Das Sachbuch "Morgen ist leider auch noch ein Tag" von Tobi Katze ist als Taschenbuch [9,99€] und Ebook [9,99€] erhältlich, hat 256 Seiten und erschien am 25.09.2015. Tobi Katze ist nicht nur Autor des Buches, sondern auch Protagonist. Da nicht ganz klar wird, ob die Handlung auf wahrer Begebenheit beruht, da hinten im Buch nur erwähnt wird, dass er sich mit dem Leben und der Arbeit mit Depressionen auseinandergesetzt hat, bin ich persönlich davon ausgegangen, dass die Geschichte dem Realismus schon ziemlich nahe kommt.
Das Buch ist eigentlich ganz einfach aufgebaut: Ein 29 jähriger Mann, der herausfindet, dass er offiziell Depressionen hat. Einmal in der Woche geht er zu einem Physiotherapeuten, ertrinkt sein Leid in Alkohol und durchlebt alle Phasen einer Depression. Aber das alles tut er mit ausreichend Humor.
Man kann es auch Laufbahn nennen, denn der Leser/die Leserin kann miterleben, wie Tobi langsam in sein Leben zurückfindet. Wie er den Kampf gegen sich selbst gewinnt.
Zuerst werde ich etwas zum Cover sagen.
Im Hintergrund ist ein zerknittertes, weißes Bettlaken zu erkennen, welches über ein Bett gespannt ist, allerdings sieht man nur einen Teil des Bettlakens. Im oberen und unteren Teil des Covers ist blaues Bettzeug zu erkennen, welches unordentlich auf dem Bett liegt. Rechts oben ist der Verlagsname abgebildet und in der Mitte der Name des Autors, Tobi Katze, [schwarz] und der Buchtitel ,,Morgen ist leider auch noch ein Tag - ", pink, "Irgendwie hatte ich von meiner Depression mehr erwartet" [schwarz].
Über das Cover habe ich mir Gedanken gemacht, bevor ich das Buch oder den Klappentext gelesen habe.
Depressionen sind anstrengend und ziehen einen runter, sie machen einen müde und rauben alle Lebensfreude. Wer würde da nicht am liebsten im Bett bleiben? - Deswegen finde ich, dass das Cover geschickt und bedacht ausgewählt ist. Die hellen Farben lassen es freundlich wirken, ganz anders, als eine Depression eigentlich ist. Und das, im Bezug zum Titel, ist schon sehr ironisch. Helle Farben für eine dunkle Krankheit. Natürlich kann man es auch anders deuten: ,,Morgen ist leider auch noch ein Tag", das "leider" verdeutlich, dass die Hauptrolle überhaupt keine Lust auf den folgenden Tag hat und deswegen am liebsten im Bett bleiben würde. Auch bei dieser Interpretation finde ich, dass der Titel und das Cover gut aufeinander abgestimmt und passend sind.
Nun, im Nachhinein kann ich sagen, dass beide Aussagen sehr zutreffend sind, denn Tobi Katze möchte weder aufstehen, noch hat er besonders Lust auf den nächsten Tag. Deswegen ist meine klare Aussage, dass das Cover sehr präzise ausgewählt ist.
Zunächst der Klappentext, welchen ich hier nicht veröffentlichen darf, aber wozu ich trotzdem ein paar Worte sagen möchte.
Den Klappentext habe ich mir durchgelesen, nachdem ich mir das Cover angeschaut habe und da hat mich schon der kurze Auszug aus dem Buch beeindruckt. Schon da wusste ich, dass ich dieses Buch lesen muss. Der zweite Abschnitt des Klappentextes, der Abschnitt, wo der Leser erfährt, dass der Autor der Protagonist ist, hat mir dann den letzten Rest von Überzeugung gegeben. Das liegt daran, dass diese kurze Beschreibung des Buches schon so viel Humor und Realität enthält, dass ich einfach nicht Nein sagen konnte und Rowohlt fragte, ob sie mich dieses Buch rezensieren lassen würden. Glücklicherweise habe ich diese Chance auch bekommen.
Jetzt zum eigentlichen Teil der Rezension. Wie hat mir dieses Buch gefallen?
Im Allgemeinen hat mir das Buch gut gefallen, ich habe mir sogar mit einem Textmarker einige Aussagen angestrichen, weil sie mich sehr berührt haben. Allerdings war es für mich sehr anstrengend das Buch zu lesen, was aber nicht am Schreibstil oder an der Geschichte gelegen hat, sondern schlichtweg an meinem Alter. Ich habe dieses Buch ausgewählt, weil mich das Thema "Depressionen" anspricht und weil ich Sarkasmus einfach liebe, dennoch hätte ich es nicht gelesen, wenn ich keine Verbindung zum Hauptthema hätte. Kommen wir aber mal zu den Sachen, die mich beeindruckt haben.
Depressionen erscheinen bei jedem im Prinzip gleich. Egal, welches Alter.
In diesem Buch habe ich beispielsweise bemerkt, dass ich mit 14/15 Jahren die gleichen depressiven Gedanken hatte, wie ein 29 Jahre junger Mann und auch jetzt fällt mir auf, dass meine Gedanken noch immer einen Hauch übereinstimmen, obwohl ich mit der Therapie fast durch bin. Dies gibt mir persönlich ein Gefühl von Realität.
Das Buch ist so ehrlich geschrieben, so einfach und witzig, aber doch so schmerzhaft genau, dass es fesselnd ist, wie sehr ich mich damit vergleichen konnte. Und ich glaube, dass Personen, die noch nie Erfahrungen mit Depressionen hatten, Tobis Geschichte und Depressionen verstehen würden, weil er Gefühle in Worte gefasst hat, wo ich glaubte, dass dies nicht möglich sei. Depressionen bringen einen dazu, die Dinge zu sehen, wie sie eigentlich nicht sind. Sie zeigen einem Sachen, die uns schlecht fühlen lassen. Man wird tiefgründiger, denkt über alles hundertundeinmal nach, hinterfragt alles, fühlt sich wie ein Fremdkörper, eine andere Spezies. Tobi Katze gibt dem allen und dem Wort "Selbsthass" eine gute Beschreibung, eine beeindruckende Erläuterung und Darstellung und lässt es mit Humor sehr einfach verstehen.
Sowie das Selbstverletzen für manche Teenager ein Ausweg ist, ist das Trinken ein Ausweg und eine Flucht für Tobi und genau das gefällt mir. Man kann seine Situationen und Gedanken mit so vielen Dingen vergleichen, dass sie sich von der Struktur aus her ändern, aber vom Sinn her gleich bleiben. So kann man das Beipiel nehmen, wo Tobi seine Teller nicht abspülen möchte. Jüngere Menschen würden sagen, dass sie ihr Zimmer nicht aufräumen möchten. Das Prinzip bleibt gleich, man muss sich nur gründlich Gedanken darüber machen.
Tobi Katze gewährt einen wundervollen Blick in das Leben mit Depressionen. Ich finde es unglaublich faszinierend, wie er Sachen beschreibt, die eigentlich unmöglich zu beschreiben sind. Ich persönlich habe mich verstanden und wohl gefühlt, als ich sein Buch gelesen habe und ich glaube, dass es sehr hilfreich ist das Buch zu lesen, wenn man verstehen möchte, was Depressionen überhaupt sind. Wenn man denkt, dass Depression einfach nur traurig-sein bedeutet.
Allerdings ist es auch schwierig, sich in seine Lage hineinzuversetzen und deswegen empfehle ich dieses Buch jedem über 16 und jedem, der sich mit dem Thema auseinandersetzen möchte.