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Veröffentlicht am 15.09.2016

Mein Vater, der Desserteur

Mein Vater, der Deserteur
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Mein Vater, der Deserteur, von René Freund

Cover:
Das Buch: einfaches graues HC –gefällt mir.
Der Schutzumschlag, in seinen grau/(dunkel-)rot Farben gefällt mir auch sehr gut. Das Foto zeigt ein Paar, ...

Mein Vater, der Deserteur, von René Freund

Cover:
Das Buch: einfaches graues HC –gefällt mir.
Der Schutzumschlag, in seinen grau/(dunkel-)rot Farben gefällt mir auch sehr gut. Das Foto zeigt ein Paar, er in Uniform der NS Zeit.

Inhalt:
René Freund setzt sich mit dem Kriegstagebuch seines Vaters auseinander.
Unglaublich was er zu den einzelnen Einträgen recherchiert und ergänzt.

Es gibt Gegenüberstellungen von der Vergangenheit zur Gegenwart.

Die Tagebuchauszüge, die am Anfang fast ironisch/witzig, teilweise wie ein Sightseeing-Bericht zu lesen sind und dazu die Anmerkungen mit dem Abstand und dem geschichtlichen Wissen von fast 70 Jahren (des Sohnes) später.

Gerhard Freund ist achtzehn, als er zur Wehrmacht eingezogen wird, im August 1944 ist er dann in Paris und erlebt wie sinnlos alles ist und setzt sich ab, dabei kommt er in manch weitere gefährliche Situation.

Meine Meinung:
Dies ist nicht nur ein Buch über das Kriegstagebuch eines Soldaten. Es ist vielmehr eine Familiengeschichte, die aus verschiedenen Puzzelteilen zusammengewürfelt wird. Viele ältere Dokumente, Briefe und Bilder werden mit einbezogen und die unglaubliche Recherche des Autors bringt dies mit weiteren Berichten von Familienmitgliedern zu einer Geschichte zusammen.
Es werden sehr viel Fakten (mir persönlich fast zu viel) über Politik, Gesellschaft und den persönlichen Beziehungen der Familie mit eingebaut.

Das Gegenüberstellen von „heutiger Normalität“, „Kriegstourismus“ und den Schrecken und der unglaublichen Opferzahl macht sehr betroffen.

Schreibweise: sehr informativ und emotional, viele Details, viele Vergleiche.
Dieses Buch kann ich irgendwie mit nichts vergleichen was ich bisher gelesen habe. Es ist u.a. ein Bericht zu einer Familiengeschichte ausgebaut.
Unglaublich was alles im Fundus (Schuhkartons) des Autors zu finden ist und was er noch alles dazu recherchiert hat .Der Handlungsbogen ist eher Trauer, ein Innehalten. Nicht so sehr eine „spannende Erwartung“ wie es weitergeht.

Bei manchen Dingen, vor allem bei den politischen Zusammenhängen oder auch den personellen + familiären (der besser gesellschaftlichen) Zusammenhängen, fehlt mir teilweise der Über- oder der Durchblick.
Dazu kenne ich mich zu wenig aus (ein Beispiel: Dollfuß-Anhänger?)
PS: Die Familie ist/war schon etwas privilegiert?

Autor:
René Freund, geboren 1967, lebt als Autor und Übersetzter in Grünau im Almtal. Er studierte Philosophie Theaterwissenschaft und Völkerkunde.

Mein Fazit:
Ein Buch das betroffen macht. Das mir wieder vor Augen führt, das auch mein Vater so eine Hölle durchgemacht hat und nicht darüber geredet hat (und ich leider auch nicht mehr nachgefragt habe). Diese Generation stirbt weg, und die meisten konnten nicht darüber reden.
Es ist schwer hier Sterne zu verteilen, so gebe ich 3,5 die ich dann auf 4 aufrunde.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Wahnsinn, den man Liebe nennt

Der Wahnsinn, den man Liebe nennt
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Der Wahnsinn den man Liebe nennt, von Clara Römer

Cover:
Leider finde ich das Cover etwas fade.
Hätte ich die Autorin nicht gekannt und der Titel mich nicht angesprochen, hätte ich nicht nach dem Buch ...

Der Wahnsinn den man Liebe nennt, von Clara Römer

Cover:
Leider finde ich das Cover etwas fade.
Hätte ich die Autorin nicht gekannt und der Titel mich nicht angesprochen, hätte ich nicht nach dem Buch gegriffen.

Inhalt:
Eine Geschichte wie sie das Leben schreiben könnte.
Susa ist seit 10 Jahren mit ihrem Mann verheiratet. Sie ist glücklich und merkt gar nicht, dass sie sich immer mehr aufgibt.
Als es der Zufall so will und zwei Ereignisse (ein Kühlschrank der falsch geliefert wird und eine rote Bluse die kaputt wird), sie skeptisch werden lassen fängt sie an nachzuforschen.
Aus einer unguten Ahnung wird Gewissheit und Susas Leben fällt zusammen wie ein Kartenhaus.
Doch damit nicht genug. Auch ihre Mutter kommt mit einem Geheimnis um die Ecke, so dass Susa am Boden zerstört ist.
Gibt es ein Licht am Ende des Tunnels………….

Meine Meinung:
Gekonnt beginnt die Autorin die Geschichte zu erzählen. Bei uns Lesern schrillen sofort die Alarmglocken, als Susa noch an Irrtümer und unglückliche Zufälle glaubt.
Immer wieder gibt es neue Verwicklungen, neue Rätsel aber auch neue Erkenntnisse und neue Winkelzüge. Gerade weil alles so plausibel und von außen betrachtet so klar ist, möchte man immer wieder sagen: hab ichs doch gewusst, oder: hab ichs mir doch gedacht.
Das lässt manchmal an Klischees denken, aber vermutlich ist das Leben einfach so.
Die Charaktere (ob Haupt- oder Nebendarsteller) sind sehr real und facettenreich gezeichnet.
Wir leiden und hoffen mit Susa, aber z.B. auch Wolf der ja eigentlich ein rechtes Ar…loch ist, bekommt gerechter Weise seine weiche und verletzliche Seite (aber eben im Rückblick und irgendwann hat er die wohl verloren oder bewusst abgelegt).


Autorin:
Clara Römer ist das Pseudonym einer sehr bekannten Autorin.
Sie hat Germanistik studiert und als Redakteurin gearbeitet, bevor sie mit dem Schreiben begann. Sie lebt mit ihrem Mann in München.

Mein Fazit:
Eine Geschichte wie das Leben sie schreiben kann.
Wenn man sie von außen betrachten kann, auf sehr amüsante Weise geschrieben und sie hat mir schöne und kurzweilige Lesestunden bereitet.
Von mir 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

P.S. Vergiss mich nicht

P.S. Vergiss mich nicht
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P.S. Vergiss mich nicht, von Lena Ullmann

Cover:
Passend zum Inhalt: Liebe = Rosarot, und im Hintergrund ein Riesenrad, es geht immer mal rauf aber auch wieder runter.

Inhalt:
Liebe kann ganz schön kompliziert ...

P.S. Vergiss mich nicht, von Lena Ullmann

Cover:
Passend zum Inhalt: Liebe = Rosarot, und im Hintergrund ein Riesenrad, es geht immer mal rauf aber auch wieder runter.

Inhalt:
Liebe kann ganz schön kompliziert sein.
Schon sehr jung trifft die selbstbewusste und sehr emotionale Anna auf den nüchternen und so gar nicht dem „Frauenideal“ entsprechenden Sebastian.
Beide verlieben sich, beide entlieben sich.
Und es gibt noch einen wichtigen Mann in Annas Leben.

Doch was ist Liebe? Wie viele Verletzungen kann sie verzeihen und ertragen?
Wie viele Seitensprünge? Wie viele Lügen?

Ein Gefühlschaos über Jahre hinweg.

Meine Meinung:
Ein ganz unglaubliches Buch.
So viele Auf und Ab, und alles so emotional, so lebendig.
Und vor allem was mich am meisten auch gewundert hat, bin ich doch bei solchen Aus-An-Beziehungen immer sehr skeptisch, doch hier ist alles sehr glaubwürdig und total real.
Ich habe mit gefiebert, bin wütend geworden, habe gehofft, habe gebangt, ja hab fast die Schmetterlinge im Bauch gespürt.
Ok an einem Punkt, aber ich will jetzt nicht spoilern, kann ich Annas Gedanken/Gefühle gar nicht nachvollziehen.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und ich war sofort in der Geschichte drin, die von einer „Erzählerin“ erzählt wird. Dadurch sehen wir die Dinge immer von außen und somit auch von zwei (oder mehreren) Seiten, deshalb wirkt es vermutlich auch gar nicht einseitig oder wertend.

Autorin:
Die Autorin hat den Roman von vorne bis hinten selbst geschrieben, korrigiert und lektoriert.

Mein Fazit.
Eine unglaubliche Lebensgeschichte, die trotz aller Skurrilität so wirklich von statten gegangen sein könnte.
Von mir sehr gute 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Deschperate Housewives

Deschperate Housewives
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Deschperate Housewives, von Karin Rössle

Cover:
Das Cover finde ich einfach witzig. Drei unterschiedliche Frauen, die aber zu wissen scheinen, was sie wollen.

Inhalt:
Um ihren 50. Geburtstag erkennt ...

Deschperate Housewives, von Karin Rössle

Cover:
Das Cover finde ich einfach witzig. Drei unterschiedliche Frauen, die aber zu wissen scheinen, was sie wollen.

Inhalt:
Um ihren 50. Geburtstag erkennt Annette (Nette), dass ihr Leben an einem Wendepunkt steht. Ihre 19 jährigen Zwillinge gehen bald für ein Jahr nach Amerika, zu ihrem geschiedenen Ex-Mann. Dieser hat eine neue Liebe und dies scheint sich sogar auf Annette auszuwirken.
Ihre Freundinnen (Patti und Silke) benehmen sich seltsam.
Und bei ihren halbherzigen Versuchen, einen neuen Mann in ihr Leben zu lassen, mischt sich ihr Kater „Schnäpsle“ recht aktiv mit ein. Der findet nicht nur seinen Namen eine Zumutung, sondern auch die Tatsache, dass Annette überhaupt einen neuen Mann ins Auge fasst. Findet er doch, dass er als Mann im Haus genügt.
Seine fast wie nebensächlichen Beobachtungen, bei seinen Rundgängen im Neubaugebiet, würden so manchem einen verwunderten Gesichtsausdruck bescheren.
Wird er sich mit Annette arrangieren?

Meine Meinung:
Also ich bin super in die Geschichte reingekommen. Mir sind sofort einige Parallelen zu mir aufgefallen
In der LR ist das vielen Lesern so gegangen, also kann ich wirklich sagen das Buch ist irgendwie wie aus dem Leben gegriffen.
Für mich persönlich war es natürlich auch super klasse immer wieder von Orten zu lesen, zu denen ich einen persönlichen Bezug habe oder die ich gut kenne (Stuttgart und Umgebung).

Mir gefällt die Sprache sehr gut, gerade in seiner „Normalität“, mit seinen nachdenklichen Stellen und den feinen Beobachtungen ist es super erzählt.
Der feine Humor und die feine Ironie passen zu dieser ehrlichen Realität.
Der schwäbische Dialekt, ist wunderbar eingesetzt um das Ganze noch authentischer zu machen.
Es werden immer wieder ein paar kleine Fragezeichen eingebaut und ich wundere mich über das Verhalten von manchen Personen, bis dann die Auflösung kommt.
Teilweise auch durch Kater „Schnäpsle“ der bei seinen Rundgängen, die ein oder andere „ungehörige“ Beobachtung macht und diese uns aus seiner Sicht kommentiert.

Auf das Ende zu, geht es dann relativ schnell und ein „Problem“ wird meiner Meinung nach zu glatt gelöst.

Autorin:
Karin Rössle ist ein Pseudonym der Bestsellerautorin Astrid Fritz. Sie beweist mit diesem Roman ihr feines Gespür für die reale Gegenwart mit viel Ironie und feinem Humor.

Mein Fazit:
Eine wunderbare Geschichte in der man sich und sein Umfeld immer wieder finden kann. Es gibt ganz viele Aha-ja-genau-Momente.
Von mir sehr gerne 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Holunderschwestern

Die Holunderschwestern
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Die Holunderschwestern, von Teresa Simon

Cover:
Ein sehr schönes Cover das mich zum Träumen einlädt.

Inhalt:
Zwei Zeitebenen: München in der Gegenwart und München (und Umgebung) von 1918 bis 1936.
Katharina ...

Die Holunderschwestern, von Teresa Simon

Cover:
Ein sehr schönes Cover das mich zum Träumen einlädt.

Inhalt:
Zwei Zeitebenen: München in der Gegenwart und München (und Umgebung) von 1918 bis 1936.
Katharina Raith fällt aus allen Wolken als eines Tages plötzlich Alex Bluebird aus London vor ihrer Tür steht und ihr die Tagebücher ihrer Urgroßmutter Fanny übergibt. Schon immer war die Vergangenheit der Familie nicht ganz klar und so manche Nachfrage würde einfach übergangen.
Diese Tagebücher gehen nun zurück bis ins Jahr 1918.
Zwei ungleiche Schwestern, ja Zwillinge sogar.
Fanny geht nach München und baut sich eine Existenz als Köchin in den vornehmen Kreisen auf. Als ihre Zwillingsschwerster Fritzi ihr folgt, wird eine Reihe von fatalen Ereignissen in Gang gesetzt, die bis in die Gegenwart reichen.

Meine Meinung:
Der Prolog, ein Brief mit der Bitte um Vergebung, aber ohne klare Unterschrift macht total neugierig.
Der Einstieg gefällt mir dann auch gut, wenn mich auch die vielen Namen und ihre Beschreibungen etwas verwirrt haben.

Die beiden Zeitebenen sind klar voneinander getrennt und durch die Zeitangaben die immer vorangestellt werden weiß man sofort wo man sich befindet. Und doch ist der Bezug von Vergangenheit und Gegenwart klar zu erkennen.

Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und hochemotional. Vieles steht zwischen den Zeilen und nicht immer ist alles so wie es auf den ersten Blick erscheint, ob Hass, Neid, Missgunst oder Eifersucht. Aber auch Freundschaft, Liebe, Glück und Familie wird in den unterschiedlichsten Nuancen beschrieben und durchlebt.
Die akribische Recherche ist bis ins kleinste Detail spürbar.
Es ist total spannend geschrieben, wir erfahren immer ein klein bisschen mehr, so dass ich ab einem gewissen Zeitpunkt das Buch nicht mehr aus den Händen legen wollte.
Am Ende ist es dann wie im Leben auch. Nicht alles lässt sich rekonstruieren und es bleibt genügend Freiraum für eigene Überlegungen und Spekulationen (was ich ja generell nicht so sehr mag, deshalb auch der eine Stern Abzug).

Das Nachwort zeigt nochmals deutlich mit welchem Herzblut der Roman geschrieben ist und rundet die ganze Geschichte hervorragend ab.

Autorin:
Teresa Simon ist das Pseudonym einer bekannten deutschen Autorin, die mit ihrem Mann in München lebt. Sie reist gerne (auch in die Vergangenheit), ist neugierig auf ungewöhnliche Schicksale, hat ein Faible für Katzen und bewundert alles, was grünt und blüht. Ihr erstes Buch unter diesem Pseudonym „Die Frauen der Rosenvilla“ kann ich auch nur wärmstens empfehlen.

Mein Fazit:
Eine brillant erzählte Familiengeschichte, der wir nach und nach auf die Spur kommen. Sehr emotional, unterhaltsam und fesselnd bis zum Schluss, mit perfekt gezeichneten Charakteren die einfach „leben“. Gerne hätte ich noch 100 Seiten mehr gelesen.
Von mir sehr gute 4 Sterne.