Platzhalter für Profilbild

Fannie

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Fannie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Fannie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.05.2024

Von den Theken dieser Welt: Ein ganz besonderes Reisebuch

Auf ein Bier bleibe ich noch
0

Lennart Adam ist nicht nur Journalist, sondern auch ausgesprochen reiselustig. Dabei sind Pauschalurlaube allerdings überhaupt nicht sein Ding. Der "Friesenjung" erkundet mit Vorliebe Länder, die beim ...

Lennart Adam ist nicht nur Journalist, sondern auch ausgesprochen reiselustig. Dabei sind Pauschalurlaube allerdings überhaupt nicht sein Ding. Der "Friesenjung" erkundet mit Vorliebe Länder, die beim Durchschnitts-Touristen nicht so weit oben auf der Bucket-List stehen dürften - wie den Irak, den Kosovo und Uganda zum Beispiel.

Während andere Urlauber Muscheln sammeln, sammelt Lennart Adam Bar-Besuche. Denn die sind für ihn Pflicht, ganz egal, an welchem Ende der Erde er sich gerade befindet. Am Tresen lernt der Autor Land und Leute aus einer ganz anderen Perspektive kennen. Und die steht garantiert in keinem Reiseführer!

Mit "Auf ein Bier bleibe ich noch - Bargeschichten von Teheran bis Havanna" hat Lennart Adam sein erstes Buch veröffentlicht. Erschienen ist es bei Reisedepeschen, einem noch jungen unabhängigen Verlag, der 2018 aus einem Reiseblog hervorgegangen ist und handverlesene Lektüre für Reiselustige und vom Fernweh Befallene bietet.

In seinem 304-seitigen Erstling nimmt uns Lennart Adam in 23 Kurzgeschichten mit an die Theken dieser Welt. Mal schick und erlesen, mal nur mit einem Wellblechdach vor den Unbilden des Wetters geschützt - Bar ist eben nicht gleich Bar.

Die Art und Weise, mit der Lennart Adam erzählt, ist einfach zum Niederknien. Er berichtet mit viel Humor, einer gehörigen Portion Selbstironie und durchweg fesselnd von seinen promillehaltigen Abenteuern, die spätestens dann richtig losgehen, wenn er sich mal wieder sagt: "Auf ein Bier bleibe ich noch".

Aber es geht bei Weitem nicht nur um Bier, Bars, Jux und Dallerei in Lennart Adams Reisebericht der ganz anderen Art. Unverhohlen geht er auf Missstände und Vorurteile ein, auf die er in einigen Ländern trifft. Auch vor gesellschaftlicher Kritik scheut sich der Autor nicht. Es geht um Glaubensfragen und Krieg, um Völkermord und Unterdrückung.

Ob witzig oder ernsthaft: Lennart Adam trifft immer den richtigen Ton - wirklich faszinierend! Und während man mit dem passionierten Biertrinker um die Welt reist, zuckt man kurz zusammen, wenn man nebenbei auf die Seitenzahl schielt und dann erstaunt ruft: "Waaaas? Schon Seite 117? Ich hab doch grad erst angefangen mit dem Buch." Kein Witz, das ist mir tatsächlich so gegangen.

Besonders hervorheben muss ich die liebevolle Aufmachung von "Auf ein Bier bleibe ich noch". Den Kapiteln voraus geht stets eine bebilderte Doppelseite mit Erinnerungsstücken und handschriftlichen Aufzeichnungen des Autors.

Dieses Buch ist wirklich etwas ganz Besonderes und eignet sich nicht nur hervorragend zum Selberlesen, sondern auch als perfektes Geschenk für Weltenbummler und solche, die es werden wollen.

Und Lennart Adam? Der reist und schreibt in der Zwischenzeit hoffentlich weiter, denn mit Sicherheit warten noch ganz viele Bars und Geschichten auf ihn - und ich auf weitere Erzählungen aus seiner Feder.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.04.2024

„Tränen und Salzwasser schmecken gleich“: Eine Erzählung mit ungeheurer Wucht

Salzwasser
0

„Im Sommer 1963 verliebte ich mich, und mein Vater ertrank.“

Der 2017 verstorbene US-Schriftsteller Charles Simmons war sich der Macht des ersten Satzes bewusst. Und so erzählt er in seinem Roman „Salzwasser“ ...

„Im Sommer 1963 verliebte ich mich, und mein Vater ertrank.“

Der 2017 verstorbene US-Schriftsteller Charles Simmons war sich der Macht des ersten Satzes bewusst. Und so erzählt er in seinem Roman „Salzwasser“ von eben diesem Satz an bis zum Ende wortgewaltig von Michael, der mit 15 Jahren seine erste Liebe erlebt. Diese erste Liebe ist alles auf einmal: überwältigend, berauschend, ungewohnt, beängstigend. Charles Simmons geht mit seinem jugendlichen Protagonisten nicht zimperlich um, er lässt ihn dank der geheimnisvollen Zina den Wahnsinn der ersten Liebe in sämtlichen Gefühlsfacetten spüren.

Simmons‘ Erzählstil ist bemerkenswert: Er schreibt in einer sachlich-intensiven Weise, ohne jemals ins Kitschige abzudriften. Mühelos findet er die richtigen Worte, er braucht dabei weder Pomp noch Pathos. Ungeahnte Wendungen und scheinbar gut gehütete Geheimnisse, die dann doch keine bleiben, geben der Geschichte den richtigen Drive.

Dieses kleine unscheinbare Büchlein mit seinen gerade einmal 143 Seiten entwickelt schnell eine ungeheure Wucht. Es ist eins dieser Bücher, in denen man verloren gehen kann. Der Leser hat gar keine andere Möglichkeit, als sich mit Haut und Haar in diese Geschichte fallen zu lassen. „Salzwasser“ ist ein intensives Leseerlebnis, das einen mit allen Sinnen gefangen nimmt – man hört das Rauschen der Wellen, schmeckt das Meer auf der Zunge, spürt den Wind. Gleichwohl fühlt man mit Michael, der sich nicht nur unglücklich verliebt, sondern auch seinen Vater auf tragische Weise verliert.

Vor 26 Jahren erschien das Buch erstmalig im Original mit dem Titel „Saltwater“. 2002 wurde es im Verlag C.H. Beck als gebundene Ausgabe veröffentlicht. Nun, 22 Jahre danach, erschien „Salzwasser“ am 14. März 2024 als Taschenbuch bei C.H. Beck – und zwar nach den Regeln der „alten“ Rechtschreibung und mit einem wunderschönen Cover.

„Salzwasser“ ist ein zeitloses Buch – weil Liebe schließlich nie aus der Mode kommt, und die Heftigkeit der ersten Liebe im Jahr 2024 dieselbe Durchschlagskraft hat wie im Jahr 1963 – das Jahr, in dem die Geschichte spielt.

Fazit: Eine absolute Leseempfehlung für alle, die mit einer fesselnden Geschichte dem Hier und Jetzt für ein paar Stunden entfliehen möchten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.03.2024

Unterhaltsamer und spannender als jede Geschichts-Doku

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
0

Zu Professor Doktor Michael Tsokos fallen einem zuerst wahrscheinlich Fachbegriffe wie Leichenliegezeit, Totenstarre und Körperkerntemperatur ein – schließlich ist der 57-Jährige Deutschlands bekanntester ...

Zu Professor Doktor Michael Tsokos fallen einem zuerst wahrscheinlich Fachbegriffe wie Leichenliegezeit, Totenstarre und Körperkerntemperatur ein – schließlich ist der 57-Jährige Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner. Ein erfolgreicher Buchautor ist er noch dazu: Sowohl seine Sachbücher über den Tod als auch seine Thriller-Reihen verkaufen sich wie warme Semmeln.

Nun aber beschreitet der ehemalige Leiter des Instituts für Rechtsmedizin der Berliner Charité ganz neue literarische Wege – und zwar gemeinsam mit seiner Frau Anja. Sie wurde im sächsischen Oschatz geboren, er in Kiel. Irgendwie logisch, dass bei ihrem ersten Gemeinschaftsprojekt ein deutsch-deutscher Roman herauskam, der die jüngere Geschichte des einst geteilten Landes beleuchtet – und das nicht ohne das ein oder andere neckische Augenzwinkern.

„Heinz Labensky und seine Sicht auf die Dinge“ ist am 1. Februar 2024 bei Droemer Knaur erschienen. Protagonist und zugleich Titelgeber des Buches ist der leicht verschrobene Rentner Heinz Labensky, der in einem Feierabendheim in Erfurt ein tristes Leben führt. Doch eines Tages kommt Bewegung in sein gleichförmiges Dasein, nämlich, als ihn ein mysteriöser Brief erreicht, geschrieben von der Tochter seiner einstigen großen Liebe Rita. Letztere wiederum hat Labensky zu DDR-Zeiten aus den Augen verloren. Aber noch heute denkt er täglich an sie. Was wohl aus ihr geworden ist? Die Vermutungen der Tochter verheißen nichts Gutes. Also schnappt sich „Heinzi“ seine hellgraue Blousonjacke, steigt in einen Flixbus und begibt sich auf eine fantastische Reise in seine Vergangenheit.

Gleich vorweg: Das Ehepaar Tsokos erzählt in seinem ersten gemeinsamen Roman eine warmherzige und vor allem höchst unterhaltsame Geschichte. Es macht wirklich unglaublichen Spaß, dieses Buch zu lesen, denn Anja und Michael Tsokos bringen den unscheinbaren Pensionär gerne mitten in die Bredouille wahrer Begebenheiten aus der deutsch-deutschen Geschichte. Von der RAF über Hermann Göring bis hin zu Erich Mielke – sie alle haben ihren Platz in diesem Roman. Indem das Autorenpaar den Lebensweg eines ebenso fiktiven wie einfachen Mannes mit der tatsächlichen jüngeren Historie Deutschlands vereint, lässt es die Lektüre kurzweiliger und spannender als jede Geschichts-Doku werden.

Der spröde Heinz Labensky ist allerdings kein klassischer Publikumsliebling, den man gleich von Anfang an mag. Ganz behäbig schlurft er mit seiner Bundfaltenhose in das Herz der Leser. Und irgendwann stellt man beim Lesen fest, dass man heimlich, still und leise zum „Heinzi“-Fan mutiert ist.

Mich hat das Buch ein wenig an Fredrik Backmans Besteller „Ein Mann namens Ove“ erinnert. Wer Geschichten wie diese mag, wird „Heinz Labensky und seine Sicht auf die Dinge“ lieben.

Bleibt zu hoffen, dass Michael Tsokos und seine Frau Anja ihrem ersten gemeinsamen Buch-Projekt weitere folgen lassen. Mit „Heinz Labensky und seine Sicht auf die Dinge“ haben die beiden jedenfalls alles richtig gemacht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.03.2024

Ehrlich, ungeschönt und authentisch: Der Mensch hinter dem „Tatort“-Kommissar

Der Lärm des Lebens
0

Stellt Euch vor, Ihr sitzt in einer typischen Ruhrpott-Kneipe: Grauer Klinkerbau, die großen Fenster verhängt mit vergilbten Spitzengardinen. Es riecht nach kaltem Zigarettenrauch, der Tresen ist mit einer ...

Stellt Euch vor, Ihr sitzt in einer typischen Ruhrpott-Kneipe: Grauer Klinkerbau, die großen Fenster verhängt mit vergilbten Spitzengardinen. Es riecht nach kaltem Zigarettenrauch, der Tresen ist mit einer abgrundtief hässlichen Vase bestückt, in der angestaubte Kunstblumen ein tristes Dasein fristen. Das meistgehörte Wort ist „Hömma“ und Euch gegenüber beim Pils sitzt ein markiger Typ, der im melodischsten Ruhrpott-Slang lustige, aber auch tieftraurige Episoden aus seinem Leben erzählt. Genauso fühlt man sich als Leser von Jörg Hartmanns biografischem Buch „Der Lärm des Lebens“ (Erscheinungstermin: 12. März 2024) – und das soll ausnahmslos als Kompliment verstanden werden!

Der 1969 geborene Schauspieler, der den meisten Fernsehzuschauern durch seine Paraderolle Kommissar Faber im Dortmunder „Tatort“ bekannt sein dürfte, lädt die Leser auf 304 Seiten zu sehr persönlichen Einblicken in sein bewegtes Leben ein. Es wird niemals öde, ihm dabei zuzuhören – und ich schwöre, ich hatte von Anfang bis Ende beim Lesen Jörg Hartmanns Stimme im Kopf!

Ratsam ist es, sich bei der Lektüre gleich ein paar Klebezettel in greifbare Nähe zu legen, denn so viele geistreiche Gedanken und (auch ungeschönte) Wahrheiten säumen dieses Buch, die es wert sind, nicht nur gelesen, sondern auch bedacht zu werden.

Jörg Hartmann schildert in äußerst authentischem Ton seine Anfänge als ambitionierter Schauspielstudent, nimmt uns mit zurück in seine Kindheit im beschaulichen Herdecke, erzählt von zerplatzten und wahrgewordenen Träumen und spannt den Bogen bis in die Ödnis des Corona-Lockdowns, der für ihn als Schauspieler auch durchaus die Chance zur Neuausrichtung bot.

Das zentrale Thema des Buchs ist der Tod seines Vaters. Jörg Hartmann streift die raue Faber-Schale ab und zeigt sich sehr verletzlich. Wer Details von rauschenden Filmpartys und Interna aus der Welt der Reichen und Schönen erwartet, ist bei „Der Lärm des Lebens“ (gottseidank) verkehrt, denn Jörg Hartmann ist ein durchweg sympathischer, einfacher Typ ohne jedwede Starallüren, der mit den großen und kleinen Sorgen des Familienalltags bestens vertraut ist. Fast schon beängstigend normal für einen Schauspieler seines Formats!

Bei aller Ernsthaftigkeit kommt aber der Humor nicht zu kurz. Der Mime nimmt sich auch gern mal selbst auf die Schippe, wenn er sich in Selbstgesprächen als „larmoyantes Arschloch“ bezeichnet.

Ich hing beim Lesen quasi an Jörg Hartmanns Lippen und habe dieses biografische Stück Literatur innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Wenn man dann das Buch zuklappt, das imaginäre Pilsglas leer ist, und die Wirtin der eingangs erwähnten fiktiven Ruhrpottkneipe das Licht löscht, dann meint man, in Jörg Hartmann einen echten Kumpel gefunden zu haben. „Und das is hier bei uns im Ruhrpott viel mehr als Freunde.“ (Zitat von Seite 25)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.02.2024

Einzigartiges Buch über die faszinierende Welt des Gartens

Ein Garten offenbart sich
0

Katrin de Vries lebt in Ostfriesland – in einem Haus, zu dem ein großer Garten gehört. Zu Anfang vertritt die Autorin die landläufige Meinung, dass Rasen kurz gemäht werden und der Garten stets aufgeräumt ...

Katrin de Vries lebt in Ostfriesland – in einem Haus, zu dem ein großer Garten gehört. Zu Anfang vertritt die Autorin die landläufige Meinung, dass Rasen kurz gemäht werden und der Garten stets aufgeräumt sein muss. Ihre beiden Söhne öffnen ihr jedoch mehr und mehr die Augen für die Abläufe der Natur und darüber, wie in ihrem Ökosystem Garten ganz ohne ihr Zutun eins ins andere greift. Zu Beginn tut sie sich schwer, ihre eingebläuten Überzeugungen abzulegen, doch mit den Jahren öffnet sich ihr Blick für das große Ganze – und daran lässt sie ihre Leserinnen und Leser auf beeindruckende Weise teilhaben.

Zugegeben, ich wusste nicht so recht, was mich in dem Buch „Ein Garten offenbart sich – Erzählung von einem anderen Leben“ von Katrin de Vries erwarten würde. Ein klassischer Gartenratgeber? Ein Leitfaden zum unkontrollierten Verwildern-Lassen eines Gartens? Oder gar der mit erhobenem Zeigefinger dargebotene Bericht einer Öko-Aktivistin? Ich ließ mich überraschen – und ich wurde überrascht, aber durchweg angenehm.

Autorin Katrin de Vries erzählt in wunderbarer Art und Weise viel von früher, als die Beziehung der Menschen zur Natur noch eine ganz andere war als heute. Damals, als Ackerbau und Viehzucht zur Selbstversorgung notwendig waren, weil eben nicht alles stets und ständig im Supermarkt um die Ecke zur Verfügung stand. Und so taucht man ein in eine andere Welt, ja, in das im Untertitel zitierte andere Leben, in dem die alltäglichen Verrichtungen, die uns heute Waschmaschine, Geschirrspüler und Co. abnehmen, noch reichlich mühselig waren, und es noch kein Wasserklosett gab.

Sie beschreibt, wie sehr sich die Gärten immer mehr von Nutz- zu Zierflächen verwandelt haben – und hält ihrer Leserschaft – allerdings ganz ohne erhobenen Zeigefinger – den Spiegel vor: Muss man einen Rasen mähen, weil ansonsten die Nachbarn schief gucken oder tut man der Natur damit etwas Gutes? Katrin de Vries lädt ihre Leser auf äußerst angenehme Art dazu ein, ihre eigenen Überzeugungen zu hinterfragen und das ständige Bewerten sein zu lassen. Stattdessen rät sie, lieber genau hinzuschauen. Und tatsächlich: Wie gleichgültig bin ich bisher an Straßenbäumen vorbeigegangen? Seitdem ich „Ein Garten offenbart sich – Erzählung von einem anderen Leben“ gelesen habe, nehme ich mir die Zeit, genauer hinzuschauen, ja, überhaupt bewusst hinzuschauen.

Obwohl Katrin de Vries‘ Buch kein Sachbuch über Ökosysteme ist, erklärt sie anschaulich, wie faszinierend die Natur selbst im Kleinen, mitunter für das menschliche Auge unsichtbar, ist. Auch hier kommt der Untertitel „Erzählung von einem anderen Leben“ zum Tragen.

Wenn man sich die beeindruckenden Abläufe und Beziehungen in der Natur vergegenwärtigt, wird man als Gartenbesitzer regelrecht demütig, weil man sich bisher immer ganz selbstverständlich herausgenommen hat, alles zu kontrollieren und zu bestimmen. Aber die Natur einfach mal machen lassen – das kann man durchaus ausprobieren. Da aber auch ich – wie wahrscheinlich die meisten – nicht so leicht aus meiner Haut kann, werde ich den größten Teil des Rasens natürlich mähen. Aber in einer Ecke meines Gartens darf ab dem kommenden Frühjahr wachsen, was immer da wachsen möchte – und dafür wünsche ich mir Katrin de Vries‘ kindliche Neugier und ihre Begeisterungsfähigkeit.

Zwei Dinge gefallen mir an „Ein Garten offenbart sich – Erzählung von einem anderen Leben“ ganz besonders: Das ist zunächst die einzigartige Erzählstimme der Autorin. Beim Lesen dieses Buches hat mich eine innere Ruhe überkommen, die ich noch nie zuvor in meinem nun doch schon recht langen Leser-Leben gespürt habe. Man hört Katrin de Vries unglaublich gerne zu.

Zum anderen finde ich es beeindruckend, dass die Autorin niemals oberlehrerhaft daherkommt, sondern dem Leser stets auf Augenhöhe Möglichkeiten aufzeigt, anstatt belehrend zu wirken.

Katrin de Vries ist mit ihrem Buch ein außergewöhnlicher Mix gelungen, in dem sie das Beste aus Garten-Sachbuch, historischer Erzählung und Achtsamkeitsratgeber vereint. Nein, eigentlich wird dem Buch diese Beschreibung nicht gerecht. Also am besten loslesen und erleben. Es lohnt sich!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung