Cover-Bild Neringa
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: mareverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Familienleben
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 09.02.2016
  • ISBN: 9783866482456
Stefan Moster

Neringa

oder Die andere Art der Heimkehr
Es ist eine einzige Einstellung in einem Film, die ihn aufrüttelt: eine kurze Szene am Mont-Saint-Michel, der berühmten Felseninsel im normannischen Wattenmeer. Der Mann, den dieses Bild an eine längst vergessen geglaubte Postkarte erinnert, ist ein Deutscher, der in London lebt, er ist soeben fünfzig geworden und voller Zweifel an seinem Lebensentwurf. Zwar mangelt es ihm nicht an Erfolg, doch vermisst er das Gefühl, der Nachwelt etwas Sichtbares zu hinter lassen – und Nachkommen, die seine Hinterlassenschaft schätzen und sich an ihn erinnern könnten. So scheint es kein Zufall, dass gerade jetzt die Erinnerungen an seinen Großvater Jakob Flieder – den damaligen Absender der Karte vom Mont-Saint-Michel – wach werden, der als einfacher Pflasterer ein die Jahrzehnte überdauerndes Werk geschaffen und eine Familie ernährt hatte. Trotzdem entfaltet die Flut der Fragen, die sich dem Enkel plötzlich aufdrängen, eine ungeahnte Wucht.
Getrieben von der unbestimmten Sehnsucht nach einem Leben voller Bestimmung, begibt sich ein Mann auf die Spuren seiner Familie – und muss sich fragen, wie zuverlässig die Geschichten sind, die man sich über sich selbst erzählt, und wie zufällig die Quellen und Überlieferungen, derer man sich dafür bedient. Und mitten in der biografischen Sinnsuche, die der Autor virtuos mit deutschen Schicksalen vom frühen 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart verknüpft, führt die Begegnung mit einer jungen Frau aus Litauen zu einer ganz neuen Möglichkeit des Glücks im Hier und Jetzt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Toller Schreibstil!

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Der 50 jährige Protagonist lebt als Deutscher in London und ist einsam.Er triftet immer wieder ab in die Erinnerungen seiner Familie...vor allem in die seines Grossvaters Jakob Flieder ,der als einfacher ...

Der 50 jährige Protagonist lebt als Deutscher in London und ist einsam.Er triftet immer wieder ab in die Erinnerungen seiner Familie...vor allem in die seines Grossvaters Jakob Flieder ,der als einfacher Arbeiter kunstvolle Pflasterungen gesetzt hat. Kunstwerke für die Ewigkeit! Die Frage, was denn von ihm bleibt, wenn er mal nicht mehr ist, beschäftigt ihn . In einer Therapie versucht er vieles zu verarbeiten und wird erst offener, zugänglicher und lebensfreudiger als er ein litauisches Mädchen, das als Putzfrau arbeitet, kennen lernt.

Ich möchte als allererstes denjenigen Punkt erwähnen, der mich an diesem Buch am meisten fasziniert hat:Den Schreibstil des Autoren. Sehr gekonnt hat Stefan Moster es verstanden mit seinem unvergleichlichen Stil mich völlig in den Bann zu ziehen .Sehr detailliert und präzis bringt er Gedanken, Gefühle und Gegebenheiten auf den Punkt. Die philosophischen Zwischentöne, die er dabei eingearbeitet hat, haben mich immer wieder inne halten und nachdenken lassen.
In Ich Perspektive taucht der Protagonist, von dem wir keinen Namen erfahren , ein in die Vergangenheit seiner Familie und als Leser ist man auch bei den Therapiesitzungen haunah dabei.
Den Start ins Buch habe ich in punkto Handlung etwas harzig empfunden. Hier hatte ich eher das Gefühl,dass der Autor einzelne Erlebnisse, Gefühle und Szenen aneinandergereiht hat.Einen roten Faden, eine fortlaufende Handlung ,konnte ich zu Beginn nicht erkennen.Doch nach und nach entwickelte sich eine vielschichtige, nachdenklich machende Story, die sehr viel Tiefe zeigt.
Dasselbe mit dem Protagonisten. Dieser kam zu Beginn sehr fad daher. Es dauerte eine gewisse Zeit, bis ich ihn mit allen seinen Fehlern, Schwächen und Vorlieben zu schützen wusste.
Eine Geschichte, die mich fasziniert und beschäftigt hat!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein tolles und tiefsinniges Buch, das zum Nachdenken anregt und noch länger nachklingt...

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Ein tolles und tiefsinniges Buch, das zum Nachdenken anregt und noch länger nachklingt...

„Neringa“ - ein ungewöhnlicher Titel und ein außergewöhnliches Buch! Ich war sehr gespannt, was dieser Roman inhaltlich ...

Ein tolles und tiefsinniges Buch, das zum Nachdenken anregt und noch länger nachklingt...

„Neringa“ - ein ungewöhnlicher Titel und ein außergewöhnliches Buch! Ich war sehr gespannt, was dieser Roman inhaltlich zu bieten hätte und wurde in keinster Weise enttäuscht! Stefan Moster, den manche vielleicht schon durch seine Übersetzungen kennen, ist es meiner Meinung nach gelungen, eine sehr bewegende und nachdenklich stimmende Geschichte zu konstruieren.
Der Protagonist, von dem wir nicht einmal einen Namen erfahren, durchlebt in „Neringa“ eine Art Selbstfindung. Es geht um Identitäten, Rollenverständnis, Gefühle und Selbstreflektion – so habe ich es verstanden. Unser Hauptprotagonist wird dabei auf eine Reise geschickt, muss verschiedenste Hürden nehmen und findet am Ende Antworten, mit denen er wohl weniger gerechnet hätte! Ebenso verhält es sich mit dem Leser. Sprachlich gefiel mir der Roman dabei gut. Man merkt durchgängig, dass der Autor es gewohnt ist, mit „Sprache zu arbeiten“. Schön sind auch immer wieder die eingebundenen Metaphern. Die Bildsprache spielt in „Neringa“ eine tragende Rolle, ist quasi durchgängig das „Fundament“! Auch zwischen den Zeilen verstecken sich viele kleine Botschaften, weshalb man sich für das Buch wohl auch etwas Ruhe gönnen sollte. Obwohl es im ganzen Roman sehr „ruhig“ zugeht, gibt es indirekt doch sehr spannungsgeladene Momente, in denen man dem Protagonisten auch gleichzeitig seine innere Anspannung und Zerrissenheit anmerkt. Der Protagonist ist mittleren Alters und man könnte meinen, er durchlebe eine „Midlife-Crisis“. Die jüngeren Kollegen befinden sich auf der Überholspur, der Ton ist rau, die Ellenbogen spitz. Er muss kämpfen, um im Arbeitsleben über Wasser zu bleiben. Hier beginnt eigentlich die Misere des Hauptprotagonisten. Die Fragen, die zu seinem fast schon inhaltslosem Leben aufkommen, dann eine Postkarte seines Großvaters und die Antworten zu allem, die ihm fehlen. Anhand des Lebens seines Großvaters und der sonstigen Familienstrukturen beginnt der Protagonist nachzuforschen. Er erzählt Lebensgeschichten, deren Wirklichkeit in Frage gestellt werden müssen und die sich manchmal als Illusion erweisen. Aufgeteilt ist alles in verschiedene Erzähl- und Zeitstränge, die aber immer eng beieinander bleiben und inhaltlich stark miteinander verwoben sind. Diese Erzählweise verdeutlicht nur noch mehr, wie „leer“ und stumpf der Protagonist zu Anfang der Geschichte noch ist. Aber durch die immer neuen Offenbarungen innerhalb der Geschichte wird der Protagonist von Seite zu Seite sympathischer, fast menschlicher. Man kann sein Verhalten immer besser nachvollziehen. Die große Wende im Buch ergibt sich eigentlich damit, als der Protagonist eine viel jüngere Frau kennenlernt. Sie ist ein wichtiges Element, wirkt wie ein Gegenpol zu den sonstigen, eher wirren Strukturen des Protagonisten. Aber er muss kämpfen. Um seine neugewonnene Identität, seine Standpunkte im Leben und um seine Liebe. Ob das alles dem Protagonisten glückt? Das Buch nimmt den Leser definitiv mit auf eine spannende Reise. Es stimmt nachdenklich und wirkt auch manches mal in sich wirr. Aber letztlich ist es stimmig und, das sei verraten, es kommt alles noch zu einem (gewissen) guten Ende. Mein Tipp: Die Geschichte mit Blick auf den Hauptprotagonisten einfach erst einmal auf sich wirken lassen und die unkonventionelleren Inhalte und „Tabubrüche“ vielleicht erst später bewerten! … Denn erstens kommt es anders, zweitens als man denkt! Insofern: Tolles Buch und klare Leseempfehlung! 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vieles wird angedeutet...

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"Neringa oder die andere Art der Heimkehr" ist ein melancholisch-ruhiger Roman mit wunderschönem Sprachgebrauch über Heimat, Identität, Erinnern und Zulassen.

Midlife-Crisis, Suche nach dem Sinn des ...

"Neringa oder die andere Art der Heimkehr" ist ein melancholisch-ruhiger Roman mit wunderschönem Sprachgebrauch über Heimat, Identität, Erinnern und Zulassen.

Midlife-Crisis, Suche nach dem Sinn des Lebens, zarte Liebesgeschichte, Middle Ager auf Sinnsuche verliebt sich in jüngere ausländische Putzfrau, beruflicher Erfolg bei privater Einsamkeit, Reise in die Vergangenheit, Verklärung der Familiengeschichte und Realität - das alles und nicht weniger könnte der Leser als Grund-Handlung des Buches nennen. Noch nie habe ich jedoch derart viele Probleme mit der Rezension gehabt, einfach weil sich Autor Stefan Moster vielfach entzieht, vieles nur andeutet, besonders bei seinem Protagonisten: wenn man sich die sehr verstreuten Daten zusammensucht, teilt Moster mit diesem Geburtsjahr, -monat und -ort sowie den Vornamen.

Moster wechselt zwischen der Gegenwart seines Ich-Erzählers und dessen Heranwachsen und Adoleszens, streut Erinnertes über Dritte ein, speziell über den geliebten Großvater mütterlicherseits, dessen Schritten und Spuren als Pflasterer er nachzuspüren versucht.

Diese Suche im Kontrast mit dem Leben der Hauptfigur machte für mich den Reiz der Lektüre aus, da dabei allgemein gültige Fragen aufgeworfen werden: was sollte von einem bleiben? Was kann Erinnerung - was bringt sie mir? Worin liegt der Sinn für mich?

Durch die langsame zarte Liebe mit seiner ehemaligen Putzfrau, die er entlässt, um sich ihr auf gleicher Ebene nähern zu können, findet der bisherige Zweifler in kleinen Schritten zu sich selbst. Vor ihr lernt er zuletzt: „Das einzige, womit wir die Toten beschenken können,
sind liebevolle Legenden“ (S. 280).



ACHTUNG, aber hier ggf. Spoiler:

Über seine Hauptfigur legt der Autor etliche Fährten, lässt auch diese solchen nachspüren: „Konnte man sich auf das verlassen, was man sich im Namen der Erinnerungen zusammenreimt?“ (S. 233). So idealisieren die Erinnerungen den Großvater, ungeachtet des gleich zu Anfang beschriebenen "Beinahe-Totschlags im Affekt" an seiner Ehefrau oder der fast untergehenden Bemerkung „…und dann greift er zum Schürhaken.“ (S. 93). Die Erinnerungen an die Eltern evozieren eine unglückliche Kindheit durch deren Desinteresse - dabei gratulieren diese der erwachsenen Sohn als einzige zum fünfzigsten Geburtstag, erwarten ihn (wie immer?) zu Weihnachten. Die Hauptfigur neigt(e) zu Selbstverletzungen, hatte Suizidgedanken, war deshalb über Jahre in Psychotherapie - auf der anderen Seite wird ein möglicher Missbrauch in der späteren Jugend durch den heimischen Pfarrer angedeutet als Ursprung für einen Ekel vor sich selbst.