Cover-Bild Die Kinder hören Pink Floyd
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 11.02.2021
  • ISBN: 9783462052985
Alexander Gorkow

Die Kinder hören Pink Floyd

Roman

Alexander Gorkows autobiografischer Roman ist ein Wunderwerk der Poesie, das glänzende Portrait einer versunkenen Zeit, zugleich eine Hommage auf unsere Kindheit und die rätselhafte Kraft der Musik in einer Welt voller Risse – zwischen Gesunden und Kranken, Behinderten und angeblich Normalen, zwischen Armen und Reichen, zwischen Ordnung und Chaos.

Die 70er Jahre. Eine Vorstadt. Das Westdeutschland der letzten Baulücken, der verstockten Altnazis, der »ZDF Hitparade«. Das kleine Land weist gepflegte Gärten auf, die Kriegsgräuel sind beiseite geschoben, zum Essen geht es in den Balkan Grill, die Einbauküche daheim überzeugt durch optimale Raumnutzung. Für den 10-jährigen Jungen aber ist es eine Welt der Magie, der geheimen Kräfte, des Kampfs des Bösen gegen das Gute.

Neben brutalen Mitschülern, prügelnden Pfarrern und zynischen Ärzten leben in seiner Phantasie überall weitere Monster: der furchterregende Sänger Heino, ein Mann namens Barzel in einer rätselhaften Stadt namens Bonn sowie die Wiedergänger der Templer aus »Die Nacht der reitenden Leichen« im Dorfkino. Der gute Leitstern aber ist die umwerfende große Schwester – das Kind Nr. 1 der Familie. Sie ist herzkrank und sehr lebenshungrig.

Mit trockenem Humor und großer Aufsässigkeit stemmt sie sich gegen alle Bedrohungen, nicht zuletzt mithilfe der vergötterten Band Pink Floyd aus dem fernen London, den Kämpfern gegen das Establishment, deren Songs alles zum Glänzen bringen. Unter Anleitung von Pink Floyd zieht die Schwester mit ihrem kleinen Bruder in den Kampf, um das Böse zu bannen, sein Stottern, seine Ängste. 

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.03.2021

Ein poetisches memoir

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Wenn ein Autor, der zahlreiche Interviews mit den größten Rockmusikern unserer Zeit geführt hat, sich an seine Kindheit erinnert, entsteht daraus ein Roman, der Erinnerungen weckt. „Die Kinder hören Pink ...

Wenn ein Autor, der zahlreiche Interviews mit den größten Rockmusikern unserer Zeit geführt hat, sich an seine Kindheit erinnert, entsteht daraus ein Roman, der Erinnerungen weckt. „Die Kinder hören Pink Floyd“ im rheinländischen Büderich, zumindest „der Junge“ und seine Schwester, die in ihm die Leidenschaft für diese englische Prog Rock Band geweckt hat, für die beiden der Inbegriff von Rebellion, vom Verlassen der ausgetretenen Pfade der Erwachsenen, bei denen der gruselige Heino läuft. Die Musik ist ein Ventil, um dem miefigen Alltag zu vergessen, lässt hoffen. Auch wenn er die Texte nicht versteht, sich auf die Erklärungen seiner schwerkranken Schwester verlässt, ist da diese Ahnung, dass es da draußen mehr geben muss als den akkurat gepflegten Vorgarten und die neue Einbauküche. Pink Floyd verspricht Veränderung, Freiheit.

Indem er einen Ausschnitt aus seiner eigenen Kindheit beschreibt, nimmt Gorkow aber auch uns mit zurück in die Vergangenheit. Zumindest diejenigen, die damals in einem ähnlichen Alter waren und sich für die Musik begeistert haben, die aus dem englischsprachigen Ausland zu uns kam. Und während ich diese Besprechung geschrieben habe, lief im Hintergrund die "Dark Side of the Moon" LP...

Es ist ein liebevoller Blick zurück, ein poetisches Memoir, als die Welt noch vibrierte, in Ordnung war, die Einteilung in Gut und Böse, Richtig und Falsch noch funktioniert hat, sich aber bereits die ersten Risse gezeigt haben. Das muss zwangsläufig zu dem Epilog führen, in dem zumindest ein Held der Kindheit entzaubert wird. Roger Waters, der mit seinen umstrittenen Äußerungen heute genau den Konservatismus verkörpert, gegen den die Band angesungen hat.

Veröffentlicht am 30.08.2021

warmherzig und klug

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Das Buch war Thema in einer Fernsehsendung und ist deshalb gleich auf meine Wunschliste gewandert. Auch, weil der Hauptdarsteller fast mein Jahrgang ist und Pink Floyd auch zu meiner Kindheit dazugehörte. ...

Das Buch war Thema in einer Fernsehsendung und ist deshalb gleich auf meine Wunschliste gewandert. Auch, weil der Hauptdarsteller fast mein Jahrgang ist und Pink Floyd auch zu meiner Kindheit dazugehörte. Ich erhoffte mir eine Reise in meine eigene Jugend und so einige Gemeinsamkeiten mit mir. Und genau das habe ich auch bekommen.

Erzählt wird aus der Sicht des 10 Jährigen Autors. Ich bin begeistert, mit welcher Feinsinnigkeit und wieviel Augenzwinkern der jugendliche Held seine Welt sieht. Sowohl die der Erwachsenen als auch sein eigene Generation mit all ihren Wünschen und Hoffnungen, werden realistisch beschrieben und erinnerten mich an die gute alte Zeit. Wie eine deutsche Version von Stand by me muteten viele Szenen an. Vor allem die Familie des Jungen ist erwähnenswert und mir schnell ans Herz gewachsen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass die meisten Leser in ihren Plattenschränken gewühlt haben und tatsächlich Pink Floyd auf den Plattenspielen gelegt haben.

Ein warmherziger kluger Rückblick. Hach, wenn man das hier alles liest, kann man sich nicht verkneifen zu denken, damals war doch so manches ein wenig besser.

4,5 Sterne für ein erfüllendes Leseerlebnis. (Das Buch ist natürlich auch für Leute etwas, die diese Zeit in den
70gern nicht selbst erlebt haben.)

Veröffentlicht am 14.07.2021

Eine Kindheit in den Siebzigern

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Der Blick eines zehnjährigen Jungen auf ein sehr westdeutsches Jahr 1976. Wohlhabend und auch relativ wohlbehütet lebt der namenlose Ich-Erzähler mit seiner Familie in Meerbusch-Büderich, gegenüber von ...

Der Blick eines zehnjährigen Jungen auf ein sehr westdeutsches Jahr 1976. Wohlhabend und auch relativ wohlbehütet lebt der namenlose Ich-Erzähler mit seiner Familie in Meerbusch-Büderich, gegenüber von Düsseldorf. Die Geschichte ist vom Autor durchaus autobiographisch angelegt und somit von der eigenen Familiengeschichte Alexander Gorkows inspiriert.
Die große Schwester ist unglaublich cool, Pink Floyd-Fan und herzkrank. So gelassen wie sie mit der Herzkrankheit umgeht, so wie sie es versteht den Vater auf eigentlich harmlose Art und Weise zu provozieren, so wie sie mit dem viel jüngeren Bruder umgeht – ich weiß garnicht, ob ich lieber so wäre wie sie oder sie doch lieber als große Schwester hätte, wenn ich denn nochmal so jung wäre und die Wahl hätte
Die Eltern rauchen Kette und erinnerten mich bei ihren leicht absurden Dialogen oft an Loriot-Sketche. Auch sie ziemlich cool und tolerant gegenüber den Kinder.
Insgesamt also – bis auf die unterschwellige Bedrohung durch die Herzkrankheit der Schwester – ein recht harmonisches Familienleben. Zu kämpfen hat der Junge dennoch: in der Schule, mit seinen Mitschülern, mit dem Stottern.
Erzählt werden eher kleine Anekdoten als eine fortlaufende Handlung, wobei sich die Musik von Pink Floyd wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Überhaupt liegt der Fokus auf der Szenerie und der Stimmung: ein dörfliches Leben in Großstadtnähe, die Endsiebziger Jahre ... alles sehr lebendig beschrieben. Mir hat das sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 28.06.2021

Nicht mein Geschmack

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Der 10-jährige Alexander schaut oft in den Himmel, in der Hoffnung, eines Tages die ikonische Prisma-Pyramide von Pink Floyd zu erblicken. "Schau in die Welt, nicht in den Himmel", sagen die Erwachsenen, ...

Der 10-jährige Alexander schaut oft in den Himmel, in der Hoffnung, eines Tages die ikonische Prisma-Pyramide von Pink Floyd zu erblicken. "Schau in die Welt, nicht in den Himmel", sagen die Erwachsenen, und entreißen ihn regelmäßig aus seinen Tagträumereien. Denn der Junge versucht die Welt so zu verstehen, wie Pink Floyd sie in ihren Texten besingt. Das Buch spielt in einer westdeutschen Vorstadt während der 70er-Jahre und erzählt autobiografisch vom den jungen Jahren des Autors: Alexander selbst stottert, seine Schwester hat wegen Contergan einen Herzfehler. Und Beide zusammen himmeln Pink Floyd an, sehen in der Musik den musikalischen Kampf gegen das Establishment und finden in dieser ein Ventil zur Flucht aus dem trostlosen Alltag. Und so folgen wir Alexander in seinen familiären und schulischen Alltag, ins Kino und in den Balkan Grill, durch seine kindliche Gedankenwelt und vor den heimischen Plattenspieler, der die neuen Platten von Pink Floyd in Dauerschleife abspielt und das ständig politische Gerede der Erwachsenen verstummen lässt.

Das Buch ist so komplex erzählt, dass ich anfangs Probleme hatte in die Geschichte einzusteigen und manchmal Probleme dabei hatte, der teils wirklich bizarren Handlung weiter zu folgen. Es werden so viele Themen angeschnitten und Szenen durcheinandergewürfelt, dass Teile des Buches fast psychedelisch wirken, aber davon leider kaum etwas bei mir ankommt. Humorvolle Wohnzimmer-Szenen vor der ZDF-Hitparade gehen über in abstruse, phantastische Gruselgeschichten über berühmte Persönlichkeiten wie Heino oder The Sweet, die Schwester kritisiert zwischendurch immer wieder mal den Kapitalismus. Alles zusammen wirkt sehr gestaucht und schwer zu folgen, die Gedanken driften im Buch und auch bei mir immer wieder ab.
Positiverweise ist der Roman mit vielen tollen, atmosphärischen Beschreibungen verschiedenster Pink Floyd-Songs hinterlegt, sowie mit geschwisterlichen Versuchen von Interpretationen der Texte und Plattencover. Für mich als langjähriger Pink Floyd-Fan ein großer Pluspunkt.
Dennoch fürchte ich, das Konzept des Romans nicht ganz verstanden zu haben, aber irgendwie hat mich das Werk doch gut unterhalten. Pink Floyd bleibt zeitlos und die Kinder werden hoffentlich auch weiterhin Pink Floyd hören, doch das Buch wird mir sicher nicht lange im Gedächtnis bleiben, leider.

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