Cover-Bild Rubinroter Dschungel
11,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 06.07.2018
  • ISBN: 9783548289915
Rita Mae Brown

Rubinroter Dschungel

Barbara Scriba-Sethe (Übersetzer)

Der Klassiker der amerikanischen Frauenliteratur

Molly Bolt wächst in den Fünfzigerjahren bei einer Adoptivfamilie in den Südstaaten auf. Die Eltern wünschen sich um jeden Preis eine adrette Tochter, aus der mal eine gute Ehefrau und Mutter wird, aber Molly bewegt etwas ganz anderes: Doktorspiele mit den Jungs, ebenso verbotene Dinge, die sie mit ihrer Freundin macht. Als Molly älter wird, erkennt sie, dass sie mit ihrer Liebe zu Frauen eine Außenseiterin ist. Ihre wilden Affären werden von der Gesellschaft nicht toleriert, sie muss das College verlassen.
Bewaffnet mit ihrer Schönheit, ihrem Humor und ihrer wilden Entschlossenheit, die größte Filmemacherin aller Zeiten zu werden, geht sie schließlich nach New York. Der Traum vom Erfolg scheint zum Greifen nah.

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Lesejury-Facts

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  • Cat83 hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2018

Lesenswerter Klassiker, der auch heute seine Wirkung nicht verfehlt

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Spoilerfreie Rezension!


Inhalt

Molly Bolt wächst in den 50er-Jahren in den Südstaaten auf. Sie ist ein Adoptivkind, die Beziehung zur konservativen Mutter, die eine perfekte Hausfrau aus Molly machen ...

Spoilerfreie Rezension!


Inhalt

Molly Bolt wächst in den 50er-Jahren in den Südstaaten auf. Sie ist ein Adoptivkind, die Beziehung zur konservativen Mutter, die eine perfekte Hausfrau aus Molly machen möchte, ist schwierig, und auch sonst scheint das selbstbewusste, intelligente und willensstarke Mädchen nicht in ihr Umfeld zu passen. Gesellschaftliche Erwartungen sind Molly schon im Kindesalter egal, ohne Scham und sehr neugierig experimentiert sie mit ihrer Sexualität und findet früh heraus, dass sie lesbisch ist. Molly will Regisseurin werden und hat große Pläne, und als sie endlich ein Stipendium für eine Filmhochschule in New York erhält, scheinen sie endlich in greifbare Nähe zu rücken…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
Seitenzahl: 304
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präteritum
Perspektive: aus weiblicher Perspektive (Molly Bolt)
Kapitellänge: mittel
Tiere im Buch: + Eine der Figuren arbeitet zwar im Metzgerladen und es wird einmal Lammeintopf verzehrt, jedoch werden in der Geschichte selbst keine Tiere verletzt oder getötet. Weil auch in diesem Roman eine Katze alleine gehalten wird, hier wieder meine Anmerkung: Katzen sind alleine niemals glücklich (sind sind EinzelJÄGER, keine EinzelGÄNGER), sondern sehr einsam und unglücklich. Sie können verschiedene Verhaltensstörungen entwickeln und depressiv und/oder aggressiv werden. Wer seine Katze liebt, schenkt ihr deshalb mindestens einen Gefährten.

Warum dieses Buch?

Das Cover des Romans fand ich zunächst eher nichtssagend, als ich dann jedoch herausfand, dass es sich bei „Rubinroter Dschungel“ um die Neuveröffentlichung eines Klassikers der feministischen Literatur handelt, der erstmals 1973 erschienen ist, war meine Neugier geweckt. Als Feministin bin ich an dieser Art von Literatur natürlich immer interessiert, besonders spannend fand ich es natürlich, herauszufinden, wie feministische Literatur in den 70er-Jahren geschrieben wurde und wie aktuell sie heute noch ist!

Meine Meinung

Einstieg (+)

Der Einstieg gelang mir ohne Probleme, Mollys charmant direkte, selbstbewusste Erzählstimme hat mich sofort meinen Weg in die Geschichte finden lassen.

„‘Du kannst kein Arzt sein. Nur Jungens können Ärzte werden. Leroy muß der Arzt sein.‘
‚Du hast sie ja nicht mehr alle, Spiegelglass, Leroy ist dümmer als ich. Ich muß unbedingt der Arzt sein, da ich die Gescheitere bin, und ob man ein Mädchen ist, spielt dabei keine Rolle.‘“ E-Book, Position 443

Schreibstil (+)

Auch der Schreibstil der Autorin konnte mich überzeugen, er zeigt sich am Beginn des Buches noch kindlicher und wird dann gemeinsam mit Molly langsam erwachsen. Die Sprache ist flüssig und angenehm, anschaulich, emotional, dabei oft entwaffnend direkt und ungeniert, die Dialoge sind lebendig und wirken echt. Ich war sehr überrascht davon, wie sehr bei Mollys sexuellen Experimenten ins Detail gegangen wird, wie „schamlos“ und unbefangen ihre Beziehungen und ihre Denkweise geschildert werden – vor allem, wenn man bedenkt, dass dieses Buch in den 70er-Jahren im prüden Amerika erstmals erschienen ist. Immer wieder kommt es zu kuriosen Situationen, die ihre eigene Art von Humor entfalten und mich mehrmals zum Schmunzeln oder Lachen gebracht haben.

„‘Du muss doch wenigstens ‚etwas‘ von dem tun, was alle machen. Sonst mögen die Leute dich nicht.‘
‚Ist mir egal, ob sie mich mögen oder nicht. Jeder ist blöd, das ist es, was ich denke. Mir ist wichtig, daß ich mich mag, das ist mir wirklich wichtig.‘“ E-Book, Position 528

Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (♥)

Rita Mae Browns Entwicklungsroman, der sich hauptsächlich mit dem Erwachsenwerden und der Emanzipation der Protagonistin, mit den Themen Selbstbestimmung und sexuelle Freiheit beschäftigt, ist von der Biografie der Autorin stark beeinflusst. Molly wächst in der Unterschicht auf, an einem Ort und zu einer Zeit, in der die gesellschaftlichen Erwartungen und die Forderung nach traditionellen Rollenbildern erdrückend waren. Wie revolutionär dieses Buch damals gewesen sein muss, kann man sich aus heutiger Sicht vermutlich kaum vorstellen. Nicht nur bricht die Protagonistin radikal mit Genderstereotypen, sondern sie ist noch dazu eine „Lesbierin“, eine, die „andersrum“ ist. Damals wurde ein solches Verhalten noch als krankhaft angesehen, als therapierbar. Die junge Molly, die trotz ihrer konservativen Erziehung beeindruckend moderne Einstellungen entwickelt, muss schnell lernen, dass die Chancen für Frauen und Homosexuelle im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ ganz und gar nicht unbegrenzt sind. Im Gegenteil, sie muss sich mit Sexisten, Konservativen und Homophoben herumschlagen, erleidet immer wieder harte Rückschläge (obwohl sie intelligent, talentiert und ehrgeizig ist) – und hört dennoch nie auf, für ihre Träume zu kämpfen.

Die Autorin erzählt eine authentische Geschichte, die uns die vielen (unerwarteten) Wendungen vor Augen führt, die ein Menschenleben oftmals nimmt. Die Autorin kritisiert die Gesellschaft, behandelt viele wichtige Themen wie Rassismus, Sexismus und Homophobie mit der nötigen Tiefe und zeigt auf, wie uns unsere Herkunft prägt und unsere Chancen und Möglichkeiten bestimmt. Auch das Ende fand ich gelungen – vor allem, weil es so offen ist, kann es Denkprozesse anstoßen und zum Nachdenken anregen.

Obwohl man merkt, dass die Gesellschaft damals noch viel engstirniger und konservativer war und obwohl man heutzutage mit vielen der beschriebenen, diskriminierenden Verhaltensweisen glücklicherweise nicht mehr durchkommen würde, verfehlt „Rubinroter Dschungel“ auch im Jahre 2018 nicht seine Wirkung, denn: Kein Land der Welt hat bisher absolute Gleichstellung erreicht, immer noch haben wir massive Probleme mit Sexismus, Rassismus und Homophobie in unserer modernen Gesellschaft, und manche der diskriminierenden Aussagen im Buch kann man (leider!) bestimmt auch heute noch genau so hören. „Rubinroter Dschungel“ verdeutlicht uns, dass schon ein großes Stück des Weges hinter uns liegt, erinnert uns aber gleichzeitig auch daran, dass wir noch einiges vor uns haben.

Protagonistin & Figuren (♥)

Molly Bolt ist eine wunderbare Protagonistin mit einem ganz eigenen Charme. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, ist intelligent, wissbegierig, mutig, stark, wild (manchmal vielleicht sogar schon etwas zu wild) und furchtlos, liebt ihre Freiheit und lässt sich von niemandem sagen, wie sie zu sein und was sie zu tun hat. So rennt sie als Kind mit zerrissenen Kleidern auf den Feldern herum, weigert sich, Kleider zu tragen und schwört sich, niemals zu heiraten. Molly ist mit Sicherheit eine starke Frau mit Vorbildwirkung – es ist zweifellos beeindruckend, welche klaren Ziele sie sich setzt und wie zielstrebig sie diese verfolgt. Egal, welche Hindernisse ihr in den Weg geworfen werden: Sie klettert einfach drüber und weigert sich, aufzugeben – auch wenn sie es als Frau, als Arme, als Lesbe viel schwerer als die meisten anderen hat.

Auch die anderen Figuren sind großteils liebevoll gezeichnet (wenn auch nicht immer sympathisch!), auch wenn viele Molly nur sehr kurz auf ihrem Lebensweg begleiten. Besonders beeindruckt und gerührt hat mich Mollys Vater, der als Einziger das Potential seiner Tochter erkennt und fest entschlossen ist, ihr ein besseres Leben zu ermöglichen.

„‘Molly wird aufs College gehen.‘
‚Große Worte.‘
‚Meine Tochter geht aufs College.‘“ E-Book, Position 574

Spannung & Atmosphäre (+/-)

Ich war ständig neugierig, wie es weitergeht, und bin Molly sehr gerne in der Geschichte gefolgt. Dennoch wäre das Buch meiner Meinung nach noch besser geworden, wenn man ihm Mittelteil noch etwas mehr Spannung beigefügt hätte. Sehr gut gefallen haben mir die glaubwürdigen, ungeschönten Milieubeschreibungen und die Südstaatenatmosphäre in den 50ern, die die Autorin auf den ersten Seiten heraufbeschwört.

„‘Ich begann mich zu fragen, ob Mädchen Mädchen heiraten können, weil ich mir sicher war, daß ich Leota heiraten und für immer in ihre grünen Augen sehen wollte. Aber ich sollte sie nur heiraten, wenn ich nichts mit der Hausarbeit zu tun hätte.‘“ E-Book, Position 631

Geschlechterrollen & Vielfältigkeit (♥)

Dieses Buch ist nicht grundlos zum Klassiker feministischer Literatur geworden, sondern kritisiert Sexismus, Rassismus und Homophobie wirkungsvoll. Die starke Protagonistin beeindruckt und hat Vorbildwirkung. Einen winzigen Kritikpunkt gibt es trotzdem: Mollys leichte Oberflächlichkeit, ihr Bodyshaming, ihre Fixierung auf Äußerlichkeiten und die seltene Verwendung von frauenfeindlicher / homophobe Sprache (die aber teilweise notwendig sind, um das Milieu zu charakterisieren).

Mein Fazit

Rita Mae Browns biographisch beeinflusster Entwicklungsroman ist nicht grundlos zu einem Klassiker feministischer Literatur geworden. „Rubinroter Dschungel“ schildert nicht nur authentisch das Aufwachsen, die Selbstfindung und den hindernisreichen Lebensweg einer jungen, lesbischen Frau, die in den 50er Jahren in Amerika geboren wird, sondern kritisiert gleichzeitig die Gesellschaft wirkungsvoll. Der Schreibstil ist flüssig, emotional und entwaffnend direkt, die Protagonistin zeigt sich intelligent, mutig und stark, und die wichtigen Themen werden von der Autorin mit der nötigen Tiefe behandelt. Lediglich etwas mehr Spannung hätte es im Mittelteil sein dürfen. Sein Alter merkt man dem Buch an den Mietpreisen und an der noch engstirnigeren, konservativeren Gesellschaft an, dennoch verfehlt „Rubinroter Dschungel“ auch im Jahre 2018 nicht seine Wirkung, denn: Kein Land der Welt hat bisher absolute Gleichstellung erreicht und immer noch haben wir massive Probleme mit Sexismus, Rassismus und Homophobie. „Rubinroter Dschungel“ verdeutlicht uns, dass schon ein großer Teil des Weges in eine gleichberechtigte, offene, friedliche Gesellschaft hinter uns liegt, erinnert uns aber gleichzeitig auch daran, dass wir noch ein großes Stück vor uns haben. Deshalb: Bitte (noch) nicht die Beine hochlegen!

Leseempfehlung: Jenen LeserInnen, die sich für das Thema interessieren, sei dieses Buch ans Herz gelegt!

Bewertung

Idee, Themen, Botschaft: 5 Sterne ♥
Worldbuilding: 4 Sterne
Ausführung: 4 Sterne
Einstieg: 5 Sterne
Schreibstil: 4 Sterne
Protagonistin: 5 Sterne ♥
(Neben)Figuren: 4-5 Sterne
Atmosphäre: 4 Sterne
Spannung: 3 Sterne
Ende: 4 Sterne
Emotionale Involviertheit: 4-5 Sterne
Geschlechterrollen: ♥
Regt zum Nachdenken an, denn vieles, was kritisiert wird, ist leider heute noch aktuell!

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir 4 Lilien!

Veröffentlicht am 15.07.2018

Die 1950er

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Die US-amerikanische Autorin Rita Mae Brown schrieb den Roman Rubinroter Dschungel schon 1973. Diese Fassung wurde von Barbara Scriba-Sethe übersetzt. Er ist ein Klassiker der amerikanischen Frauenliteratur ...

Die US-amerikanische Autorin Rita Mae Brown schrieb den Roman Rubinroter Dschungel schon 1973. Diese Fassung wurde von Barbara Scriba-Sethe übersetzt. Er ist ein Klassiker der amerikanischen Frauenliteratur und Frauenbewegung.
Rita Mae Brown wurde mit diesem Roman und mit den Katzenkrimis berühmt.

Der Roman ist biographisch angehaucht und spiel ab den 1950er Jahren. Molly Bolt wächst bei Adoptiveltern auf. Molly geht schon früh auf Konfrontationskurs. Es geht ums Sichfinden in der Sexualität. Mit ihrem Cousin Leroy versucht sie herauszufinden, ob sie andersrum sind und machen ihre Erfahrungen. Sie bemerkt das sie anders ist, wie die anderen Mädchen. Sie ist wissbegierig und talentiert, sie geht aufs College.

Der Roman zeigt die Kindheit, das Erwachsenwerden und die Diskriminierung im Studium und im Beruf, wenn eine Frau Lesbierin ist. Ich hoffe das ist mit der Zeit anders geworden.
Eine gutgeschriebene leicht zu lesende sinnliche Lektüre.