Cover-Bild Wilder Girls
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Themenbereich: Belletristik - Dystopische und utopische Literatur
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 01.09.2022
  • ISBN: 9783492706087
Rory Power

Wilder Girls

Roman | »Eine albtraumhafte Survival-Story von literarischer Qualität« - Casey McQuiston
Andrea Bottlinger (Übersetzer)

Seit achtzehn Monaten steht das Mädcheninternat von Raxter Island unter Quarantäne, denn eine gefährliche Seuche hat sich ausgebreitet: Bei den Schülerinnen löst sie grausige Mutationen aus, die Lehrerinnen starben eine nach der anderen. Die Natur auf der Insel ist wild und unberechenbar geworden. Zum Überleben braucht man Freundinnen, die alles für einen tun würden – so wie Hetty und Reese für Byatt. Denn als Byatt verschwindet, beginnen die beiden eine verbotene Suche, bei der sie auf grausamere Wahrheiten stoßen, als sie es sich je hätten ausmalen können …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2022

Gelungener Body Horror mit abruptem Ende

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Schon 18 Monate sind die Schülerinnen des Mädcheninternats Raxter Island auf ihrer Insel gefangen. Ein Virus, die Tox genannt, verbreitet sich seitdem rasant. Nur zwei Lehrerinnen sind übrig geblieben ...

Schon 18 Monate sind die Schülerinnen des Mädcheninternats Raxter Island auf ihrer Insel gefangen. Ein Virus, die Tox genannt, verbreitet sich seitdem rasant. Nur zwei Lehrerinnen sind übrig geblieben und auch viele Schülerinnen sind an den Folgen verstorben. Hetty, Byatt und Reese sind Freundinnen und halten fest zusammen. Doch dann verschwindet Byatt spurlos, die das Trio zusammengehalten hat. Hetty und Reese machen sich auf die Suche und decken dabei furchtbare Dinge auf.

„Wilder Girls“ ist der erste Jugendroman aus der Feder von Rory Power. Er wird abwechselnd von Hetty und Byatt, jeweils in der Ich-Form und dem Präsens erzählt, so dass wir stets wissen, was sich zeitgleich nach Byatts Verschwinden abspielt. Der Autorin gelingt es dabei, eine herrlich düstere, bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen, denn die Tox hat nicht nur die Flora und Fauna auf der Insel verändert, sondern auch die Körper der Mädchen. Manchen von ihnen wachsen Kiemen oder Knochen schieben sich aus der Haut, andere verlieren durch Wucherungen eine Hand oder ein Auge.

Die drei Mädchen bilden ein interessantes Gefüge. Hetty und Byatt sind beste Freundinnen, Reese kam als dritte hinzu und brachte ein gewisses Ungleichgewicht in die Freundschaft. Nach Byatts Verschwinden, die stets das positive, verbindende Element war, müssen die beiden sich erst wieder zusammenraufen und herausfinden, wo sie stehen. Hetty wird zum Bootsdienst eingeteilt, der die Versorgungslieferungen vom Festland am Steg abholt und kommt so an neue, brisante Informationen. Reese hingegen hat ihre eigene Agenda: Sie möchte ihren Vater wiederfinden, der Hausmeister im Internat war und seit seiner Erkrankung an der Tox ebenfalls verschwunden ist.

Eigentlich ist „Wilder Girls“ das perfekte Buch für den Herbst, eine Mischung aus beängstigender Dystopie und gelungenem Body Horror. Selbst die Natur hat auf der Insel ein gruseliges Eigenleben entwickelt. Auch die Geschichten der drei Mädchen, das Geheimnis um die Machtstrukturen im Internat und die Tox selbst sind gut ausgearbeitet. Einzig der abrupte Schluss trübt die Leseerfahrung enorm, da so einfach viel zu viele Fragen offen bleiben

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Tolle Grundidee, aber auch unausgeschöpftes Potenzial

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3 Sterne | Pluspunkte: Atmosphäre und Settings; spannende Idee | Minuspunkte: Fehlende Spannung; Unausgeschöpftes Potenzial

Eine Seuche, die grausame und erschreckende Mutationen auslöst – das ist es, ...

3 Sterne | Pluspunkte: Atmosphäre und Settings; spannende Idee | Minuspunkte: Fehlende Spannung; Unausgeschöpftes Potenzial

Eine Seuche, die grausame und erschreckende Mutationen auslöst – das ist es, womit die Schülerinnen von Raxter Island zu kämpfen haben. Seit anderthalb Jahren befindet sich das Mädcheninternat in Quarantäne, während die Navy an einem Heilmittel arbeitet. Hetty, Reese und Byatt sind froh, dass sie immerhin noch einander haben, während viele andere der Seuche bereits erlegen sind. Doch als eine von ihnen verschwindet, beschließen die anderen zwei, dass sie lange genug auf Hilfe gewartet haben. Sie machen sich selbst auf die Suche nach ihrer Freundin.
Der Start von „Wilder Girls“ war ziemlich vielversprechend. Von einer Sekunde auf die nächste befand ich mich nicht mehr in meinem gemütlichen Bett, sondern auf der verwilderten Insel Raxter – und erfuhr, was eine unbekannte Seuche sowohl den Mädchen als auch der Natur dort angetan hat. Die Atmosphäre war düster und bescherte mir genauso wie die Beschreibung der wirklich albtraumhaften Mutationen gleich mehrmals eine Gänsehaut. Mit der Zeit lernte ich mehr über die Abläufe in dem verbarrikadierten Mädcheninternat sowie das Innenleben der drei Freundinnen, die im Zentrum der Geschichte standen. Mit jeder Seite wurde ich neugieriger, gespannter, aufgeregter. Da war so viel Potenzial, so viele mögliche Anknüpfungspunkte, so viele Aspekte, die man beleuchten und ausbauen konnte. Nur leider… geschah das dann in meinen Augen nur sehr bedingt.
Sowohl der Kampf um das Überleben an sich als auch die emotionalen Verstrickungen und moralischen Zwiespälte wurden meiner Meinung nach nur oberflächlich beleuchtet. Die Handlung packte mich nicht wirklich, wirkte auf mich fahrig und durchscheinend. Abseits der Atmosphäre und des Settings hinterließen bei mir nur wenige Szenen einen bleibenden Eindruck. Es war nicht direkt langweilig – aber eben auch nicht wirklich spannend. Und ganz ehrlich? Das habe ich bei solch einem imposanten, erschreckenden Thema nicht erwartet.
Mein größtes Problem war aber wohl schließlich, dass mir VIEL zu wenig beleuchtet und erklärt wurde. Das Ende war in meinen Augen unheimlich unbefriedigend und hat mich das ganze Buch nochmal in Frage stellen lassen. Für mich wirkte es schließlich beinahe so, als hätte Rory Power zwar eine tolle Idee für ein grundlegendes Geschehen gehabt, aber dieses nicht weiter ausgebaut. Unheimlich schade, denn eigentlich hat diese Geschichte so wahnsinnig viel Potenzial. Ich bin immer noch etwas wehmütig, weil ich viel mehr erwartet habe und auch beim Lesen gemerkt habe, dass da mehr hätte sein können. Die Ansätze waren alle da. Die Stimmung war da. Aber… irgendwie nicht mehr.

Veröffentlicht am 23.09.2023

Überleben

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Seit mehr als einem Jahr steht das Mädcheninternat auf Raxter Island aufgrund einer bisher unbekannten Seuche unter Quarantäne. Bei den Mädchen des Internates führt diese Krankheit zu Mutationen und nicht ...

Seit mehr als einem Jahr steht das Mädcheninternat auf Raxter Island aufgrund einer bisher unbekannten Seuche unter Quarantäne. Bei den Mädchen des Internates führt diese Krankheit zu Mutationen und nicht selten auch zum Tod, während die Tiere und Pflanze der Insel verwildern und totbringend sind. Die einzigen Nahrungsmittel werden durch Boote vom Festland geliefert, doch diese reichen bei Weitem nicht, um alle zu ernähren. In so einer toxischen Umgebung ist das, was über Leben und Tod entscheiden kann, der Zusammenhalt. So sind Reese, Hetty und Byatt eine eingeschworene Gruppe von Freundinnen, die alles füreinander riskieren würden. Als Byatt verschwindet, tun Hetty und Reese alles, um sie wiederzubekommen und setzen damit Ereignisse in Gang, die zu ihrer aller Untergang führen könnten.

Die Geschichte startet mitten in der Quarantäne, die der Insel auferlegt wurde. Die Tox, wie die Seuche von den Mädchen genannt wird, hat beinahe alle Schülerinnen des Internates befallen und zu Mutationen oder deren Tod geführt. Der Fokus des Buches liegt auf der Geschichte von Hetty, Byatt und Reese, drei Freundinnen, die zusammen das Internat besucht haben und eine unzertrennliche Einheit bilden. Als Erzähler fungiert Hetty und in kurzen Abschnitten auch Byatt im Verlauf der Geschichte. Ich mochte den Zusammenhalt und die emotionale Stärke der Mädchen, vor allem in Anbetracht der Umstände auf der Insel. Leider fehlte es mir vor allem in der Beziehung zwischen Hetty und Reese, aber auch zwischen den anderen Charakteren an emotionaler Tiefe. Man muss wohl anmerken, dass die Geschichte selbst nichts für schwache Leserherzen ist, denn sowohl Gewalt als auch Tod, wenn auch nicht ausführlich beschrieben, spielen eine große Rolle in der Handlung. Dessen ungeachtet wirkte die Geschichte, trotz solider Story, auf mich zu oberflächlich. Gerade das Ende war mir viel zu offen und bringt die Geschichte nicht zu einem sinnvollen Abschluss. Auch die Kapitel in denen Byatt ihre Geschichte erzählt, empfand ich eher als langweilig und wenig voranbringend für die Handlung.

Insgesamt konnte mich das Buch leider nicht mitreißen. Mehr als eine solide Überlebensgeschichte über ein paar junge Mädchen war das Buch für mich leider nicht.

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Veröffentlicht am 03.09.2022

Bizarr und seltsam - aber auf eine ungute Art!

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Auf "Wilder Girls" habe ich schon seit Wochen gespannt gewartet und sofort bei Ankunft meines Rezensionsexemplar mit dem Lesen angefangen. Mit vielen positiven Leserstimmen im Kopf, die die Geschichte ...

Auf "Wilder Girls" habe ich schon seit Wochen gespannt gewartet und sofort bei Ankunft meines Rezensionsexemplar mit dem Lesen angefangen. Mit vielen positiven Leserstimmen im Kopf, die die Geschichte als DIE feministische Dystopie schlechthin loben, hatte ich recht hohe Erwartungen an den Roman und bin nach dem Lesen nun leider mehr als ernüchtert. Zwar ist Rory Powers Erzählung durch die düstere Atmosphäre elektrisierend und hochspannend, ansonsten jedoch weder schön zu lesen noch emotional überzeugend oder inhaltlich überraschend. "Wilder Girls" ist bizarr und seltsam - jedoch nicht auf die gute Art, sondern auf diese abstoßende, gänsehaut-erzeugende Weise, die sich anfühlt wie kalte Würmer, die sich in einem Albtraum über deine Füße winden. Schade!

Trotz meines ernüchterten Fazits kann ich voller Inbrunst sagen, dass sich "Wilder Girls" allein wegen des Covers gelohnt hat. I mean... look at this beauty!!!! Auf schmutzig-türkisgrünem Grund mit braunen Streifen ist ein Mädchen in Großaufnahme zu sehen, welches verträumt in die Ferne blickt, während in ihrer in Streifen geschnittenen Visage zarte Pflanzen ranken. Nachdem ich das Buch gelesen habe, weiß ich, dass wir hier unsere Hauptprotagonistin Hetty sehen, welche von der sogenannten "Tox" befallen ist, die in den Mädchen wuchert und sie wild macht. Dementsprechend passend finde ich auch den Titel gewählt, welcher in krakeligen, schwarzen Großbuchstaben das ansonsten vergleichsweise harmonische und friedvolle Cover durchzieht. Auch wenn ich mir für eine Geschichte, deren Triggerwarnung länger ist als manch Klapptext ein düstereres Cover vorstellen könnte, bin ich einfach begeistert von der Gestaltung!

Erste Sätze: "Irgendetwas. Weit draußen im Weiß-Dunkel. Es bewegt sich zwischen den Bäumen, zwischen Schwärmen von Gebüsch."

"Wilder Girls" beginnt mitten im apokalyptischen Geschehen mit einer langsamen Einführung in das Leben der Mädchen im Paxter Internat, welches seit mehreren Monaten unter dem Befall der sogenannten "Tox" leidet. Um den Rest der Welt vor Ansteckung zu schützen, bevor ein Heilmittel gefunden wird, dürfen die Mädchen der vormaligen Schule die Insel und das Schulgebäude nicht verlassen und sind in der Versorgung mit Lebensmitteln und in der Verteidigung gegenüber der außer Kontrolle geratenen Wildnis in und um das Gebäude herum auf sich alleingestellt. Hunger, Tod, Krankheit, Attacken, Quarantäne, Abgeschiedenheit vom Rest der Welt, Entfremdung und Gewalt sind die Folgen, an echten Alltag und Normalität ist nicht mehr zu denken.

Dementsprechend schwer ist es, trotz der ausführlichen Schilderungen des Lebens der Mädchen, in die Geschichte zu finden. Vorangetrieben wird man beim Lesen zunächst also primär durch die Neugier, was hinter all dem stecken soll. Wie ist die Tox ausgebrochen? Was passiert mit den Mädchen während ihrer Attacken und weshalb sterben manche während andere mutiert weiterleben? Sucht die Navy wirklich nach einem Heilmittel oder ist das Ganze eine Verschwörung? Stecken die Erwachsenen im Internat mit der Navy unter einer Decke? Weshalb bekommen die Mädchen viel zu wenig Lebensmittellieferungen? Was ist die Tox und weshalb tritt sie nur in Paxter auf? Und weshalb scheint es den Rest der Welt so wenig zu interessieren, was auf Paxter passiert...? Diese und viele weitere Fragen begann ich mir während dieser recht zäh zu lesenden, bizarr anmutenden Einführung zu stellen. Anstatt diese jedoch zu beantworten und hinter der wilden Handlung ein komplexes Konstrukt zu enthüllen, das diese Dystopie zu einem hintergründigen Spannungsroman machen würde, eskaliert die Handlung im letzten Drittel dann komplett und endet in einer chaotischen Mischung aus Kampf, Splatter, Krankenhaushorror und Survivalstory. Zu sagen, dass das Ende unbefriedigend ist, wäre die größte Untertreibung des Jahrhunderts. Mit wenigen knappen Sätzen wird grob eine Auflösung zusammengezimmert, die mehr neue Fragen aufwirft als sie löst, und obendrein endet die Erzählung mitten im Nichts in einer Situation, in der keine der Figuren in Sicherheit und keines der Probleme zufriedenstellend gelöst wäre. Was zum Teufel, Rory Power?

"So ist es bei uns allen hier. Krank, seltsam, und wir wissen nicht warum. Dinge brechen aus uns hervor, Teile fehlen, Stücke fallen ab. Und dann verhärten wir und die Wunden verheilen."


Versteht mich nicht falsch, ich bin ein großer Fan von Dystopien und diese können auch gerne sehr düster und abgründig sein und wirre Parts enthalten, die erst später stimmig erscheinen. Ein Buch, das diese Mischung aus schneidender Gesellschaftskritik, feministischem Befreiungskampf und heftigem Survival-Gore lesenswert meistert, ist beispielsweise "The Grace Year" von Kim Liggett, welches mit ähnlichen Zutaten 2020 für ein Jahreshighlight gesorgt hat. Der große Punkt, in dem sich die beiden Romane jedoch unterscheiden ist, dass man in "The Grace Year" zu jedem Zeitpunkt das Gefühl hat, die Geschichte würde auf ein Ziel zulaufen und am Ende ein Gefühl von Sinnhaftigkeit und Abgeschlossenheit zurückbleibt, während man sich nach "Wilder Girls" aufgrund der fehlenden Auflösung und dem löchrig zusammengestrickten Handlungskonzept fragt, was einem die Erzählung überhaupt sagen wollte. Dies ist Horror, um des Horrors Willen, nicht um eine gewiefte Botschaft zu vermitteln.

Ebenfalls im Vergleich zu "The Grace Year" ist mir eine weitere Schwäche von "Wilder Girls" bewusst geworden: dem Leid der Figuren und die Düsternis und Brutalität der Handlung steht hier nur wenig Positives gegenüber. Bis auf die Tatsache, dass hier alle wichtigen handelnden Figuren weiblich sind und der Roman den Bechdel-Test (Gibt es mindestens zwei weibliche Figuren mit Namen, die über etwas anderes sprechen als einen Mann?) mit Leichtigkeit erfüllt, sehe ich nur wenig Feministisches oder Aufbauendes in der Geschichte. Zwar gibt es immer wieder Szenen, in denen die Freundschaft und Solidarität zwischen den Mädchen durchscheint, diese Ansätze werden aber immer wieder im Keim dadurch erstickt, dass sie sich in der nächsten Sekunde um Essen prügeln, einander verstoßen oder ihre Rangplätze neiden. Auch die angedeutete Dreiecks-Liebesgeschichte zwischen den drei Hauptfiguren Reese, Hetty und Byatt empfand ich als nicht sonderlich glaubwürdig, da sie schlicht und einfach im Rest der Handlung untergeht.

"Haltet die Quarantäne ein, haben sie gesagt. Befolgt die Regeln, und wir werden euch helfen. Ein Messer in meinem Gürtel und eine Schrotflinte in meinen Händen. Anderthalb Jahre leerer Himmel und nicht genug Medikamente, Leichten, die hinter der Schule brennen. Wir müssen uns selbst helfen."


Am gravierendsten ist jedoch, dass wir keine starke Identifikationsfigur erhalten, mit der wir all das Leid und Chaos mitfühlend durchstehen können. Sowohl Hetty als auch Byatt sind als Erzählerinnen recht blass und teilweise auch einfach unsympathisch, während ich nicht nachvollziehen konnte, weshalb die dritte im Bunde - Reese - nicht ebenfalls aus ihrer Sicht erzählen darf. Darüber hinaus fiel es mir gerade zu Beginn schwer, Hetty, Byatt und Reese auseinanderzuhalten, da die Persönlichkeiten der Individuen stark zu einem Kollektiv verschmolzen sind, was auch dadurch deutlich wird, dass trotz der Erzählung aus der Ich-Perspektive sehr oft von einem verallgemeinerten "uns" die Rede ist. Ebenso verhält es sich mit den Nebenfiguren, die in meinen Augen furchtbar schlecht gezeichnet sind und stark untereinander verschwimmen. Eine klare Trennung zwischen Antagonisten und Protagonisten gibt es kaum - die Figuren scheinen im einen Moment noch wie die Nettigkeit in Person und werden in der nächsten Sekunde schon zum Monster. Fein gezeichnete Entwicklungen, ein Spektrum an Differenzierungen oder gesunde Beziehungen findet man hier nicht. Wo andere LeserInnen eine berührende, feministische Botschaft sehen wollen, ist mir also völlig schleierhaft.

"Über uns recken sich die Kiefern dem Himmel entgegen, höher, als sie sein sollten, die Stämme breiter. Ihre Äste teilen sich tausendmal, verdecken die Sonne und machen das Licht trüb und klebrig. Es fühlt sich alles vergessen an, als wären wir seit hundert Jahren die Ersten hier. Leime Radspuren auf der Straße, keine Anzeichen, dass dies je irgendetwas anderes war als das, was es jetzt ist. Wir sollten hier nicht sein. Dieser Ort gehört uns nicht mehr."


Zusätzlich sehr erschwert, die Geschichte zu mögen hat mir der Schreibstil von Rory Power, welchen ich nur als gewöhnungsbedürftig betiteln kann. Auch wenn ich ihrer Erzählung eine Sogwirkung nicht absprechen kann, empfand ich die vielen ekelhaften Vergleiche, abstoßende Beschreibungen und abgehackte, syntaxlose Gedankenströme gepaart mit wenig Dialogen und sparsam eingesetzten Gefühlsbeschreibungen als sehr ermüdend. Durchgängig bricht ein Mädchen spastisch zuckend zusammen, würgt an schwarzem Schleim, blutet aus eitrigen Wunden, wird bei lebendigem Leib von einer Bestie aufgefressen oder alternativ auch festgeschnallt auf einer Liege vergast. Hier wird fröhlich getötet, verstümmelt, gefoltert, gehungert, geflüchtet und auf alle erdenklichen Arten gelitten. Auch das Setting mit den wild wuchernden Pflanzen und den wild gewordenen, von Würmern zerfressenen Tieren trägt nicht gerade dazu bei, ein freundlicheres Licht auf die Handlung zu werfen. Wer also schwache Nerven oder einen nervösen Magen hat und es also nicht mal eklig oder düster aushalten kann, sollte dringend eine andere Dystopie wählen. Deshalb ist der Roman auch eindeutig kein Jugendbuch, auch wenn die Protagonistinnen mit ihren 16 Jahren etwas jünger sind, als die Zielgruppe. Doch egal welche Zielgruppe - empfehlen kann ich die Geschichte aus meiner persönlichen Perspektive sowieso nicht!


Fazit:


"Wilder Girls" ist eine bizarre und seltsame Horrorgeschichte, welche zwar elektrisierend und hoch spannend zu lesen, ansonsten jedoch weder schön noch emotional überzeugend oder inhaltlich überraschend gestaltet ist. Unsympathischen Figuren, ein gewöhnungsbedürftiger Schreibstil und eine unbefriedigende Auflösung tun ihr Übriges und haben dafür gesorgt, dass ich trotz großer Hoffnungen schnell ernüchtert wurde. Schade!

PS: Die zwei Sterne gibt es für die wunderschöne Gestaltung und die spannende Grundstimmung

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