Cover-Bild Wild Card
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10,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller / Spannung
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 329
  • Ersterscheinung: 18.07.2021
  • ISBN: 9783518471517
Tade Thompson

Wild Card

Thriller
Thomas Wörtche (Herausgeber), Karl-Heinz Ebnet (Übersetzer)

Kleine Flunkerei, große Wirkung: Weston Kogi kommt nach langen Jahren in England zur Beerdigung seiner Tante nach Alcacia, Westafrika, zurück und macht den Fehler, sich ein bisschen aufzuspielen und die Leute glauben zu lassen, er sei in London ein Police Detective. Ist er aber nicht, nur Wachmann in einem Einkaufszentrum. Er wird von zwei rivalisierenden Rebellengruppen mehr oder weniger gezwungen, den Mord an einem Konsenspolitiker aufzuklären, bzw. den Mord jeweils der anderen Rebellengruppe anzuhängen. Zu allem Überfluss mischt sich auch noch der brutale Geheimdienst der korrupten Regierung ein. Und Kogi muss nun sehen, wie er alle gegeneinander ausspielt und einigermaßen heil aus der Nummer herauskommt …

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2021

Fremd in der Heimat

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Ein Mann kehrt nach 15 Jahren Abwesenheit zurück in sein Heimatland, zur Beerdigung seiner Tante. Manche Dinge haben sich verändert, vieles nicht: die 20 Dollar die er jedem Flughafenbeamten zustecken ...

Ein Mann kehrt nach 15 Jahren Abwesenheit zurück in sein Heimatland, zur Beerdigung seiner Tante. Manche Dinge haben sich verändert, vieles nicht: die 20 Dollar die er jedem Flughafenbeamten zustecken muss, oder die Kinder aus seiner Kindheit die jetzt als Erwachsene immer noch die unausstehlichen Armleuchter geblieben sind.
Weil er über seine Lebensumstände in London etwas flunkert und sich als Polizist ausgibt, wird er sofort von rivalisierenden Rebellengruppen angeheuert, den Mord an einen Konsenspolitiker aufzuklären. Wobei die Aufklärung an sich den beiden Gruppen egal ist, Hauptsache, der Mord wird der jeweils anderen Partei in die Schuhe geschoben. Nun muss Weston Kogi lavieren, die eine Gruppe gegen die andere ausspielen, dabei aber auch immer seinen Vater und die amtierende Regierung im Auge behalten. Seine einstige Jugendliebe scheint ihn immer noch zu lieben, die reiche, junge und schöne Witwe des getöteten Politikers hat auch nichts gegen diverse Schäferstündchen mit ihm zu haben, wenn da nicht diese langsam lästig werdenden Entführungen wären. Immer wenn jemand von Weston Kogi wissen will, lässt er ihn entführen und dann wieder freisetzen.
Sehr spannend und abwechslungsreiche Handlung, die irgendwo in einem westafrikanischen Land spielt, aber die Morde, die rivalisierenden Banden, die Brutalität und Gewalt mit der vorgegangen wird können sich überall abspielen, wo Menschen nach eigenen Gesetzen leben und der Rechtsstaat nur ein Fremdwort ist. Westons entscheidet sich, nachdem der Mord aufgeklärt ist, nicht nach London zurückzufliegen und sich in seiner Heimat als Privatdetektiv niederzulassen. Das verleiht dem Thriller ein positives Ende nach all dem Blutvergießen.
Geschrieben in einen desillusionierenden Stil mit trockenen pointierten Einlagen lässt sich das Buch leicht lesen.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Unfreiwilliger Urlaub in den Bürgerkrieg

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Weston Kogi ist Yoruba und in dem fiktiven westafrikanischen Staat Alcacia (Nigeria lässt grüßen!) geboren. Doch seit seine Tante Blossom ihn und seine Schwester als Teenager in ein Flugzeug nach England ...

Weston Kogi ist Yoruba und in dem fiktiven westafrikanischen Staat Alcacia (Nigeria lässt grüßen!) geboren. Doch seit seine Tante Blossom ihn und seine Schwester als Teenager in ein Flugzeug nach England gesetzt hat, um die Geschwister in Sicherheit vor politischen Unruhen zu bringen, ist einige Zeit vergangen. Weston mag Afrikaner sein, doch er fühlt sich als Südlondoner. Nun muss er aber zurück in die ursprüngliche Heimat: Die Tante ist gestorben, und Weston kann auf der Beerdigung nicht fehlen, Nur ein paar Tage, so hat er sich vorgenommen. Doch dann kommt für den Ich-Erzähler in Tade Thompsons Roman "Wild Card" alles ganz anders.

Weston gehört nicht zu den Diaspora-Afrikanern, die sich nach den fernen Wurzeln verzehren. Sein Yoruba ist holprig geworden, und schon die Ankunft auf dem Flughafen empfindet er als eher herbe:

"Niemand hieß einen in Ede City willkommen; man wurde lediglich darüber in Kenntnis gesetzt, dass man gelandet war, dann musste man selbst sehen, wie man zurecht kam oder unterging. Keiner war zum Spaß hier, nach Alcacia reiste nur, wer musste. So wie Abgeordnete der UN-Friedensmissionen. Wie UNESCO-Vertreter. So wie ich."

Der erste, aber keineswegs letzte korrupte Beamte lauert gleich bei der Passkontrolle. Auch sonst löst das Wiedersehen mit der Heimat wenig sentimentale Gefühle bei Weston aus: Da sind die Hitze, der Dreck, Aberglauben, das Wiedersehen mit so ungeliebten alten Bekannten wie seinem ehemaligen Mitschüler Church, der ihm auf dem Internat das Leben zur Hölle gemacht hat. Auge in Auge mit seinem Schul-Alptraum kann sich Weston eine kleine Hochstapelei nicht verkneifen, bezeichnet sich als Detective bei der Mordkommission. Dabei ist er lediglich Wachmann in einem Supermarkt.

Die kleine Schwindelei hat Folgen, denn in den 15 Jahren seit Weston Alcacia verlassen hat, ist die Lage dort nicht ruhiger geworden. Gleich zwei Rebellengruppen entführen ihn nacheinander und wollen ihn für ihre Zwecke einspannen. Er soll den Tod eines Politikers aufklären, der zwischen Rebellen und Regierung vermittelte, einen Frieden für das leidgeprüfte Land erreichen würde. Angesichts der ständigen Bedrohung durch Gewalt, Folter und einen vermutlich ziemlich unangenehmen Tod kann Weston gar nicht anders: Er muss ermitteln. Nicht nur fachlich fühlt er sich überfordert, denn Leichen, Gewalt und Gefahren findet er gewissermaßen an jeder Straßenecke.

Tade Thompson überzeugt einerseits mit einer rasanten Handlung und immer neuen Steigerungen der Abenteuer seines Helden, andererseits mit schwarzem britischen Humor und Understatement. So sarkastisch, unterhaltsam und realistisch zugleich habe ich seit Michael Holmans "Kuvisha" Triologie nicht über Afrika gelesen. Und so wie dort unter fiktivem Namen Missstände und Alltag in Kenia gleichermaßen dargestellt werden, ist Alcacia eine einzige literarische Anspielung auf Nigeria. Ob Geisterglauben, Ahnenkult, Korruption, das System der Kleinkriminalität oder der scheinbar ewige Kreislauf politischer, ethnischer und ideologischer Trennlinien und Konflikte - Weston stolpert in jede Krise, die seine alte Heimat bietet. Oft blutig und brutal, immer wieder haarsträubend, mit einem mitunter derben Humor, niemals langweilig ist "Wild Card" ein Lesevergnügen, dass bei mir eine Menge afrikanischer Erinnerungen wachruft. An das Afrika jenseits der Safari-Urlaube - herausfordernd, oft unberechenbar aber immer fesselnd.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Der Thriller ist alles - nur nicht gewöhnlich

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Weston ist als Jugendlicher aus Alcacia, Westafrika nach England geflüchtet. Wegen Studentenunruhen hatte seine Tante ihn in den Flieger gesetzt. Jahre später sitzt er wieder im Flieger, allerdings auf ...

Weston ist als Jugendlicher aus Alcacia, Westafrika nach England geflüchtet. Wegen Studentenunruhen hatte seine Tante ihn in den Flieger gesetzt. Jahre später sitzt er wieder im Flieger, allerdings auf dem Rückweg, denn die Tante ist gestorben. Bei der Beerdigung trifft Weston auf einen alten Bekannten und trägt ein wenig dick auf, was sein Leben in England betrifft – mit fatalen Folgen.
Auf das Buch muss man sich einlassen können. Es ist so anders, als „gewöhnliche“ Thriller und genau das machte für mich den Reiz aus. Es herrscht Bürgerkrieg, Rebellengruppen terrorisieren die Bevölkerung und sich gegenseitig, die Geheimpolizei geht auch nicht gerade mit Samthandschuhen an ihre Aktionen. Das Setting ist fernab des Gewöhnlichen. Es werden Rituale, die man nicht kennt und die fremd erscheinen immer und immer wieder eingebunden, das Essen ist anders, das Klima und vor allem der Umgang mit Menschen. Mitten im Bürgerkrieg ist es mit der Menschlichkeit nicht weit her. Das bekommt auch Weston immer wieder zu spüren, als er bei den Ermittlungen zum Tod eines Konsenspolitikers zwischen die Fronten gerät. Ein zermürbendes Ermitteln steht an. Weston muss bestechen, tricksen, taktieren – nicht immer gelingt das. Dann verschwindet auch noch seine Freundin, die Ermittlungen stocken und Weston muss immer wieder mal abtauchen und/oder seine Wunden lecken. Es geht oft extrem brutal zu, vieles schockiert und entsetzt. Der Schreibstil ist unverblümt offen – ich erinnere hier an den „Kadaver an den Baum drücken- Vergleich“ und brutal, dennoch kommt es nie so effektheischend rüber, sondern einfach als eine Beschreibung mitten aus der Hölle, in der Mord und Totschlag, Korruption und Gewalt einfach allgegenwärtig sind. Das Tempo ist hoch, die Wendungen sind manchmal nicht nur überraschend, sondern einfach extrem, aber es fügt sich alles zu einem runden Bild.
Mir hat auch der Protagonist ausgesprochen gut gefallen. Er ist nicht der Superman, er macht Fehler, ist alles andere als perfekt, hat das Herz aber dennoch irgendwie am rechten Fleck. Weston, ein Spielball der Rebellen versucht sein möglichstes und arbeitet sich nach und nach aus dem Sumpf, in dem er steckte und allein das ist schon heldenhaft.
Wer einmal einen Thriller lesen will, der alles andere als gewöhnlich ist, ist mit diesem Buch sehr gut beraten. Selbst Leser, die sonst Thriller mit politischen Verwicklungen nicht mögen, werden hier – Offenheit für Anderes vorausgesetzt – gut unterhalten, aber Achtung: Es ist so gar nichts für Zartbesaitete…

Veröffentlicht am 14.08.2021

unzensiert, authentisch, gelungen

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Weston Kogi kehrt mehr nach einem Jahrzehnt zurück nach Alcacia, einem fiktiven Land in Westafrika, um an der Beerdigung seiner Tante teilzunehmen. Er fühlt sich hierzu verpflichtet, da sie es war, die ...

Weston Kogi kehrt mehr nach einem Jahrzehnt zurück nach Alcacia, einem fiktiven Land in Westafrika, um an der Beerdigung seiner Tante teilzunehmen. Er fühlt sich hierzu verpflichtet, da sie es war, die Weston vor 15 Jahren aus Alcacia ein One-Way-Ticket nach London gekauft hat, um aus dem damaligen Bürgerkrieg flüchten zu können. Weston merkt bei seiner Ankunft in Alcacia, dass er nicht mehr viel mit dem Land gemein hat und will so schnell wie möglich nach der Beerdigung wieder zurück nach London.

Die Begegnung auf der Beerdigung mit Churchill, kurz Church, einem skrupellosem Bekannten aus früheren Tagen, der Westons Leben erschwert und tyrannisiert hat und eine dumme Lüge, sorgen dafür, dass der Aufenthalt in Alcacia länger andauern wird als geplant. Weston erzählt Chuch, dass er bei der Mordkommission der Londoner Polizei arbeitet, obwohl er nur Wachmann in einem Supermarkt ist. Durch diese scheinbar harmlose Lüge findet sich Weston zwischen den Fronten der Revolutionsgruppen Liberation Front Alcacia und der People’s Christian Army wieder. Er soll den Tod eines unparteiischen Friedensstifters aufdecken, den die beiden Gruppen jeweils der anderen Partei zuschieben. Zu allem Übel wird Weston auch noch von dem Geheimdienst verfolgt. Weston hat keine Wahl und nimmt sich der Aufgabe an, da er bei Unkooperativität den Tod zu befürchten hat. Er beginnt mit den Ermittlungen und hat vorrangiges Ziel gesetzt überlebend aus dem Land rauszukommen.

Der Leser spürt die Hitze Westafrikas, den Gestank und lernt die gesetzlosen Straßen kennen. Sehr passend hier ist das Buchcover, welches einen feuerroten Himmel und einer Straßenszene zeigt.
Der Autor versteht es den Leser in seinen Bann zu ziehen indem er unverschönt über Gewalt, Sex und die politische Spannung im Land erzählt. Die derbe Sprache und die teilweise zu brutal und verstörenden Szenen tragen gelungenen zur Authenzität des Schauorts bei.

Für mich war das Buch ein neues Erlebnis. Der Leser kommt direkt ins Geschehen rein und lernt eine ganz andere Welt und Kultur kennen. Durch die detaillierte Erzählweise spielt man das Gelesene direkt vor dem Auge ab und muss bei gewissen Szenen das Buch aus der Hand legen, um es dann direkt wieder hervorzuholen und gespannt weiterlesen. Auch das Ende ist meiner Meinung nach sehr gelungen. Es kommt überraschend und lässt auf eine Fortsetzung schließen.

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Veröffentlicht am 18.10.2021

Hätte er nur nicht geschwindelt

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Durch die Unterstützung seiner Tante Blossom war es Weston Kogi vor fünfzehn Jahren möglich, nach London zu gehen. Nun ist die Tante tot und Kogi anlässlich der Beerdigung wieder in Alcacia, Westafrika. ...

Durch die Unterstützung seiner Tante Blossom war es Weston Kogi vor fünfzehn Jahren möglich, nach London zu gehen. Nun ist die Tante tot und Kogi anlässlich der Beerdigung wieder in Alcacia, Westafrika. Er gibt vor, Polizist bei der MET zu sein, dabei ist er bloß Wachmann in einem Einkaufszentrum. Es dauert nicht lange bis ihm seine Flunkerei vor die Füße fällt, denn nun soll er einen Mord an einem Politiker aufklären. Zwei Gruppen sind daran interessiert, diesen Mord der jeweils anderen in die Schuhe zu schieben, und auch der Geheimdienst der korrupten Regierung hat ein eigenes Interesse. So muss Weston Kogi sehen, wie er sich die einzelnen Gruppen vom Hals hält und gegeneinander ausspielt. Ein gefährliches Unterfangen.
Dieser Thriller lässt sich gut lesen, ist aber brutal und gewalttätig. Dabei geht es nicht nur um die kriminellen Machenschaften, sondern größtenteils um die politischen Ränkespiele. Es ist nichts so, wie es auf Anhieb erscheint.
Auch wenn Kogi wirklich kein Sympathieträger ist, so hatte ich doch Mitgefühl für ihn. Natürlich hat er sich mit seiner Großmäuligkeit und Lügerei selbst in die Situation hineinmanövriert, aber er hat es auch schwer, denn alle versuchen in zu manipulieren. Er gerät von einer gefährlichen Situation in die nächste.
Die Atmosphäre in Westafrika ist gut dargestellt. Es gibt immer wieder Wendungen, die dafür sorgen, dass die Spannung erhalten bleibt, und das Ende ist auch gelungen.
Mich hat dieser spannende Thriller gut unterhalten.

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