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Veröffentlicht am 05.04.2025

spannender, historischer Krimi mit Handlungsort Hamburg

Der Herzschlag der Toten
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Hermann Rieker ist gerade erst zum Criminalcommissar befördert worden, als in einem Kontor die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. Sie wurde brutal ermordet und Hermann soll den Fall schnell klären. ...



Hermann Rieker ist gerade erst zum Criminalcommissar befördert worden, als in einem Kontor die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. Sie wurde brutal ermordet und Hermann soll den Fall schnell klären. Johanna Ahrens ist die Tochter eines Richters und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die armen Frauen im Gängeviertel Hamburgs zu unterrichten. Johanna vermisst schon seit Tagen eine ihrer Schülerinnen. Sie hört von der Toten und ist sich schnell sicher, das ist ihre vermisste junge Frau. Auf eigene Faust beginnt sie Nachforschungen anzustellen, da ihr die Polizei zu langsam vorgeht.

Zunächst wird Johanna vorgestellt. Die junge Frau lebt das Leben der Frauen im ausgehenden 19. Jahrhundert. Sie hat sich dem zu fügen, was über sie bestimmt wird. So hat es jedenfalls den Anschein. Doch Johanna ist eigenwillig und stur. Sie entzieht sich den Gepflogenheiten dieser Zeit und geht ihren eigenen Weg. Nicht ohne Probleme. Es wird deutlich geschildert, wie es ihr überhaupt möglich ist, ihre Schule in dem Gängeviertel Hamburgs zum Leben zu erwecken. Das klingt dann tatsächlich ziemlich abenteuerlich. Auch das Leben von Hermann Rieker wird kurz vorgestellt. Er scheint auf dem besten Weg zu sein, Karriere bei der Polizei machen zu können. Jetzt kreuzen sich die Wege dieser beiden Protagonisten.

Der Autor Ralf H. Dorweiler hat hier einen spannenden Krimi aus der Kaiserzeit vorgelegt. Im Jahre 1887 ist die Arbeit bei der Polizei noch nicht so fortschrittlich unterwegs. Dem Kommissar werden immer wieder Steine in den Weg gelegt. Er hat durchaus mit Vorurteilen zu kämpfen. Einigen Kollegen gefällt sein schneller Aufstieg nicht. Seine Untersuchungen erweisen sich dann auch schnell als nicht so einfach, wie so mancher Vorgesetzter es sich vorgestellt hat.

Mit Johanna bekommt er noch dazu einen Gegenpol gesetzt, die ihm das Leben nicht wirklich leichter macht. Die junge Frau neigt dazu, nicht immer das zu tun, was von ihr erwartet wird. Dies macht sie dafür umso sympathischer. Ich mag Johanna, auch wenn sie mir bei einigen Szenen etwas zu naiv war, aber sie hat den Willen, sich im Leben durchzusetzen. Dies hat der Autor gut in Szene gesetzt. Auch Hermann Rieker gefällt mir gut.

Der Erzählstil ist leicht und locker zu lesen, aber auch manches Mal sehr detailreich. Die Leichenfunde werden genau beschrieben. Auch die erwartete Spannung steigt von Seite zu Seite. Ich mag vor allem, dass der Krimi nicht leicht zu durchschauen ist. Auch dass man beim Lesen das Gefühl hat, direkt an den Ermittlungen teilhaben zu können, gefällt mir gut. Das Hamburg mit seinen Straßen und Gassen des ausgehenden 19. Jahrhunderts wird hier lebendig geschildert. Man bekommt einen schönen Einblick in diese Zeit und vor allem in die Ermittlungsarbeiten dieser Zeit. Ich freue mich schon, wenn es mit dem zweiten Teil weitergeht.

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Veröffentlicht am 10.03.2025

immer wieder spannend und unterhaltsam

Mord im Böhmischen Prater
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Anton und Ernestine verbringen ihre Zeit im Jahre 1925 bei schönem Wetter im böhmischen Prater. Das bunte Treiben und die Polkamusik haben es ihnen angetan. Auch die Cockerspaniel-Dame Minna ist mit ...



Anton und Ernestine verbringen ihre Zeit im Jahre 1925 bei schönem Wetter im böhmischen Prater. Das bunte Treiben und die Polkamusik haben es ihnen angetan. Auch die Cockerspaniel-Dame Minna ist mit dabei. Minna geht ihrem ganz eigenen Vergnügen nach und gräbt einen großen Knochen aus. Der Knochen entpuppt sich als menschlich und schon ist die gute Stimmung dahin. Ernestine geht natürlich direkt von einem Verbrechen aus und Anton sieht seine gemütlichen Nachmittage dahin schwinden.

Bereits zum neunten Mal darf ich die passionierte Lateinlehrerin Ernestine und den Apotheker Anton bei einem ihrer Abenteuer begleiten. In diesem Fall geht es in den böhmischen Prater zu Musik und Tanz. Wieder einmal ist es der Autorin Beate Maly gelungen, einen guten Krimi zu erzählen. Dabei gelingt es ihr mühelos, die neue Handlung zu schildern und gleichzeitig auch eine Brücke zu den vorherigen Abenteuern zu schlagen. Die Wiederholungen fließen so mit ein, dass sie den Lesefluss nicht stören und nur das Gedächtnis ein wenig auffrischen. Neue Leser dürften dabei vielleicht auch auf den Geschmack kommen und einen anderen Teil der Reihe lesen wollen.

Mit dem Auftauchen der Knochen stellt sich Ernestine natürlich gleich die Frage: Was ist hier passiert und zu wem gehören die Knochen? Den Fall übernimmt hier wieder der Schwiegersohn von Anton. Erich ist durchaus ein erfahrener Ermittler und nicht nur der Mann von Antons Tochter, doch Ernestine kann es auch diesmal nicht lassen und stellt ihre eigenen Ermittlungen an, zum Ärger von Anton und zur Unterhaltung der Leser.

Neben der eigentlichen Suche nach der Wahrheit gewährt die Autorin Einblicke in das Leben dieser Zeit. Erich als Kommissar gehört dem jüdischen Glauben an und hat damit zu kämpfen, dass seine ihm unterstellten Mitarbeiter ihn nicht immer ernst nehmen oder akzeptieren. Die Zeit um 1925 zeigt schon deutlich, wie schwer die Zeiten werden.

Die Suche nach der Wahrheit findet zudem nicht nur in einer bestimmten Gesellschaftsschicht statt. Man erfährt hier durchaus, wie die Menschen in dieser Zeit lebten und arbeiteten, während die bessergestellte Gesellschaft es sich gut gehen ließ. Die Hinweise und Spuren hat die Autorin gut gelegt, auch wenn man als erfahrener Krimileser der Lösung recht schnell sehr nahe kommt. Mich hat das aber nicht gestört.

Mir gefallen diese ruhigen Krimis aus der Feder von Beate Maly sehr gut. Sie versteht es, die Atmosphäre dieser Epoche einzufangen und gleichzeitig einen unterhaltsamen Krimi zu erzählen.

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Veröffentlicht am 03.03.2025

spannende Suche nach der Wahrheit

Nacht der Ruinen
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Im März 1945 wird Köln noch einmal bombardiert. Der Krieg ist fast vorbei, doch ein Pilot wird abgeschossen. Er landet mit seinem Fallschirm in diesem Chaos. Doch statt Rettung erwartet ihn der Tod. ...



Im März 1945 wird Köln noch einmal bombardiert. Der Krieg ist fast vorbei, doch ein Pilot wird abgeschossen. Er landet mit seinem Fallschirm in diesem Chaos. Doch statt Rettung erwartet ihn der Tod. Er wird Opfer eines Lynchmords. Joe Salmon ist ein junger amerikanischer Soldat, der dazu ausersehen wurde, nach dem Verbleib des Piloten zu suchen. Eigentlich heißt Joe Joseph Salomon und stammt aus Köln. Er konnte nach der Reichskristallnacht noch in die USA emigrieren. Jetzt kehrt er mit der amerikanischen Armee zurück. Die Suche nach dem Piloten nutzt Joe aber auch, um nach seinen verschwundenen Freunden aus Kindertagen zu suchen.

Das erste Kapitel dieses Romans erzählt aus dem Tagebuch von Joseph Salomon. Man erfährt, wie er seine Jugend verbracht hat und auch, wer seine Freunde waren. Das zweite Kapitel erzählt von dem Piloten und wie er diesen Krieg erlebt. Nach diesen Einführungskapiteln geht es mit der Suche nach der Wahrheit erst richtig los. Mir hat dieser Einstieg in die Handlung gut gefallen. Bekommt man doch schon einen guten Eindruck von dieser Zeit. Joe begibt sich jetzt auf die Suche nach dem Piloten und nach seiner eigenen Vergangenheit in dieser Stadt.

Cay Rademacher erzählt eindrucksvoll von diesen letzten Tagen des Krieges in Köln. Die Stadt liegt in Trümmern, die Welt ist verloren, doch irgendwie muss es weitergehen. Er schildert nicht nur die Suche nach dem Piloten, sondern eben auch, wie die Menschen in den Trümmern versuchten zu überleben.

Für Joe Salmon ist diese Suche nach der Wahrheit besonders schwierig, da er auch versucht, seine Freunde zu finden und sich gleichzeitig an Regeln halten muss. Es ist den amerikanischen Soldaten strikt verboten, mit der einheimischen Bevölkerung Umgang zu pflegen, und Joe ist jetzt amerikanischer Soldat und dazu verpflichtet, sich an diese Regeln zu halten, wenn er nicht selbst in Schwierigkeiten geraten will. Dieser schmale Grat wird deutlich beschrieben. Seine eigene Suche könnte ihm zum Verhängnis werden.

Der Autor hat diese Geschichte wirklich gut erzählt. Es fiel mir schwer, das Buch mal aus der Hand zu legen. Die Handlung war einfach zu spannend. Gleichzeitig sind die Schilderungen des zerstörten Kölns aber auch nur schwer zu ertragen. Das Leid der Menschen und die Angst vor dem nächsten Angriff sind zum Greifen spürbar. Gleichzeitig ist die Verbindung des Vergangenen und der Gegenwart gelungen. Die Wahrheit kommt Stück für Stück ans Licht und Joe muss sich ihr stellen, ob er will oder nicht.

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Veröffentlicht am 17.02.2025

historischer Krimi

Geheimnisse in der Grünen Mark
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Titus Pyrner, Arzt von Beruf, befindet sich in Frohnleiten in der dortigen Kurheilanstalt. Eigentlich will er seiner Gesundheit etwas Gutes tun, doch dann verschwindet ein Kurgast spurlos. Titus wird ...



Titus Pyrner, Arzt von Beruf, befindet sich in Frohnleiten in der dortigen Kurheilanstalt. Eigentlich will er seiner Gesundheit etwas Gutes tun, doch dann verschwindet ein Kurgast spurlos. Titus wird um Hilfe bei der Suche gebeten. Leider kann jener Gast nur noch tot gefunden werden. Als Untersuchungsrichter trifft Franz Stahlbaum ein. Er ist für den Arzt kein Unbekannter und obwohl sich die beiden eigentlich nicht besonders mögen, beginnen sie gemeinsam, den Hinweisen nachzugehen. War es Mord? Und was sind das für seltsame Gerüchte über verschwundene Kinder?

Dieser historische Krimi hat seinen Handlungsort in dem Ort Frohnleiten in der Steiermark. Eigentlich sind die Menschen zur Sommerfrische in diesem Ort. Dass jetzt erst nach einem vermissten Kurgast gesucht werden muss und dann auch noch sein Tod aufgeklärt werden will, bringt viel Unruhe in den Ort. Schnell ist dem Untersuchungsrichter Franz Stahlbaum klar, hier stimmt noch so einiges andere nicht. Gudrun Wieser erzählt einen spannenden Krimi am Ende des 19. Jahrhunderts.

Schon im Prolog werden die Protagonisten Stahlbaum und Pyrner vorgestellt. Der erste Eindruck ihrer Charaktere entsteht. Dann erst geht es weiter in Frohnleiten. Am Anfang stellt sich die Frage, was dieser Prolog in Bezug auf die eigentliche Geschichte zu bedeuten hat, doch später wird diese Verbindung sehr gut deutlich. Mir hat das gut gefallen. Die Autorin schildert nachvollziehbar, welche Probleme der Untersuchungsrichter bei seinen Ermittlungen hat und wie er sie lösen kann. Auch die Unterstützung durch den Arzt wird schön in Szene gesetzt. Vor allem gefällt mir, dass nicht von Anfang an klar ist, was hier eigentlich los ist. Die Wahrheit kommt erst so nach und nach ans Licht.

Gudrun Wieser erzählt aber nicht nur einen spannenden Krimi, auch die Umstände der Zeit werden erläutert. Ortsbedingte Eigenheiten werden geschildert, die einen schönen Einblick in diese Epoche gewähren. Zudem befindet sich vor jedem Kapitel ein Zitat aus dem Handbuch für Untersuchungsrichter von Dr. Hans Gross, was dem Krimi eine persönliche Note verleiht. In einem Nachwort wird noch kurz Fiktion und Wahrheit geklärt.

Mir hat „Geheimnisse in der grünen Mark“ gut gefallen. Die Handlung steigert sich so nach und nach und lädt zum Mitraten ein. Die Protagonisten Stahlbaum und Pyrner sind jeder auf seine Weise sympathisch. Gerade weil sie sich nicht immer einig sind und ihre eigenen Wege gehen, sorgen sie für angenehme Unterhaltung. Gerne mehr davon.

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Veröffentlicht am 03.02.2025

lebendiges Mittelalter

Die Templer. Rose und Kreuz
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Constantin ist Knappe eines Ritters und hat damit so einige Probleme. So wirklich kann er sich sein Leben als Ritter nicht vorstellen. Dann bekommt er einen Auftrag, der mehr als nur bedenklich ist. ...



Constantin ist Knappe eines Ritters und hat damit so einige Probleme. So wirklich kann er sich sein Leben als Ritter nicht vorstellen. Dann bekommt er einen Auftrag, der mehr als nur bedenklich ist. Er soll einen Stein finden, dem man heilende Kräfte nachsagt. Für Constantin wird diese Suche zu einer abenteuerlichen Reise, doch nicht allein macht er sich auf den Weg. Melisande schließt sich ihm an. Sie flieht vor einer erzwungenen Ehe und hofft so ihre Freiheit zu finden. Der Knappe ist nicht wirklich begeistert von ihrer Begleitung und gleichzeitig ist er aber auch von ihrem Mut tief beeindruckt. Als sie dann auch noch auf den Templer Gérard treffen, werden sie in einen tödlichen Rachefeldzug verstrickt.

Dieser neue Roman von Daniel Wolf erzählt die Geschichte von Constantin Fleury und seinem Vater Balian Fleury. Ich habe mich sehr darüber gefreut, wieder eine Geschichte mit der Familie Fleury lesen zu können. Diese Handlung mit und über die Templer spielt im Jahre 1293. Sie schließt locker an den dritten Teil „Die Fleury Reihe“ an, kann aber unabhängig davon gelesen werden. Mir hat es großen Spaß gemacht, diese Familie wieder einmal zu besuchen.

Die Geschichte von Constantin ist ein einziges großes Abenteuer mit Höhen und Tiefen. Die Reise bringt den jungen Mann an seine Grenzen und lässt ihn daran wachsen. Aber nicht nur der Knappe hat seine Abenteuer zu bestehen, auch Melisande muss ihren Platz im Leben finden. Mit ihr wird die Stellung der Frau in dieser Zeit schön erläutert. Sie will sich nicht in ein Leben zwängen lassen und selbst bestimmen, wohin ihre eigene Reise geht. Mir hat ihre Art des Aufbegehrens gut gefallen. Das Zusammenspiel von Constantin und Melisande war amüsant zu lesen. Nicht immer haben diese zwei sich verstanden. Der Autor hat ihnen ihre ganz eigenen, eigenwilligen Charaktere mit auf den Weg gegeben. Dadurch kommt es durchaus auch mal zu Spannungen zwischen den Protagonisten, diese sorgen damit aber auch für gute Unterhaltung.

Der Autor hat es wirklich verstanden, die Spannung hochzuhalten. Geschickt wechselt er zwischen den Handlungssträngen, die wunderbar miteinander verwoben sind. Daniel Wolf lässt das Mittelalter lebendig werden. Die Suche nach diesem seltsamen Stein bringt so manche Überraschungen an den Tag. Überhaupt ist hier alles dabei, was ich von einem guten historischen Roman erwarte. Die Ritterlichkeit kommt zu Wort, Standesdünkel können überwunden werden, die Macht der Templer wird deutlich, Liebe und Freundschaft bestimmen das Bild und Intrigen und Verrat bringen eben die Spannung. Gleichzeitig werden historische Details geschickt mit einer fiktionalen Geschichte verwoben. Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt, die knapp 900 Seiten sind nur so vorbeigeflogen.

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