Cover-Bild Das Haus meiner Eltern hat viele Räume
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaftliche Gruppen
  • Genre: Sachbücher / Esoterik
  • Ersterscheinung: 11.03.2019
  • ISBN: 9783641240165
Ursula Ott

Das Haus meiner Eltern hat viele Räume

Vom Loslassen, Ausräumen und Bewahren
»Tolles Buch, sehr empfehlenswert – ist ein großer Bestseller und ich verstehe jetzt, warum.« Markus Lanz, ZDFDas Elternhaus. Es ist zu groß geworden für die alten Eltern. Es steht vielleicht sogar weit weg vom Leben, Lieben und Arbeiten der Kinder, die in der Mitte des Lebens genug mit sich selbst zu tun haben – und jetzt doch entscheiden müssen: Was machen wir mit dem Ort unserer Kindheit? Wie verabschieden wir die Heimat in Würde? Was hat für uns als Familie wirklich noch einen Wert und was muss weg?

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.04.2019

Der Unterschied zwischen warmen und kalten Dingen

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Dieses Buch berührt mich in besonderem Maße, da meine Eltern gestorben sind, als ich 17 war. Meine Geschwister und ich wollten uns vom Haus nicht trennen, konnten es aber auch nicht länger unterhalten. ...

Dieses Buch berührt mich in besonderem Maße, da meine Eltern gestorben sind, als ich 17 war. Meine Geschwister und ich wollten uns vom Haus nicht trennen, konnten es aber auch nicht länger unterhalten. Nach zwei Jahren hat meine Schwester mit Mann und Kindern den Schritt gewagt, das Haus übernommen und uns Geschwister ausgezahlt. Ein großer Schritt, der mit vielen Tränen, Angst und Reibereien einherging. Auszuräumen fiel uns schwer, wir sortieren auch 7 Jahre später noch.

Ursula Ott erzählt von ihrer 87-jährigen Mutter, die ihr Haus in Ravensburg verkauft und in eine Wohnung nach Stuttgart, näher zu ihren beiden Töchtern, zieht. Der Vater ist viele Jahre tot, die Mutter allein, nach einigen Unfällen steht der Beschluss fest. Einfach ist dieser Entschluss für keine der Frauen, es fließen viele Tränen. Die Trauer über den Abschied vom Zuhause ist groß - jetzt heißt es, erwachsen zu werden. Der schützende Unterschlupf ist endgültig weg.

Ursula Ott beschreibt sehr gelassen und mit Witz die Entscheidungen und Herangehensweisen an das Ausräumen des Hauses. Dinge wegzuwerfen fühlt sich falsch an, aber niemand braucht zwei Bowleschüsseln mit je einem Dutzend Gläsern dazu oder riesengroße Eichenholzschrankwände, wo die Wohnungen doch immer flexibler und kleiner werden. Wohin also mit all den Sachen?
Beim Aussortieren beobachtet sie sehr genau, wie sich manche Dinge anfühlen. Es gibt warme und kalte Dinge. Warme Dinge, die man liebt und die ein positives Gefühl vermitteln, werden aufgehoben. Kalte Dinge, an denen schlechte Erinnerungen hängen oder die negative Gefühle hervorrufen, kommen weg. Und "weg", das bedeutet Sachspenden an Kirche, Sozialkaufhaus und Geflüchtete. Sie nimmt sich viel Zeit, ihrer Mutter zu manchen Dingen Fragen zu stellen, mehr über fragwürdige Fundstücke herauszufinden und sie noch einmal neu und besser kennenzulernen. So wird das Haus nach und nach leergeräumt und nach einem Jahr schließlich verkauft.

Die Autorin hat keinen Ratgeber/kein Sachbuch geschrieben, sondern in einer Erzählung aus privater Sicht, mit Rückhalt aus anderer Literatur und Gesprächen mit Psychologen und Anwälten das Thema liebevoll und warmherzig aufgearbeitet. Es ist eine kurze, trotz schwerem Thema leichte Lektüre, die jeder gelesen haben sollte, um vorbereitet zu sein oder - wie in meinem Fall - die Dinge mit neuer Perspektive anzupacken.

Trotzdem:
"Es ist schön, immer wieder in die Erinnerungen einzutauchen, um zu verstehen, woher man kommt und wer man ist."

Veröffentlicht am 16.04.2019

Loslassen, hilfreicher Ratgeber anhand einer persönlichen Geschichte. Berührend.

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Zum Inhalt:
Was macht man mit dem eigenen Elternhaus, wenn die Entscheidung ansteht? Verabschiedet man sich? Was macht man mit all den Dingen, die dort noch zu finden sind? Welche hebt man auf und welche ...

Zum Inhalt:
Was macht man mit dem eigenen Elternhaus, wenn die Entscheidung ansteht? Verabschiedet man sich? Was macht man mit all den Dingen, die dort noch zu finden sind? Welche hebt man auf und welche nicht?

Meine Meinung:

Was bindet uns an die Gegenstände unserer Kindheit? Oder die des Lebens der Eltern? Und was verbindet Kinder und Eltern? Brauchen wir die um uns zu erinnern? Heben wir alles auf, oder nur Teile, oder gar nichts? Die Autorin nimmt die Leser mit auf ihre eigene Reise in ihr Elternhaus. Dort ist sie mit ihrer Mutter gemeinsam dabei das Elternhaus leer zu räumen. Auf dieser Reise erfährt man viel über die Generation, die der Autorin angehört. Dies fängt an bei Einstellungen, zieht sich über Erziehungsmethoden und das Leben in dieser Zeit.

Ein Thema das tief geht, daher geht auch das Buch tief, finde ich. Trotz diesen doch nicht ganz einfach Themas bietet die Autorin ein sehr gut lesbares Buch. Dank des detaillierten Schreibstils hat man mitunter den Eindruck dabei zu sein. Wer tiefer in verschiedene Aspekte einsteigen will, findet zahlreiche Tipps.

Da dieses Buch sich aber auch allgemein mit dem Thema „Loslassen“ beschäftigt, ist es meiner Meinung nach für alle geeignet. Denn es kann durchaus Sinn machen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen bevor man selbst tätig werden muss. Alles in allem ein rundes und schönes Buch, das anhand einer persönlichen Geschichte aufarbeitet.

Fazit:
Loslassen, hilfreicher Ratgeber anhand einer persönlichen Geschichte. Berührend.