Cover-Bild Barbarische Hochzeit
17,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 317
  • Ersterscheinung: 13.01.2001
  • ISBN: 9783518397275
Yann Queffélec

Barbarische Hochzeit

Roman
Andrea Spingler (Übersetzer)

»Hier ist er, ein großer Könner, er nimmt im Sturme ein… Endlich ein Roman, ein richtiger!« heißt es begeistert in Le Monde. »Dieses köstliche Gefühl, nicht zu wissen, wohin man geführt wird, und doch in sicherer Hand zu sein, in der Hand eines Autors, der die Kunst des Dialogs ebenso spielend beherrscht wie die des Poetischen.« Eine barbarische ›Hochzeit‹ widerfährt Nicole, der 14jährigen Bäckerstochter, die nichtsahnend ohne Wissen der Eltern der Einladung ihres adretten, immer zuvorkommenden Will folgt. Sie schlich sich also davon in dem seligen Gefühl, verliebt zu sein. So fiel sie dem angetrunkenen und nun gar nicht mehr zuvorkommenden Will und seinen Kumpanen in die Hände. Die Folgen dieser Barbarei sind – genaugenommen – konsequent: Nicole wird schwanger. Dem Kind, auf dem Speicher ausgesetzt, gibt man zwar die tägliche Mahlzeit, läßt ihm aber keinerlei Wärme zukommen, bis man es in ein Heim für Debile abschiebt. Ludo – nach einem vorüberziehenden Kutter benannt – ist fünfzehn, als er in der Weihnachtsnacht ausbricht. Noch einmal kommt es zu einer Begegnung zwischen Mutter und Sohn, und da ereignet sich ein gegenseitiges Erkennen.

Der Autor hat der von der Außenwelt in die provinzielle Idylle einbrechenden Brutalität, die das Leben von Mutter und Sohn zerstört, seine Mittel entgegengesetzt, mit denen er von der Hilflosigkeit, diesem Verstoßen- und Alleingelassenwerden erzählt und immer wieder gegen die Verderbtheit der Menschen ankämpft.

Dieser mit Frankreichs berühmtestem Literaturpreis, dem »Prix Goncourt«, ausgezeichnete Roman Yann Queffélecs wurde 1987 von Marion Hänsel verfilmt.

»Yann Queffélec beschreibt in seinem preisgekrönten Roman hochsensibel das Martyrium eines ungeliebten Kindes als bittere Konsequenz von Gewalt und Gegengewalt.« stern

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Lesejury-Facts

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  • Beust hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.05.2019

„Nie hast du Mama zu mir gesagt.“ (S. 145)

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Einer Liebe kann sich jeder Mensch gewiss sein: der Liebe der Mutter zu ihrem Kind. Doch was ist, wenn diese Mutterliebe ausbleibt? Wenn ein Kind von Mutter und Großeltern abgelehnt wird und die Liebe ...

Einer Liebe kann sich jeder Mensch gewiss sein: der Liebe der Mutter zu ihrem Kind. Doch was ist, wenn diese Mutterliebe ausbleibt? Wenn ein Kind von Mutter und Großeltern abgelehnt wird und die Liebe des Kindes unbeantwortet bleibt, weil es die Frucht einer „Barbarischen Hochzeit“ ist - der schwer erträglichen Vergewaltigung einer kau selbst erwachsenen Dreizehnjährigen durch drei besoffene Soldaten?

Yann Queffélec hat für seinen Roman über den ungeliebten Ludo 1985 den Prix Goncourt erhalten - zu Recht. Er lässt den Leser teilnehmen an diesem schrecklichen Leben Ludos, an seinen Qualen und Torturen unter dem Dachboden der herzlosen Großeltern, an den Demütigungen durch die Mutter in seinem neuen Zuhause beim Stiefvater und schließlich an der Erniedrigung als vermeintlich Verrückter unter Irren im Heim für Waisen.

„Nie hast du Mama zu mir gesagt. Weißt du denn wenigstens, daß ich deine Mutter bin?“, fragt Nicole auf Seite 145 - und man würde gerne zurückbrüllen: „Weißt du es denn?“ Oder mit Ludos immer wiederkehrenden Worten: „… und du?“

In der „Barbarischen Hochzeit“ wird schmerzlich deutlich, wie aus dem ersten Verbrechen der Vergewaltigung eines schwärmerischen Mädchens weitere Verbrechen entstehen - und man weiß nicht, welches am schlimmsten ist. Das erste oder das letzte? Ludo ist ein vollkommenes Opfer, ein liebebedürftiger Verlorener, auf dessen Seite man bis zum bitteren Ende steht, als er endlich „Mama“ sagt.

Ein schweres Buch, trotz der naiven Leichtigkeit, die der Roman durch Ludos Blickwinkel auf das Geschehen einnimmt.