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Veröffentlicht am 24.03.2025

Gelungene Urban Fantasy mit leichten Pacingproblemen

Nachtlügen
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Der Urban-Fantasy-Roman "Nachtlügen" von Lisanne Surborg ist eine spannende, aber auch recht angenehme Lektüre für den Abend.
Die Protagonistin Isra ist eine Albin, sie schleicht sich in die Träume schlafender ...

Der Urban-Fantasy-Roman "Nachtlügen" von Lisanne Surborg ist eine spannende, aber auch recht angenehme Lektüre für den Abend.
Die Protagonistin Isra ist eine Albin, sie schleicht sich in die Träume schlafender Menschen, verwandelt diese in Albträume und erntet anschließend den schönen Traum. Das muss sie tun, um zu überleben, denn Albe können nicht selbstständig träumen. Durch den luziden Träumer Marek wird ihr jedoch klar, dass sie vielleicht nicht so viel Kontrolle über ihre Albträume hat, wie sie haben sollte.
In sehr kurzen Kapiteln erzählt die Autorin von der jungen Isra, die anfangs nicht gerade sympathisch oder menschenfreundlich scheint, mit der Zeit aber "auftaut". Zwischen den Kapiteln finden sich immer wieder kurze Schnipsel aus unserer Kultur, die mit Schlaf und Albträumen zu tun haben oder Ausschnitte aus Regelwerken, Podcasts oder Newslettern für Albe. Zu Beginn des Romans ist schon sehr viel passiert, das müssen die Leser:innen aus Gesprächen, Erinnerungen und Rückblenden zusammenpuzzeln zu einer logischen Handlung, die uns die Geschehnisse im Roman erklären. die Geschehnisse, die im Roman zeitlich teils falsch platziert wirken. Da passieren für Isra schreckliche Dinge, die große Konsequenzen haben könnten, doch die werden mal für hundert Seiten zur Seite geschoben, damit scheinbar das Leben für Isra normal weitergehen kann. Das führt dann dazu, dass sich die Ereignisse am Ende überschlagen und das Finale übereilt scheint. Ich hätte mir hier eine bessere Aufteilung gewünscht.
Trotzdem ist "Nachtlügen" ein gelungener Urban-Fantasy-Roman, der ein interessantes Konzept bietet und auch für Fantasy-Neulinge einen guten Einstieg ermöglicht.

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Veröffentlicht am 12.03.2025

Über Freundschaft

Wenn wir lächeln
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Jara und Anto sind Freundinnen, nicht mehr, nicht weniger. Aber gibt es den wichtigeres?
Diese ganz besondere Beziehung in einem Leben betrachtet der Roman "Wenn wir lächeln" von Mascha Unterlehberg. ...

Jara und Anto sind Freundinnen, nicht mehr, nicht weniger. Aber gibt es den wichtigeres?
Diese ganz besondere Beziehung in einem Leben betrachtet der Roman "Wenn wir lächeln" von Mascha Unterlehberg. Dabei verfolgen wir Jara, ein Mädchen in den 90er Jahren, lernt die mutige, aber auch mysteriöse Anto kennen und schnell entwickelt sich zwischen den beiden eine ganz besondere Freundschaft - die, die sich eher wie eine Schwesternschaft anfühlt. Anto zeigt Jara wie man sich im Enkaufszentrum Geld schnorrt, wie man im Bioladen klaut und was man nachts mit einem Baseballschläger alles anfangen kann.
Der Roman beginnt jedoch nicht am Anfang, beim Kennenlernen. Die Leser:innen werden mitten rein geworfen, in eine Nacht, in der Anto plötzlich von einer Brücke in den Rhein springt und während Jara überlegt, was sie nun tun soll, erleben wir rückblickend, wie die beiden Mädchen dort gelandet sind. Dies sorgt beim Lesen teilweise für Verwirrung, man muss sich die richtige Chronologie selbst zusammenpuzzeln, während in der Gegenwart immer neue Möglichkeiten, wie es den weitergehen könnte, je nachdem wie Jara sich entscheidet, erzählt werden. Wir lesen die Geschichte durch die Augen einer unbewusst unzuverlässigen Erzählerin, die uns von einer bewusst unzuverlässig erzählenden Freundin erzählt, ein interessantes Konzept, aber manchmal dann doch etwas anstrengend.
Was bleibt ist jedoch dieses wunderschöne Gefühl der engen Freundschaft zwischen den zwei heranwachsenden Mädchen. Eine Freundschaft, die ohne erotische Liebe auskommt. Eine Freundschaft, wie sie jede:r einmal in seinem/ihrem Leben haben sollte.

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Veröffentlicht am 25.02.2025

Versprechen nicht gehalten

Super-GAU
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Die Graphic Novel "Super-GAU" von Bea Davies erzählt mit schönen Bildern und auf sanfte Art und Weise von Schicksalen in Deutschland.
Die handelnden Personen sind durchaus interessant und ihre Geschichte ...

Die Graphic Novel "Super-GAU" von Bea Davies erzählt mit schönen Bildern und auf sanfte Art und Weise von Schicksalen in Deutschland.
Die handelnden Personen sind durchaus interessant und ihre Geschichte berührt und regt zum Nachdenken über die Gesellschaft an, ohne die Moralkeule herauszuholen. Jedoch fehlte mir ein Aspekt, der im Titel und im Klappentext eigentlich groß angekündigt wird. Denn diese suggerieren, dass es um die Atomkatastrophe in Fukushima geht und wie sich diese auch auf deutsche Schicksale ausgewirkt hat. Dies war jedoch nur ein sehr kleiner Aspekt der Erzählung. Es wurden zwar immer wieder Nachrichten-Bilder gezeigt, die die Handlung unterbrochen haben und auch die eine oder andere Reaktion darauf, jedoch würde der Großteil der Geschichte auch ohne diese Katastrophe in den Nachrichten gleich ablaufen.
Ohne dieses Versprechen, worum es gehen wird, hätte die Graphic Novel auch hervorragend funktioniert, so aber hatte ich etwas anderes erwartet.

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Veröffentlicht am 29.01.2025

Erzählstil spannender als Inhalt

Only Margo
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In "Only Margo" schreibt Rufi Thorpe über die jugendliche Margo, die von ihrem Professor schwanger und danach gedrängt wird, das Baby abzutreiben und ja niemandem etwas zu erzählen. Doch Margo entscheidet ...

In "Only Margo" schreibt Rufi Thorpe über die jugendliche Margo, die von ihrem Professor schwanger und danach gedrängt wird, das Baby abzutreiben und ja niemandem etwas zu erzählen. Doch Margo entscheidet sich für das Kind und schon bald gerät sie in finanzielle Schwierigkeiten - bis sie die Social Media Plattform OnlyFans für sich entdeckt.
Die Handlung ist solide und wirkt realistisch, Margo ist eine sympathische Protagonistin, der man nur das Beste wünscht und der Roman ist ausgewogen erzählt. Er hat keine Längen und unterhält durchgehend. Doch noch spannender als der Inhalt ist die Art, wie die Autorin die Geschichte erzählt. Margo, die den Professor in einem Literaturseminar über unzuverlässige und außergewöhnliche Erzählstimmen (oder so ähnlich) kennengelernt hat, entscheidet sich nämlich dazu, manchmal in der ersten Person zu erzählen, manchmal in der dritten Person, damit sie die Margo so erschaffen kann, wie sie sie haben möchte. Der Erzählstil lädt praktisch dazu ein, den gesamten Roman zu analysieren und teilweise hat man das Gefühl, man verpasst etwas, wenn man ihn einfach nur zum Vergnügen liest.

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Veröffentlicht am 24.03.2024

Eine wichtige (aber vergessene) Frau

Das verborgene Genie
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Marie Benedict hat es sich wieder einmal zur Aufgabe gemacht, ihren Leser:innen eine (nicht so) bekannte Frau und ihr Lebenswerk näher zu bringen. Dieses Mal geht es um Rosalind Franklin, die Frau, die ...

Marie Benedict hat es sich wieder einmal zur Aufgabe gemacht, ihren Leser:innen eine (nicht so) bekannte Frau und ihr Lebenswerk näher zu bringen. Dieses Mal geht es um Rosalind Franklin, die Frau, die das Geheimnis um die DNA gelüftet hat und zu Lebzeiten nicht die Anerkennung bekommen hat, die sie verdient hätte.
Benedicts biographical fiction Bücher zeichnen sich dadurch aus, dass sie ganze Leben in einer angenehmen Länge präsentieren, ohne dass das Pacing darunter leidet. Die Ereignisse im Buch wirken werden gehetzt, noch langatmig erzählt und am Ende hat man das Gefühl, dass die Geschichte zur Gänze erzählt wurde. Auch schafft es Benedict die Geschichte verständlich zu erzählen und trotzdem den Leser:innen nicht das Gefühl zu geben, dass sie dumm sind. Gerade bei dem Thema der wissenschaftlichen Forschung an Dingen wie der DNA ist es schwierig, die richtige Waage zwischen wissenschaftlicher Sprache und allgemeiner Verständlichkeit zu finden.
Trotzdem konnte es mich nicht so sehr überzeugen, wie der Roman über Hedy Lamarr, vielleicht aber einfach nur deshalb, weil ich von Lamarr schon davor fasziniert war und Franklin für mich unbekannt war.

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