Etwas langatmig
Silvia Moreno-Garcia entführt uns mit „Die Tochter des Doktor Moreau“ in das Mexiko des späten 19. Jahrhunderts. Carlota Moreau, die Tochter eines Wissenschaftlers, wächst fernab der Zivilisation im Dschungel ...
Silvia Moreno-Garcia entführt uns mit „Die Tochter des Doktor Moreau“ in das Mexiko des späten 19. Jahrhunderts. Carlota Moreau, die Tochter eines Wissenschaftlers, wächst fernab der Zivilisation im Dschungel der Halbinsel Yucatán auf. Als Eduardo Lizalde, der Sohn des Geldgebers ihres Vaters, auftaucht und Carlota den Hof macht, scheint ihr Weg in die feine Gesellschaft vorbestimmt. Doch die dunklen Labore bergen unzählige Geheimnisse, von denen das gefährlichste Carlota selbst ist.
Silvia Moreno-Garcia beeindruckt mit ihrer bildgewaltigen und ausdrucksstarken Schreibweise. Die Autorin präsentiert uns eine gut durchdachte und pointierte Geschichte, deren Plot logisch und detailliert ausgearbeitet ist. Es gelingt ihr jedoch nicht, durchgehend Spannung aufzubauen, was dem Buch an einigen Stellen schadet. Es gibt Phasen, in denen sich die Handlung zieht und es an Höhepunkten fehlt.
Ein großer Pluspunkt des Romans liegt in der Ausarbeitung der beiden Protagonisten, insbesondere Montgomery, der eine faszinierende Figur ist. Die Slow Burn Romance zwischen den Charakteren ist meisterhaft umgesetzt und erzeugt eine intensive Mitfieberatmosphäre. Allerdings könnte der langsame Aufbau der Beziehung für manche Leserinnen und Leser als zu langsam und spannungsarm empfunden werden.
Leider fehlt Doktor Moreau, einer der zentralen Figuren, die nötige Charakterstärke und Besonderheit. Seine Persönlichkeit bleibt recht blass und hätte mehr Tiefe verdient.
Es ist hilfreich, die Inspirationsquelle des Buches, den Roman „Die Insel des Doktor Moreau“, zu kennen, um einige Bezüge und Anspielungen besser zu verstehen. Dennoch ist es nicht zwingend erforderlich, da Silvia Moreno-Garcia eine eigenständige Geschichte geschaffen hat, die auch ohne Vorkenntnisse gut funktioniert.
Ein Kritikpunkt besteht darin, dass die Hybriden, trotz ihrer faszinierenden Natur, zu wenig Raum für Einblicke in ihre Gefühle und Gedanken erhalten. Dadurch fällt es schwer, eine emotionale Verbindung zu ihnen aufzubauen.
Die Grundidee der Geschichte ist faszinierend und bietet großes Potenzial. Allerdings hapert es an der Umsetzung. Die Handlung zieht sich an einigen Stellen zu sehr, und es fehlen Spannung und Gruselmomente, die bei diesem Thema durchaus möglich gewesen wären. Gerade angesichts der anderen Werke der Autorin hatte ich hier höhere Erwartungen.
Trotz einiger Schwächen ist „Die Tochter des Doktor Moreau“ eine interessante Lektüre, die mit ihrer bildgewaltigen Sprache und den gut ausgearbeiteten Charakteren punktet. Für Fans von Retellings und langsamen, aber intensiven Liebesgeschichten ist das Buch definitiv empfehlenswert. Jedoch sollte man sich darauf einstellen, dass die Geschichte einige Längen aufweist und die Spannung nicht konstant gehalten wird.
3/5 Sterne