Cover-Bild Kashgar oder Mit dem Fahrrad durch die Wüste
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 08.06.2015
  • ISBN: 9783492982139
Suzanne Joinson

Kashgar oder Mit dem Fahrrad durch die Wüste

Roman
Ulrike Thiesmeyer (Übersetzer)

Wild und zart zugleich: Dieser Roman erzählt von zwei jungen Engländerinnen, die sich 1923 nach Kashgar an der alten Seidenstraße aufmachen. Ihr Traum ist es, auf dem Fahrrad die Wüste zu entdecken. Im heutigen London trifft Frieda eines Morgens vor ihrer Tür auf Tayed. Und weil beide niemand haben, dem sie in diesem Moment vertrauen können, aber des anderen Hilfe brauchen, berühren sich für kurze Zeit ihrer beider Leben, die durch die Vergangenheit miteinander verwoben sind.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2017

Kashgar und London – Vergangenheit und Gegenwart

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Dieses Buch besteht aus zwei Handlungssträngen, die abwechselnd erzählt werden.
Da ist zum einen das im Mai 1923 beginnende Reisetagebuch der Miss Evangeline English, die sich gemeinsam mit ihrer Schwester ...

Dieses Buch besteht aus zwei Handlungssträngen, die abwechselnd erzählt werden.
Da ist zum einen das im Mai 1923 beginnende Reisetagebuch der Miss Evangeline English, die sich gemeinsam mit ihrer Schwester Lizzie und der dominierenden Führungspersönlichkeit Millicent auf eine abenteuerliche Reise in den fernen Osten gemacht hat. Das Ziel, dem Millicent und Lizzie sich verschrieben haben, ist die Missionierung der dortigen Bevölkerung. Doch Eva täuscht ihre diesbezügliche Begeisterung nur vor, ihre wahre Ambition besteht darin, Eindrücke für einen Reiseführer zu sammeln, den sie nach ihrer Rückkehr veröffentlichen möchte. Die drei Frauen stranden schließlich in Kashgar, wo sie sich mit einem neugeborenen Baby, einer Anklage wegen Mordes und den zunehmenden politischen Spannungen in der Region auseinander setzten müssen.
Die andere Geschichte spielt im London der Gegenwart. Völlig unerwartet erhält Frieda die Mitteilung, dass ihre Verwandte Irene Guy gestorben sei und sie sich um die Auflösung ihrer Wohnung kümmern müsse. Frieda weiß nicht, wer Irene ist, doch sie vermutet, dass ihre Mutter mehr darüber weiß. Mit dieser hatte sie aber seit Jahren keinen Kontakt mehr.
Ebenso unerwartet tritt der aus dem Jemen stammende Tayeb in ihr Leben. Seine Vorliebe für kunstvoll ausgeführte Wandmalereien hat ihn schon öfters in Schwierigkeiten gebracht und weil er sich gerade illegal in England aufhält, muss er seine Entdeckung aus Auslieferung fürchten.

Es ist schwer, den Inhalt dieses Buches in ein paar kurzen Worten zusammenzufassen, da die Handlung eine Vielzahl interessanter und teilweise auf komplexe Art miteinander verwobener Elemente enthält.
Ein zentrales Thema ist das Gefühl der Fremdheit, das in verschiedenen Varianten ausgeleuchtet wird. Nicht nur Eva und Tayeb halten sich in einem für sie jeweils fremden Land auf, auch Frieda scheint ihrer Heimat in gewisser Weise entfremdet zu sein, weshalb sie sich von ihrem Beruf immer wieder von zu Hause fort in diverse islamische Länder treiben lässt, wo sie dann ihre Zeit in trostlosen Hotelzimmern verbringt.
Auch innerhalb der Familien ist eine gewisse Fremdheit allgegenwärtig. Eva sieht ihr einstmals sehr vertrautes Verhältnis zu ihrer Schwester durch Millicents Einfluss bedroht, Frieda hatte nie ein echtes Naheverhältnis zu ihrer Mutter, die sie schon verlassen hatte, als sie noch ein kleines Mädchen war, und Tayeb hat einen ganz anderen Lebensweg gewählt als sein Vater für ihn vorgesehen hatte.
So haben die in ihrer Persönlichkeit doch sehr unterschiedlichen Protagonisten mehr miteinander gemeinsam, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.
Obwohl die Geschichte an sich relativ ruhig verläuft, die Handlung sich eher langsam entwickelt und keine großen Action-Szenen vorkommen, wird durch das ständige Hin- und Herspringen zwischen den Handlungssträngen doch eine interessante Dynamik erzeugt und eine gewisse Spannung aufgebaut. Man möchte einfach wissen, wie das alles zusammenhängt.

Alles in allem ist dies ein absolut lesenswerter, mit viel psychologischem Einfühlungsvermögen geschriebener Roman, der sich positiv von üblichen Einheitsbrei abhebt.