Cover-Bild Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Schöffling
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 02.03.2021
  • ISBN: 9783895612336
Tatiana Tîbuleac

Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte

Roman
Ernest Wichner (Übersetzer)

Der siebzehnjährige Aleksy verabscheut seine Mutter, denn sie ist hässlich und hat als Mutter versagt. Als sie ihn aus dem Erziehungsheim abholt, will er nichts von ihr wissen. Trotzdem lässt er sich zu einem gemeinsamen Urlaub in Frankreich überreden, Bestechungssumme: ihr Auto. Kaum angekommen in dem kleinen Dorf, in dem er sich fremd fühlt und nur mühsam mit den kauzigen Bewohnern zurechtkommt, erfährt er, wie es in Wahrheit um seine Mutter steht. Ihn verfolgen fortwährend schmerzliche Erinnerungen aus der Kindheit, und die ungewohnte Sorge um die Mutter überschattet sein erstes unbeholfenes Liebesglück. Nach diesem Sommer ist in seinem Leben nichts mehr, wie es einmal war.

Tatiana Tîbuleacs preisgekrönter Roman erzählt mit unsentimentalem Witz die berührende Geschichte eines Jungen, der um seine Kindheit betrogen wurde und als Heranwachsender plötzlich Verantwortung übernehmen muss.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2021

Literarisches Meisterwerk

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"In diesem Sommer haben wir uns stärker selbst zerstört als in all den Jahren zuvor, aber wir waren nie lebendiger gewesen."

Oh wow, WAS für ein Buch! Ich kann hier gar nicht wiedergeben, wie ergreifend ...

"In diesem Sommer haben wir uns stärker selbst zerstört als in all den Jahren zuvor, aber wir waren nie lebendiger gewesen."

Oh wow, WAS für ein Buch! Ich kann hier gar nicht wiedergeben, wie ergreifend dieses Buch und wie tief die psychologische Handlung reicht.

Die Geschichte beginnt mit einer unglaublichen, kapitellangen Hass- und Schimpftirade des jungen Aleksy auf seine Mutter, begleitet von obskuren Todeswünschen - denn er hasst sie, und zwar so richtig. Nie verheilte, emotionale Wunden aus Aleksys Kindheit haben tiefe Narben hinterlassen, die sich durch Wut und Gewalt den Weg an die Oberfläche bahnen. Und dann, nach vielen Jahren der Abscheu, reisen Mutter und Sohn zusammen in ein kleines Dorf inmitten von Frankreich - im Gegenzug dafür wird Aleksy immerhin ein Auto versprochen. Doch hier ändern sich die Umstände, denn in einem kleinen, schäbigen Mietshaus mitten in Frankreich findet Aleksy heraus, dass seine Mutter krebskrank ist und ihr letzter gemeinsamer Sommer bevorsteht. Ein brutales Carpe Diem beginnt, und damit auch ein hochemotionaler Sommer der Vergebung und der unausgesprochenen Worte zwischen Mutter und Sohn.

Das Buch ist ein Schlag in die Magengrube, voller Wut und lang angestautem Schmerz.
Abgelehnt und depressiv nähert sich Aleksy seiner Mutter an. Der Schreibstil, die Details, die Ehrlichkeit, jedes Wort ist sorgfältig ausgewählt. Es ist so direkt und eindringlich erzählt, dass das Buch kaum Platz zur Interpretation bietet.

Einige Kapitel sind nur eine Zeile lang, aber unbeschreiblich ausdrucksstark. Und durch diese ziehen sich ständige Reflexionen Aleksys auf dessen Mutters Augen durch das Buch, zum Beispiel: "Mutters Augen waren Narben im Gesicht des Sommers". Eindringlichst werden dadurch die Gefühle des Protagonisten verpackt, die aus einem ständigen emotionalen Kampf der Abscheu und Liebe resultieren - denn die grünen Augen der Mutter sind das Schönste an ihr. Die Augen sind der Spiegel der Seele, hierauf beruht das Buch. Und so ändern sich auch zunehmens Aleksys Empfindungen gegenüber seiner Mutter durch den wandelnden Ausdruck ihrer Augen. Und anhand dieser, sich durch Krankheit und gemeinsame auf-und-ab-Erlebnisse ständig ändernden Gefühlswelt der Mutter, verschieben und manifestieren sich ebenfalls die Gefühle von Aleksy gegenüber seiner Mutter.

Schmerzhaft und aufrichtig, ein Buch über Sehnsucht, Vergebung und Reue, über Verantwortung und dem Versuch, im letzten verbleibendem Sommer noch einmal das Glück beim Schopf zu packen. Eins der schönsten, emotionalsten und intensivsten Bücher, die ich je gelesen habe. Aus meiner Sicht ein Meisterwerk der Literatur und ein heißer Anwärter auf mein Jahreshighlight.

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Veröffentlicht am 05.10.2023

Starkes Debüt

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DER SOMMER, ALS MUTTER GRÜNE AUGEN HATTE
Tatiana Tîbuleac

Der 17-jährige Aleksy ist voller Hass. Er hasst sein ganzes Leben, aber besonders seine Mutter. Er beschimpft, verachtet und beleidigt sie ununterbrochen. ...

DER SOMMER, ALS MUTTER GRÜNE AUGEN HATTE
Tatiana Tîbuleac

Der 17-jährige Aleksy ist voller Hass. Er hasst sein ganzes Leben, aber besonders seine Mutter. Er beschimpft, verachtet und beleidigt sie ununterbrochen. Am liebsten würde er sie totschlagen, aber dann wird er wieder weggesperrt. Auch das Aussehen seiner Mutter ekelt ihn an, einzig ihre grünen Augen sind wunderschön - ein Versehen der Natur.
Er bekommt Tabletten gegen seine Wut verschrieben, nimmt diese aber nicht regelmäßig ein.
Seit Wochen freut er sich darauf, mit seinen Kumpels nach Amsterdam zu reisen. Nur der Gedanke an diese Reise lässt ihn die Präsenz seiner hässlichen und beschissenen Mutter ertragen.
Doch dann fragt sie ihn, ob er mit ihr über den Sommer nach Frankreich fahren würde. Er bekäme auch nach ihrer Reise ihr Auto und ihr ganzes Geld geschenkt. Natürlich kann Aleksy so ein Angebot nicht abschlagen, denn er möchte dringend ein Auto haben.
Dieser gemeinsame Sommer in Frankreich wird jedoch alles verändern.

„Mutters Augen weinten nach innen.“ (S. 55)

Was für ein Buch! Von euch in den Himmel gehypt und ich hätte es am liebsten abgebrochen. Diese Gewalt gegenüber der Mutter traf mich bis in den tiefsten Nerv. Doch ich war unterwegs, hatte nichts anderes zum Lesen dabei und was macht man dann? Weiterlesen!
Und dann passierte es: Mit einer Wucht, die ich nicht für möglich gehalten hätte, wurde ich in das Buch gesogen.
So gut - liebevoll, fein, ja, fast poetisch. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Kleiner Minuspunkt: Lediglich über die Schwester und den Unfall hätte ich gerne mehr Informationen haben wollen.

Fazit:
Ein schmales Buch - kraftvoll, eindrücklich und sprachlich gewandt, einfach klasse. Ein starkes Debüt.
4/ 5

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Veröffentlicht am 24.11.2021

Mutter und Sohn

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Aleksy erzählt in diesem Buch, viele Jahre später von seiner Reise nach Frankreich, diesem Sommer, der sein Leben grundlegend verändert hat

Ein zorniger siebzehnjähriger Junge, der im Heim aufwächst ...

Aleksy erzählt in diesem Buch, viele Jahre später von seiner Reise nach Frankreich, diesem Sommer, der sein Leben grundlegend verändert hat

Ein zorniger siebzehnjähriger Junge, der im Heim aufwächst und seine Mutter verabscheut. Er hat keine Beziehung zu ihr, findet sie hässlich und fühlt sich von ihr im Stich gelassen. Widerwillig stimmt er zu, als sie ihn zu diesem Urlaub abholt.

Was man zu Beginn nicht für möglich hält, entwickelt sich in dieser Geschichte. Die beiden nähern sich an, lernen sich zu verstehen und kommen beide zur Ruhe. Anfangs noch zerrissen von ihren Gefühlen, nähern sie sich Stück für Stück an.

Eine interessante Geschichte mit einem komplexen Charakter. Aleksy ist nicht einfach, aber genau das macht das Buch so lesenswert.

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Veröffentlicht am 12.05.2021

Kraftvoll, intensiv und poetisch - tolles Debüt!

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Als der 17jährige Aleksy zum Schulschluss von seiner Mutter abgeholt wird, ist er voller Hass. Man hat einen hasserfüllten, unglücklichen, mit derben Ausdrücken um sich schlagenden Halbwüchsigen vor sich ...

Als der 17jährige Aleksy zum Schulschluss von seiner Mutter abgeholt wird, ist er voller Hass. Man hat einen hasserfüllten, unglücklichen, mit derben Ausdrücken um sich schlagenden Halbwüchsigen vor sich und weiß schnell: da läuft etwas ganz schlimm falsch. Völlig lieblos und gleichgültig wird in der Familie miteinander umgegangen. Als Aleksys Mutter ihn dann mehr oder weniger erpresst, dass er mit ihr den Sommer in Frankreich verbringt, wendet sich das Blatt zusehends. Wir erfahren mehr über den mittlerweile psychisch kranken Aleksy, über die kranke Mutter, die tote Mika... und wir erleben eine Veränderung im Mutter-Sohn-Verhältnis.

Was zu Beginn kraftvoll in derbem Ton, aber trotzdem eindringlich und bewegend den Leser fesselt, verändert sich zu einer mehr und mehr poetischen Reise nach Frankreich, durch den Sommer hindurch und zu sich selbst. Rückblickend erzählt Aleksy viele Jahre später von diesem bedeutsamen Sommer, in dem sich sein Leben grundlegend verändert hat. Ein Sommer, in dem die innere Wut und Verzweiflung langsam einer inneren Ruhe gewichen ist und zumindest teilweise zwischenmenschliche Beziehungen wieder möglich geworden sind. Ein Sommer, in dem auch die Mutter eine andere geworden ist und beide einander gebraucht haben. Wir erfahren einiges über die damaligen Hintergründe und gleichzeitig ein wenig über Aleksys Leben in der Gegenwart. Zuweilen sehr zärtlich schreibt die Autorin von der Mutter-Sohn-Beziehung, was zu Beginn des Romanes noch völlig undenkbar erschienen ist.

Dieser Roman lässt im Verlauf an Tempo nach und lässt mich als Leserin mehr und mehr versinken in die wunderbare, berührende Poesie. Manches Mal ist es mir schon ein bisschen zu verkopft, da verstehe ich nicht alles Auch frage ich mich, ob ein Mensch eine derart krasse Wendung in so kurzer Zeit vollziehen kann. Obwohl hier einige Faktoren zusammenkommen, ist es doch eine enorme Leistung. Aber das kann ich nicht wirklich beurteilen...

Insgesamt muss ich sagen, dass mich die Geschichte - insbesondere auch sprachlich - enorm beeindruckt hat. Kurz, kraftvoll, intensiv und poetisch schön. Für meinen Geschmack hätte es hier und da noch ein paar mehr Hintergründe geben können, dennoch: ein tolles Debüt, das m.M.n. zu Recht mehrfach preisgekrönt ist.

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Veröffentlicht am 06.05.2021

Aleksy und Mutter

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Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte – Tatiana Tibuleac

Es ist der blanke Hass, der dem Leser gleich auf den ersten Seiten dieses ungewöhnlichen Romans entgegenschlägt. Ungefiltert und beinahe unerträglich ...

Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte – Tatiana Tibuleac

Es ist der blanke Hass, der dem Leser gleich auf den ersten Seiten dieses ungewöhnlichen Romans entgegenschlägt. Ungefiltert und beinahe unerträglich stark sind die negativen Gefühle, die der siebzehnjährige Aleksy seiner Mutter gegenüber empfindet. Nach einer schwierigen Kindheit holt sie ihn aus dem Erziehungsheim ab, um einen ganzen Sommer in Nordfrankreich mit ihm zu verbringen. Was Anfangs unvorstellbar erscheint, wird tatsächlich ein Urlaub, der alles verändert.

Dieser Roman beginnt richtig stark. Aleksys Hass erschlägt einen regelrecht. Was ist passiert, dass er seine Mutter so sehr hasst? Die Sprache ist knallhart, spiegelt seine Gedanken wider, wie eben ein Siebzehnjähriger, der von der ganzen Welt enttäuscht ist, so denken mag. Mit sämtlichen Beleidigungen, auch unterhalb der Gürtellinie. Der Erzählstil ist zudem sprunghaft, abrupt.

Wie gesagt, dieser spezielle Stil hat mich gerade im ersten Teil sehr begeistert. Eindringlich und besonders. Diese Begeisterung hat dann aber stark nachgelassen. Zu unwahrscheinlich manche Entwicklung, zu sehr schwarz-weiß manche Darstellung. Durch die etwas sprunghafte Erzählweise blieb doch vieles ungeklärt und sehr offen. Zu viele Bruchstücke, die mir für eine runde Geschichte fehlten.

Dennoch – sowohl Aleksy als auch seine Mutter machen eine wahnsinnige Entwicklung durch, die wirklich schön zu verfolgen ist. Damit reiht sich dieser Roman ein in eine ganze Riege „dieser-eine-spezielle-Sommer-Bücher“, die dieses Jahr scheinbar vermehrt erscheinen. Allerdings hab ich bereits mehrere gelesen, die mir besser gefallen haben. Deshalb reicht es hier gerade noch für 4 Sterne!

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