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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.12.2023

Du weißt erst zu schätzen, was du hast, wenn du es verlierst.

Milchbar
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Das Cover zeigt in großer Unschärfe eine weibliche Brust, die Milchbar – passend zum Thema gewählt. Zwischen Stillen, Herumtragen und Wickeln des Neugeborenen enthält der Roman wenig Handlung. Die Realität ...

Das Cover zeigt in großer Unschärfe eine weibliche Brust, die Milchbar – passend zum Thema gewählt. Zwischen Stillen, Herumtragen und Wickeln des Neugeborenen enthält der Roman wenig Handlung. Die Realität von Mutterschaft wird realistisch eingefangen, denn eben noch frei und selbstbestimmt, muss die junge Frau, die Ich-Erzählerin, nun nach der Geburt den endlosen Bedürfnissen des Babys gerecht werden. Im neuen Leben mit postnataler Depression, mit Milchpumpe, Wochenbett-Netzhosen, riesigen Binden für ihren wunden Körper, springt die Autorin etwas gedanklich wirr in ihr vorheriges Leben, beschreibt daneben ihre völlige Selbstaufgabe in großer Einsamkeit, auch ihre teils perversen Gedanken John und das Baby betreffend. Ihre partnerschaftlichen Veränderungen werden ebenso angesprochen. Reflektionen über das Übersetzen von Texten und über Bryologie als der Wissenschaft von den Moosen spielen in diesem ehrlichen Mutterporträt eine nachrangige Rolle. Der Schreibstil ist teilweise brutal, sprüht nicht voller Begeisterung und Liebe für das Baby, sondern kämpft ich-bezogen mit der noch neuen Mutterschaft und ihrer körperlichen und seelischen Überforderung.

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Veröffentlicht am 29.11.2023

Ein intensiver Einblick in ostdeutsche Lebensweise.

Die Möglichkeit von Glück
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Das Cover zeigt ein dem Leser abgewendetes Mädchen in sommerlicher Bekleidung auf einer Schaukel sitzend, hineingeboren in eine Zeit voller Lügen und Verdrängung. Stine ist im vereinten Deutschland nach ...

Das Cover zeigt ein dem Leser abgewendetes Mädchen in sommerlicher Bekleidung auf einer Schaukel sitzend, hineingeboren in eine Zeit voller Lügen und Verdrängung. Stine ist im vereinten Deutschland nach der Wende auf intensiver Spurensuche besonders in der eigenen Familiengeschichte. In ihren Reflektionen und Nachforschungen geht es um die Aufarbeitung in dem totalitären, autoritären System der ehemaligen DDR mit ihrer systemtreuen Familie, insbesondere mit ihrem Großvater Dr. Paul Bahrlow. Mit dem Fall der Mauer vollzieht sich eine historische Zäsur mit der Möglichkeit von Glück, wie der Buchtitel verrät. Durch die Wende wird hier vieles hinterfragt und gerät im eigenen Wertesystem des bisherigen Zusammenlebens durcheinander. Ihre Vergangenheitsbewältigung ist auch sprachlich verständlich aufgearbeitet. Thematisiert wird die physische, psychische und strukturelle Gewalt in den Familien, in Schulen, auf der Straße, auch mit Neonazis im Osten Deutschlands, selbst nach etlichen Jahrzehnten der Wiedervereinigung. Begriffe wie Jugendwerkhof, Torgau, Hohenschönhausen, Namensweihe, Blockwartmentalität, Jugendweihe, sozialistischen Planwirtschaft, Hakeburg, Junge Gemeinde, staatsnah, Wochenkrippe, Waldsiedlung, Bertolt Brecht etc. werden im Geschichtsunterricht an westdeutschen Schulen sicher nicht so bildlich im ostdeutschen Kontext vorgestellt. Selbst wenn keine Familienbande zu Ostdeutschland vorhanden sind, könnte politisches und geschichtliches Interesse hier geweckt worden.

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Veröffentlicht am 28.11.2023

Kindheitserinnerungen mal anders dokumentiert.

Risse
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Das Cover zeigt wohl eines der wenigen Fotos, die es von der Autorin gibt, aufgenommen kurz nach ihrer Ankunft in Usedom bei ihrem Vater und der Stiefmutter, mit einem sanften Lächelns voller sommerlicher ...

Das Cover zeigt wohl eines der wenigen Fotos, die es von der Autorin gibt, aufgenommen kurz nach ihrer Ankunft in Usedom bei ihrem Vater und der Stiefmutter, mit einem sanften Lächelns voller sommerlicher Erwartungen. Der sicherlich bewusst gewählte Titel RISSE deutet auf eine alptraumhafte Kindheit in der DDR mit unverantwortlich handelnden Eltern hin, vernachlässigt in ihrer Kindheit durch Alkoholismus, Mangelernährung, Gewalt und Sadismus, Suizid-Versuchen des Vaters, gefolgt durch Diebstahl, Lügerei, Heimaufenthalten, Streunen und Verwahrlosung. In der Ich-Form erzählt die Autorin als misshandeltes Wesen von der üblen Macht der Eltern, der Heimmitarbeiter, der Polizei in einem kargen, emotionslosen Schreibstil, nicht anklagend, eher das soziale, kalte Umfeld schnörkellos beschreibend in 10 Geschichten. Kursiv gesetzte Zwischentexte korrigieren diesen autofiktionalen Text in Richtung Autobiografie oder kommentieren das eben Erzählte. Nur die kindliche Verbundenheit zu ihrer kleinen Schwester und die Liebe zu Büchern scheinen die Risse in ihrem traumatischen jungen Leben zu kitten.
Insgesamt bruchstückhafte, berührende Kindheitserinnerungen in asketisch gewählter Schreibweise dokumentiert.

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Veröffentlicht am 03.11.2023

Ein komplizierter Plot – nicht ganz überzeugend.

Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (Die mörderischen Cunninghams 1)
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Die Szenerie spielt in einem abgelegenen, total verschneiten Ski-Resort südlich von Canberra, Australien, ideal für Spannung und Dramaturgie. Der australische Schriftsteller Ernie Cunningham stellt zunächst ...

Die Szenerie spielt in einem abgelegenen, total verschneiten Ski-Resort südlich von Canberra, Australien, ideal für Spannung und Dramaturgie. Der australische Schriftsteller Ernie Cunningham stellt zunächst die Zehn Regeln für einen fairen Kriminalroman von Ronald Arbuthnott Knox vor, dann die einzelnen Familienmitglieder dieses Treffens. Der besondere Schreibstil mit eingeschobenen Hinweisen und Anmerkungen zu oben genannten Regeln dämpft leider den Lesefluss und auch die Spannung aufgrund von Vorankündigungen. Die Charaktere kommen gefühlt oberflächlich, nur teils sympathisch daher. Diese Familiengeschichte wirkt konstruiert, teils etwas diffus. Die Aufklärung der drei Fußspuren im Schnee beim 1. Mordopfer, jedoch nur einer alleinigen Spur zurück, erscheint unschlüssig. Der Sinn vom Familienbingo mit Sofias Bingo-Karten blieb eigentlich unklar, wenn auch überraschend wichtig für die ultimative Aufklärung. In Agatha Christie-Manier erfährt der Plot mit interessanten Twists schließlich die umfassende Auflösung durch obigen Schriftsteller, der die Leserschaft durchgehend versucht, in kumpelhafter Ansprache einzubeziehen. Ein erfolgreiches Familientreffen?

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Veröffentlicht am 20.10.2023

Einfühlsam beschriebene Geschichten dreier Generationen einer Familie

Endstation Malma
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Das Cover zeigt einen Adler im Flug. Leider ist er nur teilweise direkt sichtbar, der vordere Teil des Vogels ist eingeklappt. Insgesamt ist diese Bildaufteilung unglücklich gelöst. Der Bezug zum Roman ...

Das Cover zeigt einen Adler im Flug. Leider ist er nur teilweise direkt sichtbar, der vordere Teil des Vogels ist eingeklappt. Insgesamt ist diese Bildaufteilung unglücklich gelöst. Der Bezug zum Roman ist einleuchtend. Hauptsächlich auf der Bahnfahrt von Stockholm nach Malma befinden sich zeitlich versetzt drei Generationen einer Familie mit ihren Gedanken, Problemen, Erinnerungen und der Suche nach Antworten. Im Mittelpunkt steht Harriet als Kind, als verheiratete Frau und als Mutter von Yana. Ihre hohe Sensibilität und große Verletzlichkeit in ihrer Kindheit wird einfühlsam beschrieben, hervorgerufen durch das streitbare Verhalten ihrer Eltern. Später scheint sich ihr eigenes zerstörerisches Verhalten als Erwachsene in ihrer Ehe zu wiederholen, immer noch das Rätsel ihres Lebens lösen zu wollen. Als Kind voller Ängste und stets auf der Suche nach Sicherheit besonders nach der elterlichen Scheidung, gibt Harriet kein gutes Beispiel als Mutter ihrer Tochter Yana wieder. Der Charakter der Letztgenannten kommt nur in recht wenigen Facetten vor: Nur mithilfe eines kindlichen Fotoalbums ihrer Mutter befindet auch sie sich in Malma auf Spurensuche. Herriets‘ Ehemann Oskar wird als depressive, verzweifelte Figur beschrieben, sodass insgesamt ein düsteres Bild einer unglücklichen Familie gezeichnet wird, umgeben von einem sich wiederholenden Fluch.
Ist auch unsere Zukunft durch Vergangenes wie in diesem Roman vorgezeichnet oder lässt sie sich frei gestalten mit neuer Wendung?

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