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Veröffentlicht am 15.07.2022

Anders als erwartet

Yinka, wo bleibt dein Date?
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Das Cover ist ansprechend gestaltet, auch wenn mich der Titel deutlich mehr angezogen hat als die Bildgestaltung. Das liegt aber einfach daran, dass realistische Menschendarstellungen auf Covern generell ...

Das Cover ist ansprechend gestaltet, auch wenn mich der Titel deutlich mehr angezogen hat als die Bildgestaltung. Das liegt aber einfach daran, dass realistische Menschendarstellungen auf Covern generell nicht ganz meins sind. Nichtsdestotrotz ist dieses Cover ein Eyecatcher, dessen Farben auch super zum Genre passen.
Zum Inhalt: Yinka möchte sich unbedingt verlieben. Zum einen, weil sie Druck von ihrer Familie bekommt, zum anderen weil sie eine Begleitung zur Hochzeit ihrer Cousine braucht. Also macht Yinka auf die Suche nach dem Einen.
Das Buch hat sich flüssig lesen lassen. Was mich begeistert hat, sind die kulturellen Einblicke in Yinkas nigerianische Großfamilie und Yinkas alltäglicher Umgang mit ihren britisch-nigerianischen Einflüssen. Ich hatte mir eine witzige, unterhaltsame Geschichte erhofft, wurde in dieser Hinsicht jedoch ein klein wenig ernüchtert. Ich hatte eher mit einer leichten, durchweg humorvollen Herangehensweise an das Thema gerechnet. Allerdings haftete der Handlung streckenweise auch eine gewisse Verzweiflung und Düsternis an, was sie sehr viel ernster wirken ließ. Dazu tragen natürlich auch ernste und aktuelle Themen rund um Yinkas soziale und kulturelle Herkunft bei, beispielsweise Mobbingerfahrungen, die hier sehr einfühlsam aufgearbeitet werden. Gleiches gilt für Diskussionen rund um Yinkas Glauben, die hier mit sehr viel Fingerspitzengefühl und Respekt behandelt wurden.
Die Geschichte ist zwar nah am Leben entworfen und jede Singlefrau, die zur heutigen Zeit auf Dates oder Partnersuche geht, wird sich wohl irgendwo wiederfinden können und auch die Familiendynamiken innerhalb der Großfamilie wirken authentisch und lassen den familiären Druck spürbar werden, aber trotzdem hat mich Yinkas Story nicht voll für sie einnehmen können. Sie ist zwar eine realistische dargestellte Protagonistin mit Schwächen und Selbstzweifeln, aber lange Zeit auch einem unbändigen Drang, Anderen zu gefallen bzw. die Erwartungen Anderer zu erfüllen, was mich ziemlich genervt hat. Deshalb war ich zwischenzeitlich auch eher gewillt, dem Buch noch einen Stern bei der Bewertung abzuziehen, jedoch konnten mich die letzten Seiten dann doch noch stärker emotional berühren und mir fast eine Träne entlocken. Allerdings hätte ich mir zwischendurch mehr Spannung und weniger zähe Phasen gewünscht.
Der Fokus der Geschichte liegt zwar auf Yinka, allerdings geht es auch viel um ihre Freundinnen, weshalb mich die Story zwischenzeitlich an Sex and the City, Valeria oder The Bold Type erinnert hat – hier nur abzüglich jedweder expliziten Szene. Drama nach Machart einer romantischen Komödie hält diese Geschichte definitiv ausreichend bereit.
Toll ist, dass auch eine queere Protagonistin Einzug in die Geschichte gefunden hat. Generell waren mir Yinkas direkte, selbstbewusste, ehrgeizige Freundinnen und Cousinen fast noch sympathischer als die Protagonistin selbst. Yinka wirkt manchmal fast schon unglaubwürdig naiv und unerfahren im Umgang mit anderen Menschen, dafür dass sie eine intelligente Frau ist, die in einer Metropole wie London lebt, wobei ich mir übrigens auch mehr vom austauschbar wirkenden Setting versprochen hatte.
Insgesamt hat mich die Geschichte solide unterhalten, aber mehr als 3,5 Sterne sind leider echt nicht drin. Ich hatte mir einfach noch etwas mehr erhofft. Wer auf romantische Komödien mit Tiefgang, einem interessanten kulturellen Background, aber auch allerlei Drama und Zickenkrieg steht, sollte hier einmal reinlesen.

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Veröffentlicht am 11.03.2024

Überzeugende Grundidee, mangelhafte Umsetzung

Hexen
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Das perfekt zum Sachbuch-Genre passende Cover ist trotz seiner Schlichtheit ein echter Eyecatcher und hätte mich sofort angesprochen, wenn ich dieses Buch nicht schon seit dem Erscheinungstermin in Originalsprache ...

Das perfekt zum Sachbuch-Genre passende Cover ist trotz seiner Schlichtheit ein echter Eyecatcher und hätte mich sofort angesprochen, wenn ich dieses Buch nicht schon seit dem Erscheinungstermin in Originalsprache auf dem Schirm gehabt hätte.
An 13 Fallbeispielen ausgehend vom späten Mittelalter, über Salem bis in die Gegenwart stellt Marion Gibson die Strukturen von Hexenprozessen und den Wandel des Verständnisses von Hexerei vor. Im Fokus stehen dabei hauptsächlich christlich geprägte Territorien. Dabei zeichnet sie die Ursprünge des Verfolgungsgedankens nach, um ihre Wirkmächtigkeit bis in die heutige Zeit zu erklären.
Die Autorin verfolgt mit diesem Buch ein eindeutiges Ziel und vertritt starke Meinungen. Objektivität muss man in diesem Sachbuch daher nicht suchen. Mitunter wird der Ton auch einmal passiv-aggressiv, auch wenn UnterstützerInnen der Angeklagten hier lobenswerterweise ebenso Aufmerksamkeit bekommen wie VerfolgerInnen.
Die Grundidee, die Geschichte der von Hexenverfolgung betroffenen Opfer, zumeist Frauen, zu erzählen und ihnen soweit möglich, eine Stimme zu verleihen, die dem Vergessen entgegenwirkt, hat mich sofort angesprochen. Leider konnte mich die Umsetzung jedoch nicht ganz überzeugen.
Die Gliederung hat mir grundsätzlich gefallen, da die Prozesse aufeinander aufbauen. Außerdem ermöglichen die Kapitel einen Eindruck vom Alltag und Leben zur Zeit des jeweiligen Prozesses. Die Ähnlichkeiten zwischen den jeweiligen Fallbeispielen sorgen jedoch für so manche Wiederholung.
Marion Gibson arbeitet mit stark vereinfachten Darstellungen der zeitgenössischen Verhältnisse. Das sorgt einerseits für gute Lesbar- und Verständlichkeit, andererseits sorgt die Fülle der behandelten Regionen, Prozesse, Zeiten und Themen so dafür, dass jeweils nur an der Oberfläche gekratzt werden kann. Manchmal ist weniger dann eben doch mehr.
Größtes Manko ist jedoch der langatmige Schreibstil. Häufig werden beispielsweise viele Aufzählungen aneinandergereiht, die Informationen enthalten, die vielleicht besser in einer Fußnote aufgehoben wären. Das erscheint weder dem Lesefluss noch der Wissensvermittlung besonders zuträglich. Ich musste mich immer wieder zwingen weiterzulesen und aufpassen, dass meine Gedanken nicht abschweifen. Am Ende des Buchs existiert zwar ein Personenregister, dieses aufzuteilen und vor die jeweiligen Kapitel zu setzen, hätte meiner Meinung nach bei der Masse an Namen jedoch deutlich mehr gebracht.
Wer sich bisher wenig mit dem Thema beschäftigt hat und einen feministisch motivierten Zugang zum Thema sucht, sollte hier jedoch einmal reinlesen.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Trilogie-Auftakt mit Potenzial

Die Glut in ihr
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Das Cover hat meine Aufmerksamkeit direkt magisch angezogen. Das Farbenspiel und der Titel machen gelungen neugierig und passen zum Fantasy-Genre.
Worum geht’s?
Drei Menschen mit besonderen Fähigkeiten. ...

Das Cover hat meine Aufmerksamkeit direkt magisch angezogen. Das Farbenspiel und der Titel machen gelungen neugierig und passen zum Fantasy-Genre.
Worum geht’s?
Drei Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Drei Schicksale, die miteinander verbunden zu sein scheinen. Können sie sich ihrer Vergangenheit stellen und dabei zueinander finden?
Mein Start ins Buch war etwas holprig. Es ist grundsätzlich gut lesbar, allerdings auch sehr nah am alltäglichen Geschehen geschrieben. Das war etwas ungewohnt. Noch dazu hat es etwas gedauert, bis man den Klappentext hinter sich lässt. Die kurzen Einblicke ins Erleben der drei Protagonisten Aska, Yukon und Elias sorgen für unterhaltsame Abwechslung und bauen Spannung auf, allerdings fand ich es durch die häufigen Perspektivwechsel zuerst schwer, eine Beziehung zu den Charakteren aufzubauen. Irgendwann in der ersten Hälfte hat sich dieses Gefühl jedoch gelegt. Von da an war ich mit so mancher Frage und Theorie zur Handlung völlig im Rätselfieber gefangen und konnte mich ganz der düsteren, geheimnisvollen Atmosphäre hingeben.
Die drei Protagonisten sind sehr verschieden und alles andere als moralisch schlicht schwarz oder weiß, was mir gut gefallen hat. Yukon ist ein eher nüchterner Charakter, der mir insgesamt etwas fremd blieb. Die Schicksale von Aska und Elias konnten mich deutlich mehr mitreißen. Gemeinsam mit Aska entdecken wir die Bandbreite ihrer Fähigkeiten, während wir Elias auf der Suche nach Antworten für ein vergangenes Ereignis begleiten. Trauerbewältigung spielt eine große Rolle innerhalb der Handlung und der Umgang mit ihr überzeugt auf ganzer Linie, geht dadurch aber auch ans Herz.
Teilweise merkt man diesem Buch zwar seinen Debütcharakter an, nichtsdestotrotz bin ich sehr gespannt, wie die Trilogie sich weiterentwickelt. Das Potenzial für eine weiterhin fesselnde, geheimnisumwobene Handlung ist in jedem Fall da.
Wer auf der Suche nach einem mysteriösen urban fantasy-Buch mit Tiefgang abseits von ausgetretenen Wegen ist, sollte einmal in die Flammen-Trilogie reinlesen.

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Veröffentlicht am 15.10.2023

Tolle Ansätze, aber nur bedingt überzeugend

Ein Fluss so rot und schwarz
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Das Cover sieht großartig aus. Die Farbgebung passt super zu einem Thriller mit Horrorelementen und springt direkt ins Auge.
Zum Inhalt: Sechs Fremde erwachen ohne jede Erinnerung und lediglich mit auf ...

Das Cover sieht großartig aus. Die Farbgebung passt super zu einem Thriller mit Horrorelementen und springt direkt ins Auge.
Zum Inhalt: Sechs Fremde erwachen ohne jede Erinnerung und lediglich mit auf den Unterarmen tätowierten Namen auf einem ferngesteuerten Schiff. Wohin sind sie unterwegs? Welches Grauen erwartet sie dort? Und was verbirgt sich hinter den gespenstischen Geräuschen aus dem dichten Nebel?
Kurz nach Beginn des Buchs war ich das erste Mal kurz davor, es direkt wieder abzubrechen. Der Start ist ziemlich verstörend und bereits voller makabrer Beschreibungen. Ich bin dann aber doch drangeblieben, weil mir die düstere Atmosphäre, das dystopische Setting und der sarkastische Humor von Beginn an gefallen haben und ich wissen wollte, was der Autor aus der Story gemacht hat, nachdem ich bereits einige von dessen Fantasy-Büchern kannte.
Richtig mitgefiebert habe ich leider nie, auch wenn das Potenzial dafür durchaus da war und ich eigentlich ein Angsthase bei jeder Art von Gruselliteratur bin. Dazu trägt allerdings auch der Ansatz der Charaktere bei. Wie soll man sich ihnen nahefühlen, wenn sie doch selbst keine Ahnung haben, wer sie eigentlich sind? Außerdem hatte ich bei so manchem Handlungselement Probleme, mir das alles vorzustellen. Somit hat mich das Buch recht kaltgelassen, auch wenn es nie wirklich langweilig war.
Teilweise hatte das Buch etwas zu viel von einem Haudrauf-Actionknaller und hat mich in solchen Situationen immer stark an Filme wie The Expendables erinnert. Wer die mochte, ist mit diesem Buch wohl auch ganz gut bedient.
Insgesamt wurde ich nur solide unterhalten, würde das Buch Fans von brutalen und nicht unbedingt realitätsnahen Actionthrillern mit moralisch grauen Charakteren sowie dystopischer Stimmung allerdings durchaus empfehlen.

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Romantasy mit ausbaufähigen Spannungselementen

Die Todesbotin
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Das Cover sieht wunderschön aus. Ein echter Eyecatcher, der ordentlich Düsternis ausstrahlt und so gelungen neugierig macht.
Zum Inhalt: Eerie, die ihr Leben unter Menschen heimlich etwas zu sehr genießt, ...

Das Cover sieht wunderschön aus. Ein echter Eyecatcher, der ordentlich Düsternis ausstrahlt und so gelungen neugierig macht.
Zum Inhalt: Eerie, die ihr Leben unter Menschen heimlich etwas zu sehr genießt, arbeitet in Edinburgh als Auftragsmörderin für den magischen Rat. Als sie jedoch Adam töten soll, weigert sie sich erstmals, ihren Job zu erledigen, da der eigenwillige Doktorand sie irgendwie anzieht. Als dann noch eine Mordserie ihre Stadt heimsucht, werden Eeries Überzeugungen bis in die Grundfesten erschüttert.
Die Geschichte war grundsätzlich gut lesbar. Der Genremix aus Fantasy, Romance und actionlastiger Spannung enthält eine herrliche Prise Humor. Besonders der Beginn hat mir sehr gefallen – nicht zuletzt, dank des düsteren Settings, der bedrohlichen Atmosphäre sowie Eerie und ihren beiden besten Freundinnen, die uns als starke, unnachgiebige Frauenfiguren begegnen. Nur leider haben diese vielversprechenden Ansätze nicht lange gehalten.
Der Krimi- bzw. Spannungsteil der Geschichte ist reichlich vorhersehbar und hielt für mich keinerlei Überraschungen bereit. Bei all der Erfahrung, die Eerie angeblich auf der zweifelhaften Seite des Gesetzes und mit dem Schutz ihres eigenen Lebens gesammelt hat, kam sie mir dann schon reichlich naiv vor mit ihrer Blauäugigkeit gegenüber den Geschehnissen in ihrem direkten Umfeld.
Sobald Adam in Eeries Leben tritt, liegt der Schwerpunkt der Handlung ganz klar im Bereich Romantasy. Eeries Angebeteter wird schnell zum Fokus all ihrer Gedanken. Während Eerie wenigstens zu Beginn aufgrund ihrer moralisch grauen Anlagen noch wie ein interessanter Charakter erschien, wirkte Adam etwas zu flach. Besonders sein Verhalten nach einigen Enthüllungen erscheint doch recht unglaubwürdig, ja einfach zu glatt, zu perfekt. Genauso war dann auch das etwas plötzlich herbeigeführte, stark geraffte Ende: sehr rosarot.
Insgesamt hat die Geschichte für mich spannende Ansätze bei einer ausbaufähigen Umsetzung bereitgehalten, weshalb ich lediglich solide unterhalten wurde. Ich hatte aber auch einfach nicht mit einer so raumgreifenden Romanze gerechnet. Wer jedoch gerne einen Mix aus Liebesgeschichte und Urban Fantasy liest, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

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