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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.03.2024

Überzeugende Grundidee, mangelhafte Umsetzung

Hexen
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Das perfekt zum Sachbuch-Genre passende Cover ist trotz seiner Schlichtheit ein echter Eyecatcher und hätte mich sofort angesprochen, wenn ich dieses Buch nicht schon seit dem Erscheinungstermin in Originalsprache ...

Das perfekt zum Sachbuch-Genre passende Cover ist trotz seiner Schlichtheit ein echter Eyecatcher und hätte mich sofort angesprochen, wenn ich dieses Buch nicht schon seit dem Erscheinungstermin in Originalsprache auf dem Schirm gehabt hätte.
An 13 Fallbeispielen ausgehend vom späten Mittelalter, über Salem bis in die Gegenwart stellt Marion Gibson die Strukturen von Hexenprozessen und den Wandel des Verständnisses von Hexerei vor. Im Fokus stehen dabei hauptsächlich christlich geprägte Territorien. Dabei zeichnet sie die Ursprünge des Verfolgungsgedankens nach, um ihre Wirkmächtigkeit bis in die heutige Zeit zu erklären.
Die Autorin verfolgt mit diesem Buch ein eindeutiges Ziel und vertritt starke Meinungen. Objektivität muss man in diesem Sachbuch daher nicht suchen. Mitunter wird der Ton auch einmal passiv-aggressiv, auch wenn UnterstützerInnen der Angeklagten hier lobenswerterweise ebenso Aufmerksamkeit bekommen wie VerfolgerInnen.
Die Grundidee, die Geschichte der von Hexenverfolgung betroffenen Opfer, zumeist Frauen, zu erzählen und ihnen soweit möglich, eine Stimme zu verleihen, die dem Vergessen entgegenwirkt, hat mich sofort angesprochen. Leider konnte mich die Umsetzung jedoch nicht ganz überzeugen.
Die Gliederung hat mir grundsätzlich gefallen, da die Prozesse aufeinander aufbauen. Außerdem ermöglichen die Kapitel einen Eindruck vom Alltag und Leben zur Zeit des jeweiligen Prozesses. Die Ähnlichkeiten zwischen den jeweiligen Fallbeispielen sorgen jedoch für so manche Wiederholung.
Marion Gibson arbeitet mit stark vereinfachten Darstellungen der zeitgenössischen Verhältnisse. Das sorgt einerseits für gute Lesbar- und Verständlichkeit, andererseits sorgt die Fülle der behandelten Regionen, Prozesse, Zeiten und Themen so dafür, dass jeweils nur an der Oberfläche gekratzt werden kann. Manchmal ist weniger dann eben doch mehr.
Größtes Manko ist jedoch der langatmige Schreibstil. Häufig werden beispielsweise viele Aufzählungen aneinandergereiht, die Informationen enthalten, die vielleicht besser in einer Fußnote aufgehoben wären. Das erscheint weder dem Lesefluss noch der Wissensvermittlung besonders zuträglich. Ich musste mich immer wieder zwingen weiterzulesen und aufpassen, dass meine Gedanken nicht abschweifen. Am Ende des Buchs existiert zwar ein Personenregister, dieses aufzuteilen und vor die jeweiligen Kapitel zu setzen, hätte meiner Meinung nach bei der Masse an Namen jedoch deutlich mehr gebracht.
Wer sich bisher wenig mit dem Thema beschäftigt hat und einen feministisch motivierten Zugang zum Thema sucht, sollte hier jedoch einmal reinlesen.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Trilogie-Auftakt mit Potenzial

Die Glut in ihr
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Das Cover hat meine Aufmerksamkeit direkt magisch angezogen. Das Farbenspiel und der Titel machen gelungen neugierig und passen zum Fantasy-Genre.
Worum geht’s?
Drei Menschen mit besonderen Fähigkeiten. ...

Das Cover hat meine Aufmerksamkeit direkt magisch angezogen. Das Farbenspiel und der Titel machen gelungen neugierig und passen zum Fantasy-Genre.
Worum geht’s?
Drei Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Drei Schicksale, die miteinander verbunden zu sein scheinen. Können sie sich ihrer Vergangenheit stellen und dabei zueinander finden?
Mein Start ins Buch war etwas holprig. Es ist grundsätzlich gut lesbar, allerdings auch sehr nah am alltäglichen Geschehen geschrieben. Das war etwas ungewohnt. Noch dazu hat es etwas gedauert, bis man den Klappentext hinter sich lässt. Die kurzen Einblicke ins Erleben der drei Protagonisten Aska, Yukon und Elias sorgen für unterhaltsame Abwechslung und bauen Spannung auf, allerdings fand ich es durch die häufigen Perspektivwechsel zuerst schwer, eine Beziehung zu den Charakteren aufzubauen. Irgendwann in der ersten Hälfte hat sich dieses Gefühl jedoch gelegt. Von da an war ich mit so mancher Frage und Theorie zur Handlung völlig im Rätselfieber gefangen und konnte mich ganz der düsteren, geheimnisvollen Atmosphäre hingeben.
Die drei Protagonisten sind sehr verschieden und alles andere als moralisch schlicht schwarz oder weiß, was mir gut gefallen hat. Yukon ist ein eher nüchterner Charakter, der mir insgesamt etwas fremd blieb. Die Schicksale von Aska und Elias konnten mich deutlich mehr mitreißen. Gemeinsam mit Aska entdecken wir die Bandbreite ihrer Fähigkeiten, während wir Elias auf der Suche nach Antworten für ein vergangenes Ereignis begleiten. Trauerbewältigung spielt eine große Rolle innerhalb der Handlung und der Umgang mit ihr überzeugt auf ganzer Linie, geht dadurch aber auch ans Herz.
Teilweise merkt man diesem Buch zwar seinen Debütcharakter an, nichtsdestotrotz bin ich sehr gespannt, wie die Trilogie sich weiterentwickelt. Das Potenzial für eine weiterhin fesselnde, geheimnisumwobene Handlung ist in jedem Fall da.
Wer auf der Suche nach einem mysteriösen urban fantasy-Buch mit Tiefgang abseits von ausgetretenen Wegen ist, sollte einmal in die Flammen-Trilogie reinlesen.

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Veröffentlicht am 15.10.2023

Tolle Ansätze, aber nur bedingt überzeugend

Ein Fluss so rot und schwarz
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Das Cover sieht großartig aus. Die Farbgebung passt super zu einem Thriller mit Horrorelementen und springt direkt ins Auge.
Zum Inhalt: Sechs Fremde erwachen ohne jede Erinnerung und lediglich mit auf ...

Das Cover sieht großartig aus. Die Farbgebung passt super zu einem Thriller mit Horrorelementen und springt direkt ins Auge.
Zum Inhalt: Sechs Fremde erwachen ohne jede Erinnerung und lediglich mit auf den Unterarmen tätowierten Namen auf einem ferngesteuerten Schiff. Wohin sind sie unterwegs? Welches Grauen erwartet sie dort? Und was verbirgt sich hinter den gespenstischen Geräuschen aus dem dichten Nebel?
Kurz nach Beginn des Buchs war ich das erste Mal kurz davor, es direkt wieder abzubrechen. Der Start ist ziemlich verstörend und bereits voller makabrer Beschreibungen. Ich bin dann aber doch drangeblieben, weil mir die düstere Atmosphäre, das dystopische Setting und der sarkastische Humor von Beginn an gefallen haben und ich wissen wollte, was der Autor aus der Story gemacht hat, nachdem ich bereits einige von dessen Fantasy-Büchern kannte.
Richtig mitgefiebert habe ich leider nie, auch wenn das Potenzial dafür durchaus da war und ich eigentlich ein Angsthase bei jeder Art von Gruselliteratur bin. Dazu trägt allerdings auch der Ansatz der Charaktere bei. Wie soll man sich ihnen nahefühlen, wenn sie doch selbst keine Ahnung haben, wer sie eigentlich sind? Außerdem hatte ich bei so manchem Handlungselement Probleme, mir das alles vorzustellen. Somit hat mich das Buch recht kaltgelassen, auch wenn es nie wirklich langweilig war.
Teilweise hatte das Buch etwas zu viel von einem Haudrauf-Actionknaller und hat mich in solchen Situationen immer stark an Filme wie The Expendables erinnert. Wer die mochte, ist mit diesem Buch wohl auch ganz gut bedient.
Insgesamt wurde ich nur solide unterhalten, würde das Buch Fans von brutalen und nicht unbedingt realitätsnahen Actionthrillern mit moralisch grauen Charakteren sowie dystopischer Stimmung allerdings durchaus empfehlen.

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Veröffentlicht am 10.09.2023

Romantasy mit ausbaufähigen Spannungselementen

Die Todesbotin
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Das Cover sieht wunderschön aus. Ein echter Eyecatcher, der ordentlich Düsternis ausstrahlt und so gelungen neugierig macht.
Zum Inhalt: Eerie, die ihr Leben unter Menschen heimlich etwas zu sehr genießt, ...

Das Cover sieht wunderschön aus. Ein echter Eyecatcher, der ordentlich Düsternis ausstrahlt und so gelungen neugierig macht.
Zum Inhalt: Eerie, die ihr Leben unter Menschen heimlich etwas zu sehr genießt, arbeitet in Edinburgh als Auftragsmörderin für den magischen Rat. Als sie jedoch Adam töten soll, weigert sie sich erstmals, ihren Job zu erledigen, da der eigenwillige Doktorand sie irgendwie anzieht. Als dann noch eine Mordserie ihre Stadt heimsucht, werden Eeries Überzeugungen bis in die Grundfesten erschüttert.
Die Geschichte war grundsätzlich gut lesbar. Der Genremix aus Fantasy, Romance und actionlastiger Spannung enthält eine herrliche Prise Humor. Besonders der Beginn hat mir sehr gefallen – nicht zuletzt, dank des düsteren Settings, der bedrohlichen Atmosphäre sowie Eerie und ihren beiden besten Freundinnen, die uns als starke, unnachgiebige Frauenfiguren begegnen. Nur leider haben diese vielversprechenden Ansätze nicht lange gehalten.
Der Krimi- bzw. Spannungsteil der Geschichte ist reichlich vorhersehbar und hielt für mich keinerlei Überraschungen bereit. Bei all der Erfahrung, die Eerie angeblich auf der zweifelhaften Seite des Gesetzes und mit dem Schutz ihres eigenen Lebens gesammelt hat, kam sie mir dann schon reichlich naiv vor mit ihrer Blauäugigkeit gegenüber den Geschehnissen in ihrem direkten Umfeld.
Sobald Adam in Eeries Leben tritt, liegt der Schwerpunkt der Handlung ganz klar im Bereich Romantasy. Eeries Angebeteter wird schnell zum Fokus all ihrer Gedanken. Während Eerie wenigstens zu Beginn aufgrund ihrer moralisch grauen Anlagen noch wie ein interessanter Charakter erschien, wirkte Adam etwas zu flach. Besonders sein Verhalten nach einigen Enthüllungen erscheint doch recht unglaubwürdig, ja einfach zu glatt, zu perfekt. Genauso war dann auch das etwas plötzlich herbeigeführte, stark geraffte Ende: sehr rosarot.
Insgesamt hat die Geschichte für mich spannende Ansätze bei einer ausbaufähigen Umsetzung bereitgehalten, weshalb ich lediglich solide unterhalten wurde. Ich hatte aber auch einfach nicht mit einer so raumgreifenden Romanze gerechnet. Wer jedoch gerne einen Mix aus Liebesgeschichte und Urban Fantasy liest, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

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Veröffentlicht am 27.08.2023

Unaufdringliche Lehreinheit für Laien

Wikinger
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Das Cover und die Umschlaggestaltung wirken ansprechend hochwertig und passen hervorragend zum Inhalt und dem Sachbuch-Charakter des Buches. Dieser Eindruck wird später jedoch durch massive Fehler im Korrektorat ...

Das Cover und die Umschlaggestaltung wirken ansprechend hochwertig und passen hervorragend zum Inhalt und dem Sachbuch-Charakter des Buches. Dieser Eindruck wird später jedoch durch massive Fehler im Korrektorat etwas relativiert. Von Wortwiederholungen, über falschen Trennungen und fehlende Bilder ist alles dabei, was sehr schade ist.
Der Inhalt hält genau das, was der Titel verspricht. In verschiedenen Kapiteln wie Waffen, Schifffahrt oder Kampf wird man ins Wikingerleben eingeführt und bekommt Tipps und Tricks, wie man als Wikinger so richtig die Karriereleiter emporklettern kann oder welchen potenziellen Herausforderungen man begegnen könnte. Wer jedoch axtschwingende Schildmaiden erwartet, wird hier enttäuscht werden. Frauen spielen hier lediglich eine Randrolle im Tross.
Der Schreibstil trieft nur so vor Ironie, ist dabei aber gleichzeitig lehrreich, ohne die Geschichtsstunde aggressiv zu verkörpern. Das bedeutet, dass die Ausführungen stets relativ oberflächlich bleiben, wodurch das Buch in erster Linie für interessierte Laien zu empfehlen ist. Die begrenzte Wissenschaftlichkeit wird allein schon an den äußerst knapp und nur eingeschränkt aktuell gehaltenen Literaturhinweisen deutlich. Doch dadurch und aufgrund des reißerischen Erzählstils ist das Buch nicht nur gut lesbar, sondern auch mit einer ordentlichen Prise Humor ausgestattet. Mir waren manche Formulierungen jedoch schon etwas zu plakativ und pauschalisierend.
Das Buch kommt reich bebildert - inklusive einer Karte zur Orientierung - daher, was das Sachbuch zusätzlich auflockert und den Inhalt verständlicher macht. Darüber hinaus werden hin und wieder auch Auszüge aus Quellentexten zur Illustration herangezogen.
Während manche Abschnitte kaum neues für Personen mit Wikinger-Vorwissen enthalten dürften, sind andere Kapitel so enzyklopädisch detailverliebt, dass man vom Lesen wohl kaum etwas mitnimmt und diese Sequenzen wohl eher für späteres Nachschlagen bemühen wird. So ist allerdings letztlich für alle Interessierten das ein oder andere neue Detail dabei.
Mein Wissenszuwachs hat sich in Grenzen gehalten. Wer jedoch weniger Vorwissen aber Interesse am Thema mitbringt, ein unterhaltsames Sachbuch zum Thema kriegerische Wikinger sucht oder sich nach dem Genuss der ein oder anderen Serie den historischen Hintergründen annähern möchte, sollte hier einmal reinlesen.

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