Die Invasion der Außerirdischen
Die Autorin nimmt sich sehr oft aktuellen Themen an oder spielt mit der nahen Zukunft. Besonders zu Beginn der Pandemie haben sich viele Verschwörungstheorien auf Social Media Plattformen verbreitet, die ...
Die Autorin nimmt sich sehr oft aktuellen Themen an oder spielt mit der nahen Zukunft. Besonders zu Beginn der Pandemie haben sich viele Verschwörungstheorien auf Social Media Plattformen verbreitet, die sich noch immer halten. Poznaski hat dieses Thema aufgegriffen und lässt sechs Jugendliche in ihrem Roman zu dieser Idee greifen. Aus einer Partylaune heraus erfinden Benny und seine Freunde die abstruse Theorie, dass Außerirdische in die Welt gekommen sind. Geheimnisvolle Zeichen erinnern an Mauern oder Türen an die Einnahme der Erde und ihrer Lebewesen. Diejenigen, von denen bereits Besitz ergriffen wurde, werden "Shelter" genannt. Die Jugendlichen sind verblüfft, welche Dynamik ihre selbst inszinierte Verschwörungstheorie hat und wie schnell sie um sich greift. Doch plötzlich versucht jemand, der nicht zur Gruppe gehört, mitzuspielen und aus Spaß wird sehr schnell eine Bedrohung. Als sich die Ereignisse überschlagen, scheint sich nur mehr Benny mit der gemeinsam kreierten Verschwörungstheorie auseinanderzusetzen. Der Rest der Grupppe zieht sich desinteressiert zurück und die Jugendlichen werden zu Randfiguren. Das fand ich sehr schade und etwas unglaubwürdig.
Ein großes Manko der Autorin ist für mich ihre Figurenbildung. In jedem Jugendbuch fand ich die Charaktere zu wenig greifbar. In "Shelter" ist es genauso. Einzig von Benny, der Hauptfigur, konnte ich mir ein gutes Bild machen. Alle anderen bleiben blass und austauschbar.
Der Schreibstil und der Spannungsaufbau ist hingegen wieder absolut gelungen. Vorallem an der ersten Hälfte fand ich extrem Gefallen - trotz einiger Logikfehler. Poznanski hat die Dynamik von Verschwörungstheorien perfekt ungesetzt. Sie zeigt auf, wie schwierig es ist, mit Fakten zu argumentieren und wie verblendet manche Menschen sind, die an noch so unmöglichen Theorien glauben.
Man fliegt nur so durch die Seiten und ich war extrem neugierig, wie die Lösung aussehen wird und was sich die Autorin hat einfallen lassen. Doch ab der zweiten Hälfte nimmt die Handlung eine krasse Wendung, die mir nicht gefallen hat. Plötzlich rücken andere Themen in den Vordergrund, wie Esoterik und Wunderheiler, sowie die Flüchtlingskrise. Die Verschwörungstheorie tritt in den Hintergrund und Poznanski packt einige abstruse und völlig unzusammenhängende Actionsszenen in die Geschichte, die für mich überhaupt nicht stimmig und sehr konstruiert wirken. Das große und spannende Thema der Verschwörungstherorie verlief immer mehr im Sand. Damit hat mich die Autorin schlusseindlich leider verloren....
Fazit:
Ein tolles Thema und eine spannende und großartige erste Hälfte, die mich total mitgerissen hat - trotz kleiner Logikfehler. Doch in der zweiten Hälfte hat mich die Autorin mit ihrem Themenwechsel und einem ziemlich konstruierten Aufbau leider verloren. Deshalb gebe ich noch 3 von 5 Sternen.