach vergleichbaren Fällen. Es gestaltet sich allerdings schwierig, im gesamten Bundesgebiet zu recherchieren. Zwar gibt es eine Datenbank des BKA (ViClas - Violent Crime Linkage Analysis System), in der die Todesfälle gespeichert sind und worauf auch die einzelnen Landeskriminalämter (LKA) Zugriff haben. Das Problem besteht allerdings darin, dass die einzelnen LKAs nicht untereinander vernetzt sind und somit keine unmittelbaren Vergleiche möglich sind.

Trotzdem gelingt es der IT-Expertin Sara Wittstock vom BKA, drei ähnlich gelagerte Fälle zu entdecken, die allerdings schon einige Jahre zurückliegen.

Es ist geschickt konstruiert, dass man einen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Fällen vermutet. So ist es mir jedenfalls beim Lesen ergangen. Das hat den Spannungsbogen gesteigert und zum Weiterlesen inspiriert. Das erwarte ich von einem Thriller.

Sehr interessant fand ich auch die Passage, wie man eine Leichenstarre so manipulieren kann, dass die Rechtsmediziner bei der Bestimmung der Todeszeit zu einer falschen Beurteilung kommen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass der Täter/die Täterin gute Kenntnisse von der Rechtsmedizin haben muss und vielleicht sogar dort gearbeitet hat.

Die Charaktere der einzelnen Figuren sind mir durch die Beschreibungen mit all ihren Sorgen und Ängsten sehr plastisch erschienen. So auch die Angst um Yaos sechs Jahre jüngere Schwester Mailin. Die ist nach dem plötzlichen Unfalltod ihres Mannes und der Misshandlung einer ihrer Zwillingstöchter psychisch so labil, dass sie in die psychiatrische Klinik in Sana Mente (Name fiktiv) eingeliefert und dort stationär behandelt wird. Dann unternimmt sie auch noch einen Selbstmordversuch. Der stellt sich im Nachhinein nicht als Parasuizid (Hilfeschrei) heraus, sie wollte wirklich aus dem Leben scheiden. Eine weitere Belastung für Yao, die ihre Schwester und ihre Nichten über alles liebt.

Eine weitere Erläuterung aus der Arbeit im Sektionssaal der Rechtsmedizin fand ich auch sehr interessant und wissenswert. Psychopharmaka sind ein großes Problem in unserer Gesellschaft. Bei über der Hälfte aller verstorbenen Suizidfälle werden während der Obduktion Antidepressiva, Neuroleptika, Tranquilizer, Sedativa und Psychostimulanzien nachgewiesen. Das macht mich sehr nachdenklich in Bezug auf unsere Gesellschaft.


Fazit:

Der Covereinband ist schlicht gestaltet und machte mich trotzdem sofort neugierig. Eines vorneweg, der blutige Skalpellschnitt soll lediglich einen Hinweis auf die Arbeit des Rechtsmediziners geben und steht nicht in unmittelbarer Verbindung zu den Taten.
Im vorderen Klappentext findet man die Vita von Dr. Sabine Yao. So was kennt man schon aus den Thrillern von Andreas Gruber. Das hat mir gut gefallen, so kann man sich einen ersten Eindruck von der Protagonistin verschaffen, um die es in erster Linie geht.
Wie bei seinen Büchern üblich, geht es bei den Thrillern von Dr. Tsokos um True-Crime-Fälle. Personen und Tatorte sind fiktiv, aber die Verbrechen sind wirklich geschehen.
Wer sich für Rechtsmedizin interessiert und insbesondere dafür, wie Rechtsmediziner arbeiten, ist hier genau richtig. Obwohl hier viele Fachausdrücke zur Sprache kommen und ausführliche Erklärungen folgen, hat mich dieser Thriller zu keiner Phase gelangweilt.
Ganz im Gegenteil, man kann sagen, dass man das Buch in einem durchlesen könnte, wen nicht noch andere »Verpflichtungen« auf einen warten würden. Für dieses Buch gibt es 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Gekämpft und verloren

Zwischen Welten
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Dieser Roman mit aktuellen Themen der Gesellschaft ist meines Wissens die erste gemeinsame Arbeit von Juli Zeh und Simon Urban.

Dabei liegt die Vermutung nahe, dass Juli Zeh die weibliche Rolle der Theresa ...

Dieser Roman mit aktuellen Themen der Gesellschaft ist meines Wissens die erste gemeinsame Arbeit von Juli Zeh und Simon Urban.

Dabei liegt die Vermutung nahe, dass Juli Zeh die weibliche Rolle der Theresa Kallis geschrieben hat und Stefan Urban für die Rolle von Stefan Jordan verantwortlich zeichnet.

Die Protagonisten sind Stefan Jordan, 46 Jahre alt, Kulturchef bei der Hamburger Wochenzeitung DER BOTE (Name fiktiv), ledig, keine Kinder und Theresa Kallis, 43 Jahre alt, Landwirtin und Vorstand der »Kuh & Co. Schütte e.G.«, eigentlich glücklich verheiratet, 2 Kinder (Jonas, 8 Jahre und Phil, 10 Jahre).

Vor zwanzig Jahren haben beide zusammen zu Studienzeiten in einer WG in Münster gelebt – als Freunde, ohne eine partnerschaftliche Beziehung. Danach haben sich ihre Wege getrennt. Plötzlich laufen sie sich in Hamburg über den Weg und beschließen, ihre »Beziehung« per E-Mail und WhatsApp wieder aufleben zu lassen.

Die Kommunikation zwischen Stefan und Theresa ist genau betrachtet wie eine Fieberkurve. Es bauen sich immer wieder Spannungen auf, die nur langsam wieder abnehmen. Eigentlich reden beide meistens aneinander vorbei. Zu groß klaffen die Welten zwischen dem Investigativ-Journalismus in Hamburg (Stefan) und dem tristen Landleben auf einem Bauernhof in Brandenburg (Theresa) auseinander.


Es hat mir gut gefallen, wie sich der Roman neben der normalen Handlung auf aktuelle Themen fokussiert (Klimakatastrophe, Corona, Fridays for Future (Greta Thunberg), Überfall der Ukraine durch Russland).

Dazwischen auflockernde Kommentare, beispielsweise zur kulturellen Vermischung (Zitat Theresa: Müssen wir bald zu Pizza »germanischer Fladen mit variablem Belag sagen«).

Sowohl in der Redaktion als auch auf dem Bauernhof geschehen unvorhersehbare Ereignisse, die existenziell sind.

Je länger ich gelesen habe, umso mehr hat mich das Buch in seinen Bann gezogen. Ich wollte unbedingt wissen, wie es mit Stefan und Theresa weitergeht. Ich konnte zu keinem Zeitpunkt Langeweile verspüren.

Fazit:

Der Schwan auf dem Cover kann man als Metapher deuten. (Zitat Stefan per WhatsApp: Hast du dein Telefon vor Wut in die Außenalster geworfen, und ich schreibe gerade einem Schwan?).
In dem Buch reihen sich E-Mail, WhatsApp und anderen Messenger-Diensten zwischen den beiden Protagonisten aneinander. So etwas ähnliches kennt man aus den Werken von Daniel Glattauer (»Gut gegen Nordwind« oder »Alle sieben Wellen«). Wenn auch hier die Kommunikation lediglich per E-Mail stattfindet.
Stefan und Theresa erzählen jeweils in der Ich-Form. Bei anderen Personen erzählen sie aus Ihrer Sichtweise deren Tun und Handeln.
Das ständige Gendern von Stefan finde ich nervig und es muss aus dem grammatikalischen Gesichtspunkt gesehen m.E. auch nicht sein.
Allerdings gibt es darüber sehr unterschiedliche Meinungen und fließt daher nicht in meine Bewertung ein.
Ein nachdenklich stimmender, sehr guter Roman. Ich lege mich auf 5 Sterne fest.

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Cold Case – kein Opfer wird vergessen

Die Vergessene
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Das Buch erschien 2022 als Originalausgabe unter dem Titel »Girl, forgotten«. Die international renommierte amerikanische Schriftstellerin Karin Slaughter präsentiert dem Leser einen facettenreichen Thriller ...

Das Buch erschien 2022 als Originalausgabe unter dem Titel »Girl, forgotten«. Die international renommierte amerikanische Schriftstellerin Karin Slaughter präsentiert dem Leser einen facettenreichen Thriller mit einer komplizierten Handlung.

Der Thriller hat zwei Handlungsstränge. Zum einen die Vergangenheit von Emily Vaughn und ihren vermeintlichen Freunden in der Clique. Zum anderen erhält Richterin Esther Vaughn am Obersten Gerichtshof seit geraumer Zeit Morddrohungen in Schriftform. Oliver und ihr Partner Bible wurden für die Richterin als Personenschützer eingeteilt. Das ist eine undankbare und gefährliche Aufgabe.

Esther Vaughn ist zudem die Mutter von Emily Vaughn. Hier könnte ein Zusammenhang zu den Drohungen bestehen, was aber eher unwahrscheinlich ist nach vierzig Jahren.

In den Teilen der Gegenwart geht es im Wesentlichen um den ersten Einsatz von Andrea Oliver, die nach viermonatiger, harter Ausbildung die Ernennungsurkunde zum US-Marshal erhalten hat und ab sofort dem United States Marshal Service angehört. Ihr erster Einsatz führt sie nach Longbill Beach und damit zu dem Ort zurück, an den sie aus der Vergangenheit keine guten Erinnerungen hat. Auch die Gegenwart hält eine Überraschung bereit. Warum, das lasse ich lieber offen, um nicht zu spoilern.

Was mir sehr gut gefallen hat, ist die klare Gliederung zwischen den Handlungen von vor vierzig Jahren und der Gegenwart. Wenn ein Zeitwechsel erfolgt, geschieht dies immer mit einer Datumsangabe als Überschrift. Die Zeitspanne beginnt im Oktober 1981, sechs Monate vor dem High-School-Abschlussball. Darin beschreibt die Autorin die Erlebnisse und Demütigungen der jungen Emily Vaughn in der fiktiven Kleinstadt Longbill Beach, was letztlich in einer Katastrophe für Emily endet. Zwischendurch werden Ausschnitte von den protokollierten Aussagen der Verdächtigen wiedergegeben, aber auch die Gedanken der jungen Emily.

Von der Nacht des Abschlussballs in der High-School hat Emily keine Erinnerungen. Sie hat zu viel getrunken und auch Drogen konsumiert. Einige Wochen später erfährt Emily plötzlich, dass sie schwanger ist. Wer könnte der Vater sein? Darüber zerbricht sie sich den Kopf. Ihre sogenannten Freunde berichten ihr, wer es gewesen sein könnte, und belasten sich dabei gegenseitig.

Die einzelnen Figuren sind detailliert mit ihren Stärken und Schwächen beschrieben, was nicht übertrieben oder langweilig auf mich gewirkt hat.

Besonders gut hat mir der Charakter und das Auftreten des US-Marshals Leonhard (Spitzname Catfish) Bible gefallen, dem Andrea Oliver bei Ihrem ersten Einsatz zugeteilt wurde. Besonders pikant ist die Tatsache, dass deren Chefin Deputy Chief Cecilia (Cussy) Compton auch Bibles Frau ist. Hier wird in lockeren, teilweise witzigen Kommentaren deren Charakter dargestellt.


Fazit:

Dieser Thriller handelt von kranken und zerstörten Seelen aber auch von Menschen, die auf der Seite des Rechts stehen und dies zu ihren Gunsten ausnutzen sowie aus Psychopathen. Nur wenige Figuren handeln nach Recht und Gesetz.
Das Buch ist voller Überraschungen und Wendungen, wobei die Zusammenhänge erst nach und nach klar werden, und davon gibt es eine ganze Menge.
Meine Hoffnung ist, dass ich einigermaßen herausgestellt habe, was die Schwerpunkte dieses Thrillers sind.
Für dieses Buch gebe ich eine absolute Leseempfehlung mit 5 Sternen.

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