Cover-Bild Brot
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Insel Verlag
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 277
  • Ersterscheinung: 11.09.2017
  • ISBN: 9783458177258
Walter Mayer

Brot

Auf der Suche nach dem Duft des Lebens
Alexandra Klobouk (Illustrator)

Brot riecht nach Heimkommen, nach Familie und Liebe. Brot stiftet Religionen und Revolutionen – und verursacht Zöliakiepanik und Weizenwampenangst. Brot ist Grundnahrungsmittel – und essbare Sehnsucht. Brot ist eine Metapher. Brot ist universell. Was erzählt Brot über die Menschen, die es essen, und über die Verhältnisse, in denen es gebacken wird? Was findet man, wenn man dem Duft des Brotes folgt?
Walter Mayer macht sich auf die Suche danach, was sich hinter der Universalie Brot verbirgt: Er schreibt über Gluten und gierige Saatgutkonzerne, über liebevoll gehegte Sauerteigkulturen und die wundersame Brotvermehrung im Neuen Testament. Er lässt sich von Sarah Wiener die Grundlagen des handwerklichen Backens erklären, spricht mit dem Ernährungsminister Christian Schmidt und interviewt den Brotmilliardär Heiner Kamps. Er fährt zu Bäckerinnen und Bäckern in die Berge von Albanien, in die Medina von Marrakesch, in die moorige Landschaft um Edinburgh und in die österreichischen Alpen. Und am Ende führt ihn seine Entdeckungsreise in die Küche seiner Mutter, der Bäckerstochter – immer auf der Suche nach dem Duft des Lebens.
Dieses wunderbar illustrierte Geschenkbuch ist eine fein abgewogene Mischung aus Reportage, Kulturgeschichte und Familienmemoir und eine Liebeserklärung an das Brot. Wie das duftet!

»Meine Nase nahm aufs Intensivste einen ganz besonderen Duft wahr. Etwas kümmelig Feines, etwas Roggen-Kräftiges, etwas staubig Warmes und zugleich etwas umfassend Zufriedenstellendes. Ein Geruch setzt sich, wenn er die Nasenzellen schwingen lässt, ja aus mindestens 400 Komponenten zusammen. Carsten hatte frisches Brot gebracht.«

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2017

Interessante, lehrreiche und unterhaltende Geschichte über unser aller Brot

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Walter Mayer formuliert den Brotduft sehr gut: „Brot reicht nach Heimkommen, Erwartetwerden. Brot riecht nach Liebe und Familie.“
Die Heimat des Brotes ist wohl Ägypten. Ein gutes Brot braucht nur Mehl, ...

Walter Mayer formuliert den Brotduft sehr gut: „Brot reicht nach Heimkommen, Erwartetwerden. Brot riecht nach Liebe und Familie.
Die Heimat des Brotes ist wohl Ägypten. Ein gutes Brot braucht nur Mehl, Wasser und Salz. Interessant: in einem Kilo Mehl befinden sich 28.000 Weizenkörner.
Das Brot befindet sich stets im Wandel, genauso wie seine Esser. Im Mittelalter galt: je heller das Brot, desto wohlhabender sein Käufer. Heute geht die Tendenz eher zu dunklerem Brot. Am besten auch noch vegan und glutenfrei.
Gefallen hat mir folgende Aussage: durch Backöfen haben die Menschen die Möglichkeit Brot zu backen. Und wo gebacken wird, werden die Menschen sesshaft. Somit entstehen Dörfer, Märkte und Strukturen.

Walter Mayer stammt aus einer Salzburger Bäckerfamilie und liebt das Brot. Als er über das Thema Brot nachdenkt, wird ihm schnell klar, dass dies keinesfalls langweilig und trocken wie altes Brot ist. Aus seinen Überlegungen ist dieses wunderbare Buch geworden. Mit vielen Interviews und Reportagen schafft Mayer es dem Leser das Brot in all seinen Facetten näherzubringen. Neben Fakten finden wir auch immer wieder passend eingebaute witzige Stellen und vor allem kommen andere Menschen zu Wort und erzählen Walter Mayer und auch uns ihre Brotgeschichte. Und dies über die Welt verteilt. Er trifft unter anderem Sarah Wiener und Heiner Kamps. Er backt zusammen mit Bäckern in den albanischen Bergen Brot. In Marrakesch findet er nicht nur neue Brotrezepte, sondern auch eine zweite Heimat. Mayer sagt: „Jedes Brot hat eine Story.“ Während dem Lesen wird einem dies sehr bewusst. Wieso essen wir eigentlich das Brot, das wir essen?
Nach der Lektüre dieses Buch hat der Leser nicht nur Lust auf frischgebackenes Brot (Rezepte innenliegend), sondern kennt die Herkunft und Entwicklung des Brotes. Weiß wie sich der Brotofen entwickelte und wie er funktioniert und wie das Mehl in unsere Küchen kommt. Sogar die Kunst interessiert sich für Brot!
Walter Mayer behandelt nicht nur die schönen Seiten der Brotwirtschaft. Er zeigt auch die Schattenseiten auf. Zum Beispiel werfen wir in Deutschland jährlich 500.000 Tonnen Brot in den Müll. Dieses Brot wird als neues Heizmittel gehandelt, doch bis jetzt ist dies nicht der Fall. In Deutschland schließen immer mehr Bäckerei, um genau zu sein: jede Woche eine. Warum? Weil alle nur noch günstiges Brot wollen und dieses im Supermarkt oder beim Discounter kaufen und dieses von großen Ketten stammt. Diese Brote haben leider nie Bäckerhände gespürt.

Bei diesem Buch handelt es sich um ein Sachbuch. Dennoch war die Lektüre zu keiner Zeit trocken. Ich konnte das Buch gar nicht aus der Hand legen und habe es an einem Nachmittag/Abend durchgelesen. Mayers Schreibstil ist sehr angenehm und er schreibt leicht verständlich. Fakten werden durch persönliche Geschichten oder witzige Einschübe ergänzt. Die Illustrationen von Alexandra Klobouk sind gelungen und untermauern den Text ganz wunderbar. Auch in diesen Illustrationen findet sich gern mal ein bisschen Witz. ich kann dieses Buch wirklich jedem ans Herz legen. Man bereut die Lektüre keineswegs.

Ich vergebe für dieses Buch volle fünf von fünf Sternen, da es mich sehr gegeistert hat und es mir sicherlich lange in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 20.10.2017

Unterhaltsam und lehrreich zugleich

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Brot - nur ein alltägliches Nahrungsmittel? Wer dem Autor dieses Buches „auf der Suche nach dem Duft des Lebens“ folgt, wird erkennen: Brot bedeutet so viel mehr, es ist „… ein Spiegel der Zeit“ und ...

Brot - nur ein alltägliches Nahrungsmittel? Wer dem Autor dieses Buches „auf der Suche nach dem Duft des Lebens“ folgt, wird erkennen: Brot bedeutet so viel mehr, es ist „… ein Spiegel der Zeit“ und vor allem „… ein Spiegel der Welt“, wie Walter Mayer es selbst formuliert.
Den Beweis tritt er auf vielfältige Weise an. So nimmt er den Leser mit auf eine spannende Reise durch die Kulturgeschichte des Brotes. Für die „Memoiren“ des Brotes wirft er einen Blick weit zurück in die Menschheitsgeschichte; vom alten Ägypten, in dem Historiker die Anfänge des Brotbackens vermuten, über das römische Reich und das Mittelalter bis in die Neuzeit. Seine Ausführungen sind dabei keineswegs trocken, sondern, ganz im Gegenteil, äußerst kurzweilig zu lesen. Ebenso lebendig bringt er dem Leser die Brotvielfalt und Backarten Deutschlands und auch anderer Länder nahe und berichtet mit humorvollem Unterton von seinen Erlebnissen mit den Menschen, die er dort trifft. Sein Augenmerk gilt aber noch einem weiteren Aspekt: dem symbolischen Wert von Brot in Religion und Kirche.
Auch (moderne) Probleme der Glutenunverträglichkeit spricht er an und stellt - nach Besuchen in einer Großbäckerei und bei Bäckern, die an alter Backtradition festhalten - die gravierenden Unterschiede zwischen Fabrik- und handgeknetetem Brot heraus. Und immer wieder führt ihn das Thema Brot an seine eigenen Ursprünge zurück: in die Bäckerei seines Großvaters.
Die ideenreiche, liebevolle Gestaltung des Buches mit dem (Brot-)teigig-braunen Leineneinband und dem Lesebändchen entspricht ganz dem Enthusiasmus des Autors. Alexandra Klobouks zahlreiche Zeichnungen bereichern die „Brotbibel“ auf eine unaufdringliche, harmonische Art. Ihre detailreichen Illustrationen lockern den Text (oft in humorvolle Weise) auf und unterstützen Mayers Erläuterungen, indem sie backunerfahrenen Lesern kompliziert erscheinende Vorgänge verdeutlichen (wie etwa die Entstehung von Sauerteig).
Mein Fazit: Ein wirklich originelles Buch, informativ und unterhaltsam zugleich!

Veröffentlicht am 07.10.2017

Ein sehr schönes, lesenswertes und informatives Werk!

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Diesem Buch wohnt ein Zauber inne, der sowohl dem Thema an sich als auch der Art, wie es ausgearbeitet und dem Leser präsentiert wurde, zu verdanken ist.
Zum Autor: „Walter Mayer, geboren 1959 in Salzburg, ...

Diesem Buch wohnt ein Zauber inne, der sowohl dem Thema an sich als auch der Art, wie es ausgearbeitet und dem Leser präsentiert wurde, zu verdanken ist.
Zum Autor: „Walter Mayer, geboren 1959 in Salzburg, war nach Stationen bei Tempo, Bunte und Prinz viele Jahre Chefredakteur von BZ und Bild am Sonntag. Er ist gelernter Buchhändler und stammt aus einer Bäckerfamilie. Der Autor lebt in Berlin.“
Illustratorin: „Alexandra Klobouk, geboren 1983 in Regensburg, ist Kulturillustratorin und Autorin. Ihr letztes Buch Lissabon – im Land am Rand wurde von der Stiftung Bachkunst als eines der „Schönsten deutschen Bücher“ 2016 ausgezeichnet.
Es ist ein bunter Mix aus wissenswerten Fakten zum Thema Brot, Berichten über Reisen, die als Ziel, neue Brotsorten zu verkosten, anpeilten, Schilderungen der Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen, die sich dem Brotbacken verschrieben haben, Brotrezepten, uvm.
Der Autor ging dabei sowohl in die Breite als auch in die Tiefe, insb. in der Mitte. Spätestens ab Kap. 6 war ich voll im Bann dieses Buches. Man reiste nach Schottland, Albanien, Salzburg, Marokko und Kreuzberg/Berlin und probierte ungewöhnliche und traditionelle Brote, bereitete Sauerteig zu, knetete den Teig, was einer meditativen Übung laut W. Mayer ähnelt, uvm. Mit einer ehem. DDR Bäckerfamilie unterhielt man sich, wie es damals war, ein Bäcker zu sein, denn ein Privatbetrieb war kaum systemkonform und das Brot so billig gewesen, dass es oft als Tierfutter genommen worden war.
In einem anderen Kapitel spricht man mit Heiner Kampf über sein Brotimperium von einst, wie er sein Großunternehmen aufgebaut hat und warum er verkaufen musste.
Im separaten Kap. liest man von einem Versuch eines Interviews mit dem Minister für Ernährung und Landwirtschaft Christian Schmidt. „Ich hatte 15 detaillierte Fragen übersandt und bekam 13 lieblose Antworten.“ S. 211. „Das alles hat, von der ersten Anfrage an, fast ein Jahr lang gedauert. So lange muss man warten, um am Ende in die Röhre zu gucken.“ S. 212.
Die persönliche Note macht dieses Buch so besonders, die wie ein roter Faden durch das Werk zieht. Walter Mayer stammt aus einer Bäckerfamilie, sein Großvater stand in eigener Bäckerei in Salzburg. Nun versuchte der Autor, das Brotbacken für sich zu entdecken und sprach am Ende seiner Suche mit seiner Mutter über die Dinge, über die er schon lange, wenn überhaupt, mit ihr gesprochen hatte.
Ich habe das Buch genüsslich Seite für Seite geschmökert und auch nachdem es ausgelesen war, wirkte es noch einige Tage auf mich fort. Diese Bilder, die dabei entstanden waren, die Begegnungen mit spannenden Persönlichkeiten liefen wie ein Kopfkino vorm inneren Auge ab: Da war man wieder in Marokko und schaute zu, wie Fatima Zohra ihr Brot knetet und ihre Lebensgeschichte erzählt; da unterhält man sich mit ihrem Mann, der das Brot von der Schubkarre auf der Straßen verkauft und dabei erklärt, warum das Brot in Marokko billig ist; da ist man wieder in Albanien und probiert die duftenden Böreks. Da ist man bei Monika Drax in Oberbayern. „Die Drax-Mühle ist eine der ältesten Mühlen Deutschlands – und eine der modernesten.“ S. 224. Ihr Lieblingsrezept von Urkornbrot findet man im Anschluss an das lehreiche Gespräch.
Im allg. Wissensteil findet man u.a. Kurzbeschreibungen von Einkorn, Emmer, Kamut, den Getreidesorten, die in letzten Jahren wieder populärer wurden und sehr gut schmecken. Die schönen Illustrationen in Farbe bilden sie ab, sowie einige Verarbeitungsprozesse, z.B. wie das Mahlen vonstattengeht, oder wie man Teiglinge zu Kaiserbrötchen faltet, oder auch die Zubereitung des Sauerteiges. So hat man alles, was man dazu wissen muss, auf einem Blatt.
Diese Vielfalt, Abwechslungsreichtum, der Ausführungen gepaart mit kritischen Einlagen, was die heutige Lage der Landwirtschaft in Sachen Weizenproduktion und industrielle Brotherstellungsprozesse in größeren Bäckereien angeht, konnte mich auf der ganzen Linie begeistern.
Charmant wurde zum Schluss an die Leser appelliert, beim lokalen Bäckerhandwerkbetrieb um die Ecke sein Brot zu holen, statt Luftikus aus den billigen Aufbackshops.
Das Buch ist toll geschrieben: klarer, schlanker, aussagestarker Schreibstil, der zudem leichtfüßig und leicht humorig rüberkommt, und dem Ganzen das Flair eines guten, gehaltvollen Gesprächs mit einem Freund verleiht.
Dieses Brotbuch ist auch liebevoll gestaltet: Festeinband aus gespanntem Stoff, deren Oberfläche sich etwas rau wie die Kruste eines darauf abgebildeten Brotes anfühlt. Lesebändchen, farblich auf das Coverbild abgestimmt fehlt keineswegs.

Fazit: Es ist ein schönes Werk, innerlich wie äußerlich. Alles passt wunderbar zusammen und hinterlässt einen runden, stimmigen Eindruck. Es ist auch sehr unterhaltsam, eignet sich besonders gut für die Leser, die sich dem Sachbücherlesen erst vorsichtig nähern wollen. Perfekt auch als Geschenk für Freunde und Familie. 5 wohl verdienten Sterne und eine klare Leseempfehlung!