Cover-Bild Schiff oder Schornstein
19,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Kremayr & Scheriau
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 04.02.2019
  • ISBN: 9783218011549
Andrea Stift-Laube

Schiff oder Schornstein

Franziska ist verschwunden. Das ist sie schon öfter. Dann sagt man, sie ist wohl wieder irgendwo Tiere befreien, im Wald, am Nordpol, irgendwo auf einem Schiff. Aber dieses Mal kommt sie nicht mehr zurück. Sie ist spurlos verschwunden und niemand weiß, was passiert ist. Ihre Schwester Ila begibt sich auf die Suche, wühlt in ihrer beiden Vergangenheit und trifft den Umweltaktivisten Konstantin, der unglücklich in Franzi verliebt ist. Ila und Konstantin werden Freunde und bewältigen ihre Trauer in einem schrägen Kunstprojekt, das ein Statement gegen Massentierhaltung und Fleischkonsum sein soll: einem Online-Versand für Katzenfleisch.Andrea Stift-Laube gelingt es, trotz psychologischer Detailaufnahmen und liebevoll gezeichneter Charaktere ins Makabre zu kippen, und das gänzlich unaufgeregt. Dabei zeigt sie auferschreckende Weise den kaum hinterfragten Wahnwitz unseres Gesellschaftssystems angesichts Klimawandels und Ressourcenknappheit."Seit Franziska weg ist, habe ich die Verpflichtung, die Welt zu retten. Weil es ja sein könnte, dass sie eines Tages wiederkommt. Und mich fragt, was ich inzwischen so gemacht habe."

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.03.2019

Quo vadis, Franziska - quo vadis, Erde?

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Mit einer abwechselnd romantisch verklärten und vorsichtig idealisierten Erzählung nähert sich Autorin Andrea Stift-Laube einer der aktuellen Fragen unserer Zeit: Sollten wir Menschen unser Essverhalten, ...

Mit einer abwechselnd romantisch verklärten und vorsichtig idealisierten Erzählung nähert sich Autorin Andrea Stift-Laube einer der aktuellen Fragen unserer Zeit: Sollten wir Menschen unser Essverhalten, unseren Fleischkonsum, nicht auch unter ethischen Gesichtspunkten beurteilen und überdenken?

Klar, das “Hauptproblem” ist der Klimawandel. Oder zumindest die wohl global ausgeprägteste Bedrohung für unseren Lebensraum. Mit Schuld daran ist auch, wie wir unsere großen Mengen Fleisch produzieren. Dazu braucht es auch im Jahrhundert der 3D-Drucker ja noch immer lebende Tiere, die gezeugt und aufgezogen werden müssen. Das verschlingt Ressourcen.

Und der Konsum steigt, in Summe gesehen. Zudem gibt es für jeden Einzelnen klare Grenzen beim Fleischessen - nicht immer Mengenmäßig, aber doch was die Art anbelangt. Welcher Geflügelliebhaber würde schon seinen eigenen Papagei grillen?

Doch zurück zum Buch, in dem wir anhand von wenigen, wichtigen Figuren vor Augen geführt bekommen, wie sehr sich die Dinge doch gleichen: Seit Jahrzehnten sind die Probleme bekannt, seit Jahrzehnten wird gesagt, tun wir doch etwas gegen beispielsweise den Ozonschwund oder Kernkraft oder übermäßigen Fleischkonsum oder die Überfischung der Meere oder das Artensterben im Tierreich. Alles nicht neu, aber dennoch fast nicht zu glauben, dass es in diesen Bereichen schon so lange keine oder kaum Fortschritte gibt.

Auch die Schwestern Ila und Franziska, wenn sie denn real wären, könnten das nicht glauben. Sie leben in einer österreichischen Kleinstadt und engagieren sich auf ihre Weise mit Aktivisten und Gleichgesinnten für weniger Verschwendung und achtsameren Umgang mit Tieren. Der Leser verfolgt in Etappen ihr Leben vom Volksschulalter bis aus ihnen erwachsene Frauen geworden sind, die man auch dadurch erst verstehen kann, weil man ihre Kindheit und Jugend kennt.

Doch dann tritt ein unvorhergesehenes Ereignis in das Leben der beiden und derer die sie kennen und die ganzheitliche Sichtweise wird brutal überschattet von den Probleme eines Einzelnen. Ist man egoistisch oder ist das nur natürlich, wenn man selbst als Teil des “Großen Ganzen” dann manchmal doch eigene Bedürfnisse darüber stellt?

Der Roman gibt hier versteckt noch weitere Denkanstöße und regt auch lange nach der Lektüre selbst noch zu spannenden und kontroversen Diskussionen an. Vielleicht erkennt sich der eine oder andere Leser dann sogar in einem Protagonisten aus dem Buch wieder.

Veröffentlicht am 03.03.2019

Ein Buch wie eine gespaltene Persönlichkeit

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Soeben habe ich das Buch beendet und frage mich nun ratlos, wie ich meine Rezension formulieren soll. Denn das Buch verwirrt mich über die Maßen. Vielleicht sollte ich schreiben, dass mich das Buch von ...

Soeben habe ich das Buch beendet und frage mich nun ratlos, wie ich meine Rezension formulieren soll. Denn das Buch verwirrt mich über die Maßen. Vielleicht sollte ich schreiben, dass mich das Buch von Anfang an in die Irre gelockt, mich vorsätzlich getäuscht hat. Mit seinem Titel zum Beispiel. Mit dem ich gar nichts anfangen konnte. Oder mit dem Cover, mit dem tiefschwarzen Umriss einer Katze mit leuchtend gelben Augen. Ein Katzenbuch, hatte ich zunächst gedacht, ein humorvolles vielleicht. Auf jeden Fall ein sympathisches Buch – so hatte ich gedacht. Und jetzt ist das Buch beendet, und ich bin voller Zorn, Ekel, Abscheu, Entsetzen. Und gleichzeitig lache ich über all die skurrilen Einfälle, über die leichtfüßig geschriebenen Episoden, über witzige und liebevolle Detail-Beobachtungen.
Worum geht es? Der Verlag formuliert es so: „Franziska ist verschwunden. Das ist sie schon öfter. Dann sagt man, sie ist wohl wieder irgendwo Tiere befreien, im Wald, am Nordpol, irgendwo auf einem Schiff. Aber dieses Mal kommt sie nicht mehr zurück. Sie ist spurlos verschwunden und niemand weiß, was passiert ist. Ihre Schwester Ila begibt sich auf die Suche, wühlt in ihrer beider Vergangenheit und trifft den Umweltaktivisten Konstantin, der unglücklich in Franzi verliebt ist. Ila und Konstantin werden Freunde und bewältigen ihre Trauer in einem schrägen Kunstprojekt, das ein Statement gegen Massentierhaltung und Fleischkonsum sein soll: einem Online-Versand für Katzenfleisch…“
Das Buch kommt mir vor wie eine gespaltene Persönlichkeit: So wie das Buch aus zwei Perspektiven geschrieben ist, nämlich aus der von Ila, der Schwester, und Konstantin, dem stumm Liebenden, so werden genauso gespalten einerseits einfache, teils idyllische Kindheitserinnerungen und tier- und naturliebende Erinnerungen erzählt, andererseits brutalste, schier unerträgliche Details von Tiermisshandlungen, Vogeltötungen, Kükenmuser. Eben hat sich der Leser lächelnd und entspannt zurückgelehnt, schon jagt einem die scharfzüngige Autorin hinterrücks ein Messer mitten ins Herz.
Und ebenso gespalten bleibt mein Urteil: Gekonnt geschriebene Passagen, zu Herzen gehend, psychologisch feinfühlig, wechseln mit extremen Hässlichkeiten sowohl sprachlich („heißer Scheiß“) als auch inhaltlich (Fliegen mit der Lupe verbrennen). Ob mit solch einer uneinheitlichen wirren Mischung wirklich mehr Umweltbewusstsein zu wecken ist? Aber vielleicht wollte die Autorin etwas ganz anderes? Ich weiß es nicht. Ich bleibe verwirrt.