Cover-Bild Weit weg ist anders
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12,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Insel Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 261
  • Ersterscheinung: 06.03.2017
  • ISBN: 9783458362562
Sarah Schmidt

Weit weg ist anders

Roman

Kratzbürstige Berlinerin die eine, norddeutsche Kleinstädterin mit einer Vorliebe für Yoga und Handarbeiten die andere: Außer einer gegenseitigen tiefen Abneigung haben Edith Scholz und Christel Jacobi nichts miteinander am Hut – dennoch lassen sich die beiden 70-Jährigen auf ein Abenteuer ein, das sie quer durch Deutschland führt.

»Frei sein heißt allein sein können«, ist die verwitwete Edith Scholz überzeugt, die in ihrer Berliner Mietwohnung mit einer Zigarette und hin und wieder einem Gläschen Schnaps ganz zufrieden ist. Doch ein Sturz macht ihr einen Strich durch die Rechnung – Frau Scholz muss zur Reha nach Usedom. Was im Grunde recht erholsam sein könnte. Wäre da nicht Christel Jacobi, ihre viel zu freundliche und esoterische Zimmernachbarin: »Wir alten Weiber – wir müssen doch zusammenhalten«, meint die, überschüttet die knurrige Frau Scholz mit Freundlichkeiten und schafft es schließlich sogar, sie zu ihrer Verbündeten zu machen. Denn Christel Jacobi will sich nicht länger dem Willen ihrer Familie beugen, sondern endlich mal ein Abenteuer erleben, bevor es zu spät ist ...

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.02.2017

Scholz & Jacobi

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Edith Scholz, die ca. 70-jährige ungeduldige Berlinerin, wird nach einem Sturz in ihrer Wohnung erst nach eineinhalb Tagen von ihrem Postboten Oskar Mannstein entdeckt.
Notarzt, Krankenhaus, Hüftoperation ...

Edith Scholz, die ca. 70-jährige ungeduldige Berlinerin, wird nach einem Sturz in ihrer Wohnung erst nach eineinhalb Tagen von ihrem Postboten Oskar Mannstein entdeckt.
Notarzt, Krankenhaus, Hüftoperation und Reha folgen unvermeidlich ihrem Unfall. Während der Reha lernt sie Christel Jacobi kennen, die ihre Freundschaft sucht. Aber Edith Scholz sucht keine Freundschaft. Sie liebt es unabhängig zu sein. Sie ist kratzbürstig, angriffslustig und zupackend. Christel Jacobi ist das krasse Gegenteil von Großstadtpflanze Edith. Sie kommt aus der Kleinstadt Husum. Sie liebt Yoga und Handarbeiten. Im Gegensatz zu Edith ist sie mimosenhaft, emotional und ängstlich, aber auch ziemlich manipulierend. Trotz einer großen Abneigung und der vielen Gegensätze finden die Beiden zueinander und machen sich in ein großes Abenteuer auf.

Ich habe mich köstlich amüsiert. Ich bin auch bereits sechzig Jahre und finde es köstlich, wie natürlich Frau Scholz und Frau Jacobi agieren. Jeder kennt so eine Frau Scholz und Frau Jacobi. Man mag sie Beide, aber auf Dauer kann man wohl keine von Beiden immer in seiner Nähe haben. Wenn man Frau Scholz allzu nah auf die Pelle rückt, wird sie mit jedem Tag unausstehlicher und kratzbürstiger, damit sie wieder alleine ihrem gewohnten Tagesablauf nach gehen kann. Frau Jacobi würde mir auf Dauer ziemlich auf die Nerven gehen, so lieb und so nett sie auch ist.
Für ein bestimmtes Ziel haben sie sich aber arrangiert und dabei festgestellt, dass sie ihr gewohntes Leben doch nicht lange Zeit entbehren können.
So amüsant und unterhaltsam die Wortgefechte zwischen den beiden Frauen zu lesen waren, so lässt es mich doch nachdenklich und ein bisschen traurig zurück.
Weite Sprünge können wir mit zunehmendem Alter nicht mehr machen, aber es gibt immer noch Menschen, die es versuchen. Und das ist schön zu lesen.

Veröffentlicht am 05.02.2017

Soooo schön

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Edith Scholz ist eine waschechte Berlinerin. Sie sagt ihre Meinung immer frei heraus. Sie lebt alleine und ist damit rundum zufrieden. Nach einem Sturz muß sie in die Reha-Klinik. Dort trifft sie auf Christel ...

Edith Scholz ist eine waschechte Berlinerin. Sie sagt ihre Meinung immer frei heraus. Sie lebt alleine und ist damit rundum zufrieden. Nach einem Sturz muß sie in die Reha-Klinik. Dort trifft sie auf Christel Jacob aus Husum. Die hat sich in den Kopf gesetzt mit Edith Freundschaft zu schließen. Trotz Ediths Ruppigkeit gibt sie nicht auf und schließlich hat sie Erfolg. Nach der Reha treffen sie sich wieder. Weil Christel nicht in ein Seniorenheim umziehen will, beschließen die beiden Frauen eine Reise zu machen. Nicht immer sind sie einer Meinung, aber sie raufen sich stets wieder zusammen und erleben kuriose Situationen. Sie genießen das Leben so lange es noch möglich ist.

Das Buch kam mit der Post, ich habe es ausgepackt, einen Blick reingeworfen nd schon War ich gefangen. Ich habe selten eine so rührende Geschichte gelesen. Die beiden Frauen sind so unterschiedlich wie nur möglich. Edith steht mit beiden Beinen auf dem Boden und versteckt ihr gutes Herz hinter ihrer Ruppigkeit. Christel lebt in ihrem Luftschloß und läßt die Schwierigkeiten erst von ihrem Mann, dann von ihrer Tochter aus dem Weg räumen. Trotzdem gehen sie ein Stück ihres Weges gemeinsam. Die Geschichte ist süß wie ein Bonbon und herb wie ein Biß in eine Zitrone. Beim Lesen schwankt man zwischen herzhaftem Lachen und traurigem Schniefen. Genau wie das Leben eben so abläuft. Das Buch ist einfach nur soooo schön!

Veröffentlicht am 08.05.2020

Gegensätze ziehen sich an

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Eine tolle amüsante und doch sehr ernste Geschichte. Die grantelige Berlinerin Edith Scholz und die zurückhaltende , ängstliche Christel Jacobi lernen sich in einer Reha kennen.Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher ...


Eine tolle amüsante und doch sehr ernste Geschichte. Die grantelige Berlinerin Edith Scholz und die zurückhaltende , ängstliche Christel Jacobi lernen sich in einer Reha kennen.Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Und doch verbinden sie kleine Einzelheiten, von denen sie nichts wissen.
Obwohl sie sich nicht mögen, machen sie sich auf in das Abenteuer Reisen . Hier bewältigen sie viele Hürden und Gemeinsamkeiten. Immer wenn es brenzlig wird, sind sie füreinender da.

Die Geschichte ist von Beginnan fesselnd. Es macht richtig Spass, die beiden senilen Damen auf ihrer Reise ins Unbekannte zu begleiten. Amüsante Dialoge bringen uns zum Schmunzeln. Fast wie im richtigen Leben.

Veröffentlicht am 23.02.2020

Die letzte Tour...

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Edith und Christel, beide um die 70, lernen sich während einer Reha-Maßnahme am Meer kennen. Erst hat es den Anschein, als wären die rustikale Berlinerin Edith und die empfindsame norddeutsche Kleinstädterin ...

Edith und Christel, beide um die 70, lernen sich während einer Reha-Maßnahme am Meer kennen. Erst hat es den Anschein, als wären die rustikale Berlinerin Edith und die empfindsame norddeutsche Kleinstädterin Christel in gar keinem Fall zu irgendeinem Zusammenspiel zu bekommen. Die erste Begegnung verläuft jedenfalls alles andere als glücklich. Die harmonieliebende Christel lässt jedoch nicht locker und nach ein paar Tagen kommen die Beiden doch recht gut mit- bzw. nebeneinander aus. Einige Zeit nach der Reha macht Christel Edith ein Angebot, dass diese wider erwarten annimmt: Sie lädt sie ein auf ihre Kosten nach Husum zu kommen, um sie zu besuchen. Noch ahnt Edith nicht, was aus diesem kurzen Besuch werden soll...

Zunächst möchte ich einwerfen, dass der Text und die Aufmachung des Bucheinbandes etwas irreführend ist. Es wird der Eindruck eines Roadtrips per Bus erweckt, was absolut nicht zutrifft. Das angebliche "Abenteuer", das sie quer durch Deutschland führen soll, führt genau genommen in eine einzige Stadt - allenfalls in 2 Städte, wenn man die Fahrt zu Edith nach Berlin mitrechnet, weil Christel dort noch niemals war. Die Fahrt findet auch nicht per Bus statt, sondern per Bahn bzw. Auto. Der Begriff "Abenteuer" weckt auch gewisse Assoziationen beim Lesenden. Davon ist jedoch die Story ziemlich weit entfernt. Aber natürlich ist für 70jährige ein Abenteuer auch etwas anderes als für einen deutlich jüngeren Menschen.
Eigentlich geht es in dem Buch ohnehin nicht um irgendein Abenteuer, sondern eher um die Frage, wie viel Eigenständigkeit und Entscheidung man älteren oder kranken Menschen noch zubilligen kann, darf oder sollte. Darf nicht jeder Mensch eigentlich selbst entscheiden, wo und ggf. auch wie sein Leben enden soll?
Und es geht um die Frage, wie viel Harmonie bzw. Auseinandersetzung im menschlichen Miteinander wirklich nötig sind. Die eine Protagonistin steht recht stabil in den 4 Wänden ihrer Mietwohnung, wenn man von ihrem Sturz absieht, der ihr neue Hüften einbrachte. Sie hat nicht viel Geld, ist am liebsten alleine und kümmert sich eigentlich auch nicht um irgendwelche anderen Leute. Die Verletzlichkeit durch den Unfall macht ihr jedoch bewusst, dass sie ziemlich alleine dasteht - und sei es noch so stabil und unabhängig.
Die andere hingegen ist mehr als verunsichert. Sie ist todkrank, will aber partout nicht aus ihrem viel zu großen Häuschen ausziehen und fühlt sich überrumpelt von ihrer Tochter und dem Exmann. Da sie Auseinandersetzungen und klare Worte scheut geht sie den für sie einzigen Weg, den sie sieht: Sie flieht, um die unvermeidliche Auseinandersetzung mit ihrer Tochter aufzuschieben. Sie fühlt sich verplant und wie entmündigt.
Die beiden Charaktere sind hervorragend heraus gearbeitet. So gut, dass ich Edith von Grund auf unsympathisch empfunden habe. Die gern als typisch deklarierte Berliner Schnauze, die es einfach nicht schafft, Fremden gegenüber höflich und freundlich zu begegnen. Die Patzigkeit mit fehlender Anbiederung gleichsetzt.
Die Story an sich ist abenteuerarm, was mich jedoch nicht sonderlich störte. Das Buch liest sich hervorragend und wenn man keinen Abenteuer-Roman erwartet, sondern eher ein Buch mit etwas Tiefgang, dann wird man hier nicht enttäuscht. Eine Thematik, die irgendwann auf jeden von uns zukommt. Sei es bei den Eltern oder bei einem selbst. Wir werden ja schließlich alle nicht jünger...

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Veröffentlicht am 18.06.2017

Leichter und gleichzeitig tiefgründiger Sommerroman

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Zwei Damen. Edith Scholz und Christel Jacobi. Gebürtige Berlinerin, mit einer Schnauze so groß wie der Fernsehturm, versus verträumte Kleinstädterin, deren größte Angst ihre eigene Tochter ist. Als Edith ...

Zwei Damen. Edith Scholz und Christel Jacobi. Gebürtige Berlinerin, mit einer Schnauze so groß wie der Fernsehturm, versus verträumte Kleinstädterin, deren größte Angst ihre eigene Tochter ist. Als Edith und Christel sich auf einer Kur an der Ostsee kennenlernen, können sich die beiden nicht ausstehen. Und dennoch erhält Frau Scholz kurz nach ihrer Kur einen Brief aus Husum: Frau Jacobi würde sich gerne mit ihrer Ex-Zimmernachbarin treffen. Da Edith dem Renovierungslärm in ihrem Haus entkommen möchte, willigt sie kurzerhand ein und wird bei ihrem Treffen mit Christel nicht gerade positiv überrascht: Frau Jacobi ist todkrank und hat nicht mehr lange. Und gerade deshalb möchte sie zusammen mit Frau Scholz ein letztes Mal ein große Reise wagen, entgegen der Wünsche ihrer Tochter. Bevor es zu spät ist.


Anfangs war ich etwas enttäuscht von dem Roman. Er schien sich recht langsam zu entwickeln und ich konnte es einfach nicht abwarten, bis die Kur endlich vorbei wäre und die Reise beginnen würde. Dennoch gefiel mit der trockene, manchmal schwarze Humor der Frau Scholz, der dem Roman eine Leichtigkeit verlieh ohne dabei eintönig zu werden. Außerdem hat mir der Sichtwechsel sehr zugesprochen, da man dadurch einerseits eine Situation aus zwei Perspektiven erleben konnte und andererseits der Roman so an Dynamik gewann und der Kontrast zwischen der schwärmerischen Christel und der grimmigen Edith hervorgehoben wurde.
Im Verlaufe des Roman rückte Frau Jacobi Krankheit immer weiter in den Fokus, weswegen der Roman immer "schwerer" und ernster wurde. Trotzdem wurde das Buch dadurch nicht schlechter, im Gegenteil sogar, es unterhielt den Leser dann nämlich nicht nur, sondern regte ihn auch zum Nachdenken an. Mit gefiel dieser neue melancholische Aspekt sehr, denn er zeigte auf, dass das wahre Leben eben nicht nur eine nette, lustige Urlaubsreise darstellt.
Auch die Entwicklung der Protagonistinnen ist ebenfalls sehr positiv hervorzuheben. Sie gewannen immer mehr an Tiefe und Vielschichtigkeit und wurden dadurch lebhafter und interessanter. Dass sowohl Edith als auch Christel beide auf ihre eigene Art sehr sympathisch waren, hat das Lesen sehr erleichtert. Es war wirklich schön mitverfolgen zu können, wie die beiden Damen zuerst eine eigensinnige Sympathie und später auch eine innige Freundschaft füreinander entwickelten, auch wenn sie den Eindruck machten, sie würden selbst nicht wissen, dass sie Freunde sind.
Der Roman an sich liest sich sehr leicht und flüssig und die Handlung hat kein komplizierten oder verwirrenden Verzweigungen.


Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Roman "Weit weg ist anders" von Sarah Schmidt die Geschichte einer zurückhaltenden Freundschaft und einer letzten Reise schildert, ohne dabei zu einem geschmacklosen Kirschroman zu degradieren.