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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.01.2024

Bewegend und beeindruckend

Das späte Leben
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Was macht man, wenn einem nicht mehr viel Zeit bleibt? Nimmt man den Aufzug oder die Treppe?

Martin Brehm, Mitte 70, Professor für Rechtswissenschaften im Ruhestand, erfährt, dass er unheilbar krank ist.

Wieviel ...

Was macht man, wenn einem nicht mehr viel Zeit bleibt? Nimmt man den Aufzug oder die Treppe?

Martin Brehm, Mitte 70, Professor für Rechtswissenschaften im Ruhestand, erfährt, dass er unheilbar krank ist.

Wieviel Zeit ihm noch bleiben wird? Er weiß es nicht genau. Vielleicht sind es nur noch ein paar Wochen, höchstens aber ein paar Monate. Zurücklassen wird er seine junge Frau Ulla und ihren gemeinsamen Sohn David. Dieser ist erst sechs und geht noch in den Kindergarten.
Martin stellt sich viele Fragen. Wie nutzt man die Zeit, die einem noch bleibt? Was kann er seinem Sohn hinterlassen? Wie wird das Leben von Ulla und David ohne ihn aussehen?

Bernhard Schlink schreibt in seinem Roman „Das späte Leben“ sehr behutsam und gefühlvoll über den letzten Lebensabschnitt, über das Sterben und den Tod. Es ist eine ruhige Lektüre. Eine Geschichte, die berührt, die zum Nachdenken anregt und die lange nachhallt.

Ein Lesehighlight. Absolut empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 23.01.2024

Mütter und Töchter

Bei euch ist es immer so unheimlich still
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Silvia Borowski ist Anfang 30, als sie beschließt, ihrer alten Heimat einen Besuch abzustatten. Raus aus der Großstadt, aus der nervigen Wohngemeinschaft, rein in den Kleinstadtmief. So klaut sie sich ...

Silvia Borowski ist Anfang 30, als sie beschließt, ihrer alten Heimat einen Besuch abzustatten. Raus aus der Großstadt, aus der nervigen Wohngemeinschaft, rein in den Kleinstadtmief. So klaut sie sich das Auto eines Mitbewohners der WG in Berlin und fährt mit ihrem Baby, Tochter Hannah, nach Ildingen am Rande des Schwarzwalds zu ihrer Mutter. Es ist das Jahr 1989, die Monate vor der Wende. 

„Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ war das Romandebüt von Alena Schröder.  Es erzählt in der Gegenwart von der 27-jährigen Hannah und beginnt in Rückblicken in den 1920er Jahren mit Hannahs Urgroßmutter Senta. 
Im Folgeroman „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ erfahren wir nun, was dazwischen geschah. Von 1989 blicken wir ebenfalls zurück, beginnend in der Nachkriegszeit. 
Wir erfahren, wie Evelyn bei ihrer Freundin Betty ein neues Zuhause findet und sich in Bettys Bruder Karl verliebt. Wie sie unter anderem mit dem Muttersein kämpft, und wie sie während dieser Zeit ihre Arbeit als Ärztin vermisst. 
Erneut erzählt Alena Schröder auch in diesem Buch wieder sehr gefühlvoll und beeindruckend von starken Frauen, von Müttern und Töchtern, von deren Konflikten, von Stärken und Schwächen, von gesellschaftlichen Erwartungen. 
Während ich von „Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ die Printausgabe gelesen habe, durfte ich mich bei dieser Lektüre hier dem Hörbuch widmen und wurde von Elisabeth Günther mitgerissen, die die Geschichte wirklich großartig und fesselnd liest. 

Sehr harmonisch ist auch hier wieder das Cover gestaltet. Elemente des vorhergehenden Bandes wurden aufgegriffen - perfekt und absolut stimmig umgesetzt. 
Von mir gibt es daher 5 Sterne und somit eine klare Lese- bzw. Hörempfehlung. 

Die Lektüre ist im Hörbuch Hamburg Verlag erschienen und dauert 9 Stunden, 1 Minute. 

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Veröffentlicht am 19.09.2023

Verdient auf der Shortlist

Muna oder Die Hälfte des Lebens -
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„Muna oder Die Hälfte des Lebens“ - ein Buch, das mich ganz schön aufgewühlt hat. Wie kann eine so gebildete, intelligente Frau einem Mann wie Magnus dermaßen verfallen?

Worum geht’s?
Die Geschichte ...

„Muna oder Die Hälfte des Lebens“ - ein Buch, das mich ganz schön aufgewühlt hat. Wie kann eine so gebildete, intelligente Frau einem Mann wie Magnus dermaßen verfallen?

Worum geht’s?
Die Geschichte beginnt 1989 in der DDR zur Zeit der Wende. Muna ist fast 18 und lebt zusammen mit ihrer alkoholkranken Mutter, einer Schauspielerin, in der fiktiven Stadt Jüris. Der Vater ist bereits verstorben.
Als die Abiturientin den Lehrer und Fotografen Magnus Otto kennenlernt, ist sie sofort fasziniert von ihm und verliebt sich in ihn. Es kommt zu einer gemeinsamen Nacht, aber schon bald ist Magnus wieder verschwunden, scheinbar spurlos.
Sieben Jahre später treffen die beiden wieder aufeinander. Und es entwickelt sich eine Beziehung, die toxischer nicht sein könnte, ein Irrsinn, einfach ein Wahnsinn - Magnus, ein Wahnsinniger. Muna kommt nicht mehr von ihm los. Schiebt alles, was schief läuft, auf sich, gibt sich selbst die Schuld.
Diese Frau hat studiert, promoviert und ist nicht in der Lage, diese Beziehung zu durchblicken. Kein Einzelfall, wie man ja weiß. Man möchte schreien, wird wütend, möchte Muna helfen, sie wachrütteln.
Wir begleiten die inzwischen erwachsene Frau auf ihren Stationen wie London, Basel, Berlin, Wien und Zürich mit der Hoffnung, dass sie doch noch zur Vernunft kommen wird.

Terézia Mora hat es geschafft, mich mit ihrem außergewöhnlichen Schreibstil völlig zu packen. Die wörtliche Rede ist nicht in Anführungszeichen gesetzt, nicht Ausgesprochenes der Protagonistin durchgestrichen, Gedanken sind eingeklammert. Anfangs hat mich das etwas irritiert, schließlich fand ich es dann richtig klasse.

2013 bekam Terézia Mora für „Das Ungeheuer“ den Deutschen Buchpreis. Heute wurde die Shortlist für 2023 veröffentlicht, und erneut wurde ein Buch der Autorin nominiert. Drücken wir also die Daumen für „Muna oder Die Hälfte des Lebens“. Das Zeug zum Buchpreis hat der Roman auf jeden Fall.
Große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.09.2023

Leise und doch so eindringlich

Das leise Platzen unserer Träume
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„Vorwürfe sind schlecht formulierte Wünsche.“

Der Traum vom Haus auf dem Land - mit großem Bauerngarten und Kindern, die da spielen und toben. Freunde, die zu Besuch kommen, im Garten sitzen, Feste feiern ...

„Vorwürfe sind schlecht formulierte Wünsche.“

Der Traum vom Haus auf dem Land - mit großem Bauerngarten und Kindern, die da spielen und toben. Freunde, die zu Besuch kommen, im Garten sitzen, Feste feiern und so weiter.
Der Traum vom Haus auf dem Land - den konnten Jule und David sich verwirklichen, alles andere nicht. Die Besuche von Freunden wurden seltener, eigene Kinder blieben aus, die Beziehung leidet darunter.

Dies alles und noch viel mehr erfahren wir von Jule in einzelnen Kapiteln im Roman „Das leise Platzen unserer Träume“ von Eva Lohmann.
Und neben Jule gibt es auch noch Hellena, aus deren Sicht ebenfalls berichtet wird. Hellena ist die Geliebte von David. Sie ist geschieden und lebt mit ihren beiden Kindern in der Stadt. Sie weiß, dass David verheiratet ist, weiß einiges über dessen Ehe, und sie macht sich viele Gedanken darüber. Versucht, sich in Jule hineinzuversetzen. Warum funktioniert diese Ehe nicht mehr? Und was fehlt noch für einen Schlussstrich, für eine Trennung?

Eva Lohmann gibt beiden Frauen eine Stimme und lässt sie einander kennenlernen.
Man fliegt nur so durch das Buch, durch eine Geschichte, die sich wunderbar leicht lesen lässt und gleichzeitig so tiefgründig ist. Das alles habe ich sehr genossen.
Leider war der Roman für mich viel zu schnell zu Ende, dabei habe ich extra versucht, ganz langsam zu lesen.

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Verdient auf der Longlist

Paradise Garden
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„Paradise Garden“ so heißt der größte Eisbecher im Eiscafé Venezia. Die 14-jährige Billie und ihre Mutter Marika bestellen ihn, wenn Anfang des Monats mal genügend Geld dafür zur Verfügung steht. Dies ...

„Paradise Garden“ so heißt der größte Eisbecher im Eiscafé Venezia. Die 14-jährige Billie und ihre Mutter Marika bestellen ihn, wenn Anfang des Monats mal genügend Geld dafür zur Verfügung steht. Dies ist allerdings eher selten der Fall. Aber Billies Mutter versucht trotz finanzieller Probleme, den Alltag und das Leben in der Hochhaussiedlung bunt und fröhlich zu gestalten.
Doch dann stirbt Marika plötzlich, und Billie muss mit ihrer ungarischen Großmutter alleine zurechtkommen, ob sie will oder nicht. Eine Sache gibt es allerdings, die Billie unbedingt will - endlich wissen, wer ihr Vater ist. Und sie macht sich auf die Suche nach dem Unbekannten.

„Paradise Garden“ ist der Debütroman von Elena Fischer. Es ist eine Mischung aus Coming-Of-Age-Geschichte und Roadtrip. Wie die Autorin selbst sagt, handelt es sich um einen Entwicklungsroman, es geht ums Erwachsenwerden.
In jedem Fall ist es ein gelungenes Erstlingswerk, das absolut berechtigt auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2023 steht.
Ich habe bereits unzählige positive Rezensionen und Leseeindrücke gelesen und kann mich diesen nur anschließen.
Elena Fischer hat einen erstklassigen Roman geschrieben, eine faszinierende Geschichte, traurig und schön zugleich, mitreißend, ergreifend, aufwühlend. Für mich gehört die Lektüre zu meinen absoluten Lesehighlights.

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