Tolle Unterhaltung mit einer Omma zum verlieben!
Inhalt:
Die Omma ist eine Ruhrpottikone. Sie war mal Wirtschafterin im Puff, bis sie den brutalen Zuhälter nicht mehr ertragen und ihn kurzerhand mit einer Flasche Korn erschlagen hat. Als die Mitzi, ehemalige ...
Inhalt:
Die Omma ist eine Ruhrpottikone. Sie war mal Wirtschafterin im Puff, bis sie den brutalen Zuhälter nicht mehr ertragen und ihn kurzerhand mit einer Flasche Korn erschlagen hat. Als die Mitzi, ehemalige Prostituierte und enge Vertraute der Omma, plötzlich stirbt, bricht die Omma alle Zelte in Essen ab und zieht zu ihrer Enkelin Bianca. Nach Berlin-Kreuzberg. Bianca wundert sich sehr, dass die vitale Mitzi plötzlich tot sein soll und die Omma ihr geliebtes Essen verlässt. Bianca stellt immer mehr Fragen - bis sie eine Antwort erhält, die sie nicht hören wollte ...
Meinung:
Ich habe mich schon so ein bisschen in die Omma und das Buch verliebt. Denn begrüßt wird der Leser mit einem Zitat aus dem Song "The Fear" von Lily Allen. Ein perfekter Einstieg in ein unfassbares Leseabenteuer.
Bianca, geflohen aus dem Pott in die Hauptstadt um zu strahlen und zu glänzen, kommt irgendwie nicht so ganz voran im Leben. Doch das ist nicht weiter wild, denn es gibt Baklava und sie beglückt die Welt mit schönen Schlüppis - zumindest in ihren Augen. Doch dann stirbt die Mitzi, beste Freundin ihrer Omma und eigene enge Vertraute. Und ab dem Punkt fängt das Schlimmste erst an. Denn kurzerhand zieht die Omma nach Berlin zu ihrer Enkelin. Doch Bianca kann das mit Mitzi immer noch nicht so ganz glauben und spürt, dass da etwas faul ist. Doch wie faul, dass hätten weder Bianca noch ich jemals erraten können.
"Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte" kann so einiges. Es ist witzig, humorvoll, tragisch, unglaublich und immer wieder brüllend komisch. Denn dass das Leben kein Ponyhof ist, das merkt man hier. Und doch muss man nicht immer alles so ernst nehmen, denn mit ein bisschen Samtkragen intus, läuft die ganze Sache auch runder.
Wie der Titel deutlich zeigt und die Inhaltsangabe beschreibt, so geht es auch viel um Prostitution. Doch nicht im fingerzeigenden Stil, sondern auf eine ganz eigene Art einfühlsam. Es ist schockierende, machte mich stellenweise neugierig und irgendwo verständlicher. Doch es geht auch um die Familie, die eigene Identität und dass nicht immer alles im Leben so ist wie es scheint. Dass Menschen ihre Fehler haben und man sie so akzeptieren muss, wie sie sind. Und vor allem, dass jeder einen freien Willen hat, den er ausleben darf.
Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut. Im abgewandelten Stil der Zigarettenmarke Eve schmückt es eine Blumenranke und die Idee mit dem Titel in dem Kästchen für die "Rauchen kann tödlich sein"-Botschaften ist sehr originell. Denn die Omma raucht nur Eve.
Der Schreibstil ist wirklich ganz wunderbar und vereinnahmte mich ab der ersten Seite. Anfangs störte ich mich beim Lesen an dem ausgeschrieben Dialekt, da dieser mir vollkommen unbekannt war, doch gewöhnte ich mich schnell daran und er gehört einfach in dieses Buch.
In einem rasanten Tempo fliegt man als Leser nur so durch die Geschichte und fiebert mit den Charakteren mit.
Anna Basener hat es geschafft, dass ich mich als Leser nicht mit den Charakteren identifizieren konnte, aber das sollte ich auch gar nicht! Ich habe das Gefühl, dass wirklich alle Charaktere seit Urzeiten im Hintergrund gewartet haben, um in diesem Buch mitspielen zu können. Es passt alles wie die Faust aufs Auge, hier hat der Deckel seinen Topf gefunden. Und ich liebe es!
An manchen Stellen war es mir persönlich ein wenig zu derb. Doch das ist mein ganz persönlicher Geschmack und ich möchte nicht, dass daran etwas geändert wird! Denn so funktionier dieses Buch einfach am besten.
Von daher bekommt dieses Buch verdient 4.5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung für jeden da draußen. Denn nullachtfünfzehn kann doch wirklich jeder.