Cover-Bild Weiße Nacht
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Sonstiges
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 159
  • Ersterscheinung: 16.08.2021
  • ISBN: 9783518430170
Bae Suah

Weiße Nacht

Roman
Sebastian Bring (Übersetzer)

Die 28-jährige Ayami ist Assistentin im einzigen Hörtheater von Seoul, nun wird es für immer geschlossen. Ohne eine Vorstellung davon zu haben, wie ihr Leben künftig aussehen soll, streift sie bis spät in die Nacht mit dem Theaterdirektor durch die Straßen der Stadt, sie suchen nach einer gemeinsamen verschollenen Freundin und sprechen über Lyrik, Teilzeitjobs und die Vergeblichkeit von Liebe. Am nächsten Tag verdingt sie sich als Dolmetscherin eines gerade angereisten Krimiautors, sie sprechen über Literatur, Fotografie und die Vergeblichkeit, in den Norden zu reisen. Und während die Sommerhitze Seoul in einen Tempel betäubender Mattigkeit verwandelt, hält allmählich die Vergangenheit Einzug und lässt die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Traum zerfließen.

Weiße Nacht ist ein flirrender Fiebertraum, in dem wir eine Welt eintauchen, die unter dem Sichtbaren liegt. Eine Welt, in der mehrere Versionen unserer selbst gleichzeitig existieren und die von Schönheit und Güte und Abgründigem bewohnt ist.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2023

Surreal und fesselnd

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Es ist der letzte Arbeitstag Ayamis in dem einzigen Hörtheater von Seoul. Am morgigen Tag soll es geschlossen werden. Aus einem Radio hört Ayami Stimmen und vor der Tür des Theaters droht ihr ein Mann, ...

Es ist der letzte Arbeitstag Ayamis in dem einzigen Hörtheater von Seoul. Am morgigen Tag soll es geschlossen werden. Aus einem Radio hört Ayami Stimmen und vor der Tür des Theaters droht ihr ein Mann, er wolle sie umbringen. Ihre Deutschlehrerin bittet sie außerdem, für einen bald in Korea ankommenden deutschen Dichter zu dolmetschen. Als Ayami jedoch mit dem Direktor des Theaters die Lehrerin besuchen will, ist diese verschwunden.

Schon der Versuch einer Inhaltsangabe wirkt fragmentarisch und unzusammenhängend. Bae Suahs Roman entzieht sich jeglicher einfachen Wiedergabe. Er ähnelt einem Traum, in dem die Protagonistin Geräusche hört, die sie eigentlich gar nicht hören kann, in dem Radios sich selbst anschalten und Busse ewig im Kreis fahren.

Es ist eine von Hitze und Dunkelheit geprägte Nacht, in der die Geschichte spielt. Weiß beleuchtete Gegenstände tauchen plötzlich in ihr auf. Ein Geschäft, eine Figur, eine Krähe, ein Fisch. Wie auf einer Bühne beleuchtet die Erzählung nur Bestimmtes, lenkt den Blick des Lesers und taucht alles andere in Schwärze.

​“Weiße Nacht” bewegt sich in einer verstörenden fieberhaften Welt, die keinen Boden zu haben scheint und in der alles möglich ist. Strukturen sind in ihr stets im Auflösen begriffen, denn die Grenzen von Realität und Fiktion verschieben sich ständig und gehen ineinander über. Es gibt keine Anfänge und keine Enden und somit ist auch Zeit nicht mehr linear zu verstehen. Stattdessen entsteht eine Erzählstruktur, die von Echos und Parallelen getragen wird. Es drängt sich der Eindruck eines Loops auf, einer komplexen Schleife, in der es zu Überlagerungen und Wiederholungen kommt. Der Roman selbst führt schon zu Beginn den Begriff des Klangschattens ein, der als selbstreflexiv verstanden werden kann, denn seine Szenen, Motive und Figuren ertönen und hallen an späterer Stelle im Roman nach.

​“Weiße Nacht” erzählt, so scheint es, unterschiedliche Versionen einer Geschichte, die sich allesamt miteinander verhaken und voneinander zehren. Identitäten und die Individualität der Figuren haben dabei keine Bedeutung mehr. Denn: “Alles verschwindet so schnell, wie es entsteht. Das gilt auch für Erinnerung. Es kann passieren, dass man aus seinem Haus tritt, zehn Schritte geht, sich umdreht und das Haus, das immer dort stand, nicht mehr existiert. Man findet es nie mehr. Das Gleiche kann auch mit Menschen geschehen.”

​Bae Suah hat einen außergewöhnlichen Roman geschrieben, der sich an die Grenzen der Literatur heranwagt. Unter seiner fieber- und traumhaften Atmosphäre lösen sich die Vorstellungen von Realität und Wirklichkeit auf. Was bleibt, ist eine wunderbar surreale Welt, die den Leser gefangen hält und ihn auch nach der letzten Seite des Buches nur schwer wieder loslässt.

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Veröffentlicht am 21.09.2021

Surreal- halluzinierend - fantastisch

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"Weiße Nacht" beginnt mit dem letzten Tag Ayamis im einzigen Akustiktheater Seouls, bevor das Theater aufgrund mangelndem Interesse seitens der Öffentlichkeit geschlossen wird. Komplett perspektivlos zieht ...

"Weiße Nacht" beginnt mit dem letzten Tag Ayamis im einzigen Akustiktheater Seouls, bevor das Theater aufgrund mangelndem Interesse seitens der Öffentlichkeit geschlossen wird. Komplett perspektivlos zieht sie die darauf folgende Nacht mit dem Theaterdirektor durch die kochend heißen Gassen Seouls, durch eine bizarre Welt, deren Grenzen von Realität und Fiktion verschwimmen.

Was für eine Stimmung hier herrscht! Der Roman liest sich wie ein surrealer Traum, ist diffus, magisch, halluzinierend, wunderlich. Oder wie es Ayami formuliert: "Es ist, als sei man in einem Traum. [...] Wohin gehen wir?" (S.65). Tatsächlich weiß man nicht, wohin es geht, man kann sich ausschließlich von den Protagonisten und deren Gedanken durch diesen beinahe luftleeren Raum mitziehen lassen - eine gewisse Richtung lässt sich kaum erahnen.
Begebt euch mit den Protagonisten auf Streifzüge durch eine vollkommen schwarze und verlassene Stadt, in der Dinge nur schemenhaft erkennbar sind, flimmernde Träume und Visionen aufleuchten, wo Zeit und Realität verschmelzen, Doppelgänger auftreten und man nie weiß, wer wirklich wer ist. Lasst eure Gedanken zerfließen, lasst euch auf das Spiel mit den Darstellern ein, gebt euch dem Sog hin. Die Sprache ist hochwertig, aber zugänglich - doch das Verstehen ist fordernd. Bestimmte Phrasen und Wörter werden kontinuierlich wiederholt, stellen aber immer wieder neue Sinnzusammenhänge her. Die Handlung, in kleinen Happen serviert, dehnt sich aus und zieht sich pulsartig wieder zusammen. Die Handlungsfetzen scheinen Symbiosen zu bilden, und trennen sich kurz darauf doch wieder, schweifen ab - alles ist in Bewegung und steckt zugleich irgendwie fest. Ich weiß nicht, wie man dem Buch gerecht werden könnte, ich weiß nicht, wie ich das Buch sonst beschreiben könnte. Es war ein total außergewöhnliches Lesevergnügen, ein abstraktes Kunstwerk in Buchform, ein verrücktes Buch - lasst euch darauf ein. Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 23.07.2021

Ein wertvolles und spezielles Buch

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Meine Meinung :
Dieses Buch ist eines der wertvollsten, dennoch aber auch eines der skurrilsten Bücher in meinem Bücherregal und das obwohl es auch ein sehr ruhiges ist. In den letzten Jahren habe ich ...

Meine Meinung :
Dieses Buch ist eines der wertvollsten, dennoch aber auch eines der skurrilsten Bücher in meinem Bücherregal und das obwohl es auch ein sehr ruhiges ist. In den letzten Jahren habe ich eine große liebe für die koreanische Literatur entwickelt, da hierbei immer eine ganz eigene Art und Mystik, aber auch tiefgründige Gesellschaftskritik verborgen ist und auch dieses mal hat mich der koreanische Roman "Weiße Nacht " nachhaltig beeindrucken können.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr reduziert, von einer unheimlichen Klarheit und Zielstrebigkeit und vermittelt gerade dadurch eine enorme Aussagekraft, die aber gerade die zarten und emotionalen Momente einzufangen weiß.
Hinzu kommen ebenso skurrile, wie nachvollziehbare Gedankengänge und Charaktere die mir noch sehr lange im Gedächtnis bleiben werden, denn diese wissen die so wichtige Geschichte perfekt zu transportieren und haben mich wirklich zum Nachdenken angeregt!

Mein Fazit :
Eine große, einmalige Leseempfehlung! !

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Veröffentlicht am 20.07.2021

Eine ungewöhnliche Geschichte - lesenswert

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Ayami ist 28 Jahre jung und heute ist ihr letzter Tag im Hörtheater von Seoul, das für immer geschlossen wird. An diesem Abend ist Ayami mit dem Direktor des Theaters verabredet und erhält einen ...

Ayami ist 28 Jahre jung und heute ist ihr letzter Tag im Hörtheater von Seoul, das für immer geschlossen wird. An diesem Abend ist Ayami mit dem Direktor des Theaters verabredet und erhält einen Anruf von ihrer Freundin Yoni, die sie bittet am nächsten Tag einen Dichter vom Flughafen abzuholen und ihm behilflich zu sein. Dieser gemeinsame Abend mit dem Direktor führt die junge Frau auf einen Streifzug durch die Nacht und die Suche nach ihrer Freundin.

Diese ungewöhnliche Geschichte hat mir sehr gefallen. Ayami fehlt die Perspektive für ihr weiteres Leben und sie diskutiert in dieser Nacht über Liebe, Einsamkeit und die Möglichkeiten, die eine junge Schauspielerin in Seoul hat, wenn sie nicht über größere Erfahrung verfügt. Die Atmosphäre dieser vor Hitze flirrenden Stadt beschreibt die Autorin sehr anschaulich. Die Charaktere des Romans bleiben ungewohnt unnahbar, dennoch hat es mir Freude bereitet, Ayami zu begleiten und ihren Gedanken zu folgen. Sie erwartet einen Dichter, der Lyrik mächtig - doch es kommt ein Kriminalautor, der unter dem Druck steht, ein neues Manuskript abzuliefern. Sie sprechen über Träume, erfundene Geschichten und wahre Erlebnisse. Bae Suah hat mit diesem Roman ein Werk geschaffen, das man nicht einfach so nebenbei lesen kann. Wenn man sich der besonderen Umstände dieser Story öffnet, versteht man den Anspruch, den die Autorin hat und begegnet einer wirklich ansprechenden Literatur.

Ich gebe diesem Buch gern 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 12.07.2021

Ein (sur)realer Fiebertraum: Poetisch, vielschichtig und voller Abgründe und Güte

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Bae Suahs deutsches Debüt überzeugt mit einfachen, aber poetischen Worten. Der Schreibstil lässt sich sehr angenehm lesen, was stellenweise ein angenehmer Kontrast zu der Bedeutung der Worte darstellt.

Man ...

Bae Suahs deutsches Debüt überzeugt mit einfachen, aber poetischen Worten. Der Schreibstil lässt sich sehr angenehm lesen, was stellenweise ein angenehmer Kontrast zu der Bedeutung der Worte darstellt.

Man hat das Gefühl in einer Fiebertraum-Schleife gefangen zu sein, da man sich bald in den Wirren wiederkehrender Figuren wiederfindet. So entsteht ein komplexes Geflecht aus verschiedenen (Parallel-)Welten, die man nicht mehr in real oder surreal einzuteilen vermag. 

Dabei wechselt die Stimmung zwischen zart, delirierend, düster, hoffnungsvoll, aufwühlend, melancholisch und noch vielem mehr. Ehe man sich versieht, ist am auf der letzten Seite angekommen und ist überrascht von der Schönheit und Verwundbarkeit der Geschichte. Als wäre einem Ayamis Seele mit aller Schönheit und Hässlichkeit offenbart worden. 

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