Profilbild von Clara

Clara

Lesejury Star
offline

Clara ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Clara über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.02.2024

Nimmt nur langsam Fahrt auf

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen (Hafenärztin 4)
0

„Ein Leben für die Hoffnung der Menschen“ ist der finale Band von Henrike Engels „Hafenärztin Saga“. Da ich Teil 1 bis 3 gerne gelesen habe und es noch ein paar lose Enden gab, habe ich gespannt zu diesem ...

„Ein Leben für die Hoffnung der Menschen“ ist der finale Band von Henrike Engels „Hafenärztin Saga“. Da ich Teil 1 bis 3 gerne gelesen habe und es noch ein paar lose Enden gab, habe ich gespannt zu diesem Buch gegriffen.
Leider hat es diesmal sehr lange gedauert, bis der Funke übergesprungen ist.
Die Autorin greift zwar die offenen Fragen auf, aber die erste Hälfte des Buches ist sehr zäh, da alles sehr langsam vorangeht und es mir manchmal wie künstlich aufgebauschtes Drama vorkam.
Manche Sachen wurden für meinen Geschmack auch zu oft wiederholt wie zum Beispiel Bertholds Unbehagen beim Durchqueren des Elbtunnels.

Die Protagonisten Anne, Helene und Berthold verbindet die zentrale Frage, wie es im Leben (privat und beruflich) weitergehen soll. Während Berthold seine Beförderung am liebsten ablehnen würde, sehnen sich die beiden Frauen nach beruflichem Fortkommen. Für Anne ergibt sich die Möglichkeit in der Suchthilfe aktiv zu werden und Helene möchte Psychologie studieren.

Helene war bisher immer meine Lieblingsperson der Reihe, aber in „Ein Leben für die Hoffnung der Menschen“ entwickelte sie sich teilweise zur Nervensäge. Obwohl sie mit Berthold einen sehr modernen Mann an der Seite hat, der ihr jegliche Freiheiten bietet, kann sie es nicht lassen, aus ungelegten Eiern Probleme zu schaffen und macht dem armen Berthold das Leben manchmal ganz schön schwer.

In der zweiten Hälfte nimmt die Handlung glücklicherweise ordentlich an Fahrt auf und endlich gelang es mir, in die Geschichte einzutauchen. An mehreren Fronten geht es um Leben und Tod, plötzlich ist mal wieder jeder in Verbrechen verwickelt und es wurde zum großen Finale nochmal richtig spannend und blutig. Berthold bekam ein paar unerwartet sarkastische / humorige Züge und ich stellte fest, dass ich ihn irgendwie doch liebgewonnen habe.
Interessant und belustigend fand ich auch die Erklärungen, dass sowohl Heroin als auch Strychnin früher von Ärzten als Medikamente verschrieben wurden.

Am Schluss ist dann alles Friede-Freude-Eierkuchen, wodurch das Ende der Reihe einen runden, positiven Abschluss bekommt. Man hat eine ungefähre Ahnung, wie es für die Charaktere weitergehen könnte und hofft, dass ihr Leben nun etwas ruhiger wird und sie nicht mehr so oft von Verbrechern heimgesucht werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.08.2022

Interessante Themen - teilweise etwas langatmig

Ein Traum vom Glück
0

„Ein Traum von Glück“ ist der Auftakt von Eva Völlers dreiteiliger Ruhrpott-Saga.
Das Ruhrgebiet der 50er Jahre ist ein anderes, als wir es heute kennen. Der Bergbau war damals allgegenwärtig. Diese körperlich ...

„Ein Traum von Glück“ ist der Auftakt von Eva Völlers dreiteiliger Ruhrpott-Saga.
Das Ruhrgebiet der 50er Jahre ist ein anderes, als wir es heute kennen. Der Bergbau war damals allgegenwärtig. Diese körperlich sehr schwere Arbeit barg einerseits sehr viele Gefahren und war gleichzeitig der Schlüssel zum Wohlstand für viele Familien.
Eva Völler bietet sehr authentische Einblicke in das Leben der Kumpel und allgemein in den Zeitgeist der 50er Jahre. Sie beschreibt die Zerrissenheit der Menschen zwischen Aufbruchsstimmung und Kriegstraumata sehr gut.
Im Mittelpunkt steht die Katharina, für die es nicht leicht ist, von ihren Nachbarn akzeptiert zu werden. Als ehemalige Ballerina, deren Ehemann als vermisst gilt und die sich alleine mit ihren beiden Kindern durchschlägt wird sie misstrauisch beäugt, insbesondere, da sie sehr gut aussehend und der Männerwelt nicht abgewandt ist.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich Katharina aufgrund ihrer vielen Affären teilweise auch ein wenig schlampig fand zumal sie, was ihre waren Gefühle anbelangt immer sehr verschlossen und undurchschaubar rüberkommt.
Sie ist sehr fokussiert, wenn es um ihren ihren Traum eines Modeateliers geht aber im Umgang mit ihren Mitmenschen, auch ihren Kindern oder ihrer Schwiegermutter, fand ich sie oft unterkühlt.
Nach dem ich sehr leicht in das Buch gestartet bin, begann es sich nach einigen Kapiteln doch ganz schön zu ziehen und wurde etwas langatmig. Erst im letzten Viertel legt die Handlung noch einmal ordentlich zu und überrascht sogar mit einer schockierenden und unerwarteten Wendung zum Ende.

Im zweiten Band soll laut Klappentext die ältere Tochter Inge vermehrt im Fokus stehen, die ich als spannenden Charakter mit viel Potenzial kennengelernt habe. Deswegen werde ich die Reihe auf jeden Fall weiterlesen, auch wenn mich Band 1 nicht zu 100 Prozent überzeugen konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.05.2022

Auf und Ab

Der Keller
0

Sabine Thieslers „Der Keller“ war ein wenig ein Auf und Ab für mich. Der Einstieg fiel mir sehr leicht.
Die von Flugangst geplagte Hannah trifft am Flughafen den sympathischen Daniel und nimmt die Einladung ...

Sabine Thieslers „Der Keller“ war ein wenig ein Auf und Ab für mich. Der Einstieg fiel mir sehr leicht.
Die von Flugangst geplagte Hannah trifft am Flughafen den sympathischen Daniel und nimmt die Einladung in sein Palazzo an. Daniel sagte nicht nur Hannah zu, sondern mir ebenfalls. Obwohl klar ist, dass er nichts Gutes im Schilde führt, ließ auch ich mich von seinem Charme bezaubern.
Ich habe sehr schnell geahnt, zu welchem Zweck die Frauen entführt werden, aber die Abscheulichkeit des Motives löst im Leser den absoluten Wunsch aus, mehr darüber zu erfahren.
Leider macht die Geschichte zunächst einmal eine Bruchlandung. Die Polizisten in diesem Krimis sind allesamt unfassbare Deppen. Sicherlich gibt es in jedem Beruf unmotivierte Arbeitnehmer, aber diese Herrschaften haben null Komma null Lust überhaupt irgendwas zu tun. Egal wo der Ehemann der vermissten Hannah vorspricht, sei es bei einer Polizeidienststelle in Deutschland oder in Italien, überall stößt er auf Beamte, die ihre komplette Energie darauf verschwenden, Ausreden zu erfinden, warum sie nicht zuständig sind. Das hatte mit Demotivation nichts mehr zu tun, sondern grenzte an Arbeitsverweigerung. Mir ging diese Scharade dermaßen auf die Nerven, dass ich kurzzeitig das Interesse an dem Buch verloren habe.
Zum Glück gab es dann plötzlich einen Schnitt und der Thriller geht weg von der Polizeiarbeit, die tatsächlich im weiteren Verlauf kaum noch eine Rolle spielt.
Die Handlung fokussiert um den netten Daniel und darum, was er in seiner Kindheit bis heute erlebt hat. Mit diesem Perspektivenwechsel gefiel mir „Der Keller“ wieder deutlich besser. Für eine ziemlich lange Zeit war mir Daniel noch immer sympathisch, ich hatte sogar stellenweise Mitleid mit ihm.
Der Teil mit den demotivierten Polizisten lies sich fast schon komödiantisch, im krassen Gegensatz dazu steht der Rest des Thrillers, der mit abgrundtiefer Grausamkeit sprachlos macht.
Die Kapitel sind extrem kurz, teilweise nur eine Seite und man fliegt dadurch sehr schnell durch das Buch. So im Mittelteil war ich sehr gefesselt und „Der Keller“ hat mir ziemlich gut gefallen. Gegen Ende wurden mir dann die Zufälle etwas zu viel, auch wird das Motiv für die Taten nicht wirklich erklärt. Warum genau hat sich der Kopf hinter all dem genau dieses Ritual gewünscht?

Wenn ich alle Pro und Contras abwäge, komme ich auf 3,5 Sterne für dieses Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.12.2021

Überraschend krimilastig

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
0

„Die Hafenärztin“ ist eins dieser Bücher, die sich als ganz anders entpuppen, als ich erwartet hatte. Aufgrund des Klappentextes rechnete ich mit einem Roman, der sich hauptsächlich mit dem Schicksal der ...

„Die Hafenärztin“ ist eins dieser Bücher, die sich als ganz anders entpuppen, als ich erwartet hatte. Aufgrund des Klappentextes rechnete ich mit einem Roman, der sich hauptsächlich mit dem Schicksal der Frauen in den 20er Jahren und der Arbeit in einem Frauenhaus befasst. Deswegen war ich überrascht, dass es sich hier in erster Linie um einen Krimi handelt.
Ein grausamer Mörder treibt in Hamburg sein Unwesen. Seine Vorgehensweise erinnert an Jack the Ripper, brutal verstümmelt er scheinbar wahllos Frauen und hinterlässt nur wenige Spuren.
Es gibt drei Protagonisten, aus deren Sicht abwechselnd erzählt wird. Die Kapitel sind in etwa gleichlang, so dass allen dreien die gleiche Aufmerksamkeit gewidmet wird.
Hier haben wir die Ärztin Anne Fitzpatrick, die in Hamburg unter falschem Namen einen Neuanfang startet. Sie ist von Geheimnissen umgeben und so verschlossen, dass ich sie lange nicht richtig greifen konnte. Es wird immer wieder angedeutet, dass sie etwas zu verbergen hat, aber erst im letzten Drittel lässt sie den Leser ein wenig in die Karten schauen. Mir hat es zu lange gedauert, bis wir mehr über sie erfahren haben, zumal es auch dann nur Brotkrumen sind.
Die zweite Protagonistin ist die Pfarrerstochter Helene, die schnell zu meinem Lieblingscharakter wurde. Sie ist behütet aufgewachsen. Vom Leben der weniger betuchten Leute hat sie keine Ahnung, sie weiß nur, dass sie helfen möchte. In ihrer Unbedarftheit hat sie etwas sehr liebenswertes. Die Kapitel aus ihrer Perspektive haben mich durchgängig gefesselt und ich bin sehr gespannt, welcher Lebenswege noch vor ihr liegt.
Die dritte Hauptfigur ist Kommissar Berthold Rheydt, ein Mann, von gerade einmal Anfang 30, der aber oft viel älter wirkt. Berthold ist ein etwas schwieriger Charakter. Er fühlt sich insgesamt vom Leben eher ungerecht behandelt, sei es im Job, beim Sport oder familiär und ertrinkt seinen Frust gerne im Alkohol. Durch seine Kapitel musste ich mich teilweise etwas durchbeißen, vor allem, wenn es seitenweise um Fußballspiele ging, an denen er in seiner Freizeit teilnimmt.
Trotz kleiner Kritikpunkte hat mir „Die Hafenärztin“ in der Gesamtbetrachtung ausgesprochen gut gefallen. Es handelt sich um den ersten Band einer Reihe und die Geschichte fühlte sich, was das Private anbelangt, auch wie ein ausführlicher Auftakt an. Die Charaktere – insbesondere Anne und Helene – haben noch so viel Potenzial. Hier sind so viele Möglichkeiten denkbar, wie es mit den beiden Frauen weitergehen könnte. Anne hat eine überraschend moderne Einstellung, wenn es um ihre sexuelle Orientierung geht und ihr Privatleben könnte noch sehr interessant werden.
Ich bin in jedem Fall neugierig, was Henrike Engel noch für uns bereithält und freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.11.2021

Ein etwas schwächerer Sandberg

Das Geheimnis
0

Eine Sache, die ich an den Ellen Sandbergs Romanen sehr schätze ist, dass ich mich schon nach wenigen Zeilen mitten in der Geschichte befinde. Auch bei „Das Geheimnis“ benötigte ich keine Zeit um mich ...

Eine Sache, die ich an den Ellen Sandbergs Romanen sehr schätze ist, dass ich mich schon nach wenigen Zeilen mitten in der Geschichte befinde. Auch bei „Das Geheimnis“ benötigte ich keine Zeit um mich einzulesen. Die Protagonisten fühlten sich sofort vertraut an und ich war gespannt zu erfahren, was es mit dieser Familie auf sich hat.
Im Zentrum stehen zwei Frauen: Ulla, mittlerweile 60 Jahre alt, hat nie verwunden, dass sie von ihrer Mutter Helga im Stich gelassen wurde. Die jahrzehntelange Verbitterung beginnt zu bröckeln, als sie Tonbandkassetten findet, auf denen Helga ihre Lebensgeschichte aufgenommen hat.
Helga selbst tritt in Rückblicken und auf den Tonbändern in Erscheinung. Durch ihre spröde Art fällt es schwer, sie zu mögen, aber ihre Vergangenheit trifft den Leser mitten ins Herz und ging mir sehr unter die Haut. Es ist eine Geschichte von Flucht und Vertreibung, von psychischen Wunden, die niemals heilen und lediglich in schockierenden Kunstperformances ein Ventil fanden.
„Das Geheimnis“ lässt sich durch Ellen Sandbergs bildhaften Schreibstil grundsätzlich sehr gut lesen. Insgesamt kommt es für mich an die anderen Romane der Autorin allerdings nicht heran. Anfang und Ende empfand ich als gut gelungen. Der Schluss ging mir trotz seiner Vorhersehbarkeit sehr nahe und lies mich nachdenklich zurück.
Im Mittelteil hat dieses Buch allerdings einige Längen. Phasenweise passiert relativ wenig. Ullas Handlungsstrang wurde durch unnötiges Drama aufgebauscht. Sei es ein Nachbarschaftsstreit oder allen voran die Beziehung zu ihrer Tochter Sandra. Sandra wirkte auf mich einfach nur wie eine Rotzgöre und ihr ganzes Theater war wie ein überflüssiger Seitenfüller.
Generell lag mir zu viel Fokus auf der Gegenwart. Helgas Leben war bei weitem der interessantere Teil der Geschichte und ich hätte mir an einigen Stellen mehr Ausführlichkeit gewünscht.
Alles in allem hat mir „Das Geheimnis“ ganz gut gefallen, aber der Roman war für mich nichts besonderes und wird mir vermutlich nicht lange im Gedächtnis bleiben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere