vom Suchen und Finden
Nach dem Tod seiner Frau Birgit findet Kaspar in ihren Unterlagen ein Fragment ihres Lebens vor. Birgit schreibt seit Jahren an einem Roman, den er nicht zu lesen bekam. Nun findet er ihre Gedanken und ...
Nach dem Tod seiner Frau Birgit findet Kaspar in ihren Unterlagen ein Fragment ihres Lebens vor. Birgit schreibt seit Jahren an einem Roman, den er nicht zu lesen bekam. Nun findet er ihre Gedanken und ihre Gefühle niedergeschrieben. Birgit hatte sich im Osten Berlins in den Westberliner Kaspar verliebt und ihm verheimlicht, dass sie von dem verheirateten Leo schwanger war. Mit Hilfe ihrer Freundin und Krankenschwester Paula hat sie heimlich eine Tochter zur Welt gebracht, die ihre Freundin an der Kirche aussetzen sollte. Kurz danach ist ihre Flucht in den Westen geglückt. Ihr Leben hat sich dadurch radikal geändert, sie hat mehrere Berufe angefangen und nie ihren Weg gefunden. Sie war auf der Suche nach ihrer Tochter, sie hat über Kinderheime in der DDR recherchiert und verstörendes entdeckt, doch wirklich ernsthaft hat sie die Suche nicht vorangetrieben. Kaspar, selbst kinderlos, sucht und findet nicht nur seine Stieftochter sondern auch seine Enkelin. Sie leben in einer völkischen Gemeinde und leben ihre Rechtsradikalität aus. Mit einem Trick gelingt es Kaspar seine Enkelin Sigruns für ein paar Wochen im Jahr nach Berlin zu holen, ihr eine andere Welt, besonders die Musik und das Klavierspielen zu zeigen. Er merkt, dass er bei der Jugendlichen mit Diskussionen und dem Aufzeigen der Wahrheit nicht weiterkommt, sie muss die Wahrheit selbst erkennen, doch reichen dafür die wenigen Wochen?
Die Radikalität der völkischen Gemeinde wie auch der Autonomen in Berlin wird dem geselligen Gemeindeleben, dem Zusammenhalt in ländlicher Umgebung gegenüber gestellt. Wie kann man gewaltbereite zu aufgeschlossen
Menschen umerziehen. Mit Belehrungen wird es nicht gehen, dass hat Kaspar erlebt. Nach der Lektüre kann man die Beweggründe Svenjas, Birgits Tochter, verstehen, dass sie Halt in dieser Gemeinschaft gesucht und gefunden hat. Sigrun ist noch auf der Suche nach ihrem Leben und wie es für sie weitergehen kann.
Bis auf wenige, langatmige Passagen in denen die Aufzeichnungen Birgits beschrieben werden ist es ein spannender und hochinteressanter Roman, der zum Nachdenken einlädt. Schriftstellerisch hervorragend gelungen.