Cover-Bild Das andere Tal
(44)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 464
  • Ersterscheinung: 20.03.2024
  • ISBN: 9783257072822
Scott Alexander Howard

Das andere Tal

Anke Caroline Burger (Übersetzer)

Dieses Tal ist ein besonderer Ort. Geht man nach Osten oder Westen, stößt man auf die gleichen Häuser, Hügel, Straßen – doch alles ist zwanzig Jahre zeitversetzt. Nur in Trauerfällen dürfen die Grenzen passiert werden. Als die junge Odile in Besuchern aus der Zukunft die Eltern ihres Freundes Edme erkennt, weiß sie, dass er bald sterben wird. Was wäre, wenn Odile das ihr auferlegte Schweigen bricht? Ein bewegendes und außergewöhnliches Debüt über Freiheit und die Macht des Schicksals.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2024

Ein außergewöhnlicher Lesegenuß und unbedingte Empfehlung für alle Zeitreisenden

0

Bewertung zu "Das andere Tal" von Scott Alexander Howard


In meinen Augen ein literarisch ganz oben anzusiedelndes Werk in exzellentem Schreibstil !


Der Roman Das andere Tal des kanadischen Schriftstellers ...

Bewertung zu "Das andere Tal" von Scott Alexander Howard


In meinen Augen ein literarisch ganz oben anzusiedelndes Werk in exzellentem Schreibstil !


Der Roman Das andere Tal des kanadischen Schriftstellers Scott Alexander Howard spielt in einem kleinen abgeschotteten Tal.

Neben diesem Tal gibt es noch exakte Kopien des Tales, die im Osten und Westen angrenzen, zeitversetzt 20 Jahre vor und zurück. Und auch an diese Täler grenzen, wiederum auf der anderen Seite, exakte Kopie des Tales, um jeweils weitere 20 Jahre zeitversetzt in Zukunft und Vergangenheit, in endloser Reihe.

Ein Besuch der anderen Tälern wird nur in Ausnahmefällen genehmigt. Zu groß ist die Gefahr, daß die Kausalkette der Ereignisse gestört wird, mit verheerenden Folgen für eines der Täler, bis hin zur Auslöschung.

Im ersten Teil des Romans lernen wir im „gegenwärtigen“ Tal Odile unsere 16 jährige Hauptfigur und ihre Freunde kennen. Ein schüchternes Mädchen, das nur schwer Anschluß findet. Die Jugendlichen stehen am Ende ihrer Schulzeit und müssen sich für eine Ausbildung entscheiden.

Odile bewirbt sich beim Conseil, der Regierung des Tales, die auch über die Reiseerlaubnis entscheidet.

Um unerlaubte Reisen in Vergangenheit oder Zukunft zu verhindern sind alle Täler von einem gesicherten und bewachten Zaun umgeben.

Odile erfährt die ersten Liebesgefühle und beginnt zarte Bande zum gleichaltrigen Edme zu knüpfen.

Zufällig beobachtet Odile Besucher aus der Zukunft, erkennbar an den schwarzen Masken und Kutten die sie tragen müssen. Anhand des Habitus der Besucher erkennt sie, daß es sich um Edmes Eltern handeln muß und, daß der einzig denkbare Grund für ihren Besuch nur der nahende Tod Edmes sein kann. Als Odiles Lehrerin am Conseile von dieser Sichtung erfährt, wird Odile bei Strafe verboten, Edme zu warnen. Als Edme tödlich verunglückt bricht Odile ihre Ausbildung als Conseillière ab.

Der erste Teil ist mehr ein Coming-of-Age-Roman und eine Gesellschaftsbeschreibung, als ein Zeitreise-Abenteuer. Aber sehr interessant sind all die Detailfragen, die sich bei der Thematik der Zeitreisen in die benachbarten Täler ergeben. Es ist wirklich spannend zu lesen, wie diese abgeschlossene Welt aufgebaut ist und funktionieren kann.

Das Coming-of-Age von Odile wird bemerkenswert einfühlsam beschrieben.

Im zweiten Teil begegnen wir nun der 20 Jahre älteren, also der 36-jährigen Odile. Genaugenommen befinden wir uns nun also im Tal, das östlich an das im ersten Teil beschriebene grenzt.

Edmes Tod und Odiles Schuldgefühle, da sie ihn nicht gewarnt hatte, haben unsere Hauptfigur derart aus der Bahn geworfen, daß sie sich aufgegeben und einen Posten bei der Gendarmerie angenommen hat, die die Grenze bewacht. Eine Stellung die eigentlich für die Gescheiterten der Gesellschaft vorgesehen ist.

Ihr Leben dort ist entbehrungsreich, stumpf und von demütigenden Anfeindungen geprägt und so scheint Odile, nach Edmes Tod, über Jahrzehnte, einen Akt der permanenten Selbstbestrafung vorzunehmen.

Wie sehr sich Odile in die Gegebenheiten ihres tristen Daseins gefügt hat und wie sehr sie abgestumpft ist, wird sichtbar, als sie den Mord ihres Vorgesetzten an Lucie bedenkenlos hinnimmt, einer flüchtenden Frau, die sie noch von ihrer Schulzeit kannte, und sogar noch zu ihrem Vorteil nutzen will.

Würde der Roman hier enden, so würden wir dieses Buch tief deprimiert zur Seite legen.

Doch ein fulminantes, packendes und unglaublich spannendes Ende dieses Debüt-Romanes gibt uns unsere Hoffnung zurück und es stellt sich nur noch eine Frage: Wann kommt der zweite Roman von Scott Alexander Howard.

Natürlich kann man vom Autor nicht erwarten, daß er diese Geschichte in logischer Hinsicht nach allen Seiten wasserdicht macht. Also Fragen nach dem Woher des Benzins für den Autobus oder der Ersatzteile für die Gerätschaften des Alltags, werden nicht beantwortet.

Aber ein äußerst interessantes Gedankenexperiment ist es allemal, veranschaulicht es doch auf einfache Weise die Theorie, daß Zeit eine Illusion ist. Alles findet gleichzeitig statt, nur eben auf einer Unzahl verschiedener Frequenzen. Vergleichbar mit einem Radio, wo man immer nur einen Sender hören kann, obwohl Tausende Stationen gleichzeitig senden.

Der Stil – Ein Lesegenuß auf höchstem Niveau

Was mich an diesem Buch sofort begeistert hat, ist der exzellente Schreibstil des Autors. Jedes Wort ist genau da, wo es hingehört. Wie bei einem gut komponierten klassischen Musikstück stimmen Tempi, Betonungen, Satzlängen und Satzmelodie. So wird, unabhängig vom erzählten Stoff, das Lesen selbst zum Genuß. Wenn man es genau betrachtet, findet oft mehr Detailbeschreibung, als Handlung statt. Dennoch empfand ich das Lesen als unglaublich spannend und wollte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Metaphern sind kleine Meisterwerke, passend und immer genau auf den Punkt. Als Leser fühlt man sich getragen und der Autor versteht es, Dialoge so geschickt in indirekter Rede auszuführen, daß diese den Lesefluß in keinster Weise beeinträchtigen.

„Das andere Tal“ ist eine absolute Empfehlung und ich bin überzeugt davon, daß dies nicht der letzte Roman von Scott Alexander Howard sein wird, in dessen Genuß wir kommen.

Das Einzige, was ich als Leser an diesem Roman vermißt habe, war ein rotes Lesebändchen, passend zum schönen rot-orangen Ganzleineneinband des bekannt handlichen Diogenes-Buches.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.04.2024

Bollwerk gegen das Nichtsein

0

"Wir sind das Bollwerk gegen das Nichtsein. Dagegen, so vollständig ersetzt zu werden, dass um das Verlorene nie getrauert wird."

So sieht sich selbst das Conseil, der Rat, der in den Tälern im Debütroman ...

"Wir sind das Bollwerk gegen das Nichtsein. Dagegen, so vollständig ersetzt zu werden, dass um das Verlorene nie getrauert wird."

So sieht sich selbst das Conseil, der Rat, der in den Tälern im Debütroman des promovierten Philosophen Scott Alexander Howard Regierung und Kirche zugleich ersetzt.

Mit den Tälern, in denen alles identisch existiert, allerdings zum einen in der Gegenwart und zum anderen jeweils 20 Jahre in der Vergangenheit und 20 Jahre in der Zukunft, erschafft Howard ein unwiderstehliches Gedankenexperiment. Wie weit sind Menschen bereit zu gehen, wenn sie den schlimmsten Moment ihres Lebens verändern könnten und welchen Preis sind sie dafür bereit zu zahlen?

Unter ganz besonderen Bedingungen erlaubt das Conseil Übertritte in die andere Zeit, aber nur um einen geliebten Verstorbenen noch einmal zu sehen oder einen Nachfahren, den man durch vorzeitigen Tod nicht mehr kennenlernen konnte. Als die junge Odile eines Tages in den maskierten Besuchern aus dem Zukunfts-Tal die Eltern ihres Schulfreundes Edme erkennt, ahnt sie, dass Edme bald sterben muss. Ausgerechnet Edme wird zu ihrer ersten Jugendliebe. Doch Odile selbst ist Anwärterin für das mächtige Conseil und in Edmes Schicksal einzugreifen strengstens verboten....

Howard gelingt ein unglaublich vielfältiger Roman von beeindruckender Tiefgründigkeit, den man von Beginn an, auch während man nicht darin liest, nicht mehr aus dem Kopf bekommt. So sehr wird man von den darin aufgeworfenen Fragen auch persönlich berührt. Ist der erste Teil des Romans noch geprägt von bittersüßem Coming of Age, liefern die folgenden Teile und die Beschreibung des teils gnadenlosen Regimes eine Tristesse von niederdrückendem Ausmaß. Dabei zeichnet sich Howards Stil stets durch sprachliche Schönheit und Bildhaftigkeit aus.

Auch das gelungene Ende überzeugt so sehr, dass man sich unwillkürlich fragt, wann man aufhören wird, darüber nachzudenken oder von der Geschichte zu erzählen. Ein Buch, wie man es leider nur sehr selten zu lesen bekommt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.04.2024

Eine grandiose Geschichte

0

Eine wahrhaft grandiose Geschichte! Eine, die zum Nachdenken anregt über Chancen, Vergangenheit und darüber, was wäre, wenn man in seine Vergangenheit eingreifen könnte. Was wäre, wenn das Leben parallel ...

Eine wahrhaft grandiose Geschichte! Eine, die zum Nachdenken anregt über Chancen, Vergangenheit und darüber, was wäre, wenn man in seine Vergangenheit eingreifen könnte. Was wäre, wenn das Leben parallel ablaufen würde? Autor Scott Alexander Howard hat ein Gedankenspiel in einem gelungenen Debütroman zum Leben erweckt. Eine fantastische und fesselnde Geschichte; Stell dir vor, dein Leben würde sich auf ein Tal beschränken. Hinter den Bergen auf der westlichen Seite existiert ein identisches Tal, alles ist gleich, doch dort spielt sich alles 20 Jahre früher ab, ähnlich verhält es sich auf der Ostseite, nur 20 Jahre in die Zukunft. Alle Täler sind hermetisch abgeriegelt, Besuche (ohne direkten Kontakt, zum „Schauen“) sind nur in Einzelfällen und inkognito bei bestimmten Trauerfällen gestattet. Als die 16jährige Odile Besucher aus der Zukunft zufällig erkennt, weiß sie, dass ihrem Mitschüler Edme etwas zustoßen wird. Doch sie darf ihn nicht warnen, darf nicht in das (zukünftige) Geschehen eingreifen, darf die Zukunft nicht verändern. Was wäre jedoch, wenn sie ihr Schweigen bräche?

Es wird aus Sicht der jungen und im zweiten Abschnitt der älteren Odile erzählt. Gedankenspiele entstehen, wie ein einzelnes Ereignis Lebensläufe verändert und wie es hätte anders aussehen können. Wie wäre es, wenn wir unserem älteren oder jüngeren ich etwas ausrichten könnten? Eine Warnung zb oder einen Ratschlag?

Ich konnte mir diese Welt beim Lesen richtig gut vorstellen, auch wenn es weder einen Hinweis auf eine bestimmte Zeit gibt (es fahren allerdings Autos, es gibt aber nur Radio und kein Handy ), wo genau diese Täler liegen, wird auch nicht näher beschrieben. Aber all das ist auch nicht wichtig. Viel wichtiger ist die Handlung, die Figuren, die Veränderungen, die sie durchmachen. Und diese Geschichte hat mich richtig gepackt. Mir Stoff zum Nachdenken gegeben, mich beschäftigt und berührt. Über diese Geschichte habe ich am Ende noch eine Weile nachgedacht, an die vielen anscheinend losen Fäden gedacht , die am Ende so perfekt verknüpft wurden. Der Autor hat in Philosophie promoviert und das merkt man diesem Roman an. Und dabei liest sich dieser Roman wie ein spannender Krimi, auch wenn es sich hier nicht um einen Mordfall handelt. Es geht um Gefühle, Hoffnung, Liebe , Willensstärke, Schicksal und Mut. Ein tolles Debüt Eine fesselnde Lektüre!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.04.2024

Philosophisch interessant

0

Odilie ist 16 Jahre alt und lebt in einem Tal, das abgegrenzt ist durch Berge und Flüsse von den im Osten und Westen angrenzenden Tälern. Der Besuch eines Nachbartales ist reglementiert und nur unter bestimmten ...

Odilie ist 16 Jahre alt und lebt in einem Tal, das abgegrenzt ist durch Berge und Flüsse von den im Osten und Westen angrenzenden Tälern. Der Besuch eines Nachbartales ist reglementiert und nur unter bestimmten Bedingungen, z.B. den nahenden Tod eines Verwandten erlaubt, denn mit solch einem Besuch begibt man sich entweder 20 Jahre zurück in die Vergangenheit oder 20 Jahre voran in die Zukunft, je nachdem in welche Richtung man reist. Ein Conceil wiederum entscheidet über die Möglichkeit eines Besuchs. Nach ihrem Schulabschluss wird sich Odilie entscheiden müssen, welche berufliche Laufbahn sie einschlagen möchte. Ihre Mutter empfiehlt ihr, in diese Behörde zu gehen, die das Besuchsrecht vergeben darf. Doch welche Entscheidungen mit welchen weitreichenden Konsequenzen kommen da auf sie zu? Welche Konsequenzen würden bereits minimale Veränderungen nach sich ziehen?
Spannende Fragen, die philosophisch betrachtet zahlreiche Möglichkeiten der Antwortfindung bieten, die Scott Alexander Howard auf fantastische Weise in seinem Debütroman -Das andere Tal- angestoßen hat. Der Schreibstil ist leicht und verständlich. Herausfordern ist es, die Denkanstöße weiter zu spinnen zu einem Netz von Alternativen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.04.2024

Fesselnd, philosophisch, besonders

0

Das andere Tal, ein Debutroman eines studierten Philosophen, ist viel lesbarer, als ich befürchtet hatte. Das Thema ist auf jeden Fall philosophisch zu nennen - die Handlung findet statt in einem Dorf, ...

Das andere Tal, ein Debutroman eines studierten Philosophen, ist viel lesbarer, als ich befürchtet hatte. Das Thema ist auf jeden Fall philosophisch zu nennen - die Handlung findet statt in einem Dorf, eingebettet in identische Dörfer, getrennt durch Wasser und Berge. Bewegt man sich nach Osten oder Westen, bewegt man sich jeweils 20 Jahre in die Vergangenheit oder Zukunft, und das geht über mehrere Dörfer so. Die Grenzübertretungen sind zwar prinzipiell erlaubt, werden aber streng überwacht durch das sogenannte Conseil.

Odile, zu Beginn des Romans 16 Jahre alt, steht im Mittelpunkt des Romans und an ihrem Leben werden philosophische Fragen abgearbeitet - wie frei sind wir in unseren Entscheidungen, was passiert, wenn wir in unser Schicksal eingreifen, welche Auswirkungen haben unsere Entscheidungen und wenn wir könnten, würden wir diese ändern, um unser und das Leben anderer Menschen positiv zu verändern?

Der Schreibstil war wirklich sehr lesbar und obwohl recht ruhig und durchaus langsam erzählt, kam ich sehr gut in die Geschichte rein. Das Ende erwies sich für mich sogar als recht atemloser Pageturner, was ich am Anfang niemals erwartet hätte.

Die Beschreibungen der Personen und Orte sind manchmal recht fatalistisch und wirken düster, dennoch gibt es - ohne zu spoilern! - ein Ende, mit dem ich wirklich sehr gut leben konnte und das mich mit einem guten Gefühl zurück gelassen hat.

Ich habe den Roman in einer Leserunde gelesen und auch dadurch nochmal mehr darüber nachgedacht. Aber auch ohne die anderen Mitlesenden habe ich wirklich viel über den Roman nachgedacht und er wirkt mit Sicherheit noch lange bei mir nach.

Da es ein Debutroman ist, hoffe ich, der Autor bleibt dabei und schreibt noch mehr. Ich könnte ein Fan werden.

Das andere Tal - ein tiefgründiger, sehr lesbarer Roman, der in Erinnerung bleiben wird - klare Leseempfehlung und ein besonderes Buch!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere