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Veröffentlicht am 17.12.2017

Glück vs. Geld

Glück ist teuer
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„Happiness is Expensive“ - „Glück ist teuer“

Eigentlich nur eine Leuchtschrift im Ruheraum der Universität des Protagonisten Noah, wird sie zum Motto des ganzen Romans. Noah ist auf der Suche, wonach ...

„Happiness is Expensive“ - „Glück ist teuer“

Eigentlich nur eine Leuchtschrift im Ruheraum der Universität des Protagonisten Noah, wird sie zum Motto des ganzen Romans. Noah ist auf der Suche, wonach genau ist ihm selbst nicht völlig bewusst. Selbstverwirklichung steht auf der Liste seiner Ziele aber ziemlich weit oben.
Seine Suche spiegelt sich in der Erzählstruktur wieder. Kurze Kapitel und häufige Ortswechsel bringen Unruhe in die Handlung, allerdings ohne dabei vom roten Faden abzuweichen.
Noah tritt dabei als Ich-Erzähler seiner Geschichte auf, wodurch dem Leser Einblick in seine Gedanken und Sichtweisen zu bestimmten Themen gegeben wird. Gerade hier zeigt sich seine Rastlosigkeit und Unruhe. Und immer wieder die Erwähnung teurer Markenprodukte. Sei es eine Uhr, ein Auto oder ein Smartphone. Scheinbar beiläufig und trotzdem wohl platziert werden die drei Gegenstände von Noah als Tissot, Audi R8 und Iphone bezeichnet. Geld ist ihm wichtig, doch es macht ihn allem Anschein nach nicht glücklich. Vielleicht mit ein Grund, warum er sich selbst als Bächlein, dass noch kein Fluss ist, bezeichnet. Fließendes Wasser als Metapher für das Leben. Von der Quelle zum Meer. Der Einblick in Noahs Gedanken verdeutlicht nicht nur seine innere Unruhe, sondern stimmt auch nachdenklich, denn zwischen all den getriebenen Gedanken finden sich immer wieder Ansätze zum Philosophieren.
Einerseits ist „Glück ist teuer“ von Silvan Aeschlimann eine Art Coming-of-Age Roman, andererseits regt der Text wunderbar zum Nachdenken über eigene Ziele und Wünsche an. Und letztlich steht über allem die Frage, ob (viel) Geld wirklich so glücklich macht.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Schrullige Denker unter sich

Und Marx stand still in Darwins Garten
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Charles Darwin und Karl Marx. Zwei Männer, die die Geschichte maßgeblich beeinflusst haben. Und doch treffen die beiden in Ilona Jergers Text nicht vorrangig auf Grund ihrer Werke und ihres Schaffens aufeinander. ...

Charles Darwin und Karl Marx. Zwei Männer, die die Geschichte maßgeblich beeinflusst haben. Und doch treffen die beiden in Ilona Jergers Text nicht vorrangig auf Grund ihrer Werke und ihres Schaffens aufeinander. Die Geschichte beginnt 1881, also im Jahr vor Darwins Tod und etwa zwei Jahre vor dem Tod von Karl Marx. Beiden machen Alter und Krankheiten zu schaffen. An dieser Stelle kommt Dr. Beckett ins Spiel. Als Hausarzt sowohl von Darwin als auch von Marx nimmt er eine Art Mittler zwischen den Beiden ein und verschweigt keinem der beiden Männer, dass er auch den jeweils anderen behandelt. Im Laufe der Erzählung wird immer deutlicher, wie sehr sich die Beiden doch ähneln. Beide hadern mit der Religion, beide haben aus diesem Hadern heraus etwas geschaffen, wenn auch völlig unterschiedliche Dinge. Als Darwin und Marx aufeinandertreffen kommt es aufgrund unterschiedlicher Meinungen erst einmal zum Knall, doch schließlich schafft Darwin es Marx so zu verblüffen, dass er tatsächlich still in Darwins Garten steht.

Ilona Jerger schafft es durch einen fesselnden Erzählstil mit sowohl ernstem als auch heiterem Erzählton, den Leser zum Weiterlesen zu motivieren. Dabei macht sie sich vor allem kleine faktische Details zunutze, die in der Erzählung fast schon beiläufig erwähnt werden. Wer etwas völlig neues über Charles Darwin und Karl Marx erfahren will wird enttäuscht. Allerdings geht es bei „Und Marx stand still in Darwins Garten“ auch weniger um Fakten, als um eine Erzählung zweier genialer Köpfe, die (nicht nur) mitunter ziemlich schrullig sein können. Wenn man das Buch als eine Art fiktive Anekdote versteht, dann macht die Geschichte sehr viel Spaß.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Ohne Erzähler geht es nicht

Beobachtungen aus der letzten Reihe
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„Der Sternwanderer“, „Coraline“, „Das Graveyard-Buch“ oder das erst kürzlich verfilmte Werk „American Gods“ - Neil Gaiman weiß, wie man fesselnde Geschichten schreibt. Seine „Beobachtungen aus der letzten ...

„Der Sternwanderer“, „Coraline“, „Das Graveyard-Buch“ oder das erst kürzlich verfilmte Werk „American Gods“ - Neil Gaiman weiß, wie man fesselnde Geschichten schreibt. Seine „Beobachtungen aus der letzten Reihe“ dagegen lassen sich eher unter Sachbuch einsortieren und sind trotzdem nicht weniger faszinierend. Das Buch ist eine Sammlung von Vorträgen und Artikeln, sowie Vorworten und Essays, die der Autor gehalten bzw. verfasst hat. Inhaltlich sind die einzelnen Kapitel sehr gehaltvoll und regen durchaus zum Nachdenken über Literatur, Erzählhaltung und das Erzählen an sich an. Bereits der erste Text ist ein Plädoyer für das Lesen, das Medium Buch und hebt vor allem die Bedeutung von Büchereien hervor.

Neben Neil Gaimans offensichtlicher Herzensangelegenheit – die Bedeutung des Erzählens hervorzuheben – gibt es verschiedene Einblicke in die Entstehung einzelner Werke, etwa „American Gods“ und „Coraline“. Außerdem gibt es Anekdoten über die Zusammenarbeit und den Austausch mit anderen Autoren und man erhält Einblicke in verschiedene Eindrücke, die sowohl ihn als auch seine Werke beeinflusst haben. Darüber hinaus widmet sich Neil Gaiman ganz grundlegenden Themen, wie etwa der literarischen Erziehung von Kindern, der Entwicklung der Gesellschaft und der Bedeutung von Freundschaft.

Auch wenn man einiges über Neil Gaiman und seine Werke erfährt ist „Beobachtungen aus der letzten Reihe“ keine Biographie, sondern eine Beschäftigung mit Geschichten, Ereignissen, die Geschichten beeinflussen und der Bedeutung von Autoren und Erzählern. Insofern finden wahrscheinlich nicht nur Fans von Neil Gaimans Geschichten gefallen an dem Buch, sondern auch all diejenigen, die sich mit Literatur beschäftigen wollen.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Von Krieg, Frieden und Freundschaft

Mein Freund Pax
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Es ist schön, ein Haustier zu haben. Einen Freund, dem man alles erzählen kann. Peter hat Pax. Obwohl Pax kein gewöhnliches Haustier ist. Pax ist ein Fuchs. Und obwohl sein Name „Frieden“ bedeutet, handelt ...

Es ist schön, ein Haustier zu haben. Einen Freund, dem man alles erzählen kann. Peter hat Pax. Obwohl Pax kein gewöhnliches Haustier ist. Pax ist ein Fuchs. Und obwohl sein Name „Frieden“ bedeutet, handelt die Geschichte vom genauen Gegenteil davon. Denn mit dem Beginn des Krieges ändert sich für die beiden Freund alles.
Peters Vater wird als Soldat eingezogen und Peter muss deshalb zu seinem Großvater ziehen. Da er Pax dorthin nicht mitnehmen kann, bleibt ihm nichts anderes übrig als Pax im Wald auszusetzen.

„Mein Freund Pax“ beginnt mit einer Trennung und im Laufe der Geschichte wird abwechselnd aus Peters und Pax Sicht erzählt. Dabei nimmt eine Soldatenfigur, die Peter bei Pax gelassen hat, immer wieder eine zentrale Rolle ein. Nicht nur als Erinnerungsstück, sondern ebenso als Symbol für den Krieg, als Symbol für die Trennung und als Symbol für Pax Beziehung zu Peter.
Der Krieg ist bei der Suche der Beiden nacheinander im Hintergrund, aber allgegenwärtig. Die angespannte Lage äußert sich immer wieder in ihren Handlungen selbst oder aber in den Handlungen, der Menschen, die ihnen auf ihrem Weg begegnen.

Sara Pennypacker beschönigt wenig und lässt auch erschreckende Szenen nicht außen vor. Es wäre allerdings auch nicht stimmig, ein Handlung vor dem Hintergrund eines Krieges spielen zu lassen und dann eine heile Welt darzustellen. Auch nicht in einem Kinderbuch. Wichtig ist vor allem, dass die Geschichte zu einem versöhnlichen Ende geführt wird und die Autorin die Bedeutung der Freundschaft besonders hervorhebt. „Mein Freund Pax“ regt zum Nachdenken an und ist gerade aufgrund der Thematik eine schöne Gelegenheit für Eltern und Kinder, das Buch gemeinsam zu lesen.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Was du auch tust ...

Lady Midnight
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Emma Carstairs war zwölf als ihre Eltern starben. Mittlerweile ist Emma siebzehn Jahre alt, eine nahezu fertig ausgebildete Schattenjägerin und glaubt fest daran, dass ihre Eltern nicht im Kampf gegen ...

Emma Carstairs war zwölf als ihre Eltern starben. Mittlerweile ist Emma siebzehn Jahre alt, eine nahezu fertig ausgebildete Schattenjägerin und glaubt fest daran, dass ihre Eltern nicht im Kampf gegen Dämonen ums Leben gekommen sind, sondern dass etwas oder jemand anderes hinter ihrem Tod steckt. Zusammen mit ihrem besten Freund Julian Blackthorn lebt sie im Schattenjägerinstitut in Los Angeles. Als weitere Leichen gefunden werden, die, wie Emmas Eltern, alte Schriftzeichen auf der Haut tragen, will Emma verständlicherweise herausfinden, wer dahintersteckt. Nicht nur, um den Mörder ihrer Eltern zur Rechenschaft zu ziehen, sondern auch um mit der Vergangenheit abschließen zu können.

Neben Emma ist auch Julian ein nicht unwichtiger Charakter. Auch er hat keine Eltern mehr, im Gegensatz zu Emma aber jüngere Geschwister für die er nun die Verantwortung trägt. Keine leichte Aufgabe für einen Teenager.

Fans von „Die Chroniken der Unterwelt“ sind Emma und Julian schon aus „City of Heavenly Fire“ bekannt. „Lady Midnight“ spielt nun fünf Jahre später. Emma und Julian sind mittlerweile Schattenjäger und Parabatai und auch in der Schattenwelt und in Idris ist die Zeit nicht stehen geblieben.

Wie bereits in „Die Chroniken der Unterwelt“ stellt Cassandra Clare auch in ihrer neuen Reihe wieder die Probleme und Sorgen ihrer Protagonisten einer Bedrohung von außen gegenüber. Emma und Julian stehen auf der Schwelle zum Erwachsensein und natürlich stehen Liebe, Freundschaft und das Ärgernis nicht Ernst genommen zu werden im Vordergrund. „Lady Midnight“ ist aber keinesfalls eine Coming-Of-Age Geschichte. Emmas Nachforschungen zum Tod ihrer Eltern beinhalten Elemente aus dem Kriminalroman und dann ist da ja noch die Sache mit den Schattenweltlern, die die Geschichte ins Fanatsygenre rückt.

„Lady Midnight“ ist ein gelungener Genremix, der sich zudem flüssig runterlesen lässt. Wie gewohnt werden zwischendurch immer ein paar popkulturelle Verweise eingeworfen, die die Geschichte in der außertextuellen Welt verankern.