Cover-Bild Jahre später
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17,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Seelenleben
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 29.01.2018
  • ISBN: 9783462047769
Angelika Klüssendorf

Jahre später

Roman
Die Anatomie einer toxischen Partnerschaft.

Mit »Das Mädchen« und »April« – beide auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis – schrieb Angelika Klüssendorf die Geschichte einer starken jungen Frau, die ihren Weg geht unter widrigen Umständen. »Jahre später« erzählt nun von der intensivsten, aber auch zerstörerischsten Beziehung des erwachsenen Mädchens April – ihrer Ehe.

Auf einer Lesung lernt sie einen Mann kennen, der April zunächst durch seine dreist raumnehmende Art auffällt. Es ist nicht Sympathie, die sie zusammenführt. Es ist eine andere Form der Anziehung: Intensität. Angelika Klüssendorf erzählt, wie eine Liebe zwischen zwei radikalen Einzelgängern entsteht, die beide mit ihren eigenen Mitteln versuchen, ins Soziale zu finden und zu sich selbst. Es ist eine Geschichte von der Bereitschaft, sich zu öffnen, von glühender Gemeinsamkeit, aber auch den unaufhaltsamen Fliehkräften, die das Paar auseinandertreiben. Ohne jemals Partei zu ergreifen oder seine Figuren zu denunzieren, entwickelt »Jahre später« die Anatomie einer toxischen Partnerschaft. Als Leser wünscht man bis zuletzt, dass es gelingen möge, und zugleich, dass es endlich ein Ende hat mit den beiden. Ein Buch, das keinen Moment lang unberührt lässt.

»Lebensprall und traurig, unsentimental und präzise, mit großer Lakonie: ein Meisterwerk« Die Jury des Deutschen Buchpreises 2014 über Angelika Klüssendorfs »April«

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2019

Eine Kindheit, die fassungslos macht

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Angelika Klüssendorf schrieb die Romanreihe rund um ein junges Mädchen, dass eine grausame Kindheit erlebt, sich aber Stück für Stück zurück ins Leben kämpft. Das Mädchen erschien 2011, April 2015 und ...

Angelika Klüssendorf schrieb die Romanreihe rund um ein junges Mädchen, dass eine grausame Kindheit erlebt, sich aber Stück für Stück zurück ins Leben kämpft. Das Mädchen erschien 2011, April 2015 und der dritte Teil, Jahre später, 2018 bei Kiepenheuer und Witsch.

DAS MÄDCHEN
Sie ist zwölf Jahre alt und erlebt eine tragische Kindheit an der Seite ihres jüngeren Bruders Alex in der ehemaligen DDR. Sie kommt aus ärmlichen Verhältnissen und ist der Unzufriedenheit ihrer Mutter ausgesetzt. Diese ist alkoholkrank, tyrannisiert ihre Kinder, indem sie sie beleidigt, demütigt und prügelt. Der Vater, ebenfalls ein Trinker, ist fast nie da. Um all das ertragen zu können, flüchtet sich das Mädchen in fantastische Kinderbücher und Märchen.

Immer wieder versucht sie von zuhause auszureißen, landet am Ende aber doch wieder in ihrer lieblosen Familie. Sie lebt zeitweise in einem Kinderheim, in dem sie andere Kinder kennen lernt, die ähnlich schlimme Erfahrungen in ihrem Elternhaus machen mussten. Wirklichen Anschluss aber findet sie nicht. Sie klaut, träumt sich in Fantasiewelten und versteckt ihren dürren Körper unter Schichten von Kleidung. Der Versuch, sich das Leben zu nehmen, zeigt ihre Aussichtslosigkeit.

APRIL
Es sind die späten Siebziger in Leipzig. Inzwischen nennt sie sich April und ist erwachsen geworden. Ihre traumatische Vergangenheit versucht sie hinter sich zu lassen, was nicht immer gelingt. Sie beginnt ein neues Leben, eines als selbstbestimmte Frau mit eigenen Bedürfnissen und Interessen. Ihre Zeit im Heim ist vorüber, die Lehre hat sie abgebrochen und arbeitet nun als Büroangestellte. Immer noch kommt sie an Grenzen und umstößt diese.

Sie verliebt sich in Hans, die beiden werden ein Paar und leben zusammen. Er akzeptiert sie, wie sie ist und gibt ihr das Gefühl, genug zu sein. Beide bekommen einen Sohn, Julius. Anfangs noch ängstlich, von ihm verlassen zu werden, wird April selbstbewusster und bald ist sie es, die verlässt. Vorher aber steht die Ausreise aus der DDR, in den Berliner Westen an. Die qualvollen Kindheitsmomente klingen nie ganz ab und machen der jungen Frau nach wie vor das Leben schwer. Erinnerungen, Verluste und Enttäuschungen haben sie geprägt. Dieser Teil endet zu Beginn der Achtziger Jahre.

JAHRE SPÄTER
Inzwischen ist April dreißig Jahre alt. Auf einer Lesung in Hamburg lernt sie den Chirurgen Ludwig kennen und beide werden ein Paar. Er ist penetrant, ja manchmal schon dreist in seiner Art und Weise, sie zu umgarnen. Beide erleben eine intensive Zeit, in der sie Telefonstreiche bei Ludwigs Kollegen begehen und auch vor Diebstählen nicht zurück schrecken. Ludwig und April heiraten und bekommen einen Sohn, Samuel.

Die Zweisamkeit brauchen beide und können sie doch nicht ertragen. Die Beziehung hat etwas sehr Ungutes und treibt sie mehr und mehr auseinander. April kämpft gegen Depressionen und die Dämonen ihrer Vergangenheit und muss sich immer wieder mit ihrer Ehe auseinandersetzen, in der sie sich gefangen fühlt. Sie genießt die Aufmerksamkeit Fremder und lernt so andere Männer kennen, überschreitet auch dort wieder Grenzen und hat doch kein schlechtes Gewissen. Zu unglücklich ist sie in der Verbindung mit Ludwig. Neben all dem, versucht sie ihren Söhnen eine bessere Mutter zu sein, als ihre eigene es war.

MEISTERHAFT UMGESETZT
Die Trilogie wurde von Klüssendorf meisterhaft umgesetzt und berührt vom ersten bis zum letzten Band. Die Erzählweise ist klar und sachlich, gut strukturiert und verliert sich nicht in Einzelheiten. Die dargestellten Situationen zeichnen sich durch Prägnanz und Nüchternheit aus. Zwischendurch war es für mich schwer zu ertragen, die Szenen im ersten Band lesen zu müssen. Dennoch möchte man als Leser wissen, wie das Leben des jungen Mädchens weiter verläuft und ob sie es schafft, aus der Negativspirale auszubrechen.

Durch ihre immense Sachlichkeit gelingt es Klüssendorf, nicht zu sentimentalisieren und somit nicht zu beeinflussen. Ganz von selbst bahnt sich die Geschichte von April ihren Weg in die Herzen der Lesenden. Die Bücher überzeugen durch ihre Kraft und Authentizität, ihre Schonungslosigkeit und Bündigkeit. Eine ganz klare Empfehlung meinerseits.

Veröffentlicht am 07.06.2018

Es ist so beruhigend, ein Niemand, ein Nichts zu sein...

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Auf einer Lesung lernt die literaturbegeisterte April den Chirurgen Ludwig kennen.
Er ist kein Mann, der durch sein attraktives, gepflegtes Auftreten besticht. Er beeindruckt April durch seine überlegene ...

Auf einer Lesung lernt die literaturbegeisterte April den Chirurgen Ludwig kennen.
Er ist kein Mann, der durch sein attraktives, gepflegtes Auftreten besticht. Er beeindruckt April durch seine überlegene Art.
Da die beiden in verschiedenen Städten Deutschlands wohnen, entsteht zunächst eine Brieffreundschaft.
April schreibt währenddessen an ihrem ersten Buch und kümmert sich mehr schlecht als recht um ihren pubertären Sohn Julius. Bis Ludwig eines Tages vor ihrer Haustür steht und deutlich macht, er will nicht mehr ohne sie sein. Euphorisch gibt sich das Paar ihren Gefühlen hin und begibt sich auf die Überholspur.
Julius ist alles andere als begeistert von der neuen Beziehung seiner Mutter. Er zweifelt. Seine Mutter ist noch nicht mal in der Lage, sich vernünftig um ihn zu kümmern, geschweige denn um sich selbst. Dazu nun noch Mann? Kann das gut gehen...?

Nach "Das Mädchen" und "April" gibt uns Autorin Angelika Klüssendorf in "Jahre Später" erneut die Chance, das Leben der Einzelgängerin April zu beobachten.
Auch dieser Roman der Autorin ist geprägt von Extremen, Verzweiflung und unbändiger Stärke.
Denn wenn April etwas ausmacht, ist es ihre innere Stärke. Doch ist Ludwig ihr überhaupt auf Dauer gewachsen?
Ihre bewegende Vergangenheit hat deutliche Narben hinterlassen und sie sehr geprägt. Doch immer wieder findet sie Aspekte, die das Leben lebenswert machen. Zumindest für den Moment...

"Jahre später" ist keine leichte Kost. Angelika Klüssendorf erwartet von ihren Lesern eine ähnliche Stärke, wie April sie hat.
Frau Klüssendorf schreibt leise und dabei so präzise, dass der Leser mit voller Wucht der Worte getroffen wird.
Während der Lektüre dieses "Beziehungsromans" muss man immer wieder schlucken, verarbeiten und begreifen, wie Menschen so leer und doch so voller Dämonen sein können. Die Personen sind einerseits verletzlich sensibel, andererseits schrecklich brutal. Dieser gelungene Spagat ist das perfekte i-Tüpfelchen.
April und Ludwig zu beobachten, tut weh mit der Zeit beinahe weh. Und doch ist man so fasziniert, dass man nicht aufhören kann, darüber zu lesen.

Der Autorin gelingt es erneut, ihren Charakteren auch zwischen den Zeilen Gestalt zu verliehen.
Zwar erschafft sie ein klares Bild der Personen, doch lässt sie dabei auch Spielraum für unsere bunte Fantasie. Sprachlich ist jeder ihrer Romane ein Genuss und lässt den Leser berauscht durch das Buch tanzen.
Angelika Klüssendorf ist einfach eine meisterhafte, äußerst kluge Autorin, die ihr Handwerk absolut versteht. Bravo!

Veröffentlicht am 09.04.2024

Anatomie einer Ehe

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April ist jetzt 30 Jahre alt und angehende Schriftstellerin. Sie lebt immer noch in Berlin, ihr Sohn Julius ist bereits im Teenageralter. Bei einer Lesung lernt sie den charismatischen Chirurgen Ludwig ...

April ist jetzt 30 Jahre alt und angehende Schriftstellerin. Sie lebt immer noch in Berlin, ihr Sohn Julius ist bereits im Teenageralter. Bei einer Lesung lernt sie den charismatischen Chirurgen Ludwig kennen, dessen besitzergreifende Art ihr imponiert. Als er ihr einen Antrag macht, scheint für April ein normales bürgerliches Leben möglich. Sie zieht zu ihm nach Hamburg und heiratet ihn, obwohl sie ihn nicht liebt. Bald fühlt sie sich unglücklich, sieht ihre Träume entschwinden, daran ändert auch die Geburt des gemeinsamen Kindes Samuel nichts. Doch was will sie eigentlich, welche Träume hat sie? Es folgen Trennung, Rückkehr nach Berlin und ein erbitterter Scheidungskrieg – und April ist immer noch unglücklich …

Angelika Klüssendorf ist eine deutsche Schriftstellerin, die 1958 in Ahrensburg/Schleswig Holstein geboren wurde und in der DDR aufwuchs. 1985 übersiedelte sie nach Westdeutschland. Sie schrieb einige Erzählungen und Romane, darunter die Trilogie „Das Mädchen“, „April“ und „Jahre später“, die wegen ihrer außergewöhnlichen Sprache in Literaturkreisen große Beachtung fanden und für die sie zahlreiche Ehrungen und Preise erhielt. Die Autorin hat zwei Kinder und war mit dem Vater ihres Sohnes, dem Journalisten und FAZ-Mitherausgebers Frank Schirrmacher, verheiratet. Seit 2017 ist der Schriftsteller Torsten Schulz ihr zweiter Ehemann.

In „Jahre später“, dem dritten Band der stark autobiografischen Reihe, können wir das Leben der inzwischen erwachsenen April weiter verfolgen und sie in ihrer schwierigen Ehe begleiten. Noch immer ist sie einzelgängerisch, voller Extreme und häufig verzweifelt, aber dennoch voller Kraft und innerer Stärke. Als Ehefrau ist sie auf Dauer ihrem narzisstischen Mann, der sich oft nicht im Griff hat und sich in Lügen verstrickt, nicht gewachsen. Die Pressekritik erlaubte sich dabei, zwischen Aprils Ehemann, dem Chirurgen Ludwig, und Klüssendorfs erstem Ehemann Frank Schirrmacher Parallelen zu ziehen.

Es ist keine leichte Kost, die uns die Autorin hier serviert. Ihr Schreibstil ist präzise und unverblümt, dabei jedoch immer zurückhaltend, leise und diskret. In den kurzen Sätzen ohne schnörkelige Umschreibungen kommt die innere Zerrissenheit, in der sich April befindet, sprachlich gut zum Ausdruck. Die zwischenmenschlichen Beziehungen der Protagonisten sind manchmal sehr sensibel und gefühlvoll, dann aber wieder voll brutaler Gleichgültigkeit und zerstörerischem Misstrauen. Da Klüssendorf nicht verurteilend schreibt, bleibt dem Leser genügend Raum für eigene Gedanken.

Fazit: Gut gelungener, logischer und stimmiger Abschluss dieser lesenswerten Trilogie.

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Veröffentlicht am 28.12.2019

Die Anatomie einer toxischen Beziehung

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Ich habe „Jahre später“ gelesen, ohne die beiden Vorläuferbände zu kennen. Die dreißigjährige April ist Schriftstellerin und lebt mit ihrem pubertären Sohn Julius in Berlin. Auf einer Lesung lernt sie ...

Ich habe „Jahre später“ gelesen, ohne die beiden Vorläuferbände zu kennen. Die dreißigjährige April ist Schriftstellerin und lebt mit ihrem pubertären Sohn Julius in Berlin. Auf einer Lesung lernt sie Ludwig kennen, einen Chirurgen aus Hamburg. Es entsteht eine Brieffreundschaft – und schließlich eine Beziehung. Diese basiert vor allem auf gegenseitiger Anziehung, eine richtige Liebe entsteht nicht zwischen den beiden. Die beiden Einzelgänger finden zueinander – April wird schwanger, sie heiraten, April zieht nach Hamburg. Durch dieses neue Leben scheint April Julius größtenteils zu vergessen und sich selbst zu überlassen. Auch schon vorher kümmert sie sich wenig um ihn – und so ist es nicht überraschend, dass dieser schließlich zum Vater zieht. Das Kind mit Ludwig, ein Sohn, wird von April mehr geliebt, diesmal kann sie sich in ihrer Rolle als Mutter mehr entfalten, da sie einen Mann an ihrer Seite hat, der sie finanziell unterstützt – doch auch diese Freude hält nicht lange an. Ludwig, der anfangs so erfolgreich und interessant schien, ist in erster Linie Narzisst und lügt seinen Weg durchs Leben. April musste vor allem als Kind sehr viel durchmachen und scheint dadurch sehr distanziert, wird im Buch mehrmals als „starke Frau“ beschrieben. Dies ist sie wohl, zumindest in der Hinsicht, dass sie sich nicht unterkriegen lässt.

Klüssendorf beschreibt sehr distanziert das Kennenlernen, die Beziehung und schließlich deren Zerbrechen und das Danach. Sie schreibt ruhig und flüssig, lässt genug Raum für den Leser, sich selbst etwas dazu zu denken, aber doch mit einer stillen Wucht. Da sie nicht wertend schreibt kann der Leser selbst seine Schlüsse dazu ziehen. Ein sehr lesenswerter Roman über zwischenmenschliche Beziehungen und über das Leben im Allgemeinen. Nach diesem Buch werde ich auch die beiden Vorgängerromane lesen.

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Veröffentlicht am 04.11.2018

emotionale Erpressung

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Meine Meinung zum Buch:
Ich habe zu Beginn mehrere Kapitel gebraucht um mit dem Schreibstil der Autorin warm zu werden: Sie schreibt sehr sprunghaft, wechselt mitten im Thema plötzlich auf ein anderes ...

Meine Meinung zum Buch:
Ich habe zu Beginn mehrere Kapitel gebraucht um mit dem Schreibstil der Autorin warm zu werden: Sie schreibt sehr sprunghaft, wechselt mitten im Thema plötzlich auf ein anderes und da ich die Vorgänger-Bücher nicht kannte, war es für mich mühsam in die Geschichte hineinzufinden. April hat ein hartes Leben, das sie irgendwie zu meistern versucht, manchmal gelingt es ihr besser, dann wiederum gar nicht. Ludwig war mir von Anfang an suspekt und äußerst unsympathisch und die Beziehung zwischen Ludwig und April ist gekennzeichnet von Druck, emotionaler Erpressung und gegenseitiger Abhängigkeit. Ich habe mitgefiebert, ob April sich jemals wieder von ihm lösen kann, vor allem nach der Geburt von Sam, da er ihr nicht guttut. Schade, dass sie ihre Freude zum Schreiben komplett verloren hat und die Umsetzung ihre Gedanken zu verwirklichen nicht gelingt.