Die große Leidenschaft der Caroline H.
19. Jahrhundert in England. Eigentlich ist Caroline Herschel Sängerin. Sie genießt den Applaus und die hübschen Roben, die sie bei ihren Auftritten trägt – doch wenn das Publikum sich spätabends zu Hause ...
19. Jahrhundert in England. Eigentlich ist Caroline Herschel Sängerin. Sie genießt den Applaus und die hübschen Roben, die sie bei ihren Auftritten trägt – doch wenn das Publikum sich spätabends zu Hause ins Bett legt, wird Caroline erst so richtig wach. Denn ihre geheime Leidenschaft gilt den Sternen – eine Passion, die sie durch ihren Bruder Wilhelm entdeckt hat.
Sie unterstützt ihn, den bekannten Astronomen, in seinen Forschungen und notiert seine Beobachtungen, während er am Teleskop steht. Immer häufiger zieht sie abends auch allein nach draußen, um den Nachthimmel zu durchforsten. Sie hat es darauf abgesehen, Kometen zu entdecken und durch diese Entdeckungen selbst in der astronomischen Society (einer Institution, in der nur Männer Mitglied sind) wahrgenommen zu werden.
Als es endlich soweit ist und sie tatsächlich einen Kometen entdeckt, den vorher noch niemand katalogisiert hat, erntet sie zwar durchaus Respekt der männlichen Kollegen, doch in der Öffentlichkeit wird ihre Entdeckung mit dem zweifelhaften Titel „Damenkomet“ bekannt. So als sei es gar keine „richtige“ Entdeckung gewesen. Auch bei ihren weiteren Kometensichtungen muss Caroline um Anerkennung kämpfen – zeit ihres Lebens steht sie im Schatten ihres Bruders, wenn es um ihre astronomischen Fähigkeiten geht, die den seinen jedoch in nichts nachstehen.
Ruth Kornberger hat sich intensiv mit dem Leben der Caroline Herschel auseinandergesetzt und beschreibt detailreich ihren Kampf um Anerkennung in einem männerdominierten Berufsfeld. Dieser Detailreichtum ist einerseits beeindruckend, allerdings machte dies den Roman auch etwas behäbig. Nur langsam kommt die Handlung voran und auch die Zeitsprünge, mit deren Hilfe hier erzählt wird, können die Spannung nicht so recht vorantreiben.
Als Spannungselement hat die Autorin die Figur des Dienstmädchens Agnes eingebaut, die versucht der betagten Dame eine geheimnisumwitterte Liebesgeschichte aus der Vergangenheit zu entlocken. Doch auch dieses Element konnte für mich die Spannung nicht so weit aufbauen, dass ich die Seiten atemlos umgeblättert hätte.
Wer diesen Roman liest, sollte sich also darüber im Klaren sein, dass es ein eher ruhiges Buch ist, das den Fokus auf Carolines Wirken als Astronomin legt und dies im Kontext ihrer Zeit detailreich darstellt. Wenn man gern in der Vergangenheit schwelgt, kann man das Buch aber auf jeden Fall genießen und erfährt viel über den Wissensstand der Astronomie gegen Ende des 19. Jahrhunderts.