Cover-Bild Ernstfall
26,90
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Politik und Staat
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 397
  • Ersterscheinung: 08.09.2023
  • ISBN: 9783406807763
Stephan Lamby

Ernstfall

Regieren in Zeiten des Krieges
ZEITENWENDE LIVE: STEPHAN LAMBYS GROSSE REPORTAGE ÜBER EINE REGIERUNG IM AUSNAHMEZUSTAND

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine steht die deutsche Regierung unter maximalem Druck. Falsche Entscheidungen können zu einer unkontrollierbaren Eskalation des Krieges führen, auch zu Not und Unruhen im eigenen Land. Der preisgekrönte Journalist Stephan Lamby hat Olaf Scholz, Annalena Baerbock, Robert Habeck, Christian Lindner, Wolfgang Schmidt und andere in den dramatischen Monaten aus der Nähe beobachtet. Sein hochspannender Bericht liefert exklusive Einblicke in die Regierungszentrale während der schwersten internationalen Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine müssen der Kanzler und seine Kabinettsmitglieder permanent Überzeugungen über Bord werfen: Waffen, Kohlekraft, Schulden. Wladimir Putin zwingt ihnen eine fremde, unbeabsichtigte Politik auf. Wie hält man so etwas aus? Was tut die Regierung, um den Krieg zu beenden? Wie kann Deutschland im globalen Kräftemessen bestehen? Von Beginn der Regierungszeit im Dezember 2021 war Stephan Lamby mit den wichtigsten Entscheidungsträgern unterwegs, in Washington, in den Hauptstädten Europas und asiatischen Mega-Cities, in der Sahelzone und am Arabischen Golf, auch in der deutschen Provinz. Und natürlich in Berlin. Er sah, wie Olaf Scholz und seine Regierung wegweisende Beschlüsse trafen und wie ihnen schwerwiegende Fehler unterliefen. Lambys investigative Reportage ist eine einzigartige Schilderung der weltgeschichtlichen Ereignisse – aus dem Inneren des deutschen Machtzentrums.

  • Die dramatischste Phase deutscher Außen- und Sicherheitspolitik seit dem Zweiten Weltkrieg
  • Stephan Lamby begleitet die wichtigsten Akteure der Bundesregierung durch die Zeitenwende
  • ARD-Dokumentation ist in Vorbereitung
  • Ein Muss für alle, die sich für Politik und Zeitgeschichte interessieren

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei evaczyk in einem Regal.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2023

Krieg, Zeitenwende, Gaslieferungen

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Der journalistische Schnellschuss der tagesaktuellen Berichterstattung ist Stephan Lambys Sache nicht. Sein Buch "Ernstfall" befasst sich zwar mit einem sehr aktuellen Thema - das Krisenmanagement der ...

Der journalistische Schnellschuss der tagesaktuellen Berichterstattung ist Stephan Lambys Sache nicht. Sein Buch "Ernstfall" befasst sich zwar mit einem sehr aktuellen Thema - das Krisenmanagement der Ampel-Koalition angesichts des Ukraine-Kriegs und die Auswirkungen des Konflikts auf das eigentlich geplante Reformprogramm. Doch der Dokumentarfilmer legt mit seinem fast 400 Seiten umfassenden Buch den langen Wurf vor.

Das hat den Vorteil, dass er über Entwicklungen ganz anders reflektieren und sie über einen Zeitram von fast eineinhalb Jahren Beobachtungen einordnen und bewerten kann, als Journalisten, die für eine Tageszeitung von Tag zu Tag über Ereignisse bewerten und dabei natürlich keinen Blick in irgendeine Kristallkugel werfen können - so manche Bewertung eines Tages würde einige Monate später wegen des weiteren Verlaufs womöglich anders ausfallen. Für Lamby scheint es mitunter den Vorteil zu haben, eher mal ein Interview gewährt zu bekommen, in dem es dann um eine längere Perspektive geht als die ein Zitat des Tage benötigenden Kollegen.

Ausgesprochen detailreich, analytisch und nah dran an den Protagonisten im Zentrum der Macht beschreibt Lamby nicht nur das Vorgehen der Koalition von Bundeskanzler Olaf Scholz angesichts der Herausforderungen, die Zerreißproben, Eitelkeiten und Machtspiele, ungeliebte Kompromisse und Entscheidungen, die alles auf die Probe stellen, wofür manche Politiker einmal standen - etwa wenn es um Rüstungslieferungen oder längere Laufzeiten von Atomkraftwerken geht.

Informativ ist das allemal. Allerdings kann Lamby der Versuchung nicht widerstehen, die Gedankengänge und inneren Monologe, die Szenen von Ereignissen zu schildern, bei denen er schwerlich dabei gewesen sein dürfte - etwa, wenn ein Emmanuel Macron mit seinen Beratern scherzt oder Scholz Putin ins Gewissen redet. Das ist dann doch mehr schriftstellerische Freiheit als journalistische Recherche, möchte ich annehmen. Und auch das Nachdenken darüber, was denn wohl die Dorfbewohner unten am Boden denken, wenn sie hoch über sich am Himmel von Mali die Lichter der Berliner Regierungsmaschine sehen - nein, das ist dann doch ein bißchen zu viel eurozentrische Selbstverliebtheit.

Lamby versteht es zudem, die Berichte von Kanzler- oder Ministerreisen zu Gipfeln und Krisentreffen so darzustellen, als habe er dort exklusive Einblicke erhalten und habe nicht gemeinsam mit dem üblichen Medientross im üblichen Hintergrundgespräch gesessen zu haben. Das wirkt dann leider ein bißchen zu sehr nach Selbstvermarktung und Ego-Show und ist eigentlich ziemlich überflüssig.

In der aktuellen Berichterstattung, und gerade angesichts komplexer Umstände, gibt es ein beliebtes journalistisches Format - "was wir wissen - was wir (noch) nicht wissen". Dank der langen Vorbereitung und zeitlichen Dauer weiß Lamby deutlich mehr, hat er doch die Möglichkeit des Rückblicks. Ein Dokumentarfilmer kann mehr zeigen als ein Journalist, der sofort die News des Tages liefern muss. Insofern bringt "Ernstfall" auch manches in Erinnerung, dass Leser angesichts der ständig neuen Entwicklungen vielleicht schon wieder halb vergessen haben. Für politisch Interessierte ist es auf jeden Fall ein guter Einblick ins Innere der Berliner Republik. Interessant fand ich seine Überlegungen, wie die Generationszugehörigkeit der Regierungsmitglieder auch Entscheidungen und Haltungen beeinflusst - hier die einen, die den Kalten Krieg, das Wettrüsten und die Friedensbewegung bewusst erlebt haben, dort diejenigen, für die das alles schon sehr lange her ist.